Goldspur

Der Ewigkeit auf der Spur

Ring und Stab als Zeichen der Königsherrschaft

Königspaar mit Zweig (Stele von Ur-Nammu)

By on 26. Oktober 2022

Königspaar mit Zweig (Stele von Ur-Nammu)

Ring und Stab als Zeichen der Königsherrschaft

In antiken Abbildungen werden immer wieder Ring und Stab in der Hand des Königs dargestellt.

Was bedeuten diese?

Ring und Stab in der Stele von Ur-Nammu

Beschreibung des Titelbildes:
Die Abbildung oben aus der Stele von Ur-Nammu stellt ein „königliches“ Paar dar. Mann und Frau, königlich gekleidet, sitzen einander gegenüber. In einer Vase zwischen ihnen stecken Zweige eines gefällten Baumes. Sie tragen die „Hörnerkrone“ und der Mann hält in seiner rechten Hand Ring und Stab, sowie etwas, das lose herabhängt – ein Band?

Ring und Stab für den Eingang in die lebendige Materie

Symbole für Penetration und vollzogenen Geschlechtsverkehr

Ring und Stab mit dem Band symbolisieren Penetration.
Während der Ring bildhaft den Eingang in den weiblichen Schoss darstellt, symbolisiert der Stab das männliche Glied, den Phallus.

Pukku und Mikku für Stab und Ring als Geschenke für König Gilgamesh

Pukku und Mikku in der sumerischen Überlieferung

In der sumerischen Mythologie erhält Gilgamesh als König «Mikku» und «Pukku» (s. Gilgamesh und die Fällung des Baumes).

Aus der Krone und den Wurzeln des gefällten Baumes der Göttin

Dabei ist MIKKU aus den Ästen des Baumes hergestellt und kann gut ein Kranz oder ein Ring sein. Die runde Form als Reif oder ein Ring steht auch für Ganzheit und damit für geistige Kraft, was ebenfalls der Krone (des Baumes) entspricht. So zierte ein Lorbeerkranz den Sieger und wurde ein Reif oder eine Krone auf das Haupt des Auserwählten gelegt.

PUKKU hingegen ist aus den Wurzeln hergestellt, welche die Verankerung in der Materie symbolisieren, und steht als Stab für körperlich-phallische Kraft und Durchsetzungsvermögen (so auch Ziffer 9 des Baumes des Lebens der Kabbala).

Das Zepter als Phallus-Symbol für die Durchsetzung der Macht und die Krone für die Legitimation des Herrschers hat sich bis in die heutige Zeit gehalten.

Ein Hochzeitsritual mit Ring und Stab

Dieses symbolische Verständnis wird zum Beispiel durch ein altes Hochzeitsritual bestätigt. Dabei musste der Bräutigam mit einem Schwert einen geworfenen Ring auffangen. Fiel diesers zu Boden, galt dies als schlechtes Omen.

Die Integration der inneren Familie

Der Partnerschaftsring

Eine entsprechende symbolische Bedeutung hat auch der Fingerring als Zeichen der Verbindung eines Paares. Er ist am Ringfinger anzuziehen, welcher die gegengeschlechtlichen Persönlichkeitsanteile symbolisiert (s. Abb. rechts und 12 Bäume im Paradies für die innere Familie).

Heilige Hochzeit

Das Band als Zeichen einer verbindlichen Beziehung

Das Band zwischen Ring und Stab symbolisiert das Band der Liebe, welche weiblich und männlich, Ring und Stab verbindet.
Stab und Band sind jedoch immer wieder auch als Massstab und «Messschnur» gedeutet worden. Darin mag insofern etwas liegen, als der König mit seiner Königin auch sein «versprochenes» Land erhalten hat, dessen Höhe, Tiefe und Breite er noch ausloten kann (mehr dazu unten).

