Goldspur

Der Ewigkeit auf der Spur

Der Weg durch die Unterwelt – das Tor zu Ganzheit des Geistes

Gartengrab-Auferstanden

By on 20. Juni 2023

Der Weg durch die Unterwelt

Der Weg durch die Unterwelt ist ein zentraler Bestandteil sämtlicher grosser menschlicher Überlieferungen und die letzte Prüfung auf dem Weg des Helden, die Feuerprobe.

Auf dem Weg durch die Unterwelt überwindet der Held seinen grössten Feind, den Tod, und erlangt so das ewige Leben und Göttlichkeit, das heisst mit anderen Worten Zugang zum umfassenden Bereich des Geistes. Zudem gewinnt er all jene Persönlichkeitsanteile, die bis anhin verdrängt und weggesperrt waren. Indem er diese integriert, stehen sie ihm neu mit ihrer positiven Seite, als Ressourcen, zur Verfügung.

Der Weg durch die Unterwelt in Überlieferungen

Beispiele:

  • In der sumerischen Mythologie (um 3000 v. Chr.) macht sich die Göttin der Liebe auf den Weg in die Unterwelt, wird getötet und vom liebenden Vater wieder auferweckt. 
  • Im babylonischen Gilgamesh-Epos (um 2000 v. Chr.) möchte Gilgamesh das Geheimnis des Lebens erfahren und hat dazu die Wasser des Todes zu überqueren. Auf der anderen Seite begegnet er seinem Urahnen und dessen Frau, die beide Göttlichkeit erlangt haben.
  • Der biblische Prophet Jona ringt sich im Bauch des Walfisches zu seiner wahren Bestimmung durch, was einer Wiedergeburtserfahrung gleichkommt (s. Das Buch Jona, Bibelserver).
  • Christus erlöst durch sein Sterben die geknechtete Schöpfung aus Krankheit und Tod (s auch unten).
  • Odysseus begegnet auf dem Meeresgrund seiner Mutter und überwindet den Tod in Gestalt des einäugigen Riesen.
  • Herkules und Orpheus erlösen ihre Liebe aus dem Tod.
  • Parzivals Suche nach dem Heiligen Gral lässt ihn zwischen der hiesigen und der anderen Welt hin- und her schwanken.
  • Dante beschreibt den Weg durch die Unterwelt in seinem «Inferno».
  • Der Drachentöter Georg hat zuerst dann Drachen und zuletzt den schwarzen Riesen zu überwinden, bevor er die Jungfrau gewinnt
  • In R.R. Tolkiens (Der Herr der Ringe) gelingt Aragorn, dem König, der kommen wird, der Sieg über das Böse dank der Hilfe des Heeres der Toten.
  • In der modernen Dornröschen-Interpretation Maleficent wird das Böse ebenfalls mithilfe der Schatten überwunden.
Warum ist meistens von männlichen Helden die Rede? – Der Held: das liebende Bewusstsein!

Liebe statt Macht – ein Thema für Männer

Der Heldenweg ist der Weg der Liebe. Der Frau ist die Liebe schon ins Herz gegeben (s. Der Heldenweg der Frau).
Der Mann muss hingegen noch seine Seele und mit der Liebe auch die weibliche Seite des Geistes gewinnen (s. Der Weg des Mannes). Auf dem Heldenweg wird er in allen Bereichen des Lebens geprüft, ob er Liebe statt Macht wählt.

Das liebende Bewusstsein: männlich-initiierende Energie

Hinzu kommt, dass, wenn vom Helden die Rede ist, damit im weitesten Sinn das liebende Bewusstsein gemeint ist (personifiziert im Christus/Messias als Archetyp). Es bildet die männlich-initiierende Seite der schöpferischen Kräfte, welche die Information (Geist) als den «Samen des Wortes» in die lebendige Materie (weiblich-empfangend) sät. Das Neue entsteht aus der Synthese der beiden Kräfte männlich und weiblich.

[S. Männlich und weiblich, die beiden Ur-Kräfte der Schöpfung und Männlich und weiblich und die Erschaffung neuer Realität.]

