Goldspur

Der Ewigkeit auf der Spur

Das Ego – die Identität der Trennung und Negativität

By on 19. Oktober 2020

Angst, Trennung, Macht: das Ego

Das kleine Ich, geboren aus Angst und Trennung

Das Ego ist das „kleine Ich“, die Identität der Angst und der Trennung. Es ist die Existenz im Minus, im «Nicht-Leben», nämlich in einem Leben aus Negativität, voll von negativen Gefühlen wie Angst, Misstrauen und Mangel. Zwanghaft phobisch hat es kein Vertrauen, sondern sieht ausserhalb von sich selbst nur Gefahren und „Feindesland“.

Dieser Beitrag behandelt folgende Themen im Zusammenhang mit dem Ego:

  1. Das Ego als Identität der Trennung
  2. Das Ego als Identität der Macht
  3. Negativität und das Ego: leugnen und lügen
  4. Das Täter- und das Opfer-Ego
  5. Die Überwindung des Egos und der Weg in die Freiheit

1. Das Ego – die Identität der Trennung 

Die Geburt des Egos und der Fall aus der Ganzheit

Im Mutterleib erlebt das ungeborene Leben „paradiesische“ Zustände, denn es hat alles, was es braucht: Wärme, Geborgenheit, Nähe, konstante Nahrung …

Mit der Geburt wird es jedoch gewaltsam in eine harte Welt hinausgestossen. Durch einen dunklen, engen Kanal gepresst bleibt ihm die Luft weg. Darauf folgt ein haltloser Fall in einen leeren Raum und eine harte Landung auf einer kalten Pritsche. Möglicherweise wird es gar kopfüber emporgehoben und bekommt einen Schlag auf den Hintern verpasst bis zum ersten panikartigen Atemzug.

Schutz- und Anpassungsschichten

Danach geht es weiter: So erlebt das neugeborene Kind zum ersten Mal existenzielle Angstgefühle und Mangel: Hunger, Verlassenheit und die Angst, zu kurz zu kommen. Das kleine Ich wächst heran und lernt: Nicht alle Umstände sind günstig. Je mehr negative Erfahrungen es macht, umso stärker wird sein Empfinden: «Ich bin hier ganz allein und niemand hilft mir …”. Bald schon entstehen Schutzstrategien wie: “Keine Furcht zeigen!” Und überhaupt: “Alles verbergen, was problematisch ist, für sich selbst kämpfen …”. 

Angst als Wurzel des Egoismus

Gerade da, wo die Person sich im Innersten noch immer klein und ängstlich fühlt, will es so gross, stark und gefährlich wie möglich erscheinen. Es schreckt auch nicht davor zurück, von anderen zu nehmen, was es kann. Denn es muss ja für sich selbst schauen, wenn und weil das Vertrauen fehlt, dass ihm gegeben wird, was es braucht.

So wird das Ego zu Identität der Trennung und wähnt sich ganz allein auf der Welt. Als Nächstes verfällt es der Illusion, stark und mächtig sein zu müssen, um sich selbst zu schützen.  

2. Das Ego – die Identität der Macht 

Negativität: Angst, Triebe, Macht und Lüge

Macht aus dem Unbewussten

Das Ego ist in Mangel und Negativität und bezieht auch seine Existenzberechtigung aus der Negativität. Es nährt sich davon und erzeugt so immer mehr Negativität für den Menschen selbst und auch für seine Umgebung. Um ungehindert herrschen zu können, verbirgt sich das Ego aber im Schatten, nämlich im Unbewussten, und manipuliert den Menschen von da über die Triebe, über negative Einreden oder Angst.

Zugriff auf das Bewusstsein

Weil ihm das Vertrauen fehlt, dass es erhalten wird, was es braucht, will es Macht, um nehmen und herrschen zu können. Und um seine Macht auszuweiten, instrumentalisiert es auch das Bewusstsein. Indem es dieses mit Lügen und Angst vergiftet ist, missbraucht es dessen Fähigkeit zu strategischer Planung, welche zu “List” wird, um egoistische Ziele vorwärtszutreiben. Auch wird der Verstand missbraucht, um üble Taten anschliessend zu rechtfertigen («Die Welt ist so ungerecht, darum muss ich …»; s. Der Aufstieg der Schlange und das Ego).

