Goldspur

Der Ewigkeit auf der Spur

Initiation, Zeichen, Weihe (Phase 2 des Heldenweges)

Initiation

By on 4. Mai 2020

Initiation

Die Initiation, eine Weihe

Zeichen der Hingabe an das Weibliche (WASSER)

Initiation – die zweite Phase des Heldenweges

Hat der Held/die Heldin die Berufung für den Weg der Liebe erkannt, geht es als nächstes darum, dass er/sie ein erstes klares, nach aussen wahrnehmbares Zeichen für die innere Entscheidung von sich gibt. Die Initiation als zweite Phase des Heldenweges ist damit ein Bekenntnis zum Weg der Liebe und zur Hingabe an das Weibliche, das heisst das Leben in der Materie. 

InitiationHeldenweg2

Initiation – Eintauchen in das grosse Weibliche

Wasser als weibliches Symbol für das Leben und die Liebe

Die Initiation steht sie häufig im Zusammenhang mit Wasser.
Wasser als das Leben gebärende Ur-Element ist das Symbol für das grosse Weibliche und das Unbewusste schlechthin. 
Dazu dieses Zitat von C.G. Jung:

Die mütterliche Bedeutung des Wassers gehört zu den klarsten Symboldeutungen im Gebiete der Mythologie […]. Aus dem Wasser kommt das Leben […]. In den Träumen und Phantasien bedeutet Meer und jedes grössere Gewässer das Unbewusste. Der Mutteraspekt des Wassers koinzidiert insofern mit der Natur des Unbewussten, als dieses (in besonderem Masse beim Manne) als die Mutter oder Matrix [lateinisch für „Gebärmutter”] des Bewussten angesprochen werden kann.[1]

Integration des weiblichen Unbewussten ins Bewusstsein (männlich)

Das Bewusstsein („männlich“), das sich im Leben entwickelt hat, muss alle Aspekte des Weiblichen integrieren, um Ganzheit zu erlangen: die Liebe als die weibliche Seite des Geistes und die Seele/das Leben. Das Leben selber ist Teil des Unbewussten, denn es befindet sich ausserhalb des Bewusstseins des Menschen..

Vereinigung des Bewusstseins mit dem Unbewussten

Mit anderen Worten muss sich der Geist also hinab in die Materie begeben, sogar bis ins Unbewusste, in das Reich der Schatten und des Todes, um sich da ­– im Sterben (des Egos) – mit dem Unbewussten in Liebe zu vereinen (s. Die Heilige Hochzeit).

Die Initiation als bewusstes Zeichen für den Weg der Liebe 

Die Bereitschaft für den Weg der Liebe kann auf unterschiedliche Weise zu Ausdruck kommen, zum Beispiel in einem Aufbruch von zuhause, in einem Bekenntnis durch Worte oder Taten, in einem ersten Geschlechtsverkehr, im Vollzug eines Rituals (einer Mutprobe oder einer rituellen Verletzung wie durch die Beschneidung) oder in einer Weihe durch Untertauchen in Wasser.

1. Initiation als Ritual – Übertritt in die Welt der Erwachsenen 

Die Initiation als Ritual betrifft Männer. Darum soll hier ein Mann zu Wort kommen. Die beiden folgenden Texte sind Zitate des Franziskanerpaters und Lehrers Richard Rohr[2]:

Die verschiedenen Kulturen haben seit alters speziell für die jungen Männer Initiationsriten entwickelt, viel mehr als für die Frauen. Es scheint, als ob die biologischen Erfahrungen der Menstruation und des Gebärens den Frauen genug Weisheit vermittelten, die Männer jedoch müssen unweigerlich auf die Probe gestellt, begrenzt, herausgefordert, bestraft, schikaniert und beschnitten, Hunger, Durst und Nacktheit ausgesetzt und so zur Reife gebracht werden.

Männliche Initiation […] beinhaltet normalerweise die Konfrontation mit dem Nichtrationalen, dem Unbewussten und, wenn man so will, mit dem Wilden. Sie bereitet den jungen Mann darauf vor, dem Leben anders zu begegnen als in den Kategorien von Logik, Dominanz, Kontrolle und Problemlösung. Es bereitet ihn auf die Begegnung mit dem Geist vor.

2. Initiation als Bekenntnis durch Worte

Worte wirken im immateriellen Bereich (Seele, Geist) und damit auch im Bereich der Beziehungen. Worte gehören zum Weiblichen und zum Element des Wassers. Sie können sich wie ein Wasserfall ergiessen. In der Thora/Bibel wird die Stimme Gottes als das Rauschen grosser Wasser beschrieben [3].

