Goldspur

Der Ewigkeit auf der Spur

Die negative Anima als Hure oder Schlange

Lilith von John Collier (Quelle: Wikipedia)

By on 30. September 2022

Lilith als negative Anima (von John Collier, Detail, Quelle: Wikepdia)

Lilith von John Collier (1892; Quelle: Wikipedia) als negative Anima

Die negative Anima als Hure oder Schlange: weibliche Macht

Die negative Anima ist ein Archetyp für Weiblichkeit, welche Macht lebt und ihre eigenen Interessen verfolgt, statt sich hinzugeben. Ihre Symbole sind die HURE und die SCHLANGE. Sie zieht alles in eine vergeistigte oder virtuelle Welt der Illusionen.

Die negative und die positive Anima

Ist die positive Anima durch die Göttin der Liebe und die Jungfrau als Potenzial dargestellt, so stellt die negative Anima die dunkle Seite und den Schatten des Weiblichen dar, welche Macht durch Verführung und Verblendung lebt und so die Menschen vom wahren Leben weg hin zu Illusionen lenkt. Ihr Archetyp ist Lilith.

[S. Ich bin Lilith.]

Die negative Anima – Macht im Bereich des Geistes

Als weiblicher Geist stellt die negative Anima eine geistige Grösse dar, welche sowohl Frauen wie auch Männer in ihren Bann zieht. Männer lassen sich durch ihr schillerndes Licht blenden und verführen, Frauen üben in Identifikation mit der negativen Anima Macht durch Verführung aus.

Macht durch Verführung und Verblendung

In ihrer negativen Gestalt verführt die Anima durch Erotik oder Parolen und überhöhte Ideale. Dabei präsentiert sie ihre verblendende Ausstrahlung durch Glanz und Glitzer, Pomp und Gloria oder in einer makellosen, virtuellen Welt. Sie ist schön, aber von der gelebten Realität abgekoppelt und ohne wahres innewohnendes Leben, denn ihr Herrschaftsbereich ist die Welt der Bilder und Vorstellungen (s. Weisse Magie).

Die negative Anima verführt Männer und Menschen eiskalt weg vom wahren, warmen Leben und echten Beziehungen in eine starre Welt der Illusionen oder in eine leblose virtuelle Welt.

Ein Beispiel für die negative Anima als kalte, leblose Schönheit findet sich im Märchen Die Schneekönigin von H.C. Andersen.

Anima als innere Frau des Mannes (Kaffeewerbung in Venedig)

Die negative Anima und die gefallene Schöpfung

So alt wie die Kultur selber ist die negative Anima als Archetyp eine globale Grösse, welche alle Menschen betrifft. Sie wird bereits in den ersten Überlieferungen durch LILITH, die dunkle Jungfrau, dargestellt.

Der Grund für die Negativität: gestorbene Liebe als «Erbsünde»

Der Grund für die Negativität, welche die ganze Existenz durchdringt, ist ein menschliches Ur-Trauma (auch «Erbsünde» oder «Sündenfall» genannt), welches Trennung vom ewigen, grösseren Kontext und damit den Tod mit sich gebracht hat. Die grossen Überlieferungen stimmen darin überein, dass die Ursache in der gestorbenen Liebe liegt.

Gemeinsamkeiten in den Überlieferungen: ein Bruch in der Existenz

Gestorbene Liebe und das menschliche Kollektiv in Negativität und Tod

So erzählen bereits die ersten Überlieferungen von einem Bruch, welcher der Existenz zugrunde liegt. Die sumerische Mythologie spricht davon, dass «die Himmel davongetragen sind und die grosse Mutter, das Leben selbst, in die Unterwelt, das Reich der Schatten und des Todes, geraten ist.
Die babylonische Mythologie erzählt von der Erschaffung der Welt aus dem ermordeten Mutter-Drachen, die jüdische Überlieferung erzählt vom Sündenfall, welcher durch die Schlange angezettelt wurde und vom Verlust des Paradieses.

Das Thema von der toten oder ohnmächtigen Liebe wird auch in Märchen wie Schneewittchen und Dornröschen aufgegriffen. Darin wird die negative Anima oder dunkle Jungfrau durch die dreizehnte Fee beziehungsweise den vergifteten Apfel dargestellt, welche Unbewusstheit und Tod ausgeliefert in der «Unterwelt» ist.

Die gestorbene Liebe ist der Grund für die Negativität des Weiblichen und damit auch der Anima oder grossen Göttin. Sie ist verletzt und verraten worden, voll von Schmerz, Zorn und Rachegefühlen.

[S. Macht und Missbrauch, Fluch und Erlösung in Überlieferungen.]

Die negative Anima für das kollektive Weibliche – alle Menschen

Diese Realität betrifft alle Menschen, welche als Kollektiv, als «weiblich» zu bezeichnen sind.

Zum Weiblichen gehören: die Frau, das Volk, die Erde ...