Der ehemalige tierische Selbsterhaltungstrieb

Mithilfe des Bewusstseins wächst das Ego rasch über die blosse Selbsterhaltung hinaus. Denn es hat nie genug, sondern will immer mehr: Mehr Ressourcen, mehr Geld, mehr Macht, und seine Gier kennt keine Grenzen.

Herrschaft durch Abwertung und Verurteilung

So wirkt das Ego als gnadenloser Schattenherrscher, der sofort mit der Wertung, Anklage und Verurteilung zur Stelle ist. Und weil sein Urteil hart und unbarmherzig ist, kann es auch das Problem unmöglich bei sich selbst sehen. Vielmehr ist es auch die Quelle der Scham und fürchtet Strafe, sodass es vielmehr die verhassten Schwächen und Eigenschaften nach aussen projiziert und allen anderen Schuld zuweist (s. Die Projektion des Schattens).

Toiletten im London Dungeon (2010)

3. Das Ego und Negativität: Lügen

Leugnung des Grösseren, Materialismus und Tod

Kein Vertrauen

Weil das Ego selbst keine Liebe und kein Vertrauen hat, leugnet das Ego auch ein grösseres Ganzes. Rebellisch und unbeugsam weigert es sich, an ein gutes und allumfassendes Bewusstsein („Vater“) zu glauben, geschweige denn an ein Leben, das den Tod überdauert („Mutter“). [S. Vater und Mutter, Geist und Materie.]

Der Tod als Stachel

Stattdessen lebt es als abgetrennte Identität, die den Anschluss an das Grössere und das Leben selbst verloren hat. Darum ist es auch abgrundtief materialistisch, glaubt nur, was es sieht, und herrscht über Tatsachen. Seine grösste Macht ist die Angst vor dem Tod, welcher (jedoch nur) die materielle Existenz aufhebt.

Negative und destruktive Einreden

Hilma af Klint, Taube Nr. 8 (Detail)

Einflüsterungen

So wirkt das Ego hinterhältig über verdeckte Einreden und destruktive Einflüsterungen, die subtil und unerkannt ihre zersetzende Wirkung entfalten.

Es sind Lügen und Abwertungen, welche zu Selbstmitleid, Trotz, Zorn und Rache führen.

Beispiele für destruktive Einreden:

  • Die Welt ist gefährlich, ICH MUSS mich wehren und schauen, dass ich nicht zu kurz komme. Niemand hilft mir … Ich bin hier allein … Niemand liebt mich … Ich mache immer alles falsch! Die anderen sind gemein und ich bin das Opfer. 
  • Du hättest Besseres verdient … hast wieder versagt … bist nichts wert. Man kann dich nicht lieben. Du bist nichts und kannst nichts. Ja, fühle den Schmerz, fühle die Verzweiflung …! So ist es gut. Das ist dein Leben!

Heftige Auflehnung gegen jede Erkenntnis der Wahrheit

Negativität als Existenzgrundlage des Egos

Hinzu kommt erschwerend, dass sich das Ego mit aller Kraft gegen jede Erkenntnis der Wahrheit wehrt, denn es lebt ja von Negativität, Trennung und Lüge, und es weiss, dass Vertrauen und Liebe sein Ende bedeuten.

Negativität als Energiequelle

Wie erwähnt kann Negativität einerseits Energie und andererseits auch ein Gefühl von Bedeutung geben. So können Wut, Zorn und Empörung den Menschen antreiben und bewirken, dass er sich aus seiner Lethargie erhebt und sich wieder lebendig fühlt. Ist dies der Fall, dann ist die Person vielleicht sogar «süchtig» nach Negativität.
Dahinter steckt eben das Ego, welches niemals freiwillig das Feld räumen wird, im Gegenteil:

Widerstand des Egos durch noch mehr Dramen und Unglück

Stösst das Ego auf Widerstand, so wird es versuchen, noch mehr Negativität zu inszenieren, um seine Bedeutung zu unterstreichen und zu festigen. Es wird nun erst recht die Umstände so lenken, dass Negativität und Schmerz wieder überhandnehmen (indem es unbewusste Verhaltensmuster aktiviert, welche die Abwärtsspirale von Neuem ankurbeln).

Die Dramen und das Chaos sollen seine Botschaft unmissverständlich klar machen, die lautet: „Nein! Das ist alles nicht wahr! Es gibt nichts Gutes! NUR ICH – bin deine einzige Identität! ICH ALLEIN bin dein Leben!»

