Goldspur

Der Ewigkeit auf der Spur

Die beiden Söhne des Vaters in einer Skulptur von Igor Mitoraj

Igor Mitoraj, Kirchentür in Warschau

By on 14. Mai 2022

Skulptur von Igor Mitoraj an der Türe der Jesuitenkirche der gnädigen Mutter Gottes in der Warschauer Altstadt: Die zwei Engel für die beiden Söhne des Vaters.

Das Foto erscheint in diesem Beitrag:

Christus / Messias, der Gesalbte und der Anti-Christus

Die beiden Söhne des Vaters von Igor Mitoraj

Zwei Engel als Archetypen

An der Tür der Kirche Matka Boska in der Warschauer Altstadt prangt eine Skulptur von Igor Mitoraj, welche zwei männliche Engel unter einer Frauengestalt zeigt. In ihren Symbolen kann man die beiden Söhne des VATERS im Himmel und damit eine geistige Botschaft sehen.

Die beiden Söhne des Vaters und das grosse Weibliche

Zwei männliche Engel

Zwei verschiedene Engel, einer zur rechten und einer zur linken Seite, schmücken den Eingang der Kirche. Sie blicken auf den Besucher hinab, als wollten sie ihn fragen:

Welche Wahrheit lebst du?

Lilith, Königin der Nacht (Burney Relief)

Flügel für die geistige Existenz und eine Botschaft: Archetypen

Die Flügel sind ein Hinweis darauf, dass die männlichen Gestalten zum Bereich des Geistes gehören. Das bedeutet, dass sie eine “Botschaft” haben. Indem sie mit anderen Worten eine oder mehrere allgemeingültige Wahrheiten repräsentieren, gehören sie und somit zu den Archetypen. Dieses Relief von Mitoraj stellt offenbar zwei unterschiedliche männliche Ur-Typen dar.

(Rechts ein Beispiel für einen weiteren geflügelten Archetyp aus Babylon, um 1800 v. Chr.: Burney Relief “Die Königin der Nacht”.)

Die weibliche Gestalt: Das grosse Weibliche, das Leben selbst

Die Frauenfigur, welche über den Engeln steht, hat im Gegensatz zu diesen jedoch keine Flügel.
Weshalb wohl?

Es gibt eine einfache Erklärung dafür: Sie symbolisiert nicht die geistige, sondern die lebendige, materielle Realität und steht damit für das grosse Weibliche, das Leben selbst.

[S. Weibliche Ganzheit – die Göttin, Potenzial / Realität / Schicksal.]

Zum grossen Weiblichen gehören: die Frauen, das Volk, die Erde ...

Empfangende und lebendige Realität gebärende Materie

Zum grossen Weiblichen gehören:

  • Die Frau, alle Frauen: Sie können Samen aufnehmen und neues Leben gebären.
  • Der menschliche Körper: Er nimmt Impulse des Bewusstseins („männlich“) auf und setzt sie in Worte, Taten und neue Realität um.
  • Das Kollektiv (Gruppe, Volk, die ganze Menschheit): Es reagiert auf Impulse (zum Beispiel in Form von Informationen wie Nachrichten) mit Stimmungen und Handlungen. Es nimmt auch die Instruktionen des Herrschers auf und gestaltet diesem entsprechend neue Realität (führt Weisungen aus, wie zum Beispiel den Bau von Strassen).
  • Die Erde: Sie kann Samen aufnehmen und Wachstum geben. Zudem reagiert sie ebenfalls auf unterschiedlichste Impulse, zum Beispiel aus dem Kosmos (wie Sonnenaktivität) oder auf menschliches Verhalten, die zum Beispiel zu mit Klimaerwärmung führen. (Dabei bedeutet der “Kosmos” in den Überlieferungen mehr als das Universum, er wird in seiner Kraft dem Element des Feuers zugeschrieben und hat darum eine göttlich-geistige und initiierende Qualität, s. Die Dynamik der Elemente.)
  • Die ganze Schöpfung: Sie ist der Vergänglichkeit preisgegeben und damit in der „Unterwelt“ (s. Das Grosse Weibliche in der Unterwelt).

 [S. Weibliche Ganzheit, lebendige Materie – Potenzial, Realität und Schicksal.]

Das Weibliche als lebendige Materie, die Samen oder Impulse aufnehmen und neue Realität gebären kann, gehört per Definition zum Unbewussten (s. Das Bewusstsein und das Unbewusste).