Empfangende und lebendige Realität gebärende Materie

Zum grossen Weiblichen gehören:

  • Die Frau, alle Frauen: Sie können Samen aufnehmen und neues Leben gebären.
  • Der menschliche Körper: Er nimmt Impulse des Bewusstseins („männlich“) auf und setzt sie in Worte, Taten und neue Realität um.
  • Das Kollektiv (Gruppe, Volk, die ganze Menschheit): Es reagiert auf Impulse (zum Beispiel in Form von Informationen wie Nachrichten) mit Stimmungen und Handlungen. Es nimmt auch die Instruktionen des Herrschers auf und gestaltet diesem entsprechend neue Realität (führt Weisungen aus, wie zum Beispiel den Bau von Strassen).
  • Die Erde: Sie kann Samen aufnehmen und Wachstum geben. Zudem reagiert sie ebenfalls auf unterschiedlichste Impulse (“Geist”), zum Beispiel aus dem Kosmos (wie Sonnenaktivität) oder auf menschliches Verhalten mit globalen Erscheinungen wie Klimaerwärmung oder Vulkanismus und Abkühlung. (Dabei bedeutet der “Kosmos” in den Überlieferungen mehr als das Universum. Ihm wird das Element des Feuers zugeschrieben und darum auch göttlich-geistige und initiierende Kraft, s. Die vier Elemente, Bedeutung.)
  • Die ganze Schöpfung: Sie ist der Vergänglichkeit preisgegeben und damit in der „Unterwelt“ (s. Das Grosse Weibliche in der Unterwelt).

 [S. Weibliche Ganzheit, lebendige Materie – Potenzial, Realität und Schicksal.]

Das Weibliche kann als lebendige Materie Impulse des Bewusstseins («Samen») aufnehmen und neue Realität gebären und gehört darum per Definition zum Unbewussten (s. Das Bewusstsein und das Unbewusste und Männlich und weiblich, die beiden Ur-Kräfte der Schöpfung).

Die negative Anima als HURE und SCHLANGE

Die Archetypen der HURE oder SCHLANGE, die häufig für negative Weiblichkeit stehen, können der Anima in ihrer negativen Gestalt zugeordnet werden.

Lilith von John Collier (Quelle: Wikipedia)

Als HURE verführt sie zu Lust und als SCHLANGE verführt sie zu List.

So verkauft sie als HURE die Illusion von Liebe und Erfüllung, bindet damit ihr Opfer an Körperlichkeit und die Triebe und verwehrt ihm dadurch den Zugang zum Geist und zur Ganzheit.

Als SCHLANGE symbolisiert sie raffinierte und intrigante Weiblichkeit, welche strategisch eingesetzt wird, um Macht zu erlangen. (Ein Beispiel dafür ist falsche Berater des Königs namens «Schlangenzunge» in Der Herr der Ringe und auch Die Schlange im Kopf – unser altes Reptiliengehirn.

Im Einzelnen:

Die Hure: Liebe als Konsumgut und Verführung zu Lust

Eine Hure verkauft per Definition Liebe, um für sich einen Profit zu erzielen. Zu diesem Zweck setzt sie ihren Körper ein, aus welchem sie aber ihr inneres Leben zurückgezogen hat, so dass er nur noch eine leere Hülle ist. Männer, die sich nach Liebe und Leben sehen, gehen leer aus und bleiben noch süchtiger zurück.

Die innere Frau als SCHLANGE: Verführung durch List

Als Reptil gehört die Schlange zum Element des Wassers und damit zum Weiblichen. Als dieses symbolisiert sie einerseits das Leben (s. Das Leben und die Schlange: Auf- und Abstieg), andererseits den Trieb. Beides ist Teil des Unbewussten, welches ebenfalls dem Weiblichen zuzuordnen ist (Wasser, weiblich).

Darüber hinaus symbolisiert die Schlange aber auch kalte und berechnende List, welche sich des Bewusstseins bemächtigt (s. Die Schlange im Kopf – das Reptiliengehirn.

Die SCHLANGE, welche ihr Opfer mit ihrem Gift lähmt, bevor sie es frisst, steht für raffinierte und intrigante Weiblichkeit. So verführt sie den Mann als innere Schlange zu hinterhältigem und “listigem” Verhalten, um sein Ziel zu erreichen.

[S. Der Sündenfall-Bericht der Bibel und das Geheimnis der Schlange.]

Die Hure und die Schlange in Überlieferungen

Die HURE und die SCHLANGE als Archetypen der Anima spielen bereits in den ältesten Überlieferungen eine wichtige Rolle:

Burney Relief (die Königin der Nacht, bearbeitet)

Die Königin der Nacht (Burney Relief, ca. 1800 v. Chr.)

Die negative Anima in der Paarbeziehung

Die negative Anima als die innere Frau des Mannes

Das innere Frauenbild von der Frau als HURE ist die «Magie», welche die Lust des Mannes und seinen Trieb weckt, sodass er die Kontrolle über sein Handeln verliert.
Zudem verhilft die Anima als SCHLANGE Männern zu listiger und manipulativer Strategie, um ihre Interessen zu verfolgen (allem voran, um Frauen zum Geschlechtsverkehr zu bewegen; s. Negative Paardynamik sowie Animus und Anima in der Paarbeziehung).

