Goldspur

Der Ewigkeit auf der Spur

Die Projektion des Schattens und das Leben als Film

Anima als innere Frau des Mannes (Kaffeewerbung in Venedig)

By on 24. März 2020

Anima als innere Frau des Mannes (Kaffeewerbung in Venedig)

Die Projektion des Schattens oder das Leben als Film

Die Projektion des Schattens bedeutet, dass man im Andern erkennt, was man bei sich selbst nicht sehen will oder kann.

So nimmt man gerade jene persönlichen Eigenschaften, die man in sich selbst verdrängt, umso stärker im Andern wahr. Das heisst, man projiziert sie unbewusst nach Aussen, auf ein Gegenüber.

Dabei gehen die Emotionen hoch.
Denn man verurteilt jene Wesenszüge im Anderen mit der gleichen Härte, mit welcher man sie in sich selbst ablehnt. Darum sind sie mit Negativität besetzt. In ihrer positiven Form könnten sie aber auch nützlich sein und fehlen darum zur Ganzheit.
Oder auf der anderen Seite, im Fall einer positiven Projektion: Man verliebt sich Hals über Kopf.

Das Leben als Inszenierung

Die ins Unbewusste verdrängten Schatten

Jeder Mensch hat Persönlichkeitsanteile, welche er gar nicht kennt oder nicht mag und darum verdrängt. Diese sind nicht am Licht seines Bewusstseins, sondern befinden sich bildhaft gesprochen im Schatten, mit anderen Worten im Unbewussten.

Hinweise aus dem Unbewussten, begleitet von Emotionen

Doch weil Ganzheit das Ziel ist, möchte das Unbewusste den Menschen auf jene Persönlichkeitsanteile aufmerksam machen, damit er sie integrieren kann. Zu diesem Zweck projiziert es jene spezifischen Eigenschaften auf andere und zeigt sie so. Es ist, als wollte es sagen: «Schau jetzt genau hin, das hier ist wichtig für dich! Das hast du auch,/so bist du auch! Wecke diese Eigenschaften in dir selbst!». Oder: «Schau mal, wie du dich aufregst. So stark lehnst du diese Eigenschaft auch in dir ab!».

Um diese Botschaft noch zu verstärken, unterstreicht es die Wahrnehmung zudem durch starke Emotionen.

[S. Starke Emotionen: das Unbewusste und Schattenaktivität.]

Starke Emotionen und mit körperlichen Reaktionen (Herzrasen, Schwitzen, Erröten) sind immer ein Hinweis auf die Aktivität des Unbewussten.

Nebenrollen für die Andern im eigenen Lebensfilm

Doch statt diese ungeliebten Persönlichkeitsanteile in sich selbst zu umarmen, macht man das Gegenüber, welches diese Eigenschaften aufweist, unbewusst zur Projektionsfläche für das eigene Drama. Man teilt den Andern Rollen als Hauptfiguren oder Statisten im eigenen «Lebensfilm» zu, welcher von jenen Episoden im Leben handelt, die man für sich selbst noch nicht aufgelöst hat. 

Beispiele für die Projektion des Schattens auf andere:

Solche Episoden mit entsprechenden Rollenverteilungen können sein:

  • “Diese Arbeitskollegin ist süss. Sie erinnert mich an meine kleine Schwester.”
  • “Ich habe mich in einen viel älteren Mann verliebt. Suche ich Vaterliebe?”
  • “Wieder habe ich mich in der Begegnung mit meinem Chef grün und blau geärgert. Was ist bloss los? Warum lasse ich mir das gefallen und mache mich so klein?”
  • “Ich mag es nicht, bemuttert zu werden.”
Persoenlichkeitsanteile (Schatten)

Die Projektion des Schattens auf andere

Die Chance der Erweiterung wahrnehmen!

Wer verstanden hat, dass die eigenen Beziehungen häufig nur das Abbild seiner selbst sind, kann beginnen, das Ganze neugierig zu betrachten.
C.G. Jung formulierte:

Der Schatten kann nur durch die Beziehung zu einem Gegenüber realisiert werden, und Animus und Anima nur durch die Beziehung zum Gegengeschlecht, weil ihre Projektionen nur dort wirksam sind. [1]

(Animus und Anima als der innere Mann der Frau beziehungsweise die innere Frau des Mannes sind ebenfalls Teil des Schattens.)

