Goldspur

Der Ewigkeit auf der Spur

Vulkane, der Schicksalsberg und die grosse Mutter

Vulkan für schöpferische Urgewalt (Oliver Spalt, Wikipedia)

By on 9. Juni 2021

Vulkan (Oliver Spalt, Wikipedia)

Vulkane, der Schicksalsberg und die grosse Mutter

Vulkane, feurige Eruptionen aus dem Inneren der Erde, wurden immer wieder als Zorn Gottes gedeutet und mit der Muttergottheit in Zusammenhang gebracht.

Zum Einstieg ins Thema:
Tongariro Crossing, eine Wanderung zum Schicksalsberg

Feuer aus der Erde: Reden Gottes in Vulkanen

In früheren Zeiten, als die Menschen noch Jäger und Sammler waren, lebten sie in starker Verbundenheit mit der Natur. Dabei verehrten sie «Mutter Erde» als Leben spendende und nährende Gottheit lange vor dem Aufkommen eines geistigen Vater-Gottes.

Gewaltige Naturmanifestationen, welche ihre Existenzgrundlage erschütterten, wurden als Zeichen übernatürlicher Macht erfahren und göttlichen Kräften zugeschrieben. So wurden Vulkane mit ihrer feurigen Gewalt aus dem Inneren der Erde immer wieder als «Zorn Gottes» beziehungsweise als der Zorn der Göttin gedeutet.

Vulkane in Überlieferungen

Entsprechend spielen Vulkane schon in den frühen menschlichen Überlieferungen eine Rolle.
In der babylonischen Überlieferung (um 1500 v. Chr.) fürchtet sich Gilgamesh vor einem Feuerberg, einem Vulkan, der auf ihn und seinen Gefährten stürzen könnte.
Auch die jüdische Überlieferung erzählt, dass Mose auf einem Berg in Feuer und Rauch mit «Gott» sprach, der ihm den Auftrag gab, dem Volk den rechten Weg zu weisen (s. Der Auszug aus Ägypten).

H.R. Tolkien stellt in seinem Epos «Der Herr der Ringe» den Vulkan in die Mitte des Kampfes von Gut und Böse, Liebe und Macht, dem gerechten König und dem bösen Herrscher. Dabei kann der Ring der Macht nur im Feuerberg selber, im Schicksalsberg, nämlich dort, wo er geschmiedet wurde, zerstört werden.

Vulkane als Symbol für den Zorn des Weiblichen

Feuer als Symbol für die männliche, körperliche Leidenschaft

Feuer ist das Symbol des männlichen Körpers (s. Die vier Elemente). Es ist aktive, wärmende, vorwärtsstrebende und Raum einnehmende Energie. Ist das Feuer aber zu nahe oder zu gross, kann es destruktiv werden.

Feuer als Symbol für weiblichen Schmerz und Zorn

So wie Feuer die Erde verbrennen kann, kann auch männlich feurige Leidenschaft den Körper der Frau «verbrennen». Wird die Frau dadurch missbraucht oder emotional verletzt, geht das Feuer in den Körper und die Seele der Frau über. Es schwelt in ihrem Inneren und kann plötzlich in feurigem Zorn ausbrechen wie ein Vulkan. (S. Die negative Paardynamik FEUER.)

Im Griff des negativen Animus: Aufbrausend und destruktiv wie ein Vulkan

Dahinter steckt der innere Schatten-Mann der Frau, der noch nicht integrierte Animus als ein innerer Schmerzkörper, der sie mit aggressiver und machtorientierter Männlichkeit überschwemmt.
So kann im Zorn und in der Auflehnung des Weiblichen, also der Frau und des Volkes, letztlich immer auch eine Reaktionen auf Machtmissbrauch gesehen werden.

Zum Weiblichen als lebendige Materie gehören in der irdischen Realität: die Frau, das Volk, die Erde ...

  • Die Frau, alle Frauen: Sie können Samen aufnehmen und neues Leben gebären.
  • Der menschliche Körper: Er nimmt Impulse des Bewusstseins („männlich“) auf und setzt sie in Worte, Taten und neue Realität um.
  • Das Kollektiv (Gruppe, Volk, die ganze Menschheit): Es reagiert auf Information, zum Beispiel auf Nachrichten, mit Stimmungen und Handlungen. Auch nimmt es die Instruktionen des Herrschers auf und gestaltet diese zu neuer, materieller Realität (führt Weisungen aus, wie zum Beispiel den Bau von Strassen).
  • Die Erde: Sie kann Samen aufnehmen und Wachstum geben und wird durch unterschiedlichste Impulse beeinflusst, durch menschliches Verhalten oder kosmische Einflüsse. Darauf reagiert sie zum Beispiel mit Klimaerwärmung.
  • Die ganze Schöpfung: Sie ist der Vergänglichkeit preisgegeben und damit in der „Unterwelt“ (s. Das Grosse Weibliche in der Unterwelt).

