Goldspur

Der Ewigkeit auf der Spur

Dumuzi und Inanna: der schwarze Hund und die alte Belili (19)

Der schwarze Hund und die alte Belili (Ringen von Iris Michel)

By on 22. Februar 2024

Der schwarze Hund und die alte Belili (Ringen von Iris Michel)

Alte Frau, ich bin kein gewöhnlicher Sterblicher. Ich bin der Ehemann der Göttin Inanna.
Giesse Wasser aus, dass ich trinke. Streue Mehl, dass ich esse.”

(Bildnachweis: “Ringen” von Iris Michel)

Treue und Untreue (Inanna 19)

Dumuzi und Inanna: der schwarze Hund und die alte Belili 

Der schwarze Hund und die alte Belili in dieser Episode von Inanna können als Bilder für die Beziehugnsrollen von Inanna und Dumzi angesehen werden. Denn sie kommt zum Schluss, dass er ein treuloser “Hund” ist, der Frauen “verschlingen” möchte. Und er sieht in ihr manchmal eine “alte” Frau in der nährenden Mutterrolle.

So nimmt also die Mythologie mit ihren originellen Bildern weiter ihren Lauf: Der Hirte Dumuzi ist vor den Galla, den Dämonen der Unterwelt, in die Wüste geflohen. Es wird immer klarer, dass diese die negative Paardynamik FEUER darstellen, in welcher die beiden Partner verstrickt sind. Bildhaft dargestellt ist diese durch die Galla, welche den säumigen Gatten weiter verfolgen. Dabei überlegen sie sich, wo sie ihn finden könnten …

Der schwarze Hund und die alte Belili aus dem Originaltext *

(Die unterstrichenen Wörter werden anschliessend interpretiert und kommentiert.)

Die Galla kommen auf Booten

Kaum hatte Geshtinanna diese Worte gesprochen, da rief Dumuzi aus:

Meine Schwester! Schnell, geh den Hügel hinauf!
Schwester lauf! Die Galla kommen auf Booten

Geshtinanna lief den Hügel hinauf. Dumuzis Freund ging mit ihr. Dumuzi bat die beiden: „Erzählt niemandem, wo ich mich verstecke!“ Die beiden antworteten:

Königliche schwarze Hunde

Dumuzi, Wenn wir dein Versteck verraten,
mögen uns deine schwarzen königlichen Schäferhunde verschlingen!

Keinen Frieden für den Erschrockenen

Da sprach der kleine Galla zum grossen Galla […]:

Wer hat je gesehen,
Dass die Seele eines Erschrockenen in Frieden lebt?
Nicht bei seinem Freund noch bei seinem Schwager, sondern
bei seiner Schwester, Geshtinanna, wollen wir Dumuzi suchen!

Die Galla klatschten hämisch in die Hände.

Geshtinannas Treue

Die Galla gelangten zu Geshtinanna und boten ihr die Wasser- und die Getreidegabe – Himmel und Erde an, doch Geshtinanna weigerte sich zu sprechen. Da griffen sie zu Gewalt:

Sie rissen ihr die Kleider vom Leib.
Sie gossen Pech in ihre Vulva.
Doch Geshtinanna weigerte sich zu sprechen.

Der untreue Freund

Als nächstes suchten die Galla Dumuzis Freund auf. Dieser nahm die Wassergabe und die Getreidegabe an und verriet Dumuzi. „Er ist in die Gräben von Arali gefallen!“
Die Galla fanden Dumuzi, umringten und fesselten ihn, schlugen ihn.

Die Gazelle

Wiederum betete Dumuzi zum Sonnengott und wiederum erhörte dieser sein Gebet. Diesmal nahm Dumuzi die Gestalt einer Gazelle an.

Die alte Belili

Er entkam und suchte bei einer alten Frau, der alten Belili Schutz, indem er sprach:

Alte Frau. Ich bin kein gewöhnlicher Sterblicher.
Ich bin der Ehemann der Göttin Inanna.
Giesse Wasser aus, dass ich trinke.
Streue Mehl, dass ich esse.

Die Frau gab ihm zu essen.

Dumuzis Galla kommen wieder

Doch als sie danach das Haus verliess, gingen die Galla hinein.

Dumuzi floh wieder vor seinen Dämonen.
Er floh zur Schafhürde seiner Schwester Geshtinanna …

Boote in der Wüste? – Bewusstwerdung in Mangel und Not

Die Galla kommen auf Booten – Angriffe aus dem Wasser

Eingeleitet wird dieser Abschnitt mit der Aussage: “Die Galla kommen auf Booten!”.
Wie ist das zu verstehen?

Angriffe von Dämonen auf dem Wasser hat es in der Mythologie um Inanna bereits einmal gegeben, nämlich durch die Enkum-Monster (Episode 6), was zu einem Beziehungskampf (Episode 7) führte. Nach vielen Jahren fester Beziehung geraten die Partner nun wieder in eine ähnliche Situation. Wiederum steht seine Haltung, ja mehr noch sein Verhalten auf dem Prüfstein. Was bis anhin im alltäglichen Funktionieren verdrängt und zur Seite geschoben war, will nun angegangen werden. Dazu muss die Wahrheit ans Licht kommen, egal wie “hässlich” sie auch aussehen mag.

Von blindem Gehorsam zu innerer Überzeugung

Ein Boot (als Kirchenschiff oder Arche) symbolisiert die Akzeptanz von Normen und Regeln, welche den Menschen über das Wasser der Unbewusstheit (den Trieb) zu einem sicheren Hafen tragen kann.
Doch nun sitzen die Galla in Booten! Das kann so verstanden werden, dass gerade das Gebot den Menschen daran hindern kann, aus vollem Herzen das Richtige zu tun (s. Paulus und das Gesetz: “Ich elender Mensch …”). – Der Mensch muss sich von der Sklaverei unter dem Gesetz befreien, indem er das Böse in sich selbst überwindet, nämlich indem er seine Schatten integriert.
So handelt der reife Mensch nicht mehr aus “blindem Gehorsam”, sondern aus innerer Überzeugung. Denn er ist innerlich versöhnt und weiss, dass das Gute der bessere Weg ist. Das ist das Ziel für die beiden Partner, welches auch die Beziehung zur Reife, Einheit und Erfüllung bringen wird (s. Die heilige Hochzeit).

Symbole und Deutungen von “der schwarze Hund und die alte Belili”

Die Wahrheit ans Licht!

Wie nun die Wahrheit in der Beziehung zwischen Inanna und den Hirten ans Licht kommt, davon handelt dieser Abschnitt.

Der falsche Freund und der schwarze Hund (Deutungen der unterstrichenen Wörter)
  • Versteck, verraten! Er, Dumuzi, hat seine Frau verraten und versteckt sich.
  • Schwarze königliche Schäferhunde – die Macht des Königs: Die Hunde sind mit Dumuzi identifiziert (es sind seine “königlichen” Hunde). Als Fleischfresser stehen sie für den männlichen Trieb, das Tier im Menschen. Zu diesem gehören der Machttrieb und der Konsum von Frauen. Das ist schwarze Magie und Teil der Macht des «Tieres» (negativer Animus in der Feuer-Dynamik, Unterdrückung und Gewalt). So wurde der Mann, der einst der Heldenkönig der “Göttin” war, zum Machtherrscher und Unterdrücker (dazu viel ausführlicher im babylonischen Gilgamesh-Epos (Zusammenfassung), s. Gilgamesh – Königgott und Despot).
  • Die Gazelle: Beute für die “Hunde”, Symbol für den Körper der jungen Frau (“Jungfrau”, s. u. zur Gazelle).
  • Die Seele in Unfrieden: ein schlechtes Gewissen.
Treue und Untreue: Die Seelenschwester und der Freund (Deutungen der unterstrichenen Wörter)

    Die treue Geliebte

    • Kleider vom Leib gerissen und Pech in Geshtinannas Vulva: Blossstellung und Schmerz der Geliebten. Doch sie hält dicht.