Das Band der Liebe beinhaltet auch die Achtsamkeit gegenüber höheren Ordnungen, Wünschen der Eltern und Traditionen, die sich bewährt haben.

Ring und Stab als Zeichen der Königsherrschaft

Codex Hammurabi, Stele, 2,25 m, Louvre Museum

Doch warum gelten Ring und Stab auch als Zeichen der Königsherrschaft?

Königsherrschaft bedeutet die Legitimation zu regieren» oder anders formuliert in der lebendigem Materie neue Realität anzustossen. Dies kommt in drei unterschiedlichen Bereichen zum Tragen: einerseits im eigenen Leben, andererseits in der Paarbeziehung und nicht zuletzt, als drittes, in der Herrschaft über Volk und Land.

(Dazu Abb. rechts Kodex Hammurabi, 2,25 m, um 1800 v.Chr., Louvre, Paris. Diese über 2 m hohe Stele in Form eines riesigen Phallus enthält eine frühe Sammlung von Rechtssprüchen in Keilschrift. Das Relief zuoberst zeigt Hamurabi, der vom Gott Shamash Ring und Stab als Zeichen der Königsherrschaft erhält. Shamash ist eine Animus-Gestalt, s. Wilder Stier / Fährmann im Gilgamesh-Epos).

1. In der Paarbeziehung: die Göttin und ihr Heldenkönig

Im Hinblick auf die Paarbeziehung stehen Ring und Stab für die Vereinigung zwischen männlich und weiblich, welche zu Ganzheit und zu neuer Realität führt.

[S. Männlich und weiblich, die beiden Ur-Kräfte der Schöpfung.]

Dabei steht die männliche Seite für das liebende Bewusstsein und die weibliche Seite für die lebendige, empfangende und Realität gebärende Materie. War die Frau als seine Verlobte einst sein «versprochenes» Land, so ist dieses nun (mit dem Geschlechtsverkehr) «erobert» und «eingenommen». Nun ist der Mann als ihr König derjenige, der autorisiert ist, mit seinem Samen und seinem Wort (in ihr) neue Realität (z. B. ein Kind) hervorzubringen.

[S. Die Jungfrau – Wunder wirkende Liebe und Potenzial und Die Frau als Göttin und der Mann als ihr Heldenkönig.]

Männlich und weiblich und die Erschaffung neuer Realität

Neue Realität aus der Liebe

In diesem Zusammenhang ist festzuhalten, dass nur dann neue Realität entsteht, wenn Liebe im Spiel ist. Die Liebe bewegt Männer zur Hingabe ihrer Seele, also ihres Herzens, und Frauen zur Hingabe ihres Körpers. 

[S.Was ist die Seele und wo im Körper befindet sie sich? und Geschlechtlicher Magnetismus.]

Positive Männlichkeit und Weiblichkeit

Positive Männlichkeit ist Kreativität, Entscheidungsfreude und Durchsetzungsvermögen. Als das liebende Bewusstsein (Geist) setzt männliche Energie aktive Impuls zur Entstehung des Neuen. Diese Kraft ist durch den Archetyp des Christus/Messias, des Gesalbten dargestellt.

Positive Weiblichkeit auf der anderen Seite ist annehmende, Raum gebende und Realität gebärende Kraft. Sie ist nimmt den Impuls des Bewusstseins bereitwillig auf und lässt Neues entstehen.

[S. Männlich und weiblich und die Erschaffung neuer Realität].

Wenn es jedoch auf der männlichen Seite an Liebe fehlt, wird sich das Weibliche nicht unterordnen wollen, sondern sich auflehnen und statt der guten Saat Disteln und Dornen wachsen lassen. Dies wird wiederum auf der männlichen Seite Unterdrückung provozieren.

[S. Der Fluch über Adam und Eva – negative Paardynamik  und Dornröschens Dornenhecke.]