Drachenschlange (Höhle in China)

Drachenfigur in einer Tropfsteinhöhle in China

Ausstieg aus der Negativität

“Umprogrammierung” durch konstruktive Inhalte und Aussagen

Es ist nicht einfach, aus der Negativität auszusteigen und das Ego loszuwerden, denn Negativität ist eine starke Energiequelle. 

Es gilt, diese Einreden überhaupt erst einmal wahrzunehmen und als Lügen zu entlarven. In einem nächsten Schritt kann man üben, sie hartnäckig und beständig durch positive Inhalte und Aussagen zu ersetzen wie zum Beispiel: “Du bist geliebt!” Oder: “Vertraue, dass du immer erhalten wirst, was du brauchst”

[S. Wie lenke ich mein Leben konkret in eine positive Richtung?.]

4. Das Täter- und das Opfer-Ego

Die männliche und weibliche Seite

Vorbemerkung: Beide, Mann und Frau, haben beides!

Das Ego hat zwei unterschiedliche Seiten, eine “männliche” und eine “weibliche”. Dabei gilt es festzuhalten, dass beide, Mann und Frau, beides, nämlich männliche und weibliche Persönlichkeitsanteile haben. Bei der Unterscheidung von “männlich” und “weiblich” geht es nicht um Gender-Stereotypien, sondern vielmehr um schöpferische Ur-Energien. Dazu gehören auf der einen Seite aktiv-initiierende Kräfte (“männlich”) und auf der anderen passiv-empfangende und realisierende (“gebärende”) Kräfte (“weiblich”). [S. Männlich und weiblich, die beiden Ur-Kräfte der Schöpfung.]

Das Täter-Ego (männlich-aktiv):

Lust an der Macht und Konsum

Zum Täter-Ego gehören jene Eigenschaften, welche man gemeinhin dem „Ego“ zuschreibt: Rücksichtslos und mit Gewalt nimmt es, was es kann. Es nimmt Leben und Kraft von anderen und es setzt sich skrupellos über alles hinweg, was sich ihm in den Weg stellt, mit dem einen Ziel: Macht auszuüben.
Das (männlich-aktive) Täter-Ego hat aber wiederum eine männliche und eine weibliche Seite:

  • Männlich: Macht durch Unterdrückung und Gewalt („Schwarze Magie“).
  • Weiblich: Macht durch Verführung und Verblendung („Weisse Magie“).

Rotkäppchen und der böse Wolf – Opfer und Täter

Das Opfer-Ego (weiblich-passiv): Lust am Leiden

Verborgener Stolz und Genugtuung im Leiden

Das Opfer-Ego entspricht eher der “weiblichen”, nämlich der passiv-duldenden Seite. Die Opfer-Identität gewinnt aus dem Leiden heimliche Lebenskraft und Bedeutung (s. auch Der Schmerzkörper). Sie empfindet im Leiden einen gewissen Stolz, Genugtuung oder sogar Lust, denn sie fühlt sich dabei „erhabener“ als der Täter. Tatsächlich kann sich das Opfer-Ego besser verbergen und sieht auf den ersten Blick „edler“ aus.

Lust an Negativität und Empörung

Doch das Opfer-Ego nimmt ebenso wie das Täter-Ego Leben und Kraft von anderen. Es manipuliert, indem es sich „aufopfert“. Zudem zieht es die anderen in seine Negativität hinab und baut sich auf ihre Kosten auf. Auch weidet es sich am Leiden anderer.
Die Opfer-Identität hat ebenfalls eine weibliche und eine männliche Seite:

  • Weiblich: passiv-duldendes Leiden wie Ohnmacht, Depressionen und Krankheit.
  • Männlich: passiv-aggressive Verhaltensweise wie unterschwellige Wut, Aggressionen und Schuldzuweisungen.

Täter und Opfer sind nicht immer klar getrennt.
Häufig wird das Opfer später
zum Täter.

5. Die Überwindung des Egos

Das Ego – der eigene Tod

Dunkler Herrscher im Schatten

In den Überlieferungen wird das Ego als dunkle Macht dargestellt oder auch durch einen tyrannischen Herrscher, der das Volk unterdrückt. Beispiele dafür sind Gilgamesh in seinen jungen Jahren oder den Pharao.
Es braucht Todesmut, um dem Ego als dem eigenen Schattenherrscher ins Gesicht zu schauen. Hinter dem Ego verbergen sich zudem die verhassten Schwächen und existenziellen Ängste, ja eine diffuse Todesangst, gekoppelt mit der Angst, alles zu verlieren und einsam zu krepieren.