Die drei Gestalten am Eingang ins Heiligtum

An der Kirchentür prangen also die Frauengestalt, welche die lebendige Realität darstellt und zwei “Engel”, die auf die Erde hinabblicken. Diese beiden sind sehr verschieden und weisen damit auf unterschiedlichen Haltungen im Leben hin. Ihre Frage an den Besucher der Kirche lautet:

Wie stehst du im Leben und zum Leben?

Dazu geben es zwei mögliche Antworten vor, dargestellt durch die beiden Söhne des Vaters:

Die beiden Söhne des Vaters: der “gute” und der “verkehrte

Der Engel zur Rechten: der gute Sohn

Sohn des Lebens, das Bild des Vaters im Herzen

Das Bild des Vaters im Herzen

Das Gesicht und der Kopf des Engels auf der rechten Seite der weiblichen Gestalt ist intakt und blickt nach vorn. Zudem befindet sich in der Brust, wo das Herz-Chakra liegt, eine Öffnung, in welcher man wiederum einen Kopf erkennen kann, als wollte der Künstler damit sagen: “Dieser trägt das Bild des Vaters im Herzen”.

Interessanterweise ist auch diese kleine Figur wiederum einseitig, denn das rechte Auge ist, wie bei vielen Skulpturen von Mitoraj, nicht vorhanden. Dies erinnert an diese Aussage von Jesus:

Wenn aber dein rechtes Auge dir Anstoß ⟨zur Sünde⟩ gibt, so reiß es aus und wirf es von dir! Denn es ist dir besser, dass eins deiner Glieder umkommt und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. (Mt 5,29).

Der Engel zur Linken: der verkehrte Sohn

Unbewusstheit, Trieb und Konsum

Der Engel zur Linken liegt etwas tiefer. Auch ist sein Kopf nicht intakt, denn der obere Teil und damit die Stirn und die höheren Strukturen des Gehirns fehlen. Darin kann man einen Hinweis auf den Menschen sehen, welcher nicht in der Lage ist, sein höheres Bewusstsein zu aktivieren, um so sein Leben zu steuern (s. Das Bewusstsein und das menschliche Gehirn). Stattdessen folgt er seinen Trieben, will herrschen und hemmungslos konsumieren, weshalb er das Weibliche als die lebendige Materie unterdrückt (s. Das Grosse Weibliche, das Leben selbst, in der Unterwelt).

Diese Deutung wird durch den Umstand bestätig, dass bei dieser Figur zudem die Augen geschlossen sind, das heisst, dass er blind oder unbewusst dem Leben gegenübersteht. So Jesus:

Die Leuchte des Leibes ist dein Auge; wenn dein Auge lauter [licht, klar, ungetrübt] ist, so ist auch dein ganzer Leib licht; wenn es aber böse ist, so ist auch dein Leib finster. Sieh nun zu, dass das Licht, welches in dir ist, nicht Finsternis ist. Wenn nun dein ganzer Leib licht ist und keinen finsteren Teil hat, so wird er ganz licht sein, wie wenn die Leuchte mit ihrem Strahl dich beleuchtete. (Lk 11,34)

Christus und der Anti-Christus

Schlussfolgerung

Die Betrachtung der Skulptur und ihrer symbolischen Aussagen führen zum Schluss, dass die beiden Engel für die beiden Söhne des Vaters stehen und damit die Archetypen Christus und der Anti-Christus symbolisieren. Christus, der gute Sohn des liebenden Vaters, gehorcht diesem und gibt sich der Materie hin, während der “verkehrte” Sohn des Vaters lieber nehmen und konsumieren will. Hart formuliert ist er ein Vergewaltiger, der eindringt und nimmt, ohne dass die Salbung vorhanden ist (darum Anti-Christus, also ein Anti-Gesalbter, denn Christus wie auch Messias bedeutet “der Gesalbte).

So stellt die Skulptur von Mitoraj diese Frage an jeden Menschen, der ins Heiligtum (in die Kirche) eintreten will:

Was ist dein Motiv: Macht oder Liebe? Und welches ist dein Ziel: Konsum oder Hingabe an das Leben und das Weibliche?

Das Ziel für den Menschen

Die beiden Söhne des Vaters zeigen dabei diese beiden verschiedenen Haltungen zum Leben auf.

Christus / Messias, der gute Sohn als Ziel

Das Ziel der grossen Überlieferungen für den Menschen ist, dass er mit seinem liebenden Bewusstsein (“Christus”) die Königsherrschaft (Gottes) im eigenen Leben wahrnimmt. Er kann dies tun, indem er den Weg des Helden wählt, um seine Liebe in allen Bereichen seines Lebens unter Beweis zu stellen. So ist er /sie mit Christus identifiziert.


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