    Der treulose Freund

    • Der «Freund» ohne Namen: Der „Freund“ hat keinen Namen. “Er” handelt auf den ersten Blick egoistisch und ist bestechlich. Wer ist er? – Als „falscher Freund“ kommt auch der Trieb infrage. (So hat im Gilgamesh-Epos der König einen Freund, “Enkidu”, das «Tier», das domestiziert worden ist. Von ihm angestiftet, begeht der König seine Untaten, bis die Götter Enkidu zur Strafe sterben lassen. S. Gilgamesh und Enkidu).
    • Der Freund nimmt die Wasser- und Getreidegabe an: Diese ist ein Symbol für Ganzheit nach der Läuterung (Brot und Wasser des Lebens!). Sowohl die Göttin der Unterwelt wie auch der liebende Vater verfügen über diese Gabe (s. Inannas Auferstehung, Episode 15). In diesem Zusammenhang ist darum das Thema die Ganzheit der ehelichen Beziehung. Die verletzte Gattin geht (im Zorn, mit den Galla) also zum Freund und spricht ernsthaft mit ihm, indem sie betont, dass die langjährige Ehe auf dem Spiel steht. Im Blick darauf lenkt der Freund ein und sagt, was er weiss:
    • Gefallen! Dumuzi ist in den Gräben von Arali: Auaris! Ägypten, als ehemalige Hochburg der (semitischen!) Hirtenkönige im Nildelta. – Der Hirte ist abgehauen und lässt es sich in der Dekadenten Stadt mit ihren Schenken und Frauen gutgehen … (s. nächster Klapptext).
    Exkurs: Die Gräben Arali – Auaris im Nildelta, Ägypten und der Weg in die Freiheit

      Gefallen! In den Gräben von Arali – Auaris, Ägypten

      Zieht man Lautverschiebungen L-R über die Jahrhunderte in Betracht, so kann aus sumerisch-akkadisch “Auaris” gut “Arali” geworden sein. Die Stadt Auaris lag damals im Nildelta. Zu jender Zeit führte der Nil auch viel mehr Wasser, sodass im Mündungsgebiet sumpfige Gräben standen. Solche sind ein anschauliches Symbol für die Fallstricke der “Sünde”. Als Hintergrund ist zu sagen, dass die damaligen Hochkulturen im Zweistromland und Ägyptens über den “fruchtbaren Halbmond” verbunden waren und regen Austausch hatten. Möglicherweise wurden erstmals um 3000 v. Chr. ägyptische Kultur ins Zweistromland gebracht (s. Die Kiebitz-Palette und der Weg ins gelobte Land). Geschichtlich erwiesen ist auch, dass sogenannte “Hirtenkönige” (gr. “Hyksos”), die den semitischen Nomaden entstammten, in Oberägypten für längere Zeit regierten, bis sie vom Pharao vertrieben wurden (s. Der Auszug aus Ägypten). (So landet gemäss der Überlieferung auch der babylonische König Gilgamesh bei einer Schenkin am Ufer des Meeres, von der biblischen des Volkes Israel in Ägypten ganz zu schweigen.)

      “Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.”

      Interessanterweise ist das Thema mit dem “Sohn”, der Erlöser von Ägypten nach Hause kommt, auch in die Bibel eingeflossen. Einerseits ist da von der Befreiung das ganzen Volkes Israel aus Ägypten die Rede, andererseits auch von Flucht und Heimkehr der kleinen Familie mit dem Jesus-Kind aus Ägypten. Darum wird auch die Aussage: “Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen”, sowohl im Alten wie im Neuen Testament gemacht (Hos 11,1 und Mt 2,15 im Bibelserver). Die ägyptische „Gefangenschaft“ ist auch ein Bild für den Menschen, der im Trieb gefangen ist und “erlöst” werden muss. So wird das mythologische Thema vom König, der in der Üppigkeit des chaotischen Dschungels versumpft und nach Hause gerufen werden muss, zum Beispiel auch im Disney-Film “Der König der Löwen” aufgegriffen.

      Die Gazelle und die alte Belili – die Geliebte und die Ehefrau (Deutungen der unterstrichenen Wörter)

      Die Flucht und die Gazelle

      • Der Sonnengott hilft wieder – der positive Animus (als Christus) der Frau: Der Gatte erhält einmal mehr Gnade, neues Vertrauen und damit Aufschub aus Liebe.
      • Dumuzi als Gazelle: Gehörnter Grasfresser symbolisieren den Animus (Körper!) der Jungfrau (insbesondere das Einhorn). Ach, wie leicht geschieht es doch, dass ein Mann auf eine attraktive junge Frau hereinfällt!