2. Königsherrschaft im eigenen Leben: Ganzheit

Die Königsherrschaft symbolisiert aber auch das mythologische Ziel für jeden Menschen: (göttliche) Selbstwirksamkeit. Denn beide, Mann und Frau, haben beides, nämlich männliche Anteile (Körper, Bewusstsein) und weibliche (Seele, Liebe). Der Weg zu Ganzheit und Königsherrschaft im eigenen Leben setzt voraus, dass ihre männlichen und ihre weiblich Anteile am Licht ihres Lebens haben (und nichts verdrängen und ablehnen).
Mit anderen Worten ist es in der Verantwortung des Menschen, mit seinem liebenden Bewusstsein («männlich») in seinem Leben («weiblich») weise zu regieren und seine Ressourcen gut und treu zu verwalten. So steht er kreativ in seinem Leben und übt “göttliche” Königsherrschaft aus.

3. Im kollektiven Kontext: der gute König und sein Volk

Für Königsherrschaft über Volk und Land gilt Analoges wie in der Paarbeziehung, sodass im kollektiven Kontext dieselben Symbole zum Tragen kommen. Ring und Stab, zum Beispiel in Form eines Zepters und einer Krone, sind Zeichen königlicher Autorität.

Insignien der Macht: Krone, Zepter, Reichsapfel

[S. Die Insignien der Macht: Zepter, Krone und Reichsapfel.]

Dabei stellt das liebende Bewusstsein (König/Königin) die «männliche» Seite dar, welche im Einklang mit höheren Ordnungen weise regiert. Auf der anderen Seite stellen das Volk und das Land als empfangende Materie das grosse Weibliche dar, welches die Impulse des Herrschers in lebendige Realität umsetzt («gehorcht»).

Ring und Stab für Vollmacht über die Materie

Stab, Hirtenstab oder Zepter als Phallus-Symbole bezeichnen die Kraft und Potenz, den Samen in die lebendige Materie zu bringen (symbolisiert durch den Ring oder Reif).

Der König als der gute Hirte

Der gute Herrscher hat dabei das Wohl des Volkes im Blick und handelt verantwortungsvoll und uneigennützig. Im geistigen Sinn wird er auch durch das Bild des Hirten dargestellt, der für seine Schafe sorgt.

[S. Psalm 23 – Läuterung und Metamorphose.]

Die Salbung: Zeichen der Annahme durch das Weibliche

Ring und Stab gehören zu jener Person, die autorisiert ist, in die lebendige Materie einzugehen, um darin den Samen für die Geburt des Neuen zu säen. Die Legitimation dazu ist aber nur dann wahrhaft gegeben, wenn das Weibliche auch bereit und in liebevoller Erwartung und Annahme ist. Das Zeichen hierfür ist die Salbung (in Analogie zur Scheidenflüssigkeit der Frau).

Darum ist, wer bewusst und im Namen der Liebe kommt, ein Gesalbter.

[S. Die Salbung – Vollmacht über die Materie.]

Der gesalbte König oder Priester

Um eine höhere Autorität zu demonstrieren, wurden und werden aus diesem Grund noch immer Könige und Priester gesalbt. Dabei stellen sie selbst das potente und gesalbte menschliche Glied den «Stab» dar, während allenfalls auch noch ein Reif (die Krone!) auf ihr Haupt gelegt wird, um das Bild von Ring und Stab zu vervollständigen.

Krone - Königsherrschaft

Salbung und Krönung werden als Ritual meistens in Anwesenheit des Volkes oder seiner Vertreter durchgeführt als Zeichen dafür, dass der Auserwählte auch vom Volk angenommen ist. Nur so erhält er die wahre Vollmacht und Legitimation, mit dessen Einverständnis zu regieren.

Doch immer wieder haben Machtmenschen stattdessen Frauen, Völker und Länder mit Gewalt ihrer ungerechten Herrschaft unterworfen, ungeachtet einer «Salbung». Wer so handelt, ist als Vergewaltiger mit dem «Antichristus» identifiziert.