Das Weibliche als lebendige Materie, die Samen oder Impulse aufnehmen und neue Realität gebären kann, gehört per Definition zum Unbewussten (s. Das Bewusstsein und das Unbewusste).

Gestorbene Liebe

Körperliche und emotionale Schmerzen können dazu führen, dass die Liebe und das Vertrauen sterben. Das Weibliche in Negativität tritt dann ebenfalls ins Machtspiel ein. Unreife Männer fürchten sich vor dieser Rage. 

Die verletzte Frau als Monstrum, Hexe oder böse Fee in Überlieferungen

Zweistromland und spätere Mythologien

In der sumerischen Überlieferung ist die Herrscherin der Unterwelt zunächst voll feurigen und mörderischen Zorns. So wurden in den Überlieferungen seit dem babylonischen Gilgamesh-Epos weibliche Gottheiten durch männliche Götter oder Monster ersetzt.
Bereits im Gilgamesh-Epos selber gibt es keine starken Frauenfiguren mehr, sondern nur noch Ungeheuer, die erschlagen werden müssen.

Märchen

In Märchen wird die zornige und rachsüchtige Frau, die Macht ausübt, als «Hexe» bezeichnet. In ihrer übernatürlichen Dimension als die 13. Fee mit ihrem Fluch stellt sie die kollektive Realität des Missbrauchs dar, was nichts anderes bedeutet als: Missbrauch ist in dieser Welt normal.
Davon handeln auch die Disney-Filme «Maleficent» als Dornröschen-Interpretationen. Sie thematisieren, wie und weshalb die Fee «böse» wurde und wie die Überwindung des Bösen durch die Integration der Schatten aussehen kann.

Der Ring der Macht und der Vulkan

Der Ring der Macht: Vergewaltigung statt Liebe

Der babylonische König Gilgamesh, Herrscher von Uruk, wird gleich am Anfang des Epos als Despot beschrieben, der seine Macht missbraucht, indem er das Volk unterdrückt, Männer tötet und Jungfrauen vergewaltigt. Deshalb hat er tatsächlich allen Grund, sich vor dem Vulkan als Symbol für rasende Weiblichkeit und strafende Schicksalsgöttin zu fürchten. Das Schicksal wird ihn im Lauf des Epos auch hart treffen, und ihn so bewegen, zu seiner Heldenreise aufzubrechen.

Viele Mythologien haben dieses Thema aufgenommen, so auch die Odyssee oder Tolkiens «Herr der Ringe». Auch in letzterem wird der Weg des wandernden und suchenden Bettler-Königs beschrieben auf seinem Weg, das Böse zu überwinden. (Tolkien war Professor für alte Sprachen und mit den ältesten Überlieferungen vertraut). 

Zerstörung des Rings im Vulkan

Die Zerstörung des Rings der Macht im Vulkan bedeutet letztlich das schmerzhafte Eingeständnis der Unterdrückung, Verletzung und Ausbeutung des Weiblichen in der irdischen Realität. Bereits die ersten Überlieferungen haben diese zum Thema. Die Auseinandersetzung damit führt zu Verständnis, Liebe und Mitgefühl und damit zur Integration der weiblichen Persönlichkeitsanteile

Der Vulkan und die Zerstörung des Rings: Läuterung

Reinigung von der Macht des feurigen Triebes

Der Ring der Macht wird im Feuer geschaffen und im Feuer zerstört. Er kann nämlich nur dort zerstört werden, wo er geschaffen wurde.
Das Feuer symbolisiert den brennenden Trieb, während der dunkle Herrscher der Macht das Ego symbolisiert.
Es bekommt nie genug und strebt in seiner grenzenlosen Gier nach Macht, um dadurch herrschen und konsumieren zu können.
Der Ring steht als Symbol für rücksichtslos penetrierende Macht durch Unterdrückung und Vergewaltigung des Volkes.
Die Zerstörung des Rings im Feuer bedeutet die Konfrontation mit den eigenen unbewussten Trieben und mit dem Ego, das als Identität der Trennung nichts Anderes als den eigenen Tod bedeutet. 

