Goldspur

Der Ewigkeit auf der Spur

Inannas Versöhnung mit dem Hirten und Heilige Hochzeit (21)

By on 11. März 2024

Inanna und der Hirte-Heilige Hochzeit

Ein älteres, königliches Ehepaar für Inannas Versöhnung mit dem Hirten
(Tonplatte gebrannt, Mesopotamien, ca. 2000 v. Chr., s. Nachweis unten.)

Inannas Versöhnung mit dem Hirten

Das glückliche Ende (letzte Episode, Nr. 21)

Inannas Versöhnung mit dem Hirten wird durch einen Prozess der Trauer eingeleitet und führt zu einer neuen Einheit in Ganzheit.

Trauer als Ausdruck der Liebe

Nun ist der Integrationsprozess fast abgeschlossen. Dabei gehen Zorn und Schmerz in Trauer über. Die Trauer ist das Tor zur Liebe. Denn sie verwandelt Negativität, Ablehnung, Wut und Schmerz in Akzeptanz und ist damit ein erster Schritt, das Schmerzhafte zu akzeptieren und zu integrieren. Somit werden negative Gefühle in positive verwandelt.

Versöhnung durch Integration der Anteile des andern Geschlechts

Er hat durch die Aussenbeziehung Zugang zu seiner Seele und seiner weiblichen Seite gewonnen. Das bedeutet, dass er seine Anima-Projektion von der Geliebten wieder (zu sich) zurücknimmt, also seine Affäre beendet und zu seiner Frau zurückkehrt. Damit zeigt er reine, hingebungsvolle Liebe, welche durch die Jungfrau als seine innere Frau symbolisiert ist.

Sie ringt sich zu wahrer vergebender Liebe und Versöhnung durch, was zeigt, dass sie ihre positiven männlichen Anteile nun integriert hat, welche durch bedingungslose Vaterliebe zum Ausdruck kommen und den Archetyp des Christus symbolisieren.

„Traurigkeit in der inneren Kammer“ – aus dem Originaltext *

Die dreifache Göttin (als Jungfrau, Mutter, alte Weise)

(Die unterstrichenen Wörter werden anschliessend interpretiert und kommentiert.)

Phase 1: Die Göttin der Liebe als Jungfrau

Inanna trauerte:

Meine Herrin weint bitter um ihren jungen Ehemann.
Wehe dem jungen Mann! Wehe der jungen Liebe! […]
Dahin ist mein Gatte, mein süßer Gatte
Dahin ist meine Liebe, meine Süße Liebe […].
Der Hirte, der wilde Stier, lebt nicht mehr.

Phase 2: Die Göttin der Liebe als Mutter

Dumuzis Mutter weinte um ihren Sohn:

O, wie trügerisch ist doch die Steppe.
Einst sagte er: „Ich bin für meine Mutter da“
Nun kann er weder seine Hände noch seine Füsse bewegen.
Sie blickte den erschlagenen wilden Stier an:
Mein Kind, das ist dein Gesicht.
Aber der Geist ist daraus gewichen.
Da ist eine Trauerklage im Haus.
Da ist Traurigkeit in der inneren Kammer.

Phase 3: Die Göttin der Liebe als Göttin des Weinstocks

Geshtinanna weinte um Dumuzi, als sie die Stadt durchschritt:

 O mein Bruder! Wer ist deine Schwester?
Ich bin deine Schwester.
O Dumuzi! Wer ist deine Mutter?
Ich bin deine Mutter.
Wenn dein Tag sich erhellt,
wird sich auch meiner erhellen.
An dem Tag, wo du sehen wirst,
werde auch ich sehen können.
Fände ich meinen Bruder, würde ich ihn trösten!
Ich würde sein Schicksal teilen!

Integration der Göttin des Weinstocks (der Kraft des Geistes): die weise Frau

Als Inanna Geshtinannas Trauer sah, sprach sie sanft zu ihr:

Ich würde dich zu ihm bringen,
aber ich weiss nicht, wo er ist.

Dreifache Trauer – Deutungen der unterstrichenen Wörter
  • Die junge Liebe – sanfte Zärtlichkeit in der Beziehung ist verschwunden.
  • Der Hirte – der wilde Stier – der Partner und auch eine Animus-Figur: jugendliche Kraft und Potenz ist aus der Beziehung gewichen (s. zum Himmelsstier Episode 12 und auch im Babylonischen Gilgamesh-Epos, der Himmelsstier).
  • Weder Hände noch Füsse bewegen – seelische und körperliche Blockade (Hände – weiblich; Füsse, männlich) Reglosigkeit und Lähmung.
  • Die innere Kammer – der innere, immaterielle Bereich, Seele und Geist, die im Körper wohnen (Seele – Wille, Verstand, Gefühl; Geist – Bewusstsein, Reflexion, Meta-Ebene).
  • Ich bin deine Schwester und deine Mutter – als Anima deine «Göttin».
  • Dein Tag ist mein Tag, dein Schicksal ist mein Schicksal – geteiltes Leiden aus Liebe.
  • Als Inanna Geshtinannas Trauer sah, sprach sie sanft zu ihr – Liebe gewinnt Raum.
Wer ist Geshtinanna? Schreiberin, Sängerin, Prophetin – eine spirituelle, gebildete Frau

Die kleine Schwester als Prophetin

Geshtinanna ist eine Künstlerin und eine Prophetin. Denn sie kann singen, schreiben und Träume deuten, sie hat mit anderen Worten Zugang zum Geist wie auch zum Unbewussten.
Möglicherweise dient Encheduanna, Sargons Tochter (um ca. 2300 v. Chr.), als Vorbild für Geschtinanna. Denn niedergeschrieben wurde die sumerische Mythologie ja erst in Babylon (ca. 1850 v. Chr.; s. Von Sumer bis Babylon – geschichtliche Hintergründe). Ebenso scheint das spätere Gilgamesh-Epos (entstanden ungefähr zwischen 1500 und 1200 v. Chr.) Sargon von Akkad im Visier zu haben (um ca. 2300 v. Chr.) als eine Verherrlichung dieses ersten Weltherrschers. Encheduanna (von Enkidu-Inanna) war seine Schreiberin und auch eine Dichterin die viele Hymnen an Göttin Inanna schrieb.

Geshtinanna für die Göttin des Weinstocks und die Schenkin

Als Göttin des Weinstocks hat Geshtinanna den Weg durch die Unterwelt gemacht und stellt damit auch den dritten Aspekt der Göttin der Liebe dar (als Grosse Mutter). Im babylonischen Gilgamesh-Epos ist es denn auch eine Schenkin, welcher der König sein Vertrauen schenkt.

Spekulationen über die Bedeutung des Namens

Der Name der Göttin des Weinstocks enthält die Silben “Gesh” und den Namen Inanna. “Gesh” für Wein und “Mesh” für Brot? – Dies als Spekulation über eine Bedeutung, die hier Sinn machen würde.

Genauer:
Gilgamesh für Ki-Gal-Mesh: Der von der Erde (Ki) in die Unterwelt (Gal) zum Brot des Lebens (Mesh? in Hingabe für andere, als Diener). (Die Silbe Mesh kann möglicherweise auch als Umkehrung von Schah – Herrscher zu Mash – Diener gesehen werden, eine Deutung im Zusammenhang mit dem babylonischen Himmelsstier Schamash, der für den Animus steht.)

Und Inanna: die Götttin (Nin), die vom Himmel (An) hinabstieg (bis in die Unterwelt), um zu Wein (“Wasser des Lebens”) zu werden

[S. auch Die sumerische Sprache und ihre Entwicklung.]

Weiterführende Bemerkungen zu “Inannas Trauer und Versöhnung”

Der Aufruf zu Ganzheit, 3-in-1, männlich und weiblich

Weibliche Ganzheit, 3-in-1: durch Trauer zur Reifung der Seele (Wein, erquickender Geist)

Die Göttin (göttliche Ganzheit) in drei erfüllten Lebensphasen der Frau: Als Jungfrau, Mutter, weise Frau (Grossmutter), gelangt sie von Zorn und Schmerz durch Trauer zur Versöhnung und lebt so Liebe.

[S. Weibliche Ganzheit 3-in-1: Jungfrau, Mutter und alte weise Frau (Grossmutter).]

Inanna trauerte, Dumuzis Mutter weinte, Geshtinanna weinte …

Männliche Ganzheit 3-in-1: durch Hingabe zu Lebenskraft für andere (Brot des Lebens)

Durch Hingabe des Körpers … Dieser Satz ruft den Hirten zu Ganzheit, 3-in-1, auf. Sie bedeutet, dass er Sohn, Vater (als Ehemann seiner Göttin) und Geist ist. Letzteres, indem er seine weiblichen Anteile integriert, welche durch die Göttin des Weinstocks (die Geliebte) symbolisiert sind.

[S. Männliche Ganzheit 3-in-1, initiierender Geist, Vater – Sohn – Geist.]

Steh auf, Dumuzi!
Ehemann von Inanna, Sohn der Sirtur, Bruder von Geshtinanna!

Der Weg der Seele, weibliche Ganzheit, 3-in-1

Hingabe des Körpers: Steh auf Dumuzi!

Inannas Hochzeit mit dem Hirten

Jungfrau, junge Frau (1): reine Liebe (weiss)

“Dahin ist mein süsser Gatte, meine Liebe, unsere Leidenschaft, der wilde Stier ist nicht mehr.”

Vater (1): reine Liebe und Hingabe (weiss)

Ehemann von Inanna und Vater ihrer Kinder: Kehre zu deiner Frau und zu deiner ersten Liebe zurück!

Pietà von Michelangelo

Initiierte Frau und Mutter (2): Blut, Schmerz und Zorn (rot)

Traurigkeit in der inneren Kammer und Lähmung: “Nun kann er weder seine Hände noch seine Füsse bewegen …”.

Sohn (2): Sturm und Drang, Trieb, Opfer (rot)

Sohn der Sirtur: Inanna ist nicht deine Mutter, sondern deine Ehefrau. Sie hat ein Recht auf deine Liebe. Opfere deinen Trieb (“Sohn”)!

Die Göttin des Weinstocks und der Hirte

Grosse Mutter (3): Integration des Geistes in der Materie (schwarz)

Integration der männlichen Seite des Geistes (Animus), der Kraft in der Materie, durch Versöhnung und Vergebung (Vaterliebe).

Grosser Vater (3): Integration der Seele, inneres Sterben (schwarz)

Deine Seelenschwester hat die dich mit deiner eigenen Seele in Verbindung gebracht hat. Gib endlich deiner Frau deine Liebe. 

Die Göttin des Weinstocks: die Reifung der Seele 

Ganzheit durch die Integration der gegengeschlechtlichen Anteile

Die Göttin des Weinstocks steht für die Läuterung der Seele in der Unterwelt, symbolisiert durch die Vergärung von Traubensaft zu Wein.

  • Sie stellt damit einerseits die Seele des Mannes dar (seine positiven weiblichen Persönlichkeitsanteile, seine Anima, symbolisiert durch die Jungfrau), welche ihn befähigt, wahrhaft zu lieben.
  • Andererseits stellt die Göttin des Weinstocks auch die Läuterung der Seele der Frau von «unvergorenen» Emotionen zu reifer, vergebender und bedingungsloser Liebe dar. Diese entspricht ihren positiven männlichen Anteilen (Animus), symbolisiert durch den Vater oder Christus). Damit steht die Jungfrau, Symbol für reine Liebe, in ihr wieder auf.

 Indem Inanna trauert und sich zu Versöhnung durchringt, wird sie selbst zur Göttin des Weinstocks, denn ihre Seele ist geläutert und ihr Zorn ist verraucht. Inanna und Gesch-t-Inanna verschmelzen so zu einer Person, nämlich zur wahrhaft liebenden Frau. 

Inannas Trauer und Versöhnung anders erzählt

Anna erzählt weiter:

Thomas war gegangen und ich wusste nicht einmal wohin. Zuerst war es mir egal, doch je länger er fort war, umso trauriger wurde ich. – Hatte ich zu hart reagiert?

Die Göttin der Liebe als Jungfrau (Phase 1)

Nun begann ich, mich wieder an die guten Zeiten, die wir hatten, zu erinnern … Sie waren jetzt endgültig vorbei.
Oh, wie ich mich grämte. – Ach, wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte! Da wäre so einiges, das ich gerne wieder gut gemacht hätte, einiges, das ich anders, ja besser machen würde …

Die Göttin der Liebe als Mutter (Phase 2)

Auch machte ich mir Sorgen um Thomas, er hatte so bleich ausgesehen und seine Augen waren leer, als er ging. Wo ging er wohl hin?

Phase 3: Die Göttin der Liebe als Göttin des Weinstocks

Als ich mich in tiefster Dunkelheit fühlte, meldete sich Kerstin bei mir und fragte, ob sie vorbeikommen dürfe. Natürlich hatte ich keine Lust, mich wieder mit all dem Schmerzhaften zu konfrontieren, aber es konnte ja kaum noch schlimmer werden.

Als Kerstin kam, sah sie mitgenommen und zerbrechlich aus.

Ohne lange Umschweife zu machen, kam sie zur Sache:
– Was geschehen ist, tut mir so leid, sagte sie: Es ist nicht recht, was ich getan habe, was ich dir angetan habe … Ich liess mich vom Moment hinreissen, von einem Moment der Schwäche, von einem Augenblick der Illusion …

Oh, mein Bruder! Ich bin deine Schwester! Ich bin deine Mutter!

Nach einem kurzen Zögern fuhr sie fort:
– Ich wusste nicht … Ich wusste damals nicht, was ich heute weiss: Thomas hat mich nicht wirklich geliebt. Für ihn war es wohl bloss eine Episode, ein Rettungsanker vielleicht … Aber nun habe ich verstanden: Er liebt dich, ja, er liebt nur dich. Ich bin ganz sicher. Er hat immer nur dich geliebt und er braucht dich!

Ihre Worte berührten mein Herz. Tränen stiegen mir in die Augen.
Ich schwieg, denn ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

Kerstin fuhr fort:
– Ich denke, er schämt sich und weiss nicht, wie er dir wieder unter die Augen treten soll.

Dumuzis Mutter weinte. Sie blickte den erschlagenen wilden Stier an.

Nun hatte auch sie Tränen in den Augen, fuhr aber unbeirrt fort:
– Du, seine Frau, und seine Familie … Ihr seid für ihn das Wichtigste im Leben. Kann sein, dass er mich vorübergehend brauchte, um wieder mit seinen Gefühlen in Kontakt zu kommen … als Impuls von aussen … Aber … Bitte sei nicht zu hart mit ihm. Nimm ihn wieder an!

Ich spürte, wie nun alle Härte in meinem Herz zu schmelzen begann und Wärme sich ausbreitete. Kerstin blickte mich mit ihren dunklen Augen ernsthaft an und fuhr fort:
– Für mich ist klar: Unsere Sache ist beendet. Ich habe meinen Teil gelernt … Darum bin ich hier, um dir zu sagen, dass es mir leidtut, dass ich dir dabei weh getan habe. Bitte vergib mir!

Ich würde mein Schicksal mit dir teilen

Sie lächelte mich zaghaft an. Ich nickte.

Nach einer nachdenklichen Pause sagte ich schliesslich:
– Du liebst ihn, nicht wahr? Du liebst ihn sehr …?

Kerstin blickte in eine unbestimmte Ferne und lächelte:
– Ja, … sagte sie nachdenklich. Dann wandte sie sich mir zu und blickte mir in die Augen: Aber … ich liebe auch dich. – Und Thomas ist dein Mann!

Ich nickte und verspürte Hochachtung ihr gegenüber. Mit einem warmen Lächeln und wieder jenem Blick, der so schwer zu deuten war, fügte sie sanft hinzu:
– Die Liebe selber ist das grosse Geschenk für jeden, der liebt. – Mir ist Liebe geschenkt worden.

Als Inanna Geshtinannas Trauer sah, sprach sie sanft zu ihr.

Schon eine Weile spürte ich die Gegenwart von etwas Grösserem. In meiner Brust verschaffte sich nun ein bebender Schluchzer Raum und ich konnte nicht anders, als auf Kerstin zuzugehen und sie zu umarmen:
– Danke! Danke, dass du gekommen bist!, sagte ich: Du bist eine wunderbare Frau, eine starke Frau!

Sie erwiderte meine Umarmung, hielt mich fest, blickte mich an und sprach dann zärtlich:
– Geh zu ihm!

– Ich weiss nicht, wo er ist, antwortete ich wahrheitsgemäss.

(Wie) die Fliegen in Bierhäusern und Tavernen

aus dem Originaltext: *

Eine Fliege kommt selten allein

Eine Fliege erschien. Sie kreiste über Inannas Kopf und sprach:

Wenn ich dir sage, wo Dumuzi ist,
Was gibst du mir dafür?

Bierhäuser und Tavernen in “Arali” / Auaris, Ägypten, Nildelta

Inanna sagte:

Wenn du es mir sagst,
Sollst du in den Bierhäusern und Tavernen ein und ausgehen
bei den Gesprächen der Weisen anwesend sein
und unter den Liedern der Musikanten leben.

Die Fliege sprach:

Erhebe deine Augen zum Rand der Steppe,
Erhebe deine Augen zu Arali.

Deutungen der unterstrichenen Wörter von Inannas Versöhnung mit dem Hirten
  • Fliege – sie erinnert an Enkis kleine Geschöpfe, die in die Unterwelt flogen (Episode 15): Fliegen … klein, aufsässig, lästig … Man möchte sie verscheuchen, verdrängen, wie lästige Gedanken oder eine unschöne Wahrheit. – Doch wenn man genauer hinhört, kommt man möglicherweise weiter … So ist denn nun auch die unschöne Wahrheit „aufgeflogen“, ans Licht gekommen. Und damit wird Heilung (am Licht) möglich und die Liebe in der Beziehung kann in eine neue Dimension hineinwachsen.
  • In Bierhäusern und Tavernen: Fliegen sind überall dabei! Sie sind nicht wählerisch, setzen sich auf Kuchen, aber auch auf Kot … Vielleicht auch ein Bild für Menschen, die Zerstreuung suchen?
  • Am Rand der Steppe – Arali? Wieder (wie schon in Episode 19) ist der Hirte in den Gräben von Arali gelandet, möglicherweise in der Stadt Auaris im Nildelta (s. u., nächster Klapptext). – Und dort findet sich wohl auch die “Göttin des Weinstocks” in einer anderen Gestalt, die ihn von seiner wichtigen Aufgabe der Selbstfindung und Beziehungsarbeit ablenkt … Vielleicht kreist die Mythologie wie eine Fliege um dieselben Themen, bis sie sich niederlässt. Dennoch ist der Kontext hier ein anderer als in der letzten Episode. Darin wurde geschildert, wie Dumuzi wieder (als Gazelle) entkommt. Doch diesmal geht die Handlung endlich in Richtung Versöhnung.
Hintergrund: Die Gräben Arali – Auaris im Nildelta, Ägypten und der Weg in die Freiheit

    Gefallen! In den Gräben von Arali – Auaris, Ägypten

    Zieht man Lautverschiebungen L-R über die Jahrhunderte in Betracht, so kann aus sumerisch-akkadisch “Auaris” gut “Arali” geworden sein. Die Stadt Auaris lag damals im Nildelta. Zu jener Zeit führte der Nil auch viel mehr Wasser, sodass im Mündungsgebiet sumpfige Gräben standen. Solche sind ein anschauliches Symbol für die Fallstricke der “Sünde”. Als Hintergrund ist zu sagen, dass die damaligen Hochkulturen im Zweistromland und Ägyptens über den “fruchtbaren Halbmond” verbunden waren und regen Austausch hatten. Geschichtlich erwiesen ist auch, dass sogenannte “Hirtenkönige” (gr. “Hyksos”), die von semitischen Nomaden abstammten, in Oberägypten für längere Zeit regierten, bis sie vom Pharao vertrieben wurden (s. Der Auszug aus Ägypten). (So landet gemäss der Überlieferung auch der babylonische König Gilgamesh bei einer Schenkin am Ufer des Meeres, von der biblischen des Volkes Israel in Ägypten ganz zu schweigen.)

    “Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.”

    Interessanterweise ist das Thema mit dem “Sohn”, der als Erlöser von Ägypten nach Hause zurückkehrt, auch in die Bibel eingeflossen. Einerseits ist da von der Befreiung das ganzen Volkes Israel aus Ägypten die Rede, andererseits auch von Flucht und Heimkehr der kleinen Familie mit dem Jesus-Kind aus Ägypten. Darum wird auch die Aussage: “Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen”, sowohl im Alten wie im Neuen Testament gemacht (Hos 11,1 und Mt 2,15 im Bibelserver). Die ägyptische „Gefangenschaft“ ist auch ein Bild für den Menschen, der im Trieb gefangen ist und “erlöst” werden muss. So wird das mythologische Thema vom König, der in der Üppigkeit des chaotischen Dschungels versumpft und nach Hause gerufen werden muss, zum Beispiel auch im Disney-Film “Der König der Löwen” aufgegriffen.

    Kurgarra und Galatur (KurGalla und GallaKur)

    Die Wahrheit ist aufgeflogen (Kur-Galla und Galla-Kur aus Episode 15)

    Inannas Versöhnung mit dem Hirten – aus dem Originaltext:*

    (Die unterstrichenen Wörter werden anschliessend interpretiert und kommentiert.)

    Versöhnung und die Lösung

    Inanna und Geshtinanna gingen zum Rand der Steppe. Dort fanden sie den weinenden Dumuzi. Inanna nahm Dumuzi an der Hand und sagte:

    Abwechslung Licht – Schatten, Geist – Materie, Körper – Seele

    Du wirst in die Unterwelt gehen, die eine Hälfte des Jahres.
    Deine Schwester, weil sie darum gebeten hat,
    wird die andere Hälfte gehen.

    Ewiges Leben!

    Inanna gab Dumuzi in die Hände der Ewigkeit.

    Heilige Ereshkigal! Gross ist dein Name!
    Heilige Ereshkigal! Ich preise dich!

    Inannas Versöhnung mit dem Hirten – Deutungen der unterstrichenen Wörter
    • Inanna und Geshtinanna finden Dumuzi gemeinsam: Sie werden eins. Denn mit ihrer Beziehung zu Geshtinanna hat Inanna wieder zu ihrer wahren Weiblichkeit und zu ihrer starken Liebe zurückgefunden.

    • Dumuzi weint: Weinen gilt als weibliches Verhalten und damit kommen Dumuzis weiblichen Anteile zum Ausdruck. Er hat nun Zugang zu seinen Gefühlen gewonnen.
    • Geshtinanna und Dumuzi teilen sich die Zeit in der Unterwelt: Beide, Mann und Frau, müssen in der Unterwelt ihre Schatten (und damit ihre gegengeschlechtlichen Persönlichkeitsanteile, Anima und Animus) integrieren.
    • Inanna gibt Dumuzi in die Hände der Ewigkeit: Der Weg in die Ewigkeit führt über Sterben (auf dem Weg durch die Unterwelt) und Auferstehen im Leben selbst (mehr s. u.)

    Geteilte Zeit in der Unterwelt?

    Sommer und Winter, Körper und Seele/Geist

    Die geteilte Zeit in der Unterwelt bezieht sich gemäss sumerischen Originaltext (oben) ganz klar auf zwei Hälften des Jahres (jeweils 6 Monate). 

    Saat und Wachstum Sommerhalbjahr, Genuss und Beziehungen im Winterhalbjahr

    Dies ist möglicherweise eine spätere (babylonische) Einfügung in die sumerische Originalüberlieferung und entstammt damit einer Zeit, in welcher die Verehrung der Göttin bereits durch Fruchtbarkeitsrituale überlagert war.  Fruchtbarkeit (Körper) ist im Frühling und Sommer ein Thema und wird durch die Vereinigung der Göttin (Natur) mit dem “Samenspender” (König) gefeiert. Im Herbst und Winter sind jedoch eher Rückzug und Genuss von Ernte, Wein und Beziehungen (Seele) angesagt.

    Inannas Entscheidung und die Integration der männlichen Seite

    Indem sie sich versöhnt hat, hat Inanna nun ihre männlichen Anteile integriert und damit einerseits bedingungslose Liebe (des Vaters) gewonnen und andererseits auch (“männliche”) Handlungskraft und Entscheidungsfreude. So tritt sie nun in Klarheit auf und präsentiert die Lösung: Gesthinanna und Dumuzi werden sich die Zeit in der Unterwelt teilen, das heisst abwechselnd da unten sein.

    Yin-Yang, Ganzheit in der Ergänzung

    Balance von Nähe und Distanz, Körper und Seele, Materie und Geist

    Konkret bedeutet dies hier jedoch primär: die Seelengeschwister (“Bruder” und “Schwester”) werden sich nicht mehr sehen. Dies ist symbolisch so dargestellt: Wenn der eine “unten” ist, ist die andere “oben” und umgekehrt. Zudem bedeutet es auch, dass die Göttin der Liebe nun (endlich!) sowohl auf seelischer Ebene (“Geshtinanna”) wie auf körperlicher (“Dumuzi”) mit ihrem Mann in Beziehung stehen kann. Und drittens ist in einer guten Beziehung und überhaupt im Leben ein gutes Gleichgewicht zwischen Körper und Seele / Geist und Materie wichtig.

    “Weil sie darum gebeten hat …”: Integration der weiblichen Seite des Hirten

    Sie, die Göttin des Weinstocks und Seelenschwester des Hirten, steht auch für die Seele des Hirten, also seine integrierten weiblichen Anteile. “Sie” hat darum gebeten, das bedeutet, dem Hirten liegt nun auch einer Beziehung auf seelischer Ebene. Darum bittet “sie” (also er) von ganzem Herzen), dass sie ihn zurücknehmen möge. Denn seine Seele liebt seine Frau und ist mit ihr über so viele gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen tief verbunden. 

    Mehr und detaillierter zu den Konsequenzen der geteilten Zeit:

    Faktische Konsequenzen:

    • Die beiden, Dumuzi und Geshtinanna, werden sich nicht mehr sehen. Damit ist die Aussenbeziehung beendet.
    • Die Göttin der Unterwelt (Ereshkigal) ist nie mehr allein: Denn die Verbindung zwischen dem Bewusstsein (Licht, Liebe) und dem Unbewussten bleibt offen. Während Inanna “oben” mit dem Hirten zusammen ist, ist Geshtinanna unten mit Ereshkigal zusammen – und umgekehrt.
    • Inanna steht in Beziehung, und zwar sowohl auf körperlicher Ebene (mit ihrem Mann) als auch auf seelischer Ebene (wie mit einer Freundin und auch mit ihrer neuen Freundin).

    Bildhafte, symbolische Bedeutung

    • Frau und Mann können nun auf beide Arten in Beziehung stehen, einerseits auf der körperlichen Ebene (Sex) und andererseits auf der seelischen (Gefühle). Dabei gilt es, die beiden Bereiche im Gleichgewicht zu halten (Halbe/Halbe).
    • Das Leben in der Einheit von weiblich und männlich / Seele und Körper ist Geist und Materie. Es entsteht aus der Vereinigung der beiden und spielt sich auch zwischen diesen beiden Ebenen ab. Wenn ein Bereich überwiegt, ist es aus dem Gleichgewicht.
    • Die Verbindung mit dem Unbewussten (der “Göttin der Unterwelt”) soll bestehen bleiben, denn das liebende Bewusstsein achtet auch auf den Körper mit seinen Gefühlen und Intuitionen. Verdrängung dessen, was den Körper antreibt, führt hingegen zu einer inneren Abspaltung und Trennung und verhindert Ganzheit.

    Kulturelle Auswirkungen, Beispiele

    • Aus den ersten Überlieferungen entstanden Fruchtbarkeitsrituale, in welchem zum Beispiel der «Einjahreskönig» als der Geliebte der Göttin jeweils im Frühling als König erwählt wurde. Häufig hatte sich der König dabei mit der Priesterin der Göttin geschlechtlich zu vereinigen, als “Initiation” für einen ertragreichen Sommer. Im Herbst hingegen (wenn die Natur sich zurückzieht) bedeutete dies zugleich auch das «Sterben» der (körperlich-materiell-sexuellen) Beziehung des Königs zur Göttin. So wie im reifen Alter (im Herbst des Lebens) die Körperlichkeit abnimmt oder sich mehr in Richtung Zärtlichkeit (weibliche Sexualität) entwickelt.
    • Im Judentum wurde eine derartige Zweiteilung im Monatszyklus der Frau eingebaut, welche noch immer praktiziert wird. So dient die erste Hälfte der Enthaltsamkeit der inneren Reinigung und damit der Seele. Dies wurde religiös mit der “Unreinheit” der Frau während der Blutung und noch 7 Tage danach begründet. Die faktische Konsequenz ist, dass die Frau die Hälfte ihres Zyklus “Schonzeit” hat (kein Sex!) und der Partner dabei lernen kann, auch ihre Seele wahrzunehmen. (Um Männer zu Enthaltsamkeit zu bewegen, muss man vielleicht mit der massiven Keule der “Unreinheit” drohen …)

    «Inanna gab Dumuzi in die Hände der Ewigkeit.»

    Den Partner loslassen und stattdessen vertrauen

    Inanna hat Dumuzi in die Hände der Ewigkeit gegeben. Das bedeutet, sie hat ihn ganz losgelassen und ihr emotionales Begehren zurückgenommen. Sie hat mit anderen Worten aufgehört, seine “Göttin” zu spielen und ihm zu sagen, was richtig ist. Vielmehr vertraut sie stattdessen auf die guten Mächte der Ewigkeit, genauer: dass diese ihren geliebten Mann (ebenfalls!) führen und leiten werden. So ermutigt sie ihn: “Finde deinen Weg selbst, ja, finde dein Selbst, deine göttliche Identität!”, – im Wissen, dass dies für ihn und auch für seine Beziehung ein Gewinn sein wird. (Auf eine derartige Aufforderung läuft es übrigens auch im Ende des Barbie-Films hinaus, der als humoristische Variante der Inanna-Mythologie gesehen werden kann.)

    Integration der eigenen Schatten statt Totenkult!

    Selbstfindung

    Selbstfindung bedeutet auch, auf dem Weg des Sterbens in der Begegnung mit dem eigenen Schatten zu Ganzheit zu gelangen. Denn bei der Integration der Schatten werden Ressourcen freigesetzt, die bis anhin verborgen waren. Dies ist nur in der Kraft der bedingungslosen Liebe und der Vergebung des Vaters möglich. Diese braucht der Mensch, um sich selbst – trotz allem lieben und in allem vergeben zu könne – und dann mutig wieder aufzustehen und ins Leben zurückzukehren.

    Aus der Ohnmacht zu Herrschaft im eigenen Leben

    Leider haben die Mächtigen häufig anstelle dieser heilsamen Erkenntnis des Weges zur Ganzheit religiöse Totenkulte installiert, die geeignet sind, Menschen durch Angst und Ohnmachtsgefühle in Unfreiheit zu treiben. Doch der Weg zu Ganzheit führt zu (göttlicher) Herrschaft im eigenen Leben, im Hier und Jetzt. Und wer seine ewige (immaterielle) Seele gewonnen hat, hat damit den Zugang zur Ewigkeit des Geistes.

    Die Ewigkeit erwartet jene Menschen, die den inneren Tod (das Ego) überwunden und damit Ganzheit (männlich und weiblich!) erreicht haben.

    “Heilige Ereshkigal”: Ganzheit

    Hotu - Ganzheit in Einheit

    Inanna preist Ereshkigal, weil sie erkannt hat, dass der Weg durch die Unterwelt zu Ganzheit führt (durch Heilung zu Heiligkeit!).
    Die Grosse Mutter stellt die Lebenskraft des Lebens in der Materie dar, welche durch die Integration der männlichen Anteile (Animus) um die Antriebskraft in der Materie und im Körper bereichert ist. Zusammen mit dem Grossen Vater, der seine weiblichen Anteile integriert hat (Liebe, Anima als Jungfrau) bilden die beiden Archetypen die Ganzheit des Heiligen Geistes, männlich und weiblich, welche in RUACH, dem Geist Gottes zum Ausdruck kommt.

    Inannas Versöhnung mit dem Hirten anders erzählt

    Thomas erzählt:

    Eine Fliege in Bierhäusern und Tavernen

    Ich hatte mir eine eigene kleine Wohnung genommen. Doch die anfänglich erhoffte Erleichterung traf nicht ein und alle Freiheit, alle Zerstreuungen, die ich suchte, brachten nicht das erhoffte Glücksgefühl.

    Stattdessen wurde ich von grosser Trauer überfallen. Ich weinte. Wie vermisste doch, meine Frau, meine Familie, mein Leben! Ich wollte es zurückgewinnen und realisierte, dass ich hatte mich danebenbenommen hatte. Zudem hatte ich die beiden Menschen, die ich am meisten liebte, verletzt und enttäuscht: Anna … und Kerstin. Ich sah keinen Weg.

    Versöhnung und eine Lösung

    Dann stand plötzlich Anna vor meiner Tür! Ich hätte im Boden versinken können. Doch statt mich mit Wut und Vorwürfen zu überhäufen, war sie fröhlich und liebevoll. Sie bat mich sogar um Vergebung dafür, dass sie mir nicht immer eine liebevolle Ehefrau gewesen war! – Dabei war sie doch diejenige, die mir zu vergeben hatte…! Doch das schien sie schon getan zu haben! 

    Seine Seele in der Unterwelt und Auseinandersetzung mit Motiv und Schatten

     Sie war versöhnt, das merkte ich, aber sie war auch sehr klar. Sie sagte:

    – Ich glaube, es ist jetzt wichtig für Dich, dass Du allem voran Dich selbst findest. Es ist an dir zu entscheiden, wie du leben willst. Wenn du mit Kerstin zusammenleben möchtest, dann tu es. Ich wäre auch darüber im Frieden. Aber wenn ich Kerstin richtig verstanden habe, sieht sie sich als eine Episode oder Krücke in deinem Leben. Sie ist eine sehr kluge Frau. Ich habe sie richtig gerne bekommen.

    Seine Seele oben, bei seiner Frau

    Und sie fuhr fort:
    – Wenn Du zu mir zurückkommen möchtest, dann will ich nicht, dass du noch einen Zweifel hast, sondern dann tue es ganz, mit deinem ganzen Sein, von ganzem Herzen. Das verlange ich von dir. Sonst musst du gar nicht erst kommen.

    Ich hatte einen dicken Kloss im Hals, als ich ihr antwortete:
    – Darüber muss ich nicht lange nachdenken. Wir gehören zusammen! Ich will dich und meine Familie wiederhaben. Ich bin unendlich dankbar, dass du mir vergeben hast und mir nochmals eine Chance gibst.

    Inanna in der Kraft der grossen Mutter, Integration des Männlichen

    Anna nickte und meinte:
    – Ich bin auch dankbar, dankbar für den Weg, der hinter uns liegt, der vieles ans Licht gebracht und so zur Klärung geführt hat. Er hat mich wieder mit meiner Kraft in Verbindung gebracht – auch wenn ich etwas Zeit brauchte, um zu lernen, mit dieser Energie umzugehen … war wohl zeitweise schon etwas hart mit dir …
     

    Heilige Hochzeit

    Als ich lächelnd die Schultern zuckte und schwieg, meinte sie:
    – Nun stehen wir auf einem neuen Grund, nicht wahr?

    Ich nickte und legte meinen Arm um ihre Schultern.

    Anna schreibt in ihr Tagebuch:

    Heilige Ereshkigal! Ich preise dich!

    Thomas und ich haben eine harte Zeit hinter uns, aber der Weg war es wert: Wir sind durch Krisen gegangen und unsere Ehe stand auf der Kippe. Aber es hatte schon viel früher angefangen: Schon über längere Zeit  hatten uns unmerklich auseinandergelebt.

    Die geläuterte Seele der Frau

    Dabei war ich häufig sehr frustriert und gab ihm auch nicht, was er sich wünschte. Vielmehr mutete ich ihm meine unvergorenen Emotionen zu und gab ihm auch noch die Schuld für meinen Missmut. Mittlerweile kann ich verstehen, dass es auch für ihn nicht immer leicht war mit mir.
    Doch heute weiss ich, dass die Liebe in mir wohnt. Ich brauche nicht Liebe von aussen, ich bin die Liebe. Liebe ist mehr als Gefühle. Liebe heisst, sich selbst zu lieben und auch anderen Liebe zu schenken, ja sich zu verschenken.

    Einheit im reifen Alter (Geist)

    Darum bin ich dankbar für das, was wir durchgestanden haben, denn es hat uns einander wieder nähergebracht. Ja, wir sind uns sogar so nahe wie nie zuvor. Auch weiss ich heute, dass ich ohne Thomas leben und sogar glücklich werden könnte. Aber Thomas ist der Mann, den ich liebe und mit dem ich zusammen sein will. Gemeinsam haben wir so vieles aufgebaut. Es ist doch nichts als natürlich, wenn wir es nun auch zusammen geniessen.

    Die geläuterte Seele des Mannes

    Es ist auch schön, jemanden zu haben, mit dem man alles teilen kann, mit dem man älter werden kann. Ja, ich würde sogar sagen: Wir sind uns nun so nahe wie noch nie und haben es auch so gut zusammen wie noch nie.

    Denn Thomas ist auch feinfühliger geworden, offen für Zärtlichkeit und Zuwendung.

    Einmal ist sie «oben» und er «unten» und umgekehrt:

    Zugegeben: Zunächst befremdete mich das sogar ein wenig. Innerlich dachte ich: „Jetzt, wo ich ihn und seine Liebe nicht mehr „brauche“, jetzt braucht er meine Liebe ….“ Aber dann wurde mir bewusst: Ich fühle heute ebenfalls anders, bin stärker und zielorientierter geworden …  Manchmal kommt es mir vor, als seien wir «umgepolt» worden, als sei er „weiblicher“ geworden und ich „männlicher“. 

    Einheit von Körper und Seele in der Beziehung

    Aber ich bin nach wie vor gerne Frau und ich schätze auch seine Männlichkeit. – Es ist eher so, dass wir uns beide näherstehen und darum auch besser verstehen und aufeinander eingehen können.

    Wir erleben eine tiefe seelische Einheit und haben interessante Gespräche. Ich habe gelernt, mich so auszudrücken, dass er mich verstehen kann, – ohne Groll und Vorwurf. Und er hat gelernt, einfach einmal zuzuhören und mit liebendem Verständnis anzunehmen, was ich sage, ohne gleich Lösungsvorschläge zu bringen.

    So erleben wir sowohl eine erfüllte Sexualität als auch mehr Zärtlichkeit als früher.

    Nun endlich können wir unser Zusammensein auch geniessen und sind dankbar und glücklich für alles, was uns geschenkt worden ist.

    Originaltext:

    Übersetzung aus dem Sumerischen ins Englische: S.N. Kramer in WOLKSTEIN, DIANE / KRAMER SAMUEL NOAH. Inanna, Queen of Heaven and Earth. Her Stories and Hymns from Sumer. New York 1983 (Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche durch die Autorin).

    Königspaar, Mesopotamien um 2000 v. Chr.

    Kunst:

    Frau und Mann, königlich geschmückt unter Neumondsichel und Sonnenscheibe (Symbole für die Läuterung auf dem Weg durch die Unterwelt). Tonplatte gebrannt, nahe bei Ur, ca. 2000 v. Chr., Mesopotamien, British Museum, London BM 127473 (U 18496). Quelle: Wolkenstein/Kramer, S. 96 und 194.

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