[ S. Christus / Messias, der Gesalbte und der Anti-Christus.]

Füllhorn

Die Hörnerkrone als Zeichen der Fülle

Die Hörnerkrone symbolisierte wohl ursprünglich ein Füllhorn, welches Kraft und Segen über das Haupt des Paares ausgiessen sollte. Denn durch den ersten Geschlechtsverkehr wird das Paar auch in die Welt der Erwachsenen initiiert. Dies ist der Lebensabschnitt des Wachstums und der Fülle.

So tragen denn auch beide, Mann und Frau, diese Krone. Denn wenn sie liebevoll und verantwortungsbewusst im Leben stehen, wird es ihnen gut gehen und werden sie ihre Ressourcen mehren.

Geschlechtsverkehr als Machtmittel

Das Burney-Relief: Weibliche Macht durch Erotik

Das Burney Relief zeigt jedoch ein anderes Bild. Im Gegensatz zum Königspaar der Stele von Ur-Nammu hält hier eine nackte Frau mit makellosem Körper in beiden Händen Ring und Stab hoch. 

Burney Relief (die Königin der Nacht, bearbeitet)

Die Königin der Nacht

Die Frau ist als Königin der Nacht bezeichnet worden. Sie ist tatsächlich eine Königin, denn sie trägt ebenfalls die Hörnerkrone als Zeichen dafür, dass sie eine initiierte Frau ist. Damit ist sie tatsächlich «Königin der Erde», nämlich Frau in ihrem zweiten Aspekt (rot; s. Der Weg Frau). Aber diese Frau ist nicht wirklich «geerdet», nicht in der Erde verankert. Vielmehr stehen ihre Füsse (Symbol für sie männliche Seite der Sexualität) auf zwei Löwen, welche zusammen mit den Eulen an ihrer Seite die Jäger der Nacht darstellen.

Die Symbole sprechen eine klare Sprache, denn die Hände symbolisieren die Seele und die weibliche Seite der Sexualität. Die Frau übt also Macht im Bereich der Seele aus, indem sie Geschlechtsverkehr anbietet. Sie spricht damit den männlichen Trieb an, um für sich auf Kosten des Gegenübers einen Gewinn zu erzielen. Die Aussage des Bildes ist «Ich gebe die Herrschaft über meinen Körper nicht ab, sondern setze ihn so ein, wie ich will – und ich habe etwas anzubieten …».

Der Unterschied zur «gewöhnlichen Frau»

Damit unterscheidet sie sich von positiver Weiblichkeit, von der einfachen «Frau», welche sich aus Liebe hingibt, Raum gibt und den Samen (des Wortes) aufnehmen und umsetzen kann. Die Königin der Nacht ist eine Gestalt, die zur Unterwelt und zum Schatten gehört (welche das Unbewusste symbolisieren). Sie herrscht, indem sie die Triebe des Gegenübers anspricht.

Heilung am Licht

Doch letztlich sucht sie Macht, weil sie nicht wieder verletzt werden will (s. Ich bin Lilith, die dunkle Jungfrau und Disneys Maleficent, die dunkle Fee).

Der Weg ans Licht bedeutet aber, dass sie sich in ihrer Schwäche und Verletzung wahrnimmt und annimmt und sich selbst mit ihren Körper liebt. So integriert sie positive Männlichkeit (den Vater und Christus) und gewinnt in der Kraft des liebenden Bewusstseins ihren Körper und ihre reine Liebe wieder für sich.

[S. Heilung: Was ans Licht kommt, wird selbst licht und Maria Magdalena und die Frau als Heldin.]

"Inanna" von Jamali

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Top

Newsletter Abonnieren

We respect your email privacy

Newsletter abonnieren

You have successfully subscribed to the newsletter

There was an error while trying to send your request. Please try again.

Goldspur will use the information you provide on this form to be in touch with you and to provide updates and marketing.