Die Zeit vor Ostern ist Fastenzeit. Doch wozu? Zum Fasten gehört auch die Wüste. Beides sind Bilder für Mangel und Entbehrungen, welche jedoch einen Prozess der Läuterung zu innerer Stärke einleiten können.
So fastete Jesus gemäss der Überlieferung 40 Tage in der Wüste. 

Durch Überwinden zur Fülle gelangen ist denn auch das Thema der Überlieferungen: Sie erzählen vom Helden, der allen Widerständen trotzt und den bösen Feind besiegt. Dabei gewinnt er die Jungfrau und ein Königreich. Während letzteres für Selbstwirksamkeit im eigenen Leben steht, symbolisiert die Jungfrau reine, Wunder wirkende Liebe, die den Tod überwindet.

In der Wüste, also in Mangel und Entbehrungen, erlebt der Mensch seine Schwächen, Begierden und Triebe intensiver. Umso mehr bedeutet die Überwindung des “Bösen” einen Kampf, bei dem – weit ab von den «Fleischtöpfen Ägyptens» – Durchhaltevermögen und Entschlossenheit gefragt sind (s. Die Wüste als 2. Phase des Heldenweges).

Fasten wiederum bedeutet, sich freiwillig, also ohne Not von aussen, in einen Prozess der Läuterung («Reinigung durch Feuer») zu begeben. Die Motivation mag dabei sein, dem Äusseren weniger Raum zu geben, um sich auf «seelische Reinigungsarbeit» zu fokussieren und sich inneren Kämpfen zu stellen.

Selbstredend gibt es also auch verschiedene Arten des Fastens. Es kann bedeuten: «Ich verzichte einmal auf das, was so viel Raum in meinem Leben einnimmt» (zum Beispiel das Handy). Oder: «Ich verzichte auf jene Annehmlichkeiten, welche mich die Aufgaben, die das Leben mir stellt, so leicht vergessen lassen». So ist das Fasten ein Weg, der durch Verzicht zu Stärke führt, indem Himmel und Erde, das Innere und das Äussere ins Gleichgewicht gebracht werden und das Ziel stärker in den Fokus tritt.

Doch häufig sind es auch äussere Probleme und Schwierigkeiten, die Menschen in eine Zeit der Dürre treiben. Man leidet an den Umständen, fühlt sich plötzlich schwach, elend und möchte sich am liebsten verkriechen. In solchen Situationen scheint jedes Wachstum zu stagnieren, während Erschöpfung sich breitmacht. Und so tauchen unweigerlich Fragen auf wie: «Was ist bloss mit mir los??», «Bin ich krank? Habe ich in Burn-out? Eine Depression??».

Keine Angst! Derartige Prozesse gehören zum Leben, wie es auch die Natur vormacht, zum Beispiel durch die Metamorphose von der Raupe zum Schmetterling. Es gilt nämlich, sich aus der Verhaftung an die Materie (Raupe) zu befreien, um in die Freiheit des Geistes zu gelangen und fliegen zu lernen (Schmetterling)! Zwischen diesen beiden Phasen liegt jedoch das “Verpuppungsstadium”, in welchem nach aussen alles starr aussieht, während innen alles umgebaut wird: