C.G. Jung nennt in diesem Zitat den Schatten ein «moralisches Problem». Tatsächlich verleitet die Negativität, die aus dem Schatten kommt, den Menschen zu egoistischem und «unmoralischem» Verhalten. – Und der Widerstand gegen Selbsterkenntnis ist darum so gross, weil es dem Ego dabei an den Kragen geht.
Der dunkle Herrscher, das Ego – Anklage und Lüge
Phobischer Materialsimus
Das Ego ist die Identität der Trennung und der Negativität. Es herrscht durch Angst und Lüge und ist sofort mit Verurteilung zur Stelle: «Das ist aber ganz schlimm! Du solltest dich schämen…!». Seine Lieblingslüge ist: «Es gibt nichts ausser Materie. Alles ist dem Tod geweiht und du bist ganz alleine in dieser Welt und musst für dein Überleben (gegen andere) kämpfen! Kämpfe so lange du kannst! Ausserhalb von dir ist Feindesland! Sieh dich vor! Traue nichts und niemandem! Dazu brauchst du mich!!!»
Leugnung des Grossen, Ganzen
Das Ego leugnet darum auch die Wahrheit und die Zugehörigkeit zu einem Grossen, Ganzen. Denn es fühlt sich durch grössere Zusammenhänge wie Liebe, Einheit und ewiges Leben zu Recht in seiner Existenz bedroht.
Der Tod
Die grösste Macht des Egos ist die Angst vor dem Tod. Man kann sagen, das Ego ist der Tod, denn es ist das Leben in Negativität und Unbewusstheit, was einem «Nicht-Leben» gleichkommt. Das Ego muss «sterben», damit das Selbst, die Identität der Liebe, aufstehen kann (s. Das Ego und das Selbst). Die Überwindung des Egos kommt darum einem inneren Sterben gleich.
Vom Dunkel ans Licht der Liebe
Die Krise als Chance
Häufig braucht es einen Anstoss von aussen, wie eine Krise, die einen zwingt, neue Wege zu suchen. Wenn die normalen Bewältigungsstrategien nicht mehr funktionieren, erfährt man plötzlich und verzweifelt, dass nun erweiterte Ressourcen gebraucht werden. Zudem ist die Negativität, die mit einer Krise einhergeht, eine Gelegenheit, sich des Schattens bewusst zu werden und ihn durch Liebe zu integrieren (als Anschauungsbeispiel s. Der entwichene Gefangene).