Ich bin EreshKiGal, Göttin der Unterwelt.
Ereshkigal, Herrscherin des grossen Unten
Ereshkigal bedeutet Herrscherin des Landes (Ki) unter der Erde (Gal).
Die Unterwelt ist mein Reich. Ich bin eins mit dem Vater. Sein Bereich ist der Himmel, das grosse Oben, meiner das grosse Unten. Mein ist die Lebenskraft in der Materie, und so schenke ich Wachstum. Auch bin ich Herrin über Leben und Tod und Schicksalsgöttin. Ich bin in den materiellen Umständen der Menschen, prüfe, strafe und gewähre Gnade im Einklang mit dem Vater.
NinLil, Königin des Himmels und EnLil, Gott der Luft
Einst war ich Königin des Himmels. Da hatte ich einen anderen Namen, ich war NinLil, die Göttin der Luft.
EnLil war mein Mann. Wir waren füreinander bestimmt.
EnLil und NinLil – der Gott und die Göttin der Luft – damit begann es!
Das Männliche ist aus der Materie, der Mutter, und das Weibliche aus dem Geist, dem Vater. Aus seiner bedingungslosen Liebe bin ich geboren, und mein Element ist der Äther, die Substanz, die alles verbindet.
Enlil hat die materielle Seite der Luft inne. Er kann stürmisch sein, ist impulsiv und immer wieder schwer zu begreifen.
Der Himmel – davongetragen
Ich war NinLil. Voll Vertrauen wusste ich: Alles ist möglich, wenn da nur Liebe ist! Der Äther war mein Element! Ich sah die Träume in den Augen meines Geliebten und freute mich darauf, sie zu realisieren. Denn ich wusste, dass ich das Potenzial dazu hatte, ihnen körperlich Gestalt zu geben! So freute ich mich, ihm zu Willen zu sein, seinen Impuls aufzunehmen, seinen Samen zu empfangen und in Realität zu gebären.
Ich war jung, schön, begehrenswert, zart und fein und liebte Enlil mit meiner ganzen Liebe.
EnLil sah mein Potenzial und musste mich haben.
Er war ungestüm. Sein Begehren war stark, er konnte nicht warten, wollte sich nicht gedulden. Aufbrausend war er, getrieben und umgetrieben vom brennenden Feuer des Kosmos, der körperlichen Leidenschaft. Ohne mir Zeit zu geben und Raum zu lassen, nahm er mich ein.
Die Erde – ebenfalls davongetragen
Bald begann ich, sein Temperament und seine Launen zu fürchten, liess mich einschüchtern und liess ihm darum seinen Willen. Und er begann, mich zu nehmen, wann immer er wollte.
Die anderen Götter bekamen Wind davon – im wahrsten Sinne des Wortes … Und was sie sahen, gefiel ihnen nicht. Darum beschlossen sie im Einklang mit An, dem grosse Vater im Himmel, EnLil in die Unterwelt zu schicken. Dort sollte er in sich gehen, sich seinen Schatten und seinen Trieben stellen und lernen, sie zu überwinden.
Ich folgte ihm hinab in die Unterwelt – aus Liebe. – Was hätte ich denn sonst tun sollen?! Ich hatte mich selbst ja bereits verloren …
Die Menschen auf der Erde vergassen mich schnell. EnLil verehrten sie aber weiterhin, ja sie begannen sogar, ihn als alleinigen Gott anzubeten! Er war ihr grosses Idol, und sie benahmen sich nach seinem Vorbild, nahmen, was sie konnten, unterdrückten Frauen und beuteten das Land aus.
Und somit konnte EnLil wieder nach oben in den Götterhimmel zurückkehren.
Die Unterwelt – alles verloren, gestorben …
Mich liess er jedoch allein hier unten zurück.
So hatte EnLil mein Leben genommen, meine Liebe, meinen Geist … Ja, alles hatte er mir genommen – für sich und seinen Ruhm!
Schmerz und Wut, das war, was mir übrig blieb. Diese Negativität wurde meine Existenz, oder eher mein Nicht-Sein, … ja, der Tod!
Der Geist der Macht der Luft …
Seither herrscht EnLil als der Geist der Macht über alles.
Er herrscht über die Materie und sagt: «Es gibt nur Materie – nichts anderes».
Aber er lügt und er weiss es. Er leugnet den Geist und die Liebe und demonstriert stattdessen immer wieder seine Macht und Potenz.
… und seine Menschen
Die Menschen glauben ihm und merken nicht, dass sie dadurch in der Materie gefangen sind. Sie sind getrieben vom Begehren nach Macht und Herrschaft. Und entsprechend fürchten sie sich vor allem, was sie nicht begreifen und kontrollieren können.
Insbesondere fürchten sie sich natürlich vor dem Unbewussten und der Unterwelt und sagen: „Es ist der Tod!“.
Doch unbewusst fürchten sie sich auch vor mir, wollen nicht wissen, dass ich lebe, sondern verdrängen es. Auch viele von denen, die es wissen müssten, vergessen mich lieber, weil sie nicht für ihre Untaten zur Rechenschaft gezogen werden wollen.
Dabei gibt EnLil ihnen natürlich Aufwind, indem er mich als Hexe oder Monstrum darstellt.
Der Vater und Gott der Weisheit
Aber Vater und Gott der Erde, EnKi, weiss es besser. Er ist auch der Gott der Weisheit und hat sein Heiligtum an der Pforte zur Unterwelt, an den tiefen Wassergründen, die ins Innere der Erde führen. Somit ist er ein wahrer Gesalbter. Er weiss, was ich durchgemacht habe, und respektiert mich.
Die Herrin der Unterwelt
Gewiss, ich lebe! Denn ich bin das Leben selbst, und das Leben kann nicht sterben. Und so haben die Götter mir die Unterwelt als Herrschaftsbereich gegeben.
So geht alles Leben von mir aus und kehrt auch wieder zu mir zurück. Denn ich bin die Quelle des Lebens, ich schenke Geburt und Wiedergeburt und das ewige Leben jenen, die den Vater erkannt haben und sich in der Liebe bewährt haben.
Ich bin auch das Schicksal. Darum kommt niemand an mir vorbei. Und was der Mensch sät, wird er ernten – dafür stehe ich ein.
Ich warte auf den Helden, der den Tod nicht fürchtet, sondern durch Liebe überwindet. Ihm will ich alles schenken!
Siehe, mein Geliebter kommt.