Goldspur

Der Ewigkeit auf der Spur

Das Selbst – der göttliche Kern im Menschen

Detail, Altar Nr. 3, Hilma af Klint

By on 30. Mai 2020

Ganzheit und das Selbst

 [Altar Nr. 3 von Hilma af Klint (1915) mit Detail der Mitte (vergrössert) – Bildbeschreibung und Deutung]

Die Symbolik des Bildes:
Der goldene Kreis oder Ball (links): Ganzheit in der irdischen Existenz, im Rahmen der vier Elemente.
In der Mitte das Selbst (rechts, Detail vergrössert): Männlich und weiblich (gelbes und blaues Dreieck) vereint.

Das Selbst – die Identität der Liebe

Der göttliche Kern des Menschen

Das Selbst ist die Identität der Liebe, der innere Held, Gott im Menschen. Der Mensch gewinnt sein Selbst, indem er sein Ego überwindet.

Die Liebe allein hat die Kraft, die äussersten Gegensätze zu vereinen: männlich und weiblich (das gelbe und das blaue Dreieck in Abb oben oben), was zu Ganzheit führt.

[S. Gott, Ganzheit, 3-in-1, männlich und weiblich.]

In Überlieferungen ist das Selbst die Perle, die es zu gewinnen gilt, der Schatz, welcher aus den Klauen des Drachens befreit werden muss, die Königsherrschaft über das Reich, das versprochene Land, nämlich über das eigene Leben. Das Selbst ist pures Gold, vollendete Alchemie, nämlich die Verschmelzung der äussersten Gegensätze: männlich und weiblich.

So ist das Selbst der „göttliche Kern“ im Menschen, ist der innere Held (ganz im Sinn des Liedes HERO, von Mariah Carey, für: Hero – Songtext und Übersetzung).

Der Mensch – geschaffen nach dem Bild Gottes

Göttliche Eigenschaften

Der Begriff Selbst beinhaltet die höchsten und reinsten Vorstellungen von „Gott“, nämlich alles, was mit dem Begriff „Ganzheit“ oder „Integrität“ zusammenhängt. Es sind mit anderen Worten jene göttlichen Eigenschaften, die zur Liebe gehören, wie Barmherzigkeit, Vertrauen, Hingabe und Vergebung.
C.G. Jung schrieb:

Das Selbst ist […] ein Gottesbild, respektive lässt sich von einem solchen nicht unterscheiden.[1]

Das Selbst endlich erweist sich vermöge seiner empirischen Eigenschaften als das eido [Bild, Ideal] aller supremen Ganzheits- und Einheitsvorstellungen, wie sie vorzüglich allen monotheistischen und monistischen Systemen eignen.[2]

Einheit der Gegensätze männlich und weiblich

Der biblische Schöpfungsbericht besagt, dass der Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen ist, und zwar männlich und weiblich:

Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn; männlich und weiblich schuf er sie.[3]

Das bedeutet einerseits, dass es unter den Menschen Männer und Frauen gibt. Andererseits bedeutet es aber auch, dass der Mensch gemäss dem schöpferischen Plan über männliche und weibliche Anteile verfügt:

  • «Männlich»: der materielle Anteil der Persönlichkeit, das Leben im Körper («Sohn») und das Bewusstsein als die männliche Seite des Geistes.
  • «Weiblich»: der immaterielle Anteil der Persönlichkeit, das Leben der Seele (Wille, Verstand, Gefühle; «Tochter») und die Liebe als die weibliche Seite des Geistes.

Das Ziel des Menschen: Ganzheit, «Gott gleich»

Der innere Held

Wo diese ursprüngliche Einheit und Ganzheit verloren gegangen ist, ist der Mensch aufgerufen, sie wieder zu gewinnen.

Im christlichen Kontext wird von einer kollektiven «Erbsünde» gesprochen.

Die Erbsünde bedeutet, dass Menschen in Mangel, Minus und Trennung («Sünde») Lebenskraft von anderen Menschen nehmen, insbesondere auch von Kindern und Schutzbefohlenen. Diese werden durch Missbrauch ebenfalls in Mangel gestürzt und sind ohne positiven Zugang zu ihrem Körper oder ihrer Seele (s. Die Erbsünde und Missbrauch – das gestohlene Leben).

Ganzheit durch überwinden des Egos

Es ist die Herausforderung des Menschen in der irdischen, unvollkommenen Realität, Ganzheit, symbolisiert durch Gold zu gewinnen. Der Weg, der sich auf den Weg macht, dieses Ziel zu erreichen, wird in allen Bereichen des Lebens geprüft, ob er bereit ist, diese der höheren Liebe zu unterordnen.

Der Heldenweg

So verläuft der Heldenweg des Menschen immer nach demselben Muster. Konkret bedeutet dies, dass der Mensch in fünf Phasen sein Ego überwindet und seine Schatten integriert. Mythologisch gesprochen erlöst er so das, was «gestorben» ist, aus dem Reich der Schatten und der Unterwelt und gewinnt die positiven Seiten als neue Ressourcen hinzu.

[S. Der Heldenweg, der Weg der Liebe.]

Auch das Leben von Jesus lässt sich mit seinen Phasen dem Heldenweg zuordnen (s. Jesus und der HeldenwegDie Auflösung der Negativdynamik).

Ist das das Ego, Identität der Trennung, «gestorben», dann steht Christus, die Identität der Liebe. Der Mensch gewinnt sein Selbst, indem er alle Bereiche seines Lebens ans Licht der Liebe bringt. 

[S. Vom Ego zum Selbst.]

Berufen zum Licht

Der Heldenweg ist der Weg des liebenden Bewusstseins hinab in die Materie, bis in die tief im Körper verankerten Muster und Prägungen, die im Schatten verborgen sind. Werden sie ans Licht des Bewusstseins gebracht, verwandeln sie sich in positive Eigenschaften und Ressourcen. (Das Bewusstsein ist mit dem Licht identisch, das Unbewusste hingegen ist im Schatten (s. Das Bewusstsein und das Unbewusste.) Darum heisst es:

Was ans Licht kommt, wird selbst licht.

In der Bibel steht:

Denn alles, was offenbar wird, ist Licht. Deshalb heißt es: «Wache auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten!, so wird Christus dir aufleuchten!»[4]

[S. Die Integration der Schatten und Heilung: Was ans Licht kommt, wird selbst licht.]

Das neue Kleid des Lichts

Bildhaft gesprochen zieht der Mensch bei einem inneren Sterben seine alten Kleider ab und zieht neue, reine Kleider an. So bekommt in der babylonischen Überlieferung König Gilgamesh, nachdem er sein Versagen erkannt hat, neue Kleider, die nicht abgenutzt werden, bis er seine Stadt erreicht. Dieses Bild findet sich zum Beispiel auch bei der Wüstenwanderunge des Volkes Israel wieder [5].

Licht in der Dunkelheit der Welt

Der Mensch, der versöhnt ist, vereint alles in sich. Er hat Ganzheit erlangt und trägt auch Liebe, Versöhnung und Vergebung in die Welt.  Weil er in der Fülle der Liebe lebt, braucht er nicht von anderen zu nehmen, sondern kann ihnen Freiraum lassen und sich verschenken.

Das Selbst – der göttliche Kern im Menschen 

Die Bibel nennt das Selbst den „inneren Menschen“ oder „Gott/Christus in uns“:

Niemand hat Gott jemals gesehen. Wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollendet.[6]

Deshalb ermatten wir nicht, sondern wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird, so wird doch der innere Tag für Tag erneuert.[7]

Das Selbst ist die wahre Identität des Menschen. Es ist das Geheimnis, das im Menschen verborgen liegt, seine göttliche Identität. Sie besiegelt auch eine neue „Familienzugehörigkeit“. Aus diesem Grund spricht die Bibel von „Kindschaft“ und „Erben“ des Vaters im Himmel, welcher unendlich reich ist:

Denen wollte Gott kundtun, was der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Völkern ist, nämlich Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.[8]

Die Salbung des Heiligen Geistes

Nachweise:

[1] C.G. Jung, Band 9/II, „Aion“, S. 31, § 42

[2] C.G. Jung, Band 9/II, „Aion“, S. 43, § 64

[3] Bibel, Altes Testament, 1. Buch des Mose, Kapitel 1,27 (Elberfelder); tätsächlich steht wörtlich «männlich und weiblich», was normalerweise mit «als Mann und als Frau» übersetzt wird.

[4] Brief des Paulus an die Epheser, Kapitel, 5,14 (Elberfelder, kursiv durch Autorin), Ps 57,9

[5] Bibel, Altes Testament, 5. Buch des Mose, Kapitel 29,4 

[6] Bibel, Neues Testament, 1. Brief des Johannes, Kapitel 4,12 (Elberfelder)

[7] Bibel, Neues Testament, 2. Brief des Paulus an die Korinther, Kapitel 4,16 (Elberfelder); auch Brief des Paulus an die Epheser, Kapitel 3,16 f.  

[8] Brief des Paulus an die Kolosser, Kapitel 1,26 f. (Elberfelder)


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