Goldspur

Der Ewigkeit auf der Spur

Der Drachentöter Georg und die Jungfrau (Einführung)

Der heilige Georg als Drachentöter, Artushof, Danzig

By on 31. Dezember 2020

Der heilige Georg als Drachentöter, Artushof, Danzig

Der Drachentöter, der heilige Georg. Skulptur an der nördlichen Wand des großen Saales
des Artushofes in Danzig, wahrscheinlich aus dem Jahre 1485 von Hans Brandt.

Der Drachentöter und die Jungfrau, Einführung

Sankt Georg

Der «heilige» Georg, der Drachentöter, wird in den meisten Abbildungen mit einem roten Mantel und einem weissen Pferd dargestellt. Mit seinem langen Schwert erschlägt er einen furchterregenden Drachen und gewinnt so die Jungfrau, die im Hintergrund auf ihn wartet (s. auch Wikipedia).

Hier geht es direkt zu:

Das nordische Märchen vom Drachentöter, ganzer Text
Start, Episode 1, das Thema: die Vision von der Jungfrau (7 für Ganzheit)

Der Drachentöter Georg und seine Symbole

Der Drache und die Jungfrau: Die Integration des Weiblichen

Der Weg des Helden von negativer zu positiver Weiblichkeit

Der Drache oder die Drachenschlange ist als Reptil dem Element des Wassers und dem Weiblichen zuzuordnen. Als Weiterentwicklung der Schlange symbolisiert dieses übergrosse mächtige Fabelwesen negative Weiblichkeit, und zwar die innere Frau des Helden, die noch nicht integriert ist.

Der Held muss den inneren Drachen überwinden, um zur reinen, Wunder wirkenden Liebe («Jungfrau») zu finden (s. Das Leben und die Schlange: Auf- und Abstieg).

So gibt es ein nordisches Märchen, welches erzählt, wie der Drachentöter durch ein erfülltes Leben im Dienst der Liebe Unsterblichkeit erlangt. Dabei spielen die drei Farben Weiss – Rot und Schwarz (für Ganzheit) eine wichtige Rolle.

Der Apfelschimmel, von Schwarz zu Weiss und die Integration des Geistes

Der Weg des Helden aus der Materie in den Geist

Der Held reitet das weisse Pferd. Es ist ein Apfelschimmel, schwarz – grau – weiss gefleckt mit runden Flecken in der Grösse von Äpfeln. Bei der Geburt ist das Fell des Tieres noch grau-schwarz. Seine Farbe verändert sich im Lauf des Lebens, wird immer heller, bis es zuletzt ganz weiss ist.

Der Wechsel der Farbe von schwarz zu weiss ist ein Bild für den Weg des Menschen aus der Gebundenheit in der Materie (schwarz) hinein in die Freiheit und Weite des Geistes (weiss).

Der rote Mantel: Schutz vor der Versuchung der Macht durch Gewalt

Feuer symbolisiert Kraft und Leidenschaft des männlichen Körpers. Es frisst vorwärts und kann dabei jedoch auch Zerstörung anrichten. Der Held gewinnt den roten Mantel, indem er todesmutig die Liebe aus den Flammen rettet (s. Feuer-Dynamik) und so warmherzige Hilfsbereitschaft (des Vaters) unter Beweis stellt (s. Episode 3: Der rote Mantel).

Der Drachentöter in der nordischen Überlieferung

Der heilige Georg in der Kirche

Der Weg des Mannes zu Ganzheit

Während sich die Kirche bei ihrer Legende vom heiligen Georg (Wikipedia) auf die Tötung des Drachens und Rettung der Jungfrau beschränkt, zeichnet die nordische Überlieferung ein umfassendes Bild vom Weg des Mannes zu Ganzheit. (Das Thema «Ganzheit» ist im Wort «heilig» oder lateinisch «sanctus» enthalten. «Ganz», «heil» oder «heilig» ist tatsächlich, wer Ganzheit («Heiligkeit») erreicht hat.)

Dabei symbolisiert der innere Drache das Ego, welches es zu überwinden, um reines Liebe und ewiges Leben (symbolisiert durch die Jungfrau) zu finden.

Der Weg des Helden, Skandinavien und starke Weiblichkeit

Skandinavien wurde ja ziemlich spät, nämlich erst im 10. oder 11. Jahrhundert, christianisiert. Möglicherweise haben sich aus diesem Grund dort matriarchalische Überlieferungen und Strukturen besser erhalten als in Mittel- und Südeuropa. Eine tiefe Naturverbundenheit und Achtung dem Leben gegenüber gehört zur Verehrung der mütterlichen Seite der Existenz. Sie beinhaltet auch das Verständnis, dass alles seine Zeit braucht und dass Wachstum ein Prozess ist.
Dies kommt auch in der nordischen Legende vom Drachentöter anschaulich zum Ausdruck.

Der Weg zu Ganzheit (Weiss – Rot – Schwarz) 

Das Märchen von der Jungfrau in der Burg der rosigen Wolken beschreibt den Weg des Helden und Drachentöters von seiner Jugend an bis ins reife Alter. Es erzählt, wie er im Lauf seines Lebens das Schwert, den roten Mantel und das weisse Pferd gewinnt. Zuletzt erwartet ihn das hohe Ziel: die Jungfrau und das ewige Leben.
Die Erzählung folgt dabei dem Heldenweg und dem männlichen Weg zu Ganzheit, auf welchem positive Weiblichkeit, nämlich reine, hingebungsvolle Liebe («Jungfrau») integriert werden muss. So gewinnt der Held seine Seele.

John Bauer: "Mit losen Zügelns sprengte Georg vorwärts."

Gemälde von John Bauer, fototechnisch erweitert (Originalformat am Ende des Artikels). Die Wolken erscheinen so als Dreieck, das nach oben, in den Bereich des Geistes weist.

Drei erfüllte Bereiche in drei Lebensphasen (3 x 3 = 9)

Drei Farben Rot, Weiss, Schwarz für drei Lebensphasen

Die Dreiheit ist jeweils durch die  die drei Farben Rot – Weiss und Schwarz symbolisiert. Das Märchen thematisiert den Weg des Mannes und des Helden-Bewusstseins zu Ganzheit. Dieser Weg führt durch die drei Lebensphasen, welche vollendet sein müssen.

Die drei Lebensphasen werden im Märchen durch 3, 6 und 9 Jahre thematisiert:

  • 3 Jahre, JUGEND: Der Held gewinnt den Mantel, rot wie Blut und Feuerglut, indem er seinen Körper für das Wohl anderer einsetzt.
  • 6 Jahre, ERWACHSENENALTER: Der Held gewinn das weisse Pferd, indem er freundlich bleibt und Böses mit Gutem vergilt.
  • 9 Jahre, REIFES ALTER: Als Letztes überwindet der Held einen schwarzen Riesen, der ihm den Weg in die Wolken versperren will. Dieser symbolisiert den eigenen Tod (Schatten).

Die drei Lebensphasen werden vollendet, indem der Held in jeder einzelnen Phase die Liebe in den drei Lebensbereichen Körper, Seele und Geist zum Ausdruck bringt:

  1. KÖRPER, Rot: Hingabe der Körperkraft durch tatkräftige Hilfe.
  2. SEELE, Weiss:  Hingabe der Seele: Liebe, Warmherzigkeit, Vergebung.
  3. GEIST, Schwarz (Geist) 9 Jahre: Überwinden des Egos und des Todes durch Vertrauen.

Dazu diese Darstellung:

Die Neun für Ganzheit, 9 = 3 x 3

Der Drachentöter und der Heldenweg: 7 Episoden

Die nordische Erzählung, wie so viele Überlieferungen, folgt der Struktur des Heldenweges (s. Der Heldenweg). Sie beginnt mit der 7, der Einführung des Ziels (Ganzheit):

7. Übergeordnetes Ziel (Geist): Die Jungfrau in der Burg der rosigen Wolken

Der Jüngling erkennt in einem Traumbild die höhere Vision der Liebe (“Jungfrau”) und des ewigen Lebens.

1. Persönliche Entscheidung für den Weg (Bewusstwerdung, Berufung)

Er erfährt in einem nächsten Schritt, was er konkret braucht, um das Ziel zu erreichen und er entscheidet sich, die Voraussetzungen nach bestem Vermögen zu erfüllen.

2. Der erste Schritt auf dem Weg (Initiation): Die Drachenschlange und das Schwert

Sein Weg beginnt mit einem konkreten Zeichen der Hingabe an das grosse Weibliche, das Leben selber. Er gewinnt das wundersame Schwert und tötet den Drachen.

3. Feuer (Begehren), Überwinden (Wüste): Der rote Mantel

Der Held setzt seinen Körper zur Rettung ein, leistet aktive Hilfe und überwindet Lähmung in seiner jugendlichen Kraft und Hingabe.

4. Hingabe auch im Erfolg (Dienst): Das weisse Pferd

Auch im Erfolg bleibt der wahre Held bescheiden, hilfsbereit und rechnet Böses nicht an.

5. Integration der Schatten (Feuerprobe): Der schwarze Riese

Selbst im Angesicht des Todes verliert er sein Ziel nicht aus den Augen.

6. Heilige Hochzeit und die Geburt des Neuen / neues Leben

So erreicht er zu guter Letzt sein Ziel. Die Jungfrau ist ein Symbol für die positiven weiblichen Persönlichkeitsanteile des Mannes (Anima). Mit ihr gewinnt er reine Liebe und so Zugang zum Geist und das ewige Leben.

Damit ist der Heldenweg vollendet. Es ist der «männliche» Weg, in dem Sinn, das heisst der Weg des liebenden Bewusstseins zu Ganzheit. Er führt heraus aus der Gebundenheit an die Materie (schwarz), hinein in die Fülle des Geistes und des Lebens (weiss; s. Männlich und weiblich – die beiden Ur-Kräfte der Schöpfung / Die Heilige Hochzeit – Ganzheit / Die Erschaffung neuer Realität – Frucht der Einheit von männlich und weiblich).

John Bauer, Die Burg in den rosigen Wolken

“Mit losen Zügeln sprengte er voran.”


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