Ich bin Erika.
NinLil, Königin des Himmels und EnLil, Gott der Luft
Ich komme aus einer anderen Generation. Damals hatten wir Frauen noch weniger Perspektiven, also tat ich, was man als Frau aus gutem Haus so tat: Ich heiratete.
Zum Glück waren meine Eltern mit meinem Bräutigam einverstanden. Auch war ich sehr verliebt und wusste: Wir waren füreinander bestimmt, Emil und Erika … Und so hatte ich grosse Träume für uns zwei. –
Emil sah mich und musste mich haben. Ich war ich noch Jungfrau, aber Emils Begehren war stark. Er konnte und wollte nicht warten, bis ich bereit war. Ohne mir Zeit zu geben und Raum zu lassen, nahm er mich ein.
Der davongetragene Himmel
Dennoch liebte ich Emil und träumte seine Träume.
Er war jedoch sehr ehrgeizig, ungeduldig, aufbrausend, getrieben und umgetrieben von seiner brennenden körperlichen Leidenschaft. Ich war jung und schön, empfindsam und fein gebaut, aber er nahm mich, wie und wann immer er wollte.
Fünf Kinder hatte ich ihm geboren, doch Emil war freiheitsliebend und wollte auf keinen Fall von mir gegängelt oder gar eingesperrt werden. Er tat immer, was er wollte.
Die davongetragene Erde: Macht über das Weibliche
Bald begann ich, sein Temperament und seine Launen zu fürchten und war froh, wenn er nicht nach Hause kam. Er arbeitete viel und lange, machte Überstunden und war häufig auf Geschäftsreisen. So begann seine steile Karriere, während ich für Kinder und Haus sorgte und an seiner Seite repräsentierte, wenn es ihm nützte.
Die Unterwelt: gestorbene Liebe
Als die Kinder grösser wurden und immer mehr ihr eigenes Leben hatten, war ich viel allein. Ich wurde ich frustriert und depressiv … Zudem wurde ich älter. Emil schien jegliches Interesse an mir verloren zu haben und verhielt sich abweisend. So fühlte ich mich wertlos, ja von ihm abgewertet.
Ja, ich begann sogar, ihn innerlich hassen! Alles, was mir blieb, waren Schmerz und Wut. Diese Negativität wurde meine Existenz – oder eher mein Nicht-Leben, ja, der Tod.
Der Gott der Luft: Unterdrückung und Konsum von Frauen
Mit der Zeit wurde mir klar, was ich schon lange befürchtet hatte: Emil vergnügte sich auf seinen «Geschäftsreisen» und auch sonst mit jüngeren Frauen. Zu allem Überfluss musste ich erfahren, dass seine Firma einen eigenen Callgirl-Ring führte. Und mittlerweile hatte Emil begonnen, sich auch öffentlich mit anderen Frauen zu zeigen.
Die Herrin der Unterwelt
Damit hatte ich nun endgültig genug! Also konsultierte ich einen der besten Anwälte der Stadt und verkündigte Emil anschliessend, dass ich mich scheiden lassen wolle.
Er erstarrte und blickte er mich entgeistert an, – wohl das erste Mal seit Jahren, dass er mich wirklich wahrnahm.
Das gab mir eine gewisse Genugtuung.
EnLil oder EnKi – Macht oder Liebe?
Aber wir hatten so viel zusammen aufgebaut … Bedeutete ihm all das nichts? Immerhin war er der Vater von fünf wunderbaren Kindern. Wenn es auch nicht immer leicht gewesen war, er war ihr Vater! – Wenn auchl Lilly, unsere älteste Tochter, zu sagen pflegte, sie habe keinen Vater. Ach, sie hat einen harten Kopf – genau wie er!
Besonders am Herzen war mir darum ihre Tochter, meine erste Enkelin: Anna.