Dabei ist festzuhalten, dass eine Frau, welche zu ihrer strategisch-schöpferischen Kraft Zugang haben möchte, dazu ihre männlichen Anteile und damit ihren inneren Helden integrieren muss (s. und Maria Magdalena und die Frau als Heldin und Die Integration des Animus).

[S. HERO, gesungen von Mariah Carey.]

Der schmale Weg (Weg durch die Unterwelt)

Beiträge in engem Zusammenhang mit dem Thema oder als Grundlage:

Wozu der Weg durch die Unterwelt?

Weshalb ist der Weg durch die Unterwelt derart wichtig, dass er Bestandteil der meisten grossen Überlieferungen ist?

Der Grund dafür ist, dass er zum Ziel des Menschen, nämlich zu Ganzheit und zum ewigen Leben führt.

Ganzheit durch Integration der Schatten

Der Mensch erlangt Ganzheit, indem er alles, was ihn ausmacht, mit anderen Worten seine ganze Persönlichkeit, am Licht seines Lebens lebt und nichts im Unbewussten liegt. Zu diesem Zweck muss er all das, was im Reich des Schattens und des Todes verborgen oder verloren ist, zurück ins Leben bringen. Es handelt sich dabei um jene verdrängten und abgelehnten Persönlichkeitsanteile, die er an sich selbst nicht kennt oder mag. Indem er diese ans Licht seines liebenden Bewusstseins bringt, befreit er sie, sodass sie ihm künftig mit ihrer positiven Seite als Ressourcen zur Verfügung stehen.

[S. Der Schatten; Die Integration des Schattens und Der entwichene Gefangene als Anschauungsbeispiel.]

Der Held begibt sich auf den Weg in die Unterwelt, um seine Persönlichkeit zu erweitern und Ganzheit zu erlangen. So gewinnt er Anteil am ewigen Leben und Zugang zum allumfassenden Geist. Das ist das mythologische Ziel für den Menschen.

Geglückte Integration (Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Berlin)

Was ist die Unterwelt?

Das Unbewusste und das Leben in der Materie

Die Unterwelt ist ein Bild für das Unbewusste und damit für all das, was ausserhalb des Bewusstseins des Menschen liegt. Während das Bewusstsein durch Licht symbolisiert wird, stellen Dunkelheit und die Schatten das Unbewusste dar.
Als «Unterwelt» kann bereits die irdische Realität bezeichnet werden, zumindest überall dort, wo Unbewusstheit herrscht (und damit Macht, Leiden und Negativität)!
Zudem gehört auch das unbewusste Leben in der Materie zur Unterwelt. Diese kommt durch die automatischen Körperfunktionen wie auch in den Naturgesetzen zum Ausdruck. Als eine Art geistige «Programme» bewirken sie, dass das Leben unabhängig vom Einwirken eines Bewusstseins (Gottes oder des Menschen) funktioniert. In diesem Sinn «braucht» es auf der Erde das Bewusstsein nicht für das Leben.

[S. Das Bewusstsein und das Unbewusste.]

Die in der Materie begrabene Gottheit, das Leben selbst

Doch die Frage ist: Woher kommen die Programme? Der babylonische Weltschöpfungsmythos erzählt, dass der Frühlingsgott Marduk den Mutterdrachen tötete und aus den Teilen ihres Leichnams die Welt schuf. Das ist ein Bild für männlich-invasive Energie, welche das Weibliche auf eine bestimmte Realität festgelegt hat.

Und bereits die ältere sumerische Überlieferung erzählt, dass der Gott der Luft sich des Lebens bemächtigte, während dem Weiblichen nur die Unterwelt blieb (s. Das Grosse Weibliche, das Leben selbst, in der Unterwelt und Sumer: Schöpfung und Fall). Doch die Götter bestimmten diesen Bereich als den Herrschaftsbereich der Grossen Mutter, die seit dann Herrin über die Lebenskraft in der Materie, über Leben und Tod und über das Schicksal ist.
Dabei haben die Menschen immer wieder davon geträumt, die Kontrolle über jene Kraft zu haben, um “zaubern” oder Wunder wirken zu können. So war es denn gemäss C.G. Jung auch ein Ziel der Alchemie, die in der Materie schlafende Gottheit zu wecken und auf diese Weise den schöpferischen Zugang zur lebendigen Materie zu erhalten. 

Doch die Mythen sind sich in diesem Punkt einig: Nur der Held, der sich in der Liebe bewährt und bereit ist, selbst sein Leben hinzugeben, erhält den Schlüssen zur lebendigen Materie (und damit Vollmacht, mehr dazu unten).

Alchemie und Quantenphysik: lebendige Materie und das Gold der Ganzheit
Mittlerweile hat die Quantenphysik beweisen können, dass alle Materie im Grunde genommen lebendig ist, in dem Sinn, dass sie auf Impulse des Bewusstseins reagiert (so zum Beispiel Ulrich Warnke in seinem Buch Quantenphilosophie und Spiritualität). Doch auch das Ziel der Alchemie, nämlich die Herstellung von Gold aus Quecksilber, ist noch immer aktuell. Es wird heutzutage einerseits durch “Mehrwertschöpfung” realisiert, und andererseits bilden die einzelnen Prozessschritte des Alchemisten den Weg des Menschen zu Ganzheit und ewigem Leben ab (symbolisiert durch Gold; s. Alchemie und der Weg zu Ganzheit.)
Totenschädel in Beinhaus

Das Reich der Schatten und des Todes: nicht am Licht des Lebens

Die Unterwelt wird auch als das Reich der Schatten und des Todes bezeichnet. Auch das ist ein Bild für das Unbewusste, nämlich für jenen Ort, wo sich alles, was nicht am Licht des bewussten Lebens ist, verbirgt. Vom Bewusstsein, von der Liebe und vom Leben getrennt fristen die verborgenen, verlassenen und vergessenen Erfahrungen und Eigenschaften ein Schattendasein. Sie können nur von jenen erreicht werden, die bereit sind, dem Ungeliebten, Verachteten oder Hässlichen ins Auge zu blicken. Dies ist nur mit den Augen der Liebe, die alles annimmt, möglich. Sie bringt Licht in die Dunkelheit und verwandelt sie in einen Schatz aus Gold, in Fähigkeiten und Ressourcen.

[S. Die Integration des Schattens und Sterben und Auferstehen: Im Hier und Jetzt!.]

Herrschaftsbereich des Egos und der Triebe

Zuletzt ist die Unterwelt auch der Bereich der Triebe und des Egos. (Letzteres stellt den pervertierten ehemals tierischen Selbsterhaltungstrieb dar, der sich des menschlichen Bewusstseins bemächtigt hat; s. Das menschliche Bewusstsein und Das 3. Auge und der Schatz des Königs.)

Dabei kann man sagen: Das Ego selber ist der Tod des Menschen, weil es die Ganzheit leugnet und die Person in eine Illusion der Trennung, Angst und Einsamkeit treibt.

Wahrer Held ist, wer den Tod nicht fürchtet, sondern sich auf den Weg durch die Unterwelt macht. Er bringt die Schatten ans Licht seines liebenden Bewusstseins und erlöst, das heisst integriert sie so.

Der Weg durch die Unterwelt: die letzte Prüfung

Die Feuerprobe des Helden und die Überwindung des Todes

Die grossen menschlichen Überlieferungen folgen immer der Struktur des Heldenweges. Dieser verläuft in fünf Phasen, wovon der Weg durch die Unterwelt die letzte Phase, die Feuerprobe des Helden, darstellt. Sie bedeutet zugleich den Durchbruch in die unbegrenzte Freiheit des Geistes (s. Von 13 zu 10, der Weg zurück zum Baum des Lebens).

Erweiterung der Persönlichkeit um fehlende Eigenschaften

Der Weg durch die Unterwelt ist ein Bild dafür, dass der suchende Held mit Situationen konfrontiert wird, an denen er wachsen kann. Wenn es Zeit ist und er genug Reife erlangt hat, wird er seinen eigenen Schatten in einer Intensität begegnen, der er sich nicht mehr entziehen kann. So bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich damit auseinanderzusetzen. Er muss diese Herausforderungen jedoch nicht suchen, sie kommen im Leben und durch das Leben selbst “massgeschneidert” an ihn heran.

Überwinden in der Kraft der Liebe

Die Schatten der Unterwelt stellen die Triebe dar, aber auch Ängste, Defizitgefühle und nicht zuletzt seine verborgensten Träume. Dahinter verbirgt sich wie erwähnt das Ego, welches als dunkler Schattenherrscher den Menschen durch die Angst und die Triebe knechtet. In diesem begegnet der Mensch seinem eigenen Tod. Doch …

Die Kraft der Liebe überwindet alles, auch den Tod.

Der Mensch verfügt zwar über ein Bewusstsein, welches ihn Gott gleich macht. Es ist jedoch nötig, dass er dieses in den Dienst der Liebe stellt und aus der Macht der Triebe und des Egos befreit. Dies tut er, indem er das Schwierige und Schmerzhafte wahrnimmt und annimmt, ja sich sogar darin umarmt. So begibt er sich auf den Heldenweg, nimmt die gute Herrschaft über seinen Körper und seine Ressourcen und erreicht damit sein hohes mythologisches Ziel: Königsherrschaft im Leben.

Graffiti-Tunnell (vom Dunkel ins Licht)

Das Ziel: Ganzheit, Gott gleich – göttliches Leben

Königsherrschaft im Leben als Ziel

Indem das Individuum das Vergessene und Begrabene durch liebende Zuwendung ans Licht des Bewusstseins bringt, beginnt es auch, dafür Verantwortung zu übernehmen (statt es auf Andere zu projizieren).
Wer eigenverantwortlich und selbstwirksam sein Leben gestaltet, übt mythologisch gesprochen «Königsherrschaft (Gottes)» im eigenen Leben aus. (Denn Gott ist Geist, und auch der Mensch selbst verfügt über einen Geist oder anders formuliert über ein Bewusstsein, mittels welchem er sein Verhalten aktiv und kreativ reflektieren, planen und steuern kann.)

 [S. Das menschliche Bewusstsein und Königsherrschaft im Leben.]

Vollmacht über die Materie

Je weiter also das liebende Bewusstsein entwickelt ist, umso mehr Vollmacht über die Materie kann es wahrnehmen. Hierzu gehört auch die Fähigkeit, Zeichen und Wunder zu wirken und Heilungen zu vollbringen, mit anderen Worten, die Naturgesetze mit geistiger Kraft auszuhebeln. Auch hierzu gibt es mythologische Bilder und Vorbilder. Man kann dazu sagen: Der schöpferische Geist steht über der Materie. Oder man kann auch sagen, die grosse Mutter, das Leben in der Materie, führt willig die Instruktionen jenes Bewusstseins aus, das in der Liebe bewährt ist.

[S. Vollmacht über die Materie.]

Gott im Menschen: Ganzheit und Kreativität

Die Persönlichkeit, welche auf dem Weg durch die Unterwelt seine Schatten integriert hat, sich selbst kennt und annimmt und versöhnt ist, ist ganz oder integer. Sie kann aktiv und bewusst im eigenen Leben stehen und – Gott gleich – darin ihre wahre, geistig-göttliche Bestimmung ausüben.

[S. Das Selbst.]

Die Integration des Weiblichen

Weil also das Leben selbst, das grosse Weibliche, in der Unterwelt ist, ist der Weg in die Unterwelt zur Ganzheit unerlässlich. Denn nur so können auch das Unbewusste und das Leben integriert und Bestandteil des Individuums werden.

Der Weg durch die Unterwelt als Schicksalsprüfung

Vater und Mutter, Geist und Materie

Während der Geist, das heisst das Bewusstsein als aktiv initiierende Kraft durch den Vater symbolisiert ist, so ist das unbewusste Leben in die Materie als die passiv-empfangende Seite durch das grosse Weibliche oder die grosse Mutter symbolisiert.

[S. Vater und Mutter, Geist und Materie und Das Bewusstsein und das Unbewusste.]

Die grosse Mutter, Herrscherin der Unterwelt und die leidende Schöpfung

Bereits die ersten Mythologien erzählen, dass die grosse Mutter in die Unterwelt geraten ist und dass sie darum diesen Bereich als ihren eigenen Herrschaftsbereich erhalten hat. Es ist ein Bild dafür, dass die Existenz durch Negativität, Krankheit und Tod beeinträchtigt ist.

[S. Das Grosse Weibliche, das Leben selbst, in der Unterwelt.]

Prüfungen im Leben durch das Schicksal

Die grosse Mutter ist der Archetyp für die Lebenskraft in der Materie. Als Herrscherin der Unterwelt stellt sie einerseits die Naturgewalten und andererseits auch das Schicksal dar, welches den Menschen mit bestimmten Umständen und materiellen Gegebenheiten konfrontiert. Auf diese Weise repräsentiert sie diejenige Seite Gottes oder höhere Gerechtigkeit, die Strenge walten lässt und jedem Menschen gibt, was er verdient. Deshalb ist sie wohl von Despoten gefürchtet und totgeschwiegen worden ist, wie schon im babylonischen Gilgamesh-Epos deutlich wird. Als eines der letzten Beispiele erscheint die Grosse Mutter im Märchen von Frau Holle

Integration der Schatten (des Weiblichen), Aufstieg

Heilung durch Liebe, Vergebung und Versöhnung

Gemeinsam durch die Stürme des Lebens (die grosse Flut!)

In der sumerischen wie auch in der babylonischen Überlieferung kommt zum Ausdruck, dass die Ganzheit sich im Paar spiegelt, welches die Stürme des Lebens gemeinsam durchgestanden hat.
C.G. Jung nannte dieses Paar die Syzygie.
Im babylonischen Gilgamesh-Epos wird sie durch den Mann und die Frau, welche die grosse Flut überlebt haben und in den Stand der Götter erhoben worden sind, dargestellt.
In der jüdischen Überlieferung wurde daraus die Segnung Noahs und seiner Frau nach der Sintflut.
Doch schon in der älteren sumerischen Mythologie versöhnt sich die Göttin der Liebe nach herben und überaus stürmischen Auseinandersetzungen wieder mit ihrem Gatten, dem Hirten.

[S. Inannas Versöhnung mit dem Hirten und heilige Hochzeit und Gilgamesh und der Mann, der die Flut überlebte.]

Einheit in Ganzheit nach dem Weg durch die Unterwelt

Das Geschenk des reifen Paares ­– nach durchgestandenen Prüfungen in der Krise der mittleren Jahre (sprich dem Weg durch die Unterwelt) – ist Einheit in Ganzheit. Sie bedeutet: Jeder ist in sich ganz und kann den Andern annehmen und lieben wie sich selbst.

[S. Ruach, Geist Gottes – männlich und weiblich.]

Die Heilige Hochzeit: das Fest der Ganzheit

Wenn sämtliche Überlieferungen glücklich – mit der Hochzeit von König und Königin – enden, dann bedeutet dies in einem abstrakteren Sinn die geglückte Integration des Unbewussten ins liebende Bewusstsein. So führt die Vereinigung der ultimativen Gegensätze männlich und weiblich zu Ganzheit, «Heil-heit» oder Heiligkeit.

[S. Die heilige Hochzeit.]

Heilung in der Kraft der Liebe

Diese Einheit ist nur in der Kraft der Liebe möglich. Wo diese fehlt, verhält sich das (weibliche) Unbewusste widerspenstig, zeigt sich von seiner stachligen Seite (Disteln und Dornen) oder versucht, die Macht an sich zu reissen. In Überlieferungen erscheint es dann als destruktive Naturgewalt (Vulkan, Bergsturz, Sturm), als Monstrum, als böse Stiefmutter-Königin oder gar als Hexe.

Doch der wahrhaft Liebende (das liebende Vater-Bewusstsein) weiss, dass hinter der Negativität Verletzungen aus Mangel an Liebe stecken, ja dass die Liebe gar konsumiert (“aufgegessen”) und gestorben ist.
Doch furchtlos und im Namen des liebenden Vaters begibt sich der Gottesheld auf den Weg in die Unterwelt, um die getötete Liebe wieder aufzuwecken.

[S. Heilung: Was ans Licht kommt, wird selbst licht und Inannas Auferweckung durch den Vater.]

Ganzheit: Einheit im Menschen selbst

Auf diese Weise gilt es für den Menschen, der nach Ganzheit strebt, sich seiner eigenen Schwächen anzunehmen. Das bedeutet einerseits, das innere Kind zu umarmen und zu trösten und andererseits auch die aufgebrachte Seele (das Weibliche!) zu besänftigen und ihr neue Hoffnung und Ausrichtung zu geben. Wer innere Versöhnung erlangt hat, kann auch Frieden und Versöhnung in die Welt hinaustragen.

Held und die Heldin gewinnen auf dem Weg durch die Unterwelt ihre gestorbene Liebe wieder und erlösen auch weitere gebundene Ressourcen, die damit zum Leben aufstehen. Damit besiegen sie den Tod, denn die Liebe ist stärker als der Tod.
Dies führt zu Ganzheit, Einheit, Frieden und Versöhnung in Ewigkeit.

Holo-Caust-Denkmal in Berlin

Der kollektive Schatten und Erlösung

Unterdrückung des Weiblichen als dunkles Geheimnis und Tabu

Seit den Anfängen der Kultur war in den Überlieferungen auch der kollektive Schatten ein Thema (s. Dunkle Geheimnisse in Kollektiven als Fluch). Das Geheimnis, das im Allgemeinen tabu und in den Schatten verbannt war, ist die Unterdrückung und Ausbeutung des Weiblichen (das heisst der Frauen, der Menschen und der ganzen Erde; s. Das Grosse Weibliche, das Leben selbst, in der Unterwelt).

Erlösung: Integration des kollektiven Schattens auf dem Weg durch die Unterwelt, das Reich der Toten

Doch die grossen Überlieferungen und Religionen, welche die Ganzheit und Selbstwirksamkeit des Menschen im Fokus haben, haben dennoch bildhaft vom “Fall” in Unbewusstheit und damit in Leiden, Krankheit und Tod gesprochen und dabei auch die Notwendigkeit von Heilung und Erlösung thematisiert (s. Fluch und Erlösung in Überlieferungen). Dabei erzählen sie in vielen unterschiedlichen Varianten vom guten König, der kommen wird, unter dessen guter Herrschaft das Land und das Volk wieder heilen und aufblühen wird.

Jesus’ Weg durch die Unterwelt

In der Bibel wird Jesus’ Weg durch die Unterwelt mit diesen Worten thematisiert:

Darum heißt es: “Hinaufgestiegen in die Höhe, hat er Gefangene gefangen geführt und den Menschen Gaben gegeben.” Das Hinaufgestiegen aber, was besagt es anderes, als dass er auch hinabgestiegen ist in die unteren Teile der Erde? Der hinabgestiegen ist, ist derselbe, der auch hinaufgestiegen ist über alle Himmel, damit er alles erfüllte. [2]

Diese trockene, etwas knappe, aber auch sehr konkrete Formulierung in Eph 4,8 (im Bibelserver) äussert sich zu Jesus’ Weg hinab in die Unterwelt (in die “unteren Teile der Erde”). Die “gefangen geführten Gefangenen” bezeichnen weggesperrte Ressourcen, welche freigesetzt werden und so den Menschen neu als Gaben (gr. charismata) zur Verfügung stehen. Diese befreiten Ressourcen, zu denen auch befreite Menschen gehören, erfüllen nun den Himmel, nämlich den Bereich des Geistes (am Licht des liebenden Bewusstseins, des Christus).

Im Sterben vereint sich das liebende Bewusstsein (Christus) mit dem Unbewussten in der Unterwelt und hebt in der Kraft der Liebe den Tod auf. Der Same des Wortes initiiert im grossen Weiblichen die neue Schöpfung der Liebe, welche zum Licht heranwächst. 

Gartengrab-Auferstanden

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