Lebendige Materie und der weibliche Körper
Erde beinhaltet passive (Lebens-)Energie. Sie nimmt Samen auf, lässt wachsen und bringt Frucht. Das Element der ERDE symbolisiert im weitesten Sinn die lebendige materielle Realität und im engeren den Körper der Frau.
Erde stellt in den Überlieferungen auch das versprochene Land oder Königreich dar, das vom Männlichen erobert wird. Sie beinhaltet häufig ein bestimmtes Territorium, ein Volk. Im übertragenen Sinn steht sie aber auch für die Frau mit ihrem Körper, in welche der (männliche) Same (des Wortes) den geistigen Impuls für eine neue Realität (symbolisiert durch das Kind) hineingeben wird.
Wie die Erde durch Samen befruchtet wird, so nimmt die Tochter in ihrem Körper den Samen des Mannes auf, um daraus neues Leben wachsen zu lassen. Durch Sexualität und Geburt, also in der Interaktion mit dem Mann, nimmt sie ihren Körper (als ihren inneren Mann) ein (s. Die Integration des Animus).
Disteln für Dornen in Überlieferungen: Negativität und Abwehr der Frau
Wenn die Erde oder das Land Disteln und Dornen wachsen lässt, dann beschreiben die Überlieferungen bildhaft die spröde und stachelige Abwehr des Weiblichen (insbesondere, wenn es verletzt und ausgebeutet wird, s. Negative Paardynamik).
Darum muss König Gilgamesh im babylonischen Epos das stachelige Kraut auf dem Meeresgrund bergen, welches ihm jedoch von der Schlange wieder gestohlen wird. Dasselbe Bild kommt auch im biblischen Sündenfallbericht zum Tragen. So besagt der Fluch über Adam, dass sein „Acker“ mit „Disteln und Dornen“ bewachsen sein wird. Auch in Dornröschen sind die Dornen ein Bild für die Abwehr der verletzten Frau, die in Griff ihrer negativen Männlichkeit (Animus als Schmerzkörper) ist.