      Der König und die alte Belili

      • Die alte Belili: Er flüchtet als Gazelle und gelangt zu einer alten Frau. Es ist zu vermuten, dass sie nicht irgendeine alte Frau, sondern seine Frau ist! Und er bittet sie, ihn wieder anzunehmen und zu nähren. Dabei symbolisiert sie die Partnerin in ihrer nährenden Mutter-Funktion: Wasser und Mehl (Brot), weiblich und männlich geläutert und (wieder-)vereint zu Wasser und Brot des Lebens. (Zum Namen Belili-Isebel s. unten im Klapptext).
      • Ich bin Inannas Ehemann: „Ich bin dein Mann … Darum: Gib mir …“
      • Wasser und Mehl für die erfüllte Beziehung im reifen Alter: Belili, die “Alte” verfügt (wie die Göttin der Unterwelt) über die Wasser und Getreidegabe (s. Inannas Auferstehung)! Dies Gabe ist wie erwähnt ein Hinweis auf die erfüllte Beziehung im reifen Alter, das heisst Einheit sowohl im Bereich der Seele (Wasser) wie auch im Bereich des Körpers (Samen zu Brot, s. Die drei Farben und Die heilige Hochzeit).
      • Die Frau gab ihm zu essen: Sex als Zeichen der Wiederherstellung.
      • Als sie das Haus verliess …: Sobald sie weggeht, sobald “die Katz’ aus dem Haus ist …”, kommen jedoch die schlechten Gedanken und Begierden wieder. Dies ist ebenfalls eine Bestätigung der Deutung, dass es sich bei Belili um die Ehefrau handelt. Darum:
      • Dumuzi floh wieder vor seinen Dämonen: Doch die Versuchung ist zu gross.
      Exkurs: Belili? – Zum Namen und zu Isebel, Elia und der alten Witwe in der Bibel

      Was könnte die Bedeutung des Namens “Belili” sein? – Tochter der Lilith?

      Zuerst zur Silbe “Lili”. Hier klingt der Name “Lilith” an. Tatsächlich können Inanna und Lilith als  zwei Seiten derselben Energie (Ausstrahlung der Anima) gedeutet werden So kann Inanna entweder die Tochter (Bel?) der Lilith sein oder ihre “Schwester” (s. Episode 2: Inanna und Lilith, Ich bin Lilith, die dunkle Jungfrau).

      Die Geschichte von der alten Belili erinnert an die Geschichte von Elia und der Witwe von Zarpat in der Bibel (1. Könige 17 im Bibelserver). Diese kurz zusammengefasst:

      Elia und Isebel

      Der Prophet Elia verbirgt sich vor König Ahab, gegen dessen Götzendienst er eine Dürre als Gericht vorhergesagt hat. Ahab ist der Mann der bösen Königin Isebel, die Elia später harsch verfolgen wird. Elia findet – gemäss dem Wort Gottes – bei einer Witwe Unterschlupf. Als sie ihm zu essen geben will, aber dabei befürchtet, dass es dann für ihren Sohn nicht reichen wird, macht er sein erstes Wunder: Er sagt, dass Wasser und Mehl in ihrem Krug nicht ausgehen werden. Doch dann stirbt der Sohn der Witwe und diese gibt Elia dafür die Schuld. Dies führt dazu, dass Elia ein zweites Wunder vollbringt, indem er ihn wieder von den Toten auferweckt.

      Elia und die Witwe als Deutung der älteren Mythologie

      Dies wäre eine sehr differenzierte Interpretation und Neuerzählung der sumerischen Mythologie wie auch des Gilgamesh-Epos im Hinblick auf eine Entschlüsselung der Symbole:

      • Der böse König Ahab: der despotische König im Griff des Triebes, der Macht und Sex anbetet.
      • Seine Gattin Isebel: die zornige Königin, die vor Macht nicht zurückschreckt.
      • Die Witwe: die Gattin des Königs, die in Wahrheit nur zornig und verletzt ist, weil sie ihren Mann “verloren” hat.
      • Der Prophet, der bei der Witwe einkehrt: Der König, der den Willen Gottes tun möchte und zu seiner Frau umkehrt, indem er sich auf den Ehebund beruft (“Gib mir zu essen …”).
      • Der Sohn der Witwe, der stirbt: Der Sohn symbolisiert als “Erstgeburt” die erste Liebe, das heisst die erste Beziehung. Sie ist gestorben (darum der Zorn der Gattin) und wird nochmals sterben (s. nächste Episode, Inanna 20).
      • Der Prophet, der nun den Sohn wieder zum Leben erweckt: der König, der definitiv zu seiner Ehefrau zurückkehrt.

      Belili – Isebel: Gibt es zwischen den beiden Namen auch eine sprachliche Verbindung?

      Im Ägyptischen stellte das -T anscheinend eine weibliche Endung dar. Also könnte der Name Lilith (sumerisch von Lil-Itu = dunkler Wind) auch als “Lili” gelesen worden sein …

      Um bei der Verbindung zu Ägypten zu bleiben: Inanna-Belili als Göttin der Liebe könnte auch mit Isis (der ägyptischen Göttin der Liebe) in Verbindung gebracht worden sein. Bel-Lili = Isi(s)- Bel? = Tochter der Lilith/Isis (für verführerische, machtorientierte Weiblichkeit und negative Anima? S. auch Lilith: verstörende Weiblichkeit und die Macht der Frau).

      Dumuzi als Gazelle (Inanna 19)

      Treue und Untreue – Bilder, die für sich sprechen

      Dieser Abschnitt handelt von Treue und Untreue. Mit den Bildern und Symbolen nimmt der Hörer der Mythologie zahlreiche Inhalte auf, die (an seinem Bewusstsein vorbei) direkt zu seinem Körper und seinem Unbewussten sprechen und so sein intuitives “Körperwissen” bereichern. Diese sind:

       

      Der schwarze Hund – der untreue Ehegatte

      • Erzählt niemandem …: etwas Geheimes, Verbotenes hat sich ereignet.
      • Schwarze Hunde: Da sind gefährliche Fleischfresser (durchaus auch Männer der Macht im Griff ihres Triebes).
      • Schlechtes Gewissen: Dumuzi ist untreu (ist bei seiner “kleinen Schwester”).
      • Verrat!: Sein “falscher Freund” hat ihn verraten, ist ein Verräter … Er ist im Griff seines Triebes als falscher Freund ein Verräter.
      • Gefallen! Er ist gefallen … in die sumpfigen Gräben von Arali-Auaris, in “Sünde”.
      • Die Flucht in Gestalt der Gazelle: “Ach, wenn sie so davonspringen, dann geht der Trieb ab, dann kann der Hund sich nicht zurückhalten, muss einfach jagen …!

      Die “kleine Schwester” – die treue Geliebte

      • Kleider vom Leib gerissen: wilder Sex.
      • Pech in die Vulva gegossen: schmerzendes Verlangen.
      • Schweigen aus Liebe.

      Die alte Belili – Gedanken der Dämonen als der misstrauischen Ehefrau zu Hause:

      • Ein Erschrockener: Aha! Er hat ein schlechtes Gewissen …
      • Die Galla beim Freund: Hm … mal den Charme auspacken und den Freund ins Verhör nehmen …
      • Die Gazelle: Ok, er hat “es” zugegeben, es war anscheinend nichts Ernstes, nur ein “Ausrutscher” …
      • Mehl und Wasser verlangt: Er hat gebeten, dass ich ihn zurücknehme, hat sich auf unsere langjährige Beziehung berufen …
      • Zu essen gegeben: Ach, der Strolch! Ich kann ihm nicht lange böse sein! Habe wieder nachgegeben … 

      Fazit: Der schwarze Hund und die alte Belili – Dumuzi und Inanna

      Dumuzi und Inanna führen eine Beziehung als “der schwarze Hund und die alte Belili”.

      Er war und ist ihr immer wieder untreu. Als König hat er seine Macht ausgekostet und sich genommen, was er wollte – auch Frauen.

      Sie ist eine “alte Frau” – verglichen mit all seinen Beute-Frauen. – Doch nun hat es ihn erwischt, nun ist er ernsthaft verliebt. Darum sitzt er nun in einer grossen Zwickmühle. Was auch immer er entscheiden wird, er muss eine Frau existenziell verletzen.

      Damit erkennt er endlich sich selbst als “schwarzen Hund”. 

      Der schwarze Hund (königliche schwarze Schäferhunde)

      Nach diesen Ausführungen nun zur modernen Geschichte, das Beziehungsdrama zwischen Thomas und Anna:

      Der schwarze Hund und die alte Belili anders erzählt

      Thomas erzählt:

      Die Galla kommen auf Booten (von Unbewusstheit zu Bewusstwerdung)

      Innerlich unruhig plagte mich ein schlechtes Gewissen, ja, ich fühlte mich überhaupt schlecht. Ich dachte: ‘Ich betrüge zwei Frauen. Wo immer ich mich hinwende, ist da eine, die ich verletze!’ .
      Dabei hoffte ich sehr, dass Kerstin und Andy dichthalten würde, falls Anna irgendwelche Nachforschungen anstellen sollte. Na ja, Kerstin vertraute ich eher, sie hing ja selber mit drin. Und Andy hatte mir zugesichert:
      Du kannst dich auf mich verlassen! Freundschaft steht bei mir an erster Stelle!

      Doch Andy war ja genau genommen mit uns beiden, mit mir und mit Anna befreundet …
      Und prompt sollte sich mein ungutes Gefühl als richtig erweisen … 

      Geshtinanna hält dicht

      Denn am nächsten gemeinsamen Abend sagte Anna beiläufig zu mir:
      – Was ich dir noch erzählen wollte: Gestern traf ich zufällig eine Frau … Kerstin, und kam mit ihr ins Gespräch … (und in meinen Ohren klang es, als würde sie jedes Wort bedeutungsvoll in die Länge ziehen). – Und du weisst ja, wie wir Frauen sind: Sogleich dreht sich das Gespräch um Beziehungen. Ich erzählte ihr, dass ich verheiratet bin, dass wir zwar manchmal Unstimmigkeiten hätten, aber meistens guten Sex …! Sie meinte, sie habe zurzeit keine Beziehung und suche das auch nicht. Und sie erzählte mir auch, dass sie dich kenne, dass ihr euch auf der Geschäftsreise nach Rom näher gekommen seid …? 

      Keinen Frieden für den Erschrockenen

      Ich erschrak zu Tode und sagte vorsichtshalber:
      – Ja, das stimmt.

      Anna blickte mich erwartungsvoll an und schwieg. Schliesslich sagte ich:
      – Sie hat … ein paar interessante Kontakte in der Stadt …, und versuchte dabei, möglichst unbeteiligt zu tönen.

      Anna hob die Augenbrauen und meinte:
      – Ach? Interessant … Dann fuhr sie fort: Ich finde Kerstin sehr sympathisch, ich werde mich mal mit ihr treffen …

      Die Galla kommen auf Booten

      Ich wäre am liebsten im Boden versunken und wusste nicht, was ich sagen sollte. Anna wartete, doch als nichts mehr von mir kam, sprach sie nach einer Pause weiter:
      – Wir hatten es doch immer so schön mit Andi in seinem Bootshaus, nicht wahr …?

      Das gab mir einen Stich in den Bauch, wahrscheinlich erbleichte ich dabei.
      – Ist dir nicht gut?, fragte Anna, und ich hatte den Eindruck, dass in ihrer Stimme nicht Anteilnahme, sondern eher ein verachtungsvoller Zynismus mitschwang. Ratlos schüttelte ich den Kopf.

      Die Wasser- und Getreidegabe – die Galla umringen und fesseln Dumuzi

      Da sprach Anna weiter und sagte:
      – Als ich gerade in Andys Nähe war, dachte ich: ‘Ich schau mal wieder bei ihm rein.’ . Dabei blickte sie mich durchdringend an. Als ich noch immer schwieg, fügte sie hinzu:
      – Ich sagte ihm, dass ich immer gerne an unsere Freundschaft denke und an die vielen schönen Stunden, die wir zusammen in seinem Bootshaus verbracht haben … Und dann erzählte ich ihm von meiner neuen Bekanntschaft, Kerstin, und fragte ihn, ob er sie kenne. Und tatsächlich! Er kennt sie … und sie kennt … das Bootshaus … ebenfalls …

      Wieder blickte sie mich erwartungsvoll an.

      Die Gazelle

      Ich kollabierte nun gänzlich, während innerlich mein Abwehrmechanismus auf Hochtouren lief: ‘Was mache ich jetzt bloss??? Ich muss davon ausgehen, dass sie alles weiss! – Also mutig nach vorne …! ‘.

      Kurz richtete ich mich auf und blickte ihr in die Augen. Dann blickte ich wieder zu Boden, während ich um Worte rang:
      – Ach, Anna, ich fühle mich wirklich mies. Ich wollte es dir schon lange sagen … und deine Intuition ist wie immer unübertroffen … Jetzt bin ich froh, dass du es angesprochen hast. – Ja! Ja, ich hatte ein Verhältnis mit Kerstin! Nichts Ernstes … Was soll ich sagen? Ich kann nichts anderes dazu sagen, als: Es tut mir leid! Es hat nichts mit uns zu tun, es war ein Ausrutscher, verstehst du … die Magie des Augenblicks … – Aber du …. Du bedeutest mir alles im Leben … Ach! Ich fühle mich so elend, dass ich dir das angetan habe … Bitte vergib mir!

      Augen des Todes

      Sie blickte mich mit einem mörderischen Blick an und sagte:
      – Stell dich nicht so scheinheilig an! Ich weiss, dass dies nicht das erste und einzige Mal war! Ich habe endgültig genug!

      Es blieb mir nicht übrig, als bei der eingeschlagenen Schiene zu bleiben:

      – Ja, gewiss … Du musst verstehen, die Eskapaden haben mir nie etwas bedeutet! Du weisst doch, wenn der Trieb im Mann so abgeht … Aber das hat nichts, wirklich gar nichts mit meiner Liebe zu dir zu tun! Das tut unserer Beziehung keinen Abbruch! 

      Grosse Luftsprünge, die ich da tätigte …

      Die Galla schlagen Dumuzi

      Natürlich gab es ein Drama und natürlich machte Anna einen Aufstand. Drei Tage wies sie mich aus unserem gemeinsamen Schlafzimmer, und ich musste im Keller schlafen. Sie behandelte mich mit Todesverachtung, dann wie Luft, sprach zunächst überhaupt nicht mit mir, dann nur das Nötigste, Alltägliche.

      Der schwarze Hund

      Ich fühlte mich wie ein geschlagener Hund, der mit eingezogenem Schwanz und hängendem Kopf umhergeht. Dann, am dritten Tag, schien sich ihr Zorn endlich einigermassen gelegt zu haben, denn nach dem Frühstück sagte sie wie aus heiterem Himmel:
      – Ok, ich vergebe dir … du Schuft! Dabei meinte ich sogar so etwas wie ein Lächeln in ihren Augen zu erkennen. Vehement fuhr sie jedoch fort: Aber tue das nie wieder! Verstehst du? Wenn das noch einmal “passiert”, ist es aus zwischen uns! Für immer!!!

      Die alte Belili – Wasser und Mehl

      Ich nickte und schluckte leer:

      – Darf ich jetzt wieder bei dir schlafen?, wollte ich wissen.
      – Ja, wenn du dich anständig benimmst, antwortete sie, stand auf und gab mir mit ihrer Faust einen harten Boxschlag auf den Oberarm.

      An diesem Abend hatten wir mal wieder richtig guten Sex.

      Belili geht, Dumuzis Galla kommen (wieder)

      Am folgenden Tag sagte Anna:
      – Ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen, wird heute wohl spät, bis ich wieder zurück bin. Dabei lächelte sie mich an und gab mir einen Kuss auf die Wange.

      Kaum war sie weg, waren meine Gedanken wieder bei Kerstin:
      – Wie geht es ihr wohl? Ich habe mich gar nicht mehr bei ihr gemeldet. Bestimmt ist sie traurig, bestimmt macht sie sich Sorgen um mich.

      Und meine Gefühle überwältigten mich:
      – Ach, ich vermisse sie …  Kerstin! Sie fehlt mir!!! – Ich bin sicher, dass auch sie leidet. Es tut mir so leid …! Dass ich ihr das antun muss … Was soll ich bloss tun??? Ich muss sie sehen! – Wenigstens noch einmal … Mich richtig von ihr verabschieden …

      Flucht in die Schafhürde der kleinen Schwester

      Heute ist die Gelegenheit dazu! Ich werde sie gleich anrufen, hoffentlich hat sie Zeit!

        Weiter geht es mit:

        Der Hirte wird geschlagen

        Originaltext:

        Übersetzung aus dem Sumerischen ins Englische: S.N. Kramer in WOLKSTEIN, DIANE / KRAMER SAMUEL NOAH. Inanna, Queen of Heaven and Earth. Her Stories and Hymns from Sumer. New York 1983 (Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche durch die Autorin).

        Gazelle, mesop.Zylindersiegel, ca. 1300 v. Chr

        Kunst:

        [1] Springende Gazelle, Zylindersiegel, Mesopotamien, mittelassyrische Zeit, ca. 1300 – 1200 v. Chr., 3 x 1 cm, New York, Pierpoint Morgan Library, Corpus 601. Quelle: Wolkenstein/Kramer, S. 82 und 192.


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