Goldspur

Der Ewigkeit auf der Spur

Georg am Ziel: Der schwarze Riese und die Jungfrau (6 und 7)

Georg, der schwarze Riese und die Jungfrau

By on 29. März 2021

Georg und der schwarze Riese

Georg, der schwarze Riese und die Jungfrau
(Sterben und Auferstehen)

Viele Jahre sind vergangen. Georg ist alt geworden, seine Wangen sind zerfurcht, sein Haar ist grau. Da endlich sieht er eines Abends die goldene Burg in den rosigen Wolken. Schon will er dem silbernen Pfad folgen und die Jungfrau finden, als sich ein schwarzer Riese mit einer gewaltigen Faust vor ihm erhebt und ihm den Weg versperrt.

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Das weisse Pferd
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Der Ritter und die Jungfrau – ganzer Märchentext
Der Drachentöter und die Jungfrau (Einführung)

Georg und der schwarze Riese: Der Tod (6)

Die Burg erscheint

Es folgten viele lange Jahre. Ritter Georgs Wangen wurden zerfurcht, sein Haar wurde grau, er hatte viele Mühen und harte Kämpfe durchlebt. Doch hatte er hörte nie aufgehört, sich nach der Rosenburg zu sehnen.

Und dann, eines Abends, sah er die goldene Burg in den rosigen Wolken. Mit losen Zügeln liess er sein Pferd voransprengen. Vor ihm erschien bereits der silbern schimmernde Pfad, der durch die Wolken hinauf zur Burg führte.

Der schwarze Riese

Da erhob sich vor ihm ein Riese mit feuerflammenden Augen und einer gewaltigen Faust, gross genug, um Pferd und Reiter zu zermalmen. Doch der Held fürchtete sich nicht, sondern lenkte sein Pferd geradewegs auf den Riesen zu. Das Pferd erhob sich auf die Hinterbeine und legte kampflustig die Ohren nach hinten. In dem Augenblick, als der Held nach seinem Schwert griff, war der Riese verschwunden.

Nun ritt er geradewegs zur Burg.

Georg und die Jungfrau in der Burg: Auferstehung zum Leben (7)

Georg und die Jungfrau

Die Jungfrau mit den Sternenaugen erwartete ihn:
– Du hast sämtliche Hindernisse überwunden – und mich gefunden!
Der Held stiess einen tiefen Seufzer aus und antwortete:
– Doch warum hat es so lange gedauert? Nun bin ich alt und grau …

Ganzheit und ewiges Leben

Sie lächelte und hielt ihm einen silbernen Spiegel entgegen. Und siehe: Er war wieder jung und schön.
Hand in Hand gingen sie in die Burg hinein.

Ritter Georg – Der schwarze Riese und die Jungfrau

Deutungen

Die unterstrichenen Wörter

  • Er hörte nie auf, sich nach der Burg zu sehen: Er hat seine hohen Ideale bewahrt.
  • Die goldene Burg in den Wolken – (Königs-) Herrschaft im Bereich des Geistes: Die Luft symbolisiert in Überlieferungen immer wieder den Bereich des Geistes. Der Held hat Ganzheit und Königsherrschaft im Leben. Nun wartet auf ihn eine fürstliche Zukunft in einer anderen Existenz. Das Ziel ist in greifbare Nähe gerückt.
  • Der silbern schimmernde Weg – Silber, das Metall des Weiblichen (kühl wie der Mond): die Integration der weiblichen Anteile ist der Weg zu Ganzheit.
  • Der schwarze Riese mit den feurigen Augen – der Tod (mehr s.u.): Er ist die letzte Herausforderung.
  • Der Held fürchtet sich nicht, sondern greift zum Schwert: Er hat den Tod schon einmal überwunden, den Drachen (sein Ego).
  • Das Pferd trägt hindurch: Seine Leidenschaft für das Gute und Richtige und der Umstand, dass er sein Leben zur Rettung anderer hingegeben hat.
  • Der Riese ist verschwunden: Wer den eigenen Tod, sein Ego (seine Identität der Trennung) überwunden hat, braucht den körperlichen Tod nicht zu fürchten (s. Sterben im Leben und Leben im Sterben – vom ersten Tod zur zweiten Auferstehung).
  • Die Jungfrau mit den Sternenaugen: Sie steht für die positive Anima des Helden, für die Kraft der reinen wunderwirkenden Liebe.
  • Ewige Jugend im silbernen Spiegel: Das Leben selber ist die weibliche Seite Gottes. Mit dieser hat der Held Ganzheit in Ewigkeit erreicht (s. Gott, Ganzheit, 3-in-1, männlich und weiblich).

Weiterführende Gedanken:

Georg und der schwarze Riese: Sterben

Schwarz – die Farbe der Materie und des Todes

Materie zerfällt, und der Tod ist der äusserste Ausdruck davon.
Georg geht unerschrocken hindurch und überwindet den letzten Feind, indem er an seinen Idealen festhält. Das weisse Pferd, Überwinderkraft im Namen der Liebe, trägt ihn hindurch.

Der eigene Tod als das Ego und der innere Macho

Schon leuchtet der silberne Pfad auf, der durch die Wolken zum Schloss und zur Jungfrau führt. Doch da stellt sich dem Helden der schwarze Riese in den Weg. Dieser symbolisiert sein eigenes Ego, das sich nochmals erheben will, um ihn von der Ganzheit zu trennen. Mit drohenden Gebärde sagt die negative Macho-Männlichkeit: «Keinen Schritt weiter du Feigling, du Weichei! Was soll jetzt die Gefühlsduselei?»

Negative Männlichkeit verherrlicht Gewalt und verachtet das Weibliche. Der Macho verurteilt jede Art von Schwäche – auch bei sich selber – und hat keinen Zugang zur Liebe und Warmherzigkeit.

Überwindung des Todes

Das Pferd und das Schwert: Überwinderkraft

Der schwarze Riese verschwindet in dem Augenblick, da der Mann sich auf seine wahre Leidenschaft besinnt und sich buchstäblich die Sporen gibt. So zeigt er eine entschlossene Haltung, die besagt: «Weiter voran, lass uns fliegen, hinein in den weiten Raum des Geistes! Ich fürchte den Tod nicht! Ich suche das wahre Leben und die wahre Liebe. Über diese hat der Tod keine Macht!»

Der Held geht mit Leichtigkeit hindurch, weil er sein Ego bereits in der Feuerprobe überwunden hat. Nachdem er damals innerlich «starb», hat er erfahren: «Es gibt ein Leben und eine Liebe, die grösser ist als ich!». Darum ist er nun voller Vertrauen (s. Sterben und Auferstehen – im Leben selber!).

Diese innere, geistige Entschlossenheit genügt (das Schwert) und schon ist der Riese verschwunden. Nun steht dem ersehnten Ziel des Helden nichts mehr im Weg.

Der Weg zu Ganzheit

Georg und die Jungfrau: Ganzheit und ewiges Leben

Der Held hat nun Ganzheit erlangt. Er hat zusätzlich zu seiner starken, positiven, warmherzigen Männlichkeit auch die wunderwirkende Kraft des Weiblichen, seine positive Anima integriert. Diese ist reine Liebe, symbolisiert durch die Jungfrau (s. auch Die heilige Hochzeit).

Die drei Farben Rot, Weiss, Schwarz für Ganzheit

Die Ganzheit ist durch die drei Farben Rot, Weiss und Schwarz symbolisiert. Georg hat den roten Mantel und das weisse Pferd errungen und auch den schwarzen Riesen überwunden (s. Der Weg des Mannes, Rot – Weiss – Schwarz und Männliche Ganzheit, Gott, Vater – Sohn – Geist).

  • Rot: Er setzte seine jugendliche Kraft zur Rettung Anderer ein. Er rettete eine verzweifelte Frau vor der Drachenschlange und den Vater aus dem brennenden Haus (Schwert und Mantel).
  • Weiss: Seine Leidenschaft für das Gute hat ihn über den Abgrund des eigenen Egos getragen (das weisse Pferd). Er hat vergeben und Böses mit Gutem vergolten.
  • Schwarz: Sein Leben lang hat er darum gekämpft, sein Ego zu überwinden. Wer durch ein inneres Sterben gegangen und zur Liebe auferstanden ist, braucht den Tod nicht zu fürchten.

Der Held hat Ganzheit erreicht und seinen Heldenweg erfolgreich absolviert.
Zur Übersicht diese Darstellung (links Ganzheit; rechts der Heldenweg):

Die Vollendung des Heldenweges
Die Neun für Ganzheit, 9 = 3 x 3

Georg, der schwarze Riese und die Jungfrau (die Geschichte anders erzählt)

Georg und der schwarze Riese (Sterben)

Nach der Trauer um Debbies Tod begann ich langsam, mich ans Alleinsein zu gewöhnen. Es gab viel zu tun, viele Orte, wo ich mich einbringen konnte. Das half mir, das Vergangene hinter mir zu lassen und weiter zu gehen.

Die Burg erscheint

Dann erhielt ich eines Tages eine Nachricht. Sie stammte von Camilla, das Mädchen, das ich in der Schule so verehrt hatte. Ich konnte es nicht fassen! Mein Herz schlug sogleich höher.

Camilla liess mich wissen, dass sie im Land war und fragte, ob wir uns treffen könnten. Freudig sagte ich zu.