Worte, auch in Form von Schriftzeichen, transportieren geistige Inhalte, die gedeutet werden können. Durch Worte werden Impulse in die Materie gesetzt. Beispiele:

  • Der Satz „Ich liebe dich.“ ist ein Bekenntnis.
  • In Der Ritter und die Rosenburg erzählt der Held von seiner Traum-Vision und bekennt, dass er die Jungfrau in der Burg der rosigen Wolken finden will. Auch der Spott, den er deshalb von seinen Kollegen ertragen muss, kann ihn nicht davon abhalten.

3. Initiation als der erste Geschlechtsverkehr  

Der erste Geschlechtsverkehr macht das Paar zu „Mann“ und „Frau“. Damit bedeutet er ihre Initiation, ihre „Einweihung“ in die Welt der Erwachsenen.
Mythologisch gesprochen macht die Jungfrau und „Göttin der Liebe“ ihren Geliebten zu ihrem König, indem sie ihn in ihr „Heiligtum“, in ihren Schoss einlässt. Indem sie sich ihm ganz hingibt, wird sie zu seinem „Königreich“.

Wasser ist schon in der sumerischen Mythologie ein Bild für Geschlechtsverkehr. Dabei fliessen das männliche Wasser (Samenflüssigkeit) und das weibliche Wasser (Scheidenflüssigkeit) zusammen.
Der Mann kann durch egoistischen Geschlechtsverkehr aber der Frau buchstäblich „das Wasser abgraben“, indem er in sie eingeht, ohne dass ihr „Wasser“, ihre Salbung («Wasser des Lebens») da ist (mehr s. Wasser – weiblich und auch Christus, Messias, der Gesalbte).

Der erste Geschlechtsverkehr als Initiation wird in vielen Kulturen als Zeichen der Liebe angesehen und auch als Zeichen der Bereitschaft, eine verbindliche, tragende und fruchtbare Beziehung einzugehen.

4. Initiation als Aufbruch in die Freiheit

Aufbruch kann ebenfalls eine sichtbare Konsequenz der Entscheidung für die Liebe sein. Der Held macht sich auf, neues Land einzunehmen, sein ersehntes und vielleicht auch versprochenes Land der Fülle und der Freiheit zu erobern. Dabei gilt es, das bequeme Zuhause und die mütterliche Geborgenheit zu verlassen, zumindest dort, wo diese Unfreiheit bedeuten (s. Die Loslösung von der Mutter und Die menschliche Gleichung).
Nur schon die Vorstellung einer Veränderung mit ungewissen Konsequenzen macht Angst. Und darum braucht es für den Weg in die Freiheit Mut, ja Heldenmut.

5. Initiation als geistige Weihe – die Taufe

Die Taufe als ein Untertauchen im Wasser drückt die Entscheidung für den Weg der Liebe und die Hingabe am stärksten aus. (s. oben und mehr unter Wasser – weiblich). 

Untertauchen und Auftauchen – Sterben und Auferstehen

Das Untertauchen und wieder Auftauchen sind ein Symbole für Sterben und Auferstehen. Es ist damit ein Ausdruck des Vertrauens in die Kraft der Liebe, als eine Kraft, die den Tod überwindet.
So kann die Taufe auch als Zeichen der Bereitschaft gesehen werden, die kleine Identität (das Ego) loszulassen, um die grosse Identität der Liebe zu gewinnen (die eins ist mit Christus, s. Das Selbst).
Bildhaft gesprochen symbolisiert das Ein- und Auftauchen auch das Samenkorn, das in die Erde gesät wird und stirbt, sich auflöst und zu einer neuen Pflanze wird, die viel Frucht bringt (s. Das Sterben des Samenkorns und Sterben und Auferstehen).

Mit dieser Symbolik ist die Taufe ein Zeichen, eine Weihe und eine Vorwegnahme des ganzen Heldenweges (mehr s. Die Taufe).

Nachweise:

[1] C.G. Jung, Gesammelte Werke, Band 5, Symbole der Wandlung, S. 276 f., § 319f.

[2] Rohr, Richard (2009). Vom wilden Mann zum Weisen Mann (2. Auflage). München: Claudius. S. 43 und 44.

[3] Buch des Propheten Hesekiel, Kapitel 1,24; Offenbarung des Johannes, Kapitel 14,2 und 19,6

[4] Jean-Jacques Rousseau in: Der Gesellschaftsvertrag III, Über die Demokratie


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