Heilung durch Liebe, Vergebung und Versöhnung
Gemeinsam durch die Stürme des Lebens (die grosse Flut!)
In der sumerischen wie auch in der babylonischen Überlieferung kommt zum Ausdruck, dass die Ganzheit sich im Paar spiegelt, welches die Stürme des Lebens gemeinsam durchgestanden hat.
C.G. Jung nannte dieses Paar die Syzygie.
Im babylonischen Gilgamesh-Epos wird sie durch den Mann und die Frau, welche die grosse Flut überlebt haben und in den Stand der Götter erhoben worden sind, dargestellt.
In der jüdischen Überlieferung wurde daraus die Segnung Noahs und seiner Frau nach der Sintflut.
Doch schon in der älteren sumerischen Mythologie versöhnt sich die Göttin der Liebe nach herben und überaus stürmischen Auseinandersetzungen wieder mit ihrem Gatten, dem Hirten.
[S. Inanna und Dumuzi: das glückliche Ende und Gilgamesh und der Mann, der die Flut überlebte.]
Einheit in Ganzheit nach dem Weg durch die Unterwelt
Das Geschenk des reifen Paares – nach durchgestandenen Prüfungen in der Krise der mittleren Jahre (sprich dem Weg durch die Unterwelt) – ist Einheit in Ganzheit. Sie bedeutet: Jeder ist in sich ganz und kann den Andern annehmen und lieben wie sich selbst.
[S. Ruach, Geist Gottes – männlich und weiblich.]
Die Heilige Hochzeit: das Fest der Ganzheit
Wenn sämtliche Überlieferungen glücklich – mit der Hochzeit von König und Königin – enden, dann bedeutet dies in einem abstrakteren Sinn die geglückte Integration des Unbewussten ins liebende Bewusstsein. So führt die Vereinigung der ultimativen Gegensätze männlich und weiblich zu Ganzheit, «Heil-heit» oder Heiligkeit.
[S. Die heilige Hochzeit.]
Heilung in der Kraft der Liebe
Diese Einheit ist nur in der Kraft der Liebe möglich. Wo diese fehlt, verhält sich das (weibliche) Unbewusste widerspenstig, zeigt sich von seiner stachligen Seite (Disteln und Dornen) oder versucht, die Macht an sich zu reissen. In Überlieferungen erscheint es dann als destruktive Naturgewalt (Vulkan, Bergsturz, Sturm), als Monstrum, als böse Stiefmutter-Königin oder gar als Hexe.
Doch der wahrhaft Liebende (das liebende Vater-Bewusstsein) weiss, dass hinter der Negativität Verletzungen aus Mangel an Liebe stecken, ja dass die Liebe gar konsumiert («aufgegessen») und gestorben ist.
Doch furchtlos und im Namen des liebenden Vaters begibt sich der Gottesheld auf den Weg in die Unterwelt, um die getötete Liebe wieder aufzuwecken.
[S. Heilung: Was ans Licht kommt, wird selbst licht und Inannas Auferweckung durch den Vater.]
Ganzheit: Einheit im Menschen selbst
Auf diese Weise gilt es für den Menschen, der nach Ganzheit strebt, sich seiner eigenen Schwächen anzunehmen. Das bedeutet einerseits, das innere Kind zu umarmen und zu trösten und andererseits auch die aufgebrachte Seele (das Weibliche!) zu besänftigen und ihr neue Hoffnung und Ausrichtung zu geben. Wer innere Versöhnung erlangt hat, kann auch Frieden und Versöhnung in die Welt hinaustragen.