Wir hatten uns in einem Restaurant verabredet.
Obwohl ich sie seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hatte, erkannte ich sie auf Anhieb. Gewiss, sie war um so viele Jahre älter geworden. Aber sie hatte noch immer diese starke Ausstrahlung. Ja, ich empfand sogar, dass ihr Strahlen zugenommen hatte.

Sie erzählte mir, dass sie bereits seit einigen Jahren wieder in der Nähe lebte. Sie war zurückgekehrt, nachdem ihr Mann sie wegen seiner viel jüngeren Mitarbeiterin verlassen hatte.

Der schwarze Riese

Ich lächelte verständnisvoll.
Dann erzählte ich ihr von Debbie und endete mit der Erzählung von ihrer Krankheit und ihren Weggang. Camilla hörte lange und geduldig zu. Zuletzt sagte sie:

– Ja, ich weiss.
Als ich sie erstaunt anblickte, meinte sie:
– Ich hatte dich schon früher aufgespürt und dann dein Leben ein bisschen verfolgt. Dabei lächelte sie mich breit an.
– Ach … tatsächlich? Nun war ich wirklich verwundert.
– Ja. Aber als ich erfuhr, dass du verheiratet warst, sagte etwas in mir, dass es noch nicht an der Zeit sei, Kontakt aufzunehmen.
Mit erhobenen Augenbrauen blickte ich Camilla fragend an.
– Irgendetwas in mir sagte mir, dass sie dich jetzt braucht, ganz braucht, sagte sie.

Sie machte eine Pause, dann fuhr sie fort:
– Lange trug ich die Sache in meinem Herzen … und ich verstand, … dass …
Sie sprach nicht weiter, sondern ihr Blick schweifte in die Ferne.

Ich wartete eine Weile und hakte schliesslich doch nach:
– Dass was … ???
Es schien, als hole meine Frage ihre Aufmerksamkeit wieder zurück zu mir.
Sie blickte mir geradewegs ins Gesicht und ihre Augen leuchteten wie Sterne. Sehr sanft sagte sie:
– Es war … es war so: Es war klar: Zuerst musstest du sie retten … Du musstest Debbie retten. So war es. Ich weiss es.

Georg und die Jungfrau: Auferstehung

Georg und die Jungfrau in der Burg

In ihrem Ausdruck lagen Wärme und Liebe und ihre Augen strahlten noch stärker als zuvor. 

Ich schluckte. Tränen füllten meine Augen und meine Brust bebte, als ich an Debbie dachte.

Camilla schwieg, blickte mich weiterhin aufmerksam an und nickte. Sie lächelte warm und legte ihre Hand auf meine.
– Ja …, sagte sie nachdenklich und bestätigend. Dann schwieg sie wieder.
Nach einer Weile fügte sie sanft hinzu:
– Jetzt bin ich da … – Und ich freue mich auf die Jahre, die noch vor uns liegen.

Ganzheit und Ausblick auf das ewige Leben

Ich hatte gelernt, alleine glücklich zu sein. Dennoch sind die Jahre, die ich noch mit Camilla verbringen durfte, ein besonderes Geschenk für mich.
Nun spüre ich: Die Zeit naht.
Ich blicke auf ein reiches Leben zurück und bin dankbar für alles, was ich erleben durfte. Besonders dankbar bin ich für jene Menschen, die ein Stück meines Weges mit mir teilten: für Debbie – und dass ich sie jetzt gut aufgehoben weiss … – und auch für Camilla.

Wir sind zusammen alt geworden. Ich spüre, dass meine körperlichen Kräfte abnehmen.
Doch unsere Liebe erneuert sich jeden Tag und wird immer stärker, so erscheint es mir.
Wenn es Zeit ist, werde ich, werden wir in die andere Dimension übertreten.
Ich fürchte mich nicht.
Ich freue mich.

Die Deutungen, die zu dieser modernen Geschichte geführt haben:

Der schwarze Riese, der den Tod symbolisiert, erscheint, indem der Held nochmals gefordert ist, sich mit seiner Schwäche und Verletzung auseinanderzusetzen. Sie wird sichtbar in der Wunde, die ihm das Leben zugefügt hat. Als wahrer Held verdrängt und überspielt er diese nicht, sondern kann zu seinen Gefühlen stehen, die zu seiner weiblichen Seite, seiner Anima gehören.

Diese ist durch die Jungfrau symbolisiert und beinhaltet die Fähigkeit, zu lieben und Emotionen zu zeigen. Damit erweist sich Georg als würdiger und ebenbürtiger Partner für Camilla, die eine liebende, reife und spirituelle Frau ist.

Sie wird Teil des «Königreiches», das er in seinem irdischen Leben erworben hat. Es beinhaltet alles, was er im Geist der Liebe errungen hat, und wird ihn in die Ewigkeit hinübertragen.  


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