Teil II der Überlieferungen von Inanna
Inannas Weg durch die Unterwelt
Teil II der Überlieferungen von Inanna handelt von ihrem Weg durch die Unterwelt, in welcher sie der zornigen Göttin der Unterwelt begegnet, getötet und am dritten Tag durch den liebenden Vater wieder auferweckt wird.
Das Thema dieses Teils ist die Integration der männlichen Persönlichkeitsanteile. So kann Inannas Weg auf die Wandlung ihres inneren Mannes und Antriebs von aggressiver Macho-Männlichkeit hin zur Liebe des Vaters gedeutet werden.
[S. Die Integration des Animus, Antrieb, Kraft und Vollmacht.]
Inanna in der Menopause
Inanna ist nun in die Wechseljahre gekommen. Sie sieht sich mit dem Sterben ihres weiblichen Körpers, ihrer Fruchtbarkeit konfrontiert. Die Mythologie thematisiert das auf verborgene Weise, indem sie sagt, Inanna wolle an den Begräbnisfeierlichkeiten des Gatten der Göttin der Unterwelt teilnehmen.
Der gestorbene Gatte – der innere Mann und Körper (Animus)
Der Gatte ist jedoch ein Symbol für den inneren Mann der Göttin selbst. Der Umstand, dass er «gestorben» ist, deutet darauf hin, dass sie einerseits den positiven Zugang zu ihrem Körper und seiner Kraft verloren hat und andererseits, dass sie von negativer, aggressiver und machtorientierter Männlichkeit aus dem Schatten umgetrieben ist (der negative Animus als Teufel, Tier oder Schmerzkörper). Diese führt dazu, dass sie mit der zornigen Herrscherin der Unterwelt identifiziert ist, ja sie selbst ist die zornige Herrscherin der Unterwelt.
Die zornige Herrscherin der Unterwelt
So erzählt die Mythologie weiter bildhaft und ohne zu werten, dass Inanna in der Unterwelt deren zorniger Herrscherin begegnet. Mit anderen Worten stellt sie sich – als wahre Göttin und bewusste Frau – nun also ihren Schatten, nämlich ihrem verdrängten Zorn und Schmerz und damit einem grossen Haufen Negativität, Frustration, Hass und Verurteilung. Dies alles ist in ihr drin, in ihrem Inneren, und auch in ihrem Körper (symbolisiert durch die Unterwelt).
Gestorbene Liebe
Die negative Kraft ist derart gewaltig und gewalttätig, dass sie die Liebe tötet. Darum stirbt Inanna, die Göttin der Liebe. Sie stirbt durch das Auge des Todes, das die Herrscherin der Unterwelt auf sie gerichtet hat. Wo wird Inanna zum Leichnam und an einen Nagel in der Wand gehängt. Aus. Schluss.
Inannas Rettung aus der Unterwelt
Doch dies ist natürlich nicht das letzte Wort, noch lange nicht. Denn die Liebe überwindet den Tod.
Tragende Beziehungen in Liebe
Liebe hat Ninshubur, Inannas Menschenfreundin oder Avatar, die um Inanna trauert. Liebe haben auch ihre Kinder, welche sich um ihre Mutter Sorgen gemacht haben ….
Die jüngeren Macho-Götter für unreife Männlichkeit: keine Empathie
Keine Liebe und keine Empathie haben jedoch die jüngeren Götter, der Gott der Luft und der Gott des Mondes. – Und auch Inannas Götter-Gatte zeigt kein Mitgefühl, was fatale Konsequenzen hat. Dazu aber im letzten Teil, in Teil III.
Die Liebe des Vaters und die Lösung, die Erlösung
Liebe hat auch der liebende Vater, der ebenfalls um seine Tochter trauert. Doch der Gott der Weisheit weiss auch, wie Inanna gerettet werden kann. Und so weckt er sie am dritten Tag aus der Unterwelt auf.
Die Integration der männlichen Anteile
Auch dies ist ein Bild, nämlich dafür dass sich Inannas innerer Mann von jugendlich-aggressiver Macho-Männlichkeit nun zur Liebe des Vaters entwickelt hat. Damit hat sie ihre männlichen Anteile integriert und mit diesen nun Durchsetzungsvermögen, Entscheidungskraft und Schöpferkraft gewonnen. In der Kraft ihres inneren Helden kann sie nun darum für sich selber sorgen und sich so selbst geben, was sie zum Leben und zum Lieben braucht. Das ist das Ziel.
[S. Die Integration des Animus.]
Doch nun zuerst auf in die Finsternis – mit dem Licht der Liebe, die den Tod überwindet!