Beispiele für starke Emotionen als Hinweise auf Schatten
Starke Emotionen in Überlieferungen und Kunst
Überlieferungen
- Die sumerische Überlieferung erzählt, dass die zornige Herrscherin der Unterwelt die Göttin der Liebe tötet. (S. auch freier Text: «Ich bin die Herrin der Unterwelt»).
- Lilith stellt gemäss der sumerischen Überlieferung die «dunkle Jungfrau» dar. Sie ist ein Archetyp für eine weibliche Schattengestalt. (S. Ich bin Lilith, die dunkle Jungfrau (freier Text) und Lilith: verstörende Weiblichkeit und die Macht der Frau.)
- Die 13. Fee in Dornröschen stellt ebenfalls eine Frau im Griff ihres Schattens dar. In der Dornröschen-Interpretation Maleficent begibt sie sich in die Unterwelt und integriert so die Schatten, die ihr dann zum Sieg verhelfen.
- Der babylonische Herrscher Gilgamesh verteufelt starke Weiblichkeit als Monstrum (s. Chumbaba) und liquidiert sie systematisch. Gilgamesh tