Gemeinsame Grundaussagen in den Überlieferungen
Der Heldenweg des Menschen und Königsherrschaft
Deutet man die Symbole und Bilder in den Märchen und Mythen, so zeigen sich immer wieder dieselben Muster. Auch beinhalten sie alle einige sehr zentrale Aussagen für das Wohlergehen des Menschen. Sie handeln immer wieder von Helden und Königen und wollen damit auf den Heldenweg zu Ganzheit und auf das Ziel, zu Königsherrschaft im eigenen Leben, hinweisen.
Dazu gehören diese Aspekte:
Edle, göttliche Abstammung der Hauptperson
Es beginnt mit dem Königssohn oder der Königstochter. Diese edle Herkunft soll den Menschen zu Bewusstwerdung führen, dass er ein «Königskind» ist, nämlich göttlicher Abstammung. Diese ist wiederum ein Bild für die Tatsache, dass der Mensch über ein Bewusstsein verfügt und damit – Gott gleich – sich selber reflektieren und instruieren kann (s. Das menschliche Bewusstsein).
Entschlossener Aufbruch gegen den grössten Feind, das Ego und die Triebe
Damit der Mensch aber zu «göttlicher», also selbstwirksamer Königsherrschaft im eigenen Leben gelangen kann, muss er sich überhaupt erst auf den Weg machen, die Triebe überwinden. Denn diese sind zunächst reflexartig und viel schneller als sein Denken zur Stelle und bestimmen seine Reaktionen (s. Die Schlange im Kopf – das Reptiliengehirn).
Überwinden der Triebe in Mangel und Entbehrungen als Prüfung
Die Liebe wird – weit weg von hohen Idealen – auf der Erde an der materiellen Realität geprüft (symbolisiert durch Härte und Entbehrungen, die «Wüste«). Der Held / die Heldin muss «unten durch».
Bescheidenheit im Erfolg
Hat er/sie diese Prüfung bestanden, werden der Held und die Heldin zu Erfolg geführt. Auch hierin gilt es, sich durch Bescheidenheit und Dienstbereitschaft zu bewähren.
Die Feuerprobe
Zuletzt wartet noch die Auseinandersetzung mit den Schatten und dem Tod. Dies ist die Feuerprobe. Das gute Unbewusste (der gute König / die gute Königin, der Antrieb aus Liebe) ist durch das böse Unbewusste (den bösen Herrscher / die Hexe) verdrängt worden. Dieser böse Trieb ist letztlich das Ego, der Antrieb aus Negativität und Angst zu kurz zu kommen. Er drückt sich durch Mach und Gier, Eitelkeit, Stolz oder Zorn aus und wird auf dem Weg durch die Unterwelt überwunden.
Rettende Liebe und Auferstehung
Die gestorbene oder vergiftete Liebe steht durch die Begegnung mit wahrer, bedingungsloser (Vater-) Liebe wieder auf. Der erlösende Sohn des Königs ist eine Christus-Gestalt, ein Symbol für den positiven Antrieb aus Liebe im Körper und in der Materie. Die Jungfrau auf der anderen Seite stellt die Belohnung des Helden dar: Ein Königreich und das ewige Leben (s. Die Sage vom Drachentöter Georg oder auch Der Eisenhans).
Dieser Aufbau lässt sich in sämtlichen Märchen und Überlieferung finden und entspricht dem Heldenweg des Menschen.
Bereits in den ältesten Überlieferungen
Inhalte wie diese werden bereits in der ältesten menschlichen Überlieferungen thematisiert, in der sumerischen Mythologie von Inanna und im babylonischen Gilgamesh-Epos. Sie werden fortgeführt in den Schriften sämtlicher Kulturen, seien sie religiöser Art oder einfache Erzählungen. Sie alle folgen demselben Strickmuster und haben in ihrem Wesenskern dieselbe Botschaft für den Menschen. Dieser Wesenskern bleibt der gleiche, weil der Mensch ist, wie er ist.