Goldspur

Der Ewigkeit auf der Spur

Wasser – Symbol für das Weibliche und das Unbewusste

By on 14. Mai 2020

Wasser – weiblich

Wasser als Grundvoraussetzung für das Leben und als Leben gebärendes Ur-Element ist dem Weiblichen zuzuordnen.

Dazu dieses Zitat von C.G. Jung:

Die mütterliche Bedeutung des Wassers gehört zu den klarsten Symboldeutungen im Gebiete der Mythologie […]. Aus dem Wasser kommt das Leben […]. In den Träumen und Phantasien bedeutet Meer und jedes grössere Gewässer das Unbewusste. Der Mutteraspekt des Wassers koinzidiert insofern mit der Natur des Unbewussten, als dieses […] als die Mutter oder Matrix [Gebärmutter] des Bewussten angesprochen werden kann.[1]

In diesem Zitat wird der Zusammenhang zwischen Wasser und dem Weiblichen, dem Unbewussten und dem Leben selbst gemacht. Dieses liegt ausserhalb des Bewusstseins des Menschen und gehört damit zum Unbewussten (s. Das Bewusstsein und das Unbewusste).

Symbolbedeutungen des Wassers

Damit sind bereits diese Symbolbedeutungen des Wassers angesprochen:
Wasser ist:

  • Das Leben: Wasser ist die Voraussetzung für Leben überhaupt.
  • Das Unbewusste: Das Geheimnis des Lebens ist in der Materie verborgen und liegt damit im Unbewussten.
  • Die weibliche Seele: In ihr ist Liebe und Leben, symbolisiert durch das Wasser. So manifestiert sie sich auf unterschiedliche Weise: in einem Redefluss oder einem Schwall von Worten, aber auch in Tränen. Auch produziert sie die Scheidenflüssigkeit und das Fruchtwasser, in welchem neues Leben heranwächst.

In einem übergeordneten Sinn werden auch diese bedeutungsvollen Aspekte durch Wasser symbolisiert:

  • Das Gesetz: Wasser ist reinigend. Ebenso können Worte eine reinigende Wirkung haben. Somit ist Wasser auch ein Symbol für das Gesetz.
  • Reinigung, Taufe: Wasser wirkt belebend und erneuernd (als “Matrix”, das heisst „Gebärmutter“ für den Geist): durch die Taufe, welche eine Weihe darstellt.

Die Bedeutungen von Wasser im Einzelnen:

1. Wasser als “Mutter-Element” und Voraussetzung für materielles Leben

Wasser ist die Grundvoraussetzung für Leben: ohne Wasser keine lebendige Materie. Alle belebte Materie enthält Wasser.

Die 7-Tage-Schöpfung

Wasser – Thema des zweiten «Schöpfungstages»

Gemäss dem Schöpfungsbericht der Bibel ist Wasser das Thema des zweiten Tages (s. Die Sieben-Tage-Schöpfung und Abbildung). Dabei werden zwischen zwei Arten von Wasser unterschieden, dem Wasser “oberhalb” und Wasser “unterhalb” (der Feste, des Firmaments).

Wasser flüssig / gasförmig – oder als Potenzial / Realität

Dies kann auf der einen Seite als Bild für die Aggregatszustände angesehen werden (gefroren/flüssig oder gasförmig).

Auf der anderen Seite kann man darin aber auch unterschiedliche quantenphysikalische  Zustände sehen: Quanten als materielle Realität oder als immaterielles Potenzial:

Quanten als Potenzial und Wellen im Meer aller Möglichkeiten (Jungfrau)

Das Potenzial: Quanten, die nicht in Gebrauch sind, «schwimmen» in “Wellenfunktion” in einem Meer aus virtueller Energie und potenzieller Information [2]. Darum wird das Potenzial auch als „das Meer aller Möglichkeiten“ bezeichnet. Das Potenzial, das was noch nicht ist, aber werden kann, ist eine geistige Gröse, mythologisch durch JUNGFRAU symbolisiert, welche unterschiedliche Kinder gebären kann, je nach Samen (Bewusstsein), der sie befruchtet.

Quanten als lebendige Realität (Mutter)

Realität: Wenn das Potenzial von Bewusstsein, also von gestalterischer Absicht/Information getroffen wird, kollabieren alle anderen Möglichkeiten einer Welle und sie “schaltet auf Realität“. Dabei verwirklicht sie den einen Impuls des Bewusstseins und wird zu Quantum und zu lebendiger Realität, symbolisiert durch die MUTTER (s. Die Entstehung von neuer Realität und Weibliche Ganzheit 3-in-1.

2. Wasser als Symbol für das Unbewusste

Das Geheimnis des Lebens liegt in der Materie verborgen, ja ist darin „vergraben“ und dabei auch ausserhalb des Bewusstseins des Menschen, im Unbewussten. 