Läuterung im Feuer des Leidens

Der Weg in die Freiheit führt durch eben dieses «Höllenfeuer» des Unbewussten und damit auch hinein in die bewusste und schmerzhafte Auseinandersetzung mit dem eigenen Trieb. Dies ist die Feuerprobe des Menschen auf seinem HeldenwegDabei gilt es, das feurige Begehren, das im Körper («weiblich») brennt, nicht auf andere zu richten, sondern stattdessen Enthaltsamkeit aus Liebe zu üben. So wird das Feuer im Innern bewahrt und bewirkt eine heilsame Erkenntnis des eigenen problematischen Verhaltens und eine neue feurige Leidenschaft für das Gute.

Der Vulkan als Schicksalsberg und die Muttergottheit

Die Göttin in ihrem dritten Aspekt als Schicksalsgottheit

Das Schicksal gibt dem Menschen in seinem Leben immer wieder auch die Gelegenheit, der Wahrheit über sich selber ins Gesicht zu blicken und so zu einer Umkehr zu gelangen. Es führt durch Prüfungen, welche sich aus den materiellen Umständen ergeben. Immer wieder haben die Menschen im Schicksal auch das Wirken Gottes gesehen. Das Schicksal stellt dabei genau genommen den dritten Aspekt der Mutter-Gottheit als das Leben in der Materie dar (s. Weibliche Ganzheit – die Göttin, 3-in-1.)

Respekt vor höheren Ordnungen

Eine Auflehnung gegen das Schicksal, wie sie im Gilgamesh-Epos thematisiert wird, führt zu Negativität und wirkt destruktiv. Grundvoraussetzung für ein glückliches Leben ist hingegen die Fähigkeit, die Umstände, die man nicht verändern kann, zu akzeptieren und daraus das Beste zu machen. Auf diese Weise kommt auch der Respekt vor höheren Ordnungen («Gott») zum Ausdruck und die Akzeptanz, dass man als Mensch nicht alles wissen kann.

Inneres Sterben auf dem Weg durch die Unterwelt

Will der Mensch die Macht überwinden und mit der Liebe das ewige Leben finden, dann bleibt ihm der Weg in die Unterwelt nicht erspart, mit anderen Worten der Weg durch den eigenen Schatten.

Die Unterwelt ist das Reich der grossen Mutter. Als Herrin der Unterwelt symbolisiert das Leben selber, welches den Menschen mit seinen unbewussten brennenden Trieben konfrontiert. Durch Bewusstwerdung wird die Identität der Macht, das Ego, überwunden und die Identität der Liebe gefunden. Damit wird der Mensch zum guten König im eigenen Leben und tritt in die ewige Existenz der Liebe ein (s. Das Ego und das Selbst).

Überwindung des Todes und Auferstehung zu neuem Leben

So stehen Vulkane mit ihrem Feuer in Überlieferungen immer wieder im Zusammenhang mit Strafe und Läuterung. Dabei stellt die Strenge die weibliche Seite göttlicher Macht und darum die grosse Mutter als das Schicksal dar. Höhere Gerechtigkeit bedeutet auch: Der Mensch erhält auf die Länge, was er verdient. Doch der liebende Vater lässt Gnade walten und gibt ihm viele Chancen zur Umkehr.

Letztlich wird aber alles, was nicht aus der Liebe entstanden ist, im Feuer aufgehen. Im übertragenen Sinn bedeutet dies, dass alles, was nicht im Angesicht der Ewigkeit Bestand hat, vergehen wird, also die «toten» Werke des Egos und der Triebe. Dabei wird sich die Macht schliesslich an sich selber zu Tode laufen, denn der äusserste Ausdruck der Macht ist der Tod.

Vater und Mutter und die neue Schöpfung der Liebe

Die Liebe hingegen bleibt ewig bestehen, denn sie überwindet den Tod. Sie ist die höchste geistige Kraft des Universums. Ihr Ausdruck ist das liebende Bewusstsein, symbolisiert durch den VATER. Er gibt den Impuls für die neue Schöpfung in das Dunkel der lebendigen Materie hinein (die MUTTER) und bewirkt so die Geburt des Neuen – im Leben selber, symbolisiert durch die grosse Mutter.

Vulkan (Oliver Spalt, Wikipedia)

Dieses unglaubliche Foto von Oliver Spalt hält das Zusammentreffen der beiden Kräfte als schöpferische Urgewalten fest: zwischen dem VATER als der zündende Funke «vom HIMMEL» und der MUTTER als die feurige Lebenskraft im Inneren der ERDE, in der Unterwelt. (Bildquelle: Oliver Spalt, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=141934.)


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