[S. Die Anima als die innere Frau des Mannes .]

Macht der Frau durch Identifikation mit der negativen Anima

In Identifikation mit der negativen Anima als Hure können auf der anderen Seite Frauen über Männer Macht ausüben und sich zu ihrer «Göttin» aufschwingen. Dies geschieht, indem sie das «Tier» in ihm wecken.

Der Engel im Schleier aus Videoclip zu Robbie William's "Angels"

Die negative Anima – kollektiver Aspekt

Die Schlange, der Drache, die Hure und die “Frau”

Von der Schlange zum Drachen

War die Schlange im Paradies noch der Fallstrick für den harmlosen Menschen, so ist der Drache das ausgewachsene Reptil, welches alle drei Bereiche beherrscht: Das Wasser, die Erde und die Luft. Er ist ein Archetyp für unermessliche Gier und kalte Grausamkeit (s. Der Drache, die alte Schlange, und ihre Überwindung).

“Over the peak” von Christina Krüsi, 2016

Die Schlange im Paradies

Das Verrückte in diesem Zusammenhang ist, dass die Schlange im Paradies zu Unrecht mit der Frau in Verbindung gebracht worden ist! Denn sie symbolisiert den Trieb und die negative Anima des Mannes (s. Der Sündenfall-Bericht und das Geheimnis der Schlange).

Feindschaft zwischen der «Frau» und der «Schlange» im Sündenfallbericht

Schwangere Jungfrau, Remedios, Kuba

Im späteren Sündenfall-Bericht der Bibel wird ebenfalls «die Frau» erwähnt und der Schlange gegenübergestellt. Während der Fluch über der Frau lautet, dass der Mann sie dominieren wird, beinhaltet der Fluch über der Schlange, dass sie «Staub fressen» wird.

Zudem wird Feindschaft und Kampf zwischen der «Frau» und der «Schlange» und ihrer Nachkommen (“Samen”) prophezeit. Der Nachkomme dieser sanften und hingebungsvollen “Frau” ist der Mann, der sich ebenfalls (dem Weiblichen) hingibt (in Identifikation mit Christus / dem Messias; Abb.: Die schwangere Jungfrau von Remedios).

Die Frau, die Hure und der Drache

Die Offenbarung der Bibel

So wird die «Frau» auch in der Offenbarung des Johannes, Kapitel 12,  erwähnt (die Zwölf als Hinweis auf das Paradies). Sie hat ein Kind geboren und wird vom DRACHEN (der alten SCHLANGE) verfolgt, jedoch vom Himmel bewahrt. Die Frau stellt positive Weiblichkeit dar, die sich aus Liebe hingibt und neue Realität, symbolisiert durch das Kind, ermöglicht.

Drache ("Mutter")
Die Hure und das Tier (Feuer und Eis)

Die Hure und das Tier in der Offenbarung

Dabei steht «die Frau» im Gegensatz zur «anderen Frau», der grossen Hure (Offenbarung, Kapitel 17), welche in Prunk gekleidet auf dem «TIER» reitet und sich am vergossenen Blut der Heiligen ergötzt. Diese entspricht der negativen Anima in ihrer kollektiven Gestalt, welche weltliche Macht durch Verführung und Verblendung bedeutet (Weisse Magie). Sie reitet auf dem Tier, welches Staatsgewalt durch Unterdrückung, Terror und Kriege bedeutet (Schwarze Magie).

Gemeinsam haben sie zehn «Hörner der Macht» (die den Ecken der beiden Pentagramme entsprechen, s. Abb. rechts).

[S. Die Hure und das Tier.]

Der Sieg über den Drachen (die alte Schlange), die Jungfrau und das Königreich (Gottes)

Das Happy End

Solche prophetischen Bilder und Szenarien mögen zwar furchterregend oder erschreckend sein, doch sie sind immer auch von einer guten Botschaft begleitet. So halten die Offenbarung der Bibel sowie sämtliche bedeutsamen Mythen, Legenden und Märchen konsequent an der Aussage fest, dass zuletzt die Liebe siegen wird. Denn sie überwindet selbst den Tod.

Nicht ohne Kampf!

Im Kampf um diese Liebe (symbolisiert durch die Jungfrau) gilt es, das Ego und die Triebe (symbolisiert durch die Schlange und den Drachen) zu überwinden, um Ganzheit und das ewige Leben zu finden. Diese zeigt sich einerseits durch Königsherrschaft im eigenen Leben, andererseits auch in der globalen Realität einer neuen Schöpfung der Liebe.

[S. Fluch und Erlösung in ÜberlieferungenDer Drache, die alte Schlange und ihre Überwindung und Der Heldenweg, der Weg der Liebe.]

Blütenherz

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