Der verstorbene «Gatte»: Beziehungsprobleme und die Menopause
Die Frau, in den mittleren Jahren angekommen, hat vielleicht schon länger ihren guten Zugang zu ihrem Körper (der von männlichem Begehren und auch von den Kindern fremdbesetzt war) verloren. Zudem ist sie möglicherweise aus emotionalem Mangel in Frustration und Zorn, was bildhaft durch die Herrscherin der Unterwelt beschrieben wird. Damit liegen auch Beziehungsprobleme auf der Hand.
[S. Das Grosse Weibliche, das Leben selbst, in der Unterwelt und Der Schmerzkörper der Frau.]
Der Gatte der Göttin und die Tötung des «Himmelsstiers» durch Gilgamesh
Der «Gatte» wie auch der «Stier des Himmels» können auf den Partner der Frau bezogen werden.
In diesem Zusammenhang beschreibt auch das babylonische Gilgamesh-Epos, wie Gilgamesh gemeinsam mit seinem tierischen Freund EnKiDu (dem «verkehrten» Sohn des Gottes der Erde), den Himmelsstier der zornigen Göttin tötet. (Daraufhin bestrafen ihn die Götter: Enkidu, der den männlichen Trieb symbolisiert, muss nun ebenfalls sterben (s. Der Himmelsstier). – Auch dies ein Bild für herbe partnerschaftliche Auseinandersetzungen, die im Auseinanderbrechen der Beziehung enden können, wenn die Liebe gestorben ist.
Menopause: Sterben der Fruchtbarkeit des Körpers der Frau
Mit dem Aufhören von Menstruation und Fruchtbarkeit erreichen Frustration und Zorn der Frau wohl ihren Höhepunkt. Denn das, was so lange einfach selbstverständlich da war, ist nicht mehr, ist «gestorben». Sie hat alles gegeben und sehr wenig oder nichts erhalten. Ausserdem schwinden weibliche Machtmittel wie erotischer Ausstrahlung und Sexyness zunehmend – und will die Frau meistens auch gar keine «Tussi» mehr sein. Was nun???
Der Himmelsstier als Animus – Integration!
Auch sind der «Gatte» wie auch der «Stier des Himmels» ein Bild für den inneren Mann der Frau und ihren Körper mit seiner Kraft (s. Der Animus – Leben und Antrieb in der Materie). Diese männlichen Anteile wird die Frau auf dem Weg durch die Unterwelt integrieren. Damit gewinnt sie wahre Power, nämlich Kraft und Vollmacht in der Materie! Der integrierte innere Mann (Animus) ist zudem mit den Archetypen des erlösenden Prinzen oder Christus identisch. In seiner Liebe wird auch die verlorene «erste», reine Liebe wieder aufgeweckt. Konkret müssen sich die männlichen Anteile der Frau von zorniger Macho-Männlichkeit zur versöhnlichen Liebe des Vaters wandeln. Davon handelt die Fortsetzung der Mythologie von Inanna. Es ist noch ein weiter Weg.
[S. Die Integration des Animus.]
Die Gebärmutter: Trieb und Antrieb im Körper und Sitz der Hysterie?
Der Grund, weshalb der Stier als weibliches Symbol gilt, mag darin liegen, dass Gebärmutter und Eileiter der Frau die Form eines Tierkopfes mit Hörnern haben. Griechisch hysterix bedeutet Gebärmutter. Früher war man der Ansicht, dass die Raserei und die zunehmend negativen Emotionen der Frau in den Wechseljahren ihren Ursprung in der Gebärmutter hätten. So wurde diese schon zur Zeit der Griechen operativ entfernt.
[S. Der Stier als weibliches Symbol auch in Maleficent, die dunkle Fee als Schicksalsgöttin und Starke Emotionen und das Unbewusste.]
Die Bedeutung des Namens des «Gatten»: GuGalAnNa
Und zuletzt bestätigt auch die Deutung des Namens GuGalAnNa diese Ausführungen. Betrachtet man die Bedeutung der Silben, so bestätigt sich diese These, dass es sich um Inannas männliche Anteile handelt. Denn darin enthalten sind die Silben AnNa (wie bei Inanna für NinAnNa. NIN = Göttin; AN = HIMMEL; NA in Umkehrung = herab). Hinzu kommen noch die Silben Gu (oder Kur = Land); GAL (= UNTERWELT). [S. Die sumerische Sprache und ihre Entwicklung.]
Der Name Gugalanna kann also auf diese Weise übersetzt werden:
«Von der Erde hinab in die Unterwelt führt der Weg jener, die (im Geist der Liebe) vom Himmel herabgekommen sind».