Gewinnen des grossen Schatzes des Lebens: die Integration des Unbewussten

Das Unbewusste ist in Überlieferungen durch einen Schatz symbolisiert, den es zu gewinnen gilt. Wasser hat in Überlieferungen eine initiierende Kraft, welche einerseits den Beginn der Heldenreise anzeigt (so im Gilgamesh-Epos). Andererseits bedeutet die Nachtmeerfahrt des Helden auf seiner Reise oder auch die Begegnung mit einem grossen Wassertier die Integration des Unbewussten, des grossen Weiblichen und stellt somit seine Feuerprobe, den Weg durch die Unterwelt dar.

Beispiele aus den Mythologien 

  • Inanna, die sumerische Göttin der Liebe, hat die Kräfte der Weisheit erobert und bringt sie in ihrem Himmelsboot weg. Dieses wird jedoch von Ungeheuern angegriffen.
  • Der babylonische König Gilgamesh muss in der Tiefe des Meeres das Unsterblichkeitskraut bergen. 
  • Odysseus begegnet in der Tiefe des Meeres seiner Mutter.
  • Der Prophet Jona vollzieht im Bauch des Walfisches eine innere Umkehr. 
  • Im Märchen “Der Eisenhans” birgt sich im Teich im Wald ein Geheimnis: ein wilder Mann. Später gelangt der Held an einen anderen Teich, an einen Brunnen, der alles in Gold verwandelt.
  • Ritter Georg muss den Drachen töten, um die Jungfrau zu gewinnen. Sie symbolisiert reine Liebe, welche das ewige Leben schenkt und Vollmacht über die Materie gewährt. 

 

Die Angst vor tiefen Abgründen, vor Kontrollverlust und vor dem Tod

Wer weiss, was sich in den Tiefen des Wassers und auf dem Grund der Existenz alles verbirgt? Darum stellt der Weg für den Menschen dahin eine existenzielle Herausforderung dar, eben die Feuerprobe des Helden. Und tatsächlich wird er dort auch dem grössten Monstrum, das er in seinem Leben je treffen wird, begegnen: dem eigenen Ego, das als der dunkle Schattenherrscher und Identität der Trennung vom Ganzen seinen Tod darstellt.

Nicht ohne Grund hat der Mensch Angst, die Kontrolle zu verlieren und im Unbewussten zu versinken, zu welchem ja auch die Triebe gehören (s. Der Fischer von J.W. von Goethe).
Und so schreckt begreiflicherweise die Angst vor den äussersten Abgründen viele Menschen ab, sich überhaupt mit den Schatten auseinanderzusetzen, um diese zu integrieren (s. Die Integration des Schattens). Doch gerade dies ist der Weg zu jenem unendlich kostbaren Schatz, welcher vom Drachen (dem Ego) bewacht wird und erweiterte Ressourcen, das Gold der Ewigkeit sowie Vollmacht über die Materie birgt.

3. Wasser als Symbol für die weibliche Seele

Wasser – Leben spendend wie die Liebe

Wasser ist das Element der weiblichen Seele und die Liebe der Frau ist wie das Wasser. Denn Wasser ist stark und nachgiebig zugleich. So füllt es die grösste Tiefe zuerst, wie die Liebe den grössten Mangel zuerst füllt (wie eine Mutter jenem Kind, das am lautesten schreit, zuerst ihre Aufmerksamkeit schenken wird).

Im Schoss der Frau: die Salbung und Fruchtwasser

Wenn das Herz der Frau voll Liebe ist, dann fliesst das Wasser ihrer Seele über und materialisiert sich in der “Salbung“. (Denn die Seele der Frau ist in ihrem Unterleib! Und ihr Herz ist ihr Geist, s. Die Frau – Körper/Seele/Geist).

Wie feuchte Erde den den Samen gut aufnehmen kann, so ist die Salbung das Zeichen, dass die Frau bereit ist, ihren Geliebten ins gemeinsame Heiligtum einzulassen. Dementsprechend ist die ERDE tatsächlich auch das Symbol für den weiblichen Körper, in welchem neues, materielles Leben, ein Kind heranwachsen kann, von “Fruchtwasser” umgeben (s. auch Die vier Elemente, ihre Bedeutung und ihr Geheimnis).

Wortschwall, Tränen, Stürme und Sturzfluten

Wasser drückt die weibliche Seele aus, manchmal auch durch einen Schwall von Worten wie ein Wasserfall. Dann wieder, wenn die Frau traurig wird, fliesst das Wasser ihrer Seele in Tränen über. Zuletzt kann der Zorn der Frau aber auch wie ein Sturm wüten und sich wie eine zerstörerische Flut ergiessen, welche alles vernichtet und wegschemmt (s. Das Gilgamesh-Epos, die grosse Flut).

[Dazu das Lied: “When Susanna Cries” mit Text und Übersetzung.]

Die Stimme Gottes

In der Bibel wird die Stimme Gottes als das Rauschen vieler Wasser beschrieben [3].