Mit Todesmut den Tod überwinden

Mitleid und Warmherzigkeit können die Angst hinter dem Machtgebaren erkennen und so das Ego entmachten. Wer weiss, dass er geliebt ist und dass ihm vergeben ist, über den hat das Ego keine Macht mehr. Wer die Liebe kennengelernt hat, die stärker ist als der Tod, fürchtet den Tod nicht mehr. Er kann sich selbst und andere lieben und leben lassen.

Georg und der Drache von Hilma af Klint

Das Sterben des Egos: ein inneres Sterben

Es gibt nur einen Weg, das Ego zu überwinden: Es muss «sterben». Doch damit muss ein Teil des eigenen Lebens und der alten Existenz der Macht und Eitelkeit sterben, eine Erfahrung, welche an die Substanz geht.

Hilma af Klint, Serie Parcifal, Gruppe 1, Nr. 3

Das Ego aushungern: keine Negativität mehr!

Das Ego darf keine Nahrung mehr bekommen, das bedeutet: keine Negativität mehr!
Darum müssen negative Gedanken und Gefühle beharrlich durch positive ersetzt werden. Anstelle von Klagen kann Dankbarkeit geübt werden, und sogar negative Erinnerungen können in positive umgeformt werden. Dies geschieht ebenfalls, indem man den Blick auf das Gute, das man erfahren hat, lenkt.

Übung und Konsequenz

Dies klappt nicht immer gleich auf Anhieb, sondern muss vielmehr immer wieder geübt und konsequent durchgezogen werden. Wichtig und hilfreich ist in diesem Zusammenhang, neue positive Energiequellen zu finden (s. Wie lenke ich mein Leben konkret in eine positive Richtung?).

Die Integration der Schatten

Versöhnung

Indem die Person für ihre Triebe, Gefühle und Gedanken Verantwortung übernimmt und auch sich selbst in ihrer Not liebt, werden die Schatten integriert. Durch warmherziges Mitgefühl kann der Mensch sich mit allem Schwierigen und Schmerzhaften versöhnen, sich selbst und anderen vergeben. Dies wird schon in der sumerischen Mythologie anschaulich dargestellt in der Auseinandersetzung mit der zornigen Herrscherin der Unterwelt.

Das innere Kind lieben, trösten und umerziehen

Schliesslich ist der Weg, das innere Kind in seiner Not wahrzunehmen, zu lieben und zu trösten, indem man mit dem Blick der Liebe auf das Schwierige schaut: «Ja, da war einiges schwierig, ist falsch gelaufen … Aber ab heute wird es anders!».
So kann die Person für sich selbst und seine Gefühle Verantwortung übernehmen und dafür sorgen, dass es ihm gut geht.

Neue konstruktive Aufgaben für das kleine Ich

Das liebende Bewusstsein, das an einer besseren Wahrheit festhält, kann dem kleinen Ich neue Aufgaben geben, zum Beispiel als Wächter vor Gefahr und für das Gute, Aufmerksamkeit für persönliche Grenzen oder auch als mahnende Stimme für Gerechtigkeit.

Der Weg in die Freiheit

Aus der Knechtschaft ins gelobte Land

Das Ziel ist, dass der Mensch sein Ego überwindet. Dieser Kampf ist in Überlieferungen durch den Kampf des Helden gegen den Drachen symbolisiert.
Der Pharao, der in Ägypten das Volk Israel knechtete und zu Frondienst zwang, ist ebenfalls ein Bild für das Ego. Der Weg aus der Knechtschaft führt zunächst durch die Wüste (s. Der Heldenweg). Auf diesem Weg wird der Trieb «ausgehungert» und so der Tyrannei des Egos ein Ende gesetzt, indem seine Macht über den Menschen gebrochen wird.

Durch Sterben zum Leben

Erst mit dem Sterben der Identität der Trennung kann der Mensch den Anschluss an die grössere Identität der Liebe finden. Diese ist das Selbst. In ihm wohnen Liebe, Vertrauen, Geborgenheit, Verantwortung, Versöhnung, Friede und Fülle.

So erlangt der Mensch Freiheit und kann eintreten in sein versprochenes Land: Herrschaft im eigenen Leben. Er hat mit dem Zugang zum Grösseren das ewige Leben und Ganzheit gewonnen und ist damit heil oder „heilig“.

Hilma af Klint (Detail v. Taube Nr. 8): Tötung des Drachens

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