Thomas erzhält weiter:
Der Königssohn und der goldene Ball
In letzter Zeit habe ich immer wieder über mein Leben nachgedacht. Ich hatte einst Träume, grosse Ideen … Jetzt ist so viel Routine drin! Ach! So vieles davon erinnert mich an die Beziehung meiner Eltern. Man arrangiert sich irgendwie, jeder hat so seine Rolle und man vermeidet heikle Themen. Wenn ich mein eigenes Leben leben wollte, müsste ich wohl als erstes wohl aus meiner Beziehung ausbrechen. Das kann es doch nicht sein! Es muss doch mehr geben im Leben!
Der Eisenhans und der Sohn des Königs
Wo sind meine Visionen geblieben? Ich sehne mich nach Spannung, nach einem Leben in Fülle. Ich will Neues entdecken – ja vielleicht auch mich selber entdecken. Ich will Abenteuer erleben! Aber ich habe auch Angst, Angst das zu verlieren, was ich mir aufgebaut habe. Ich habe auch Angst vor dem, was in mir wohnt, tief drinnen … Wenn diese Energien entfesselt werden … Wer weiss, was dann geschieht? Ich kann doch unmöglich alles über den Haufen werfen und ausbrechen!
Ausserdem: Natürlich sieht das Gras auf der anderen Seite immer grüner aus, – und früher oder später stellt sich ja dann in Beziehungen doch immer dieselbe Routine ein. Und ich will auch Anna nicht verletzen. Sie ist eine gute Frau, die einen guten Mann verdient hat, der sie gut behandelt und treu ist. –Und zudem weiss ich auch gar nicht, ob ich überhaupt ohne sie zurecht kommen könnte, ob ich alleine sein könnte.
(Am nächsten Tag)
Aber dennoch und trotz allem: Der Gedanke lässt mich nicht mehr los! Ich muss etwas verändern! Ich muss ausbrechen aus diesem hübschen Gefängnis, das ich mir selber erschaffen habe – mir zuliebe! Das bedeutet für mich: Ich muss den Mut aufbringen, mit Anna zu sprechen. Vielleicht versteht sie mich ja – wenigstens ein bisschen…
Die Befreiung des Eisenhans am dritten Tag
Nun habe ich mit Anna gesprochen. Ich habe ihr gesagt, dass ich sie sehr gerne mag und dass sie mir viel bedeutet. Dabei versuchte ich, ihr zu erklären, dass ich meinen Weg und mein Leben suchen will. Dazu muss ich wohl das, was wir hier haben, zumindest vorübergehend aufgeben … Auch sagte ich ihr, dass ich nicht weiss, wo es hinführen wird.
Entführung des Königssohns und der eingeklemmte Finger
Anna wollte natürlich wissen, ob ich eine andere habe. Ich antwortete: „Ich würde keine Beziehung neben dir anfangen.“ Anna sah verwirrt und sehr nachdenklich aus, fragte aber nicht weiter. Mir tat es auch weh, und es schmerzt noch immer. Aber es geht nicht anders. Ihre Frage war tatsächlich nicht ganz unbegründet: Ich bin dieser Frau, Lilo, begegnet, und plötzlich fühlt sich alles so lebendig an … Und auf einmal habe ich Gefühle, wie ich sie schon lange nicht mehr hatte. Ja ich frage mich, ob ich überhaupt je so gefühlt habe. Es brennt in mir …
Trauer am Königshof
Das alles hat das Potenzial, mich wegzutragen. – Und ich bin nicht einmal sicher, ob ich etwas dagegen hätte. – Um in Ruhe und losgelöst von Druck in mich gehen zu können, habe ich nun für mich eine eigene kleine Wohnung genommen. Damit habe ich Anna verletzt. Es tut mir sehr leid, sie so traurig zu sehen. Aber es führt nun mal kein Weg zurück, nur einer hindurch.