Wasser-weiblich, Detail

4. Wasser ­­als Symbol für Reinigung und für das Gesetz

Prüfung, Strenge, Korrektur und Ermahnung

Es war war und ist für die Frau wichtig zu prüfen, ob das Gegenüber ihre Liebe und Hingabe verdient hat. Denn eine Schwangerschaft war und ist mit einem Risiko verbunden.
Zudem besteht die Gefahr, dass die wunderwirkende Liebe der Frau stirbt, wenn ihr Körper lieblos konsumiert wird und sie danach wieder verlassen wird (s. z. B. Dornröschen).
Darum gehört auch Strenge zur weiblichen Seele, denn Korrektur und Ermahnung sind ebenfalls ein Ausdruck der Liebe.

Das Gesetz Gottes als “Reinigung im Wasserbad des Wortes”

Korrektur aus Liebe bewirkt Reinigung. Das Gesetz Gottes wird als „Reinigung im Wasserbad des Wortes“[4] bezeichnet.
So wurde Wasser auch schon immer in Ritualen als Symbol für geistige Reinigung und Erneuerung eingesetzt[5] wie zum Beispiel bei der Taufe.

Im Gegensatz dazu die "männliche Reinigung, Reinigung durch Feuer: Läuterung

Im Heiligtum des Volkes Israel galt diese Regel: Alles, was ins Heiligtum hineingeht, musste zuvor im Wasserbecken gereinigt werden. Was feuerfest war, musste auch durch Feuer hindurch.
Feuer symbolisiert Läuterung. Ist das Wasser der erste konkrete Schritt auf dem Heldenweg (Initiation), so ist die Feuerprobe der Abschluss.

So wie Gold im Schmelzofen gewonnen wird, so wird der Mensch im Feuerofen des Leidens geläutert. Darin verbrennt» alles, was keinen Ewigkeitsbestand hat. So wird unvergängliches «Gold» für die Ewigkeit gewonnen.

[S. Brot und Wein (Wasser des Lebens), Symbole der Läuterung.]

Das Bekenntnis der Liebe

Das Bekenntnis der Liebe mit Worten ist der erste Schritt auf dem Weg zu Ganzheit durch Partnerschaft. Die Frau darf von einem Mann erwarten, dass er sich für sie klar zu ihr und zu seiner Liebe bekennt. Denn wenn sie sich ihm hingibt, schenkt sie ihm alles, was sie hat und ist: Erfüllung, Lebenskraft und Liebe.

Wenn er sich aber nicht zu diesem Schritt durchringen kann, soll sie steinhart bleiben. Dies ist das Thema vieler Überlieferungen und hat schon in der sumerischen Überlieferung von Inanna, der Göttin der Liebe, einen zentralen Platz.

La Smeraldina (Wasser - weiblich)

5. Die Weihe / Taufe als Symbol der Hingabe an das Weibliche

Eine Weihe für den Weg der Liebe

Alle diese Aspekte fliessen in der Taufe zusammen. Sie ist ein Ritual, eine zeichenhafte, symbolische Handlung und hat die Bedeutung einer Weihe. Als erstes sichtbares Zeichen ist sie eine Initiation, eine Einweihung für den Weg der Liebe. Vorausgegangen ist die innere Entscheidung, im Leben den Weg der Liebe zu gehen. Die Taufe ist das Zeichen der Hingabe des Lebens und der ganzen Existenz an das grosse Weibliche – aus Liebe.

Unter- und Auftauchen – Sterben und Auferstehen

Das Eintauchen ins Wasser als Symbol für das Unbewusste ist ein Zeichen der Bereitschaft, die ganze Existenz in die Waagschale zu legen und wenn nötig das Leben für dieses Bekenntnis hinzugeben.
Das Auftauchen aus dem Wasser auf der anderen Seite bedeutet das Auferstehen in die neue Identität der Liebe, die in die Ewigkeit hinüberträgt (s. Sterben und Auferstehen: Im Hier und Jetzt!).

Erneuerung

Zudem ist die Taufe auch ein Zeichen dafür, dass alles, was von der Liebe und Ganzheit trennt, “weggewaschen” werden soll. Danach wird reine, bedingungslose Liebe wie ein neues Kleid angezogen.
Dies ist ein Bild, das bereits im babylonischen Gilgamesh-Epos verwendet wurde.  Der Mann, der die Flut überlebt hatte, bittet für Gilgamesh, das er neue, reine Kleider erhält. Diese sollten weder schmutzig noch abgenutzt werden, bis er seine Stadt wieder erreicht.

Nachweise:

[1] C.G. Jung, Gesammelte Werke, Band 5, Symbole der Wandlung, S. 276 f., § 319f.

[2] Ulrich Warnke, „Quantenphilosophie und Spiritualität“ (2011, S. 202), in Kapitel 3, S. 65

[23] Bibel, Altes Testament, Buch des Propheten Hesekiel, Kapitel 1,24, Off 1,15

[4] Bibel, Neues Testament, Brief des Paulus an die Epheser 5,26; Joh 15,3

[5] So z.B. in Bibel, Altes Testament, 4. Buch des Mose, Kapitel 31,23: «Alles was Feuer verträgt, sollt ihr durchs Feuer gehen lassen, und es wird rein sein; jedoch soll es mit dem Wasser der Reinigung entsündigt werden; und alles, was Feuer nicht verträgt, sollt ihr durchs Wasser gehen lassen.


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