Gespräch zwischen der Mutter und dem Vater im Himmel:
– Göttin: Du musst mit deinem Sohn sprechen! Sein Verhalten war nicht recht!
– Vater: Das habe ich schon getan.
– Göttin: Und?
– Vater: Er bereute seine Tat, kaum war er ausgenüchtert! Er wollte sie lieber ungeschehen machen.
– Göttin: Gut! Dann kommt alles gut. Wenn er es einsieht …
– Vater: Nein! – Die Reue hat dazu geführt, dass er sich schämt und den Kontakt zu mir und zu ihr abgebrochen hat.
– Göttin: Ach … oh je … verstehe. Statt Verantwortung zu übernehmen, zieht er sich zurück. Das ist aber schwach! – Was machen wir denn nun?
– Der Vater: Ich kann versuchen, in ihm das Verlangen neu zu wecken … – Aber du weißt: Das ist ein heisses Spiel. – Er versteht es nicht besser, er wird es dann möglicherweise darauf anlegen, Anna mit Macht wieder zu erobern, ja vielleicht sie zu unterwerfen.
– Göttin: Oh … – Du meine Güte, willst du etwa die Monster loslassen?!
– Vater: Willst du nun, dass ich ihn in Bewegung setze oder nicht? – Es ist dann eben an dir, deiner Tochter aufzuzeigen, wie sie sich schützen muss, um ihre Liebe zu bewahren!
– Göttin (seufzt): Also gut … riskieren wir es.
***
Gil erzählt (Inanna und die Enkum als moderne Geschiche):
Ernüchterung des Helden und die Enkum
Von Anna hörte ich keinen Ton mehr, das bin ich mir von Frauen nicht gewohnt … – Und seltsamerweise kann ich sie einfach nicht vergessen. Wenn ich träume, dann träume ich von ihr. Sie hat etwas Besonderes … Gut, vielleicht war die Sache etwas aus dem Ruder gelaufen, etwas voreilig, möglicherweise hätte ich es langsamer angehen sollen, aber ich bin auch nur ein Mann! Und sie ist schon eine heisse Frau! – Ich meine, sie ist eine Wucht, ein Naturtalent, habe ich den Eindruck!
Hatte mir schon überlegt, ob ich sie mal wieder treffen sollte, da lief sie mir wie durch Zufall neulich über den Weg.
Sie kam mir auf der Strasse entgegen. Und wow, sah sie fantastisch aus: in einem enganliegenden Kleid bewegte sie sich schwungvoll! Als wir uns kreuzten, schenkte sie mir ein strahlendes Lächeln und ging dabei, ohne ihre Schritte zu verlangsamen, einfach an mir vorüber.
Inanna und die Enkum
Noch bevor ich denken konnte, hatte ich mich schon umgedreht, war hinter ihr hergegangen, hatte sie am Ellbogen gepackt und sagte zu ihr:
– He! Schöne Frau! Wie wär’s mit uns zwei?!
Noch immer lächelnd fragte sie:
– Kennen wir uns?
Ich dachte, sie mache Spass und fuhr im selben Ton fort:
– Ich denke schon! Das war ein super-cooler Abend, den wir neulich zusammen hatten … Wollen wir das wiederholen?!
– Ach? Hatten wir???, wollte sie mit derselben unverbindlichen Freundlichkeit wissen, während sie noch immer lächelnd mit einem Ausdruck des Erstaunens die Augenbrauen hob.
Ich war einen kurzen Moment sprachlos. Sie schüttelte ihren Kopf, und ihr langes Haar flog um sie herum, als sie sich von mir abwandte, um weiterzugehen. Ohne zu zögern nahm sie ihr energisches Tempo weiter auf und verschwand hinter der nächsten Häuserecke, ohne sich nochmals umzudrehen.
Ich stand noch immer da wie ein begossener Pudel, total baff und schaute ihr nach.
Was soll denn das bedeuten? – Und warum geht mir diese Frau einfach nicht aus dem Kopf!?