Der Mensch nimmt in der Begegnung mit anderen wahr, was er in sich selbst unterdrückt und ihm darum zur Ganzheit fehlt. So wird diese immer wieder auch eine Chance, die eigenen Ressourcen zu erweitern.

Negative Projektion des Schattens: “Ich nicht, aber der andere … (auch)!”

Verurteilung und Sündenbock-Mechanismus

Gnadenlos verfolgt man in Andern das, was man in sich selbst nicht wahrhaben will. Empörung macht sich breit: „Das gehört sich aber nicht!“, „Das ist das Allerletzte!“, „Wie kann er/sie nur …“ In diese Kategorie gehört auch der klassische Sündenbock-Mechanismus.

Selbsterkenntnis durch das Ego blockiert

Derart aufgewühlte Emotionen trüben die Sicht und erschweren eine nüchterne und ehrliche Betrachtung durch das liebende Bewusstseins. Dahinter steckt nicht zuletzt auch das Ego, das sich im Schatten verbirgt und weiter seine Macht über die Triebe ausüben möchte. Heftig setzt es sich darum gegen jede Art von Erkenntnis der Warheit zur Wehr.

Projektion des Schattens

Positive Projektion des Schattens und Magie

Doch auch starke positive Emotionen und Körperreaktionen haben ihre Ursache in einer Projektion der Schatten. Hier kommt nun die Magie ins Spiel. 

Die Sucht nach Magie

Denn der Mensch möchte sich lieber vom Rausch des Augenblicks wegtragen lassen, als in Nüchternheit die harte Arbeit der Selbsterkenntnis zu leisten (und so sein tägliches Brot zu essen). So lässt er sich denn auch gerne fallen in die grossen Emotionen und “es” einfach geschehen lassen. Dahinter liegt die Sehnsucht nach Geborgenheit und Fülle, der unbewusste Wunsch, wie ein Säugling in Mutters Armen zu sein, wo für alles gesorgt ist oder wie im Schlaraffenland, wo Milch und Honig fliessen.

Verliebtheit als Beispiel für eine positive Projektion des Schattens

Verliebtheit ist wohl das markanteste Beispiel einer positiven Projektion. Dabei gehen die Gefühle hoch. Das Begehren, den Andern zu vereinnahmen, erwacht und die Hormone mischen kräftig mit. So wird der ganze Organismus in Aufregung und in einen Ausnahmezustand versetzt, während das Bewusstsein zurückgedrängt wird. Und so lässt man sich denn treiben und versinkt bereitwillig in der Welt des Unbewussten und der Triebe (wie Goethes Fischer).

Der Zerfall der Projektion und Bewusstwerdung

Doch das kann nicht ewig anhalten. Denn wenn man eine Person besser kennenlernt, wird man unweigerlich feststellen: «Sie/er ist ja gar nicht so wie ich (dachte …)». Damit zerfällt die Projektion, ja löst sich auf wie eine Fata Morgana.
Eine Bereicherung ist diese Erfahrung stets, wenn es gelingt, das, was man an Andern so attraktiv findet, in sich selbst zu entdecken und zu leben (statt ihn besitzen zu wollen).

Licht und Trost für die Seele

Licht und heilsame Selbsterkenntnis

Heilung – Ganzwerdung am Licht des Bewusstseins

Es ist heilsam zu erkennen, dass das, was man im Andern wahrnimmt, immer auch eine Spiegelung seiner selbst ist. Indem dabei auch das Schwierige und Schmerzhafte wahr- und angenommen wird, geschieht Heilung. 

Aufbruch zu neuen Ufern

Mit der Bewusstwerdung dessen, was man ist, und dessen, was man noch werden kann, ist man endlich bereit, Neuland einzunehmen, ja neue Wege zu beschreiten, hin in eine bessere Zukunft. Damit begibt man sich auf den Weg des Helden, um das versprochene Land, die ewig währende Königsherrschaft im eigenen Leben einzunehmen.

Der Vater in der sumerischen Mythologie

Nachweis:

[1] C.G. Jung, Gesammelte Werke, Band 9/II, „Aion“, S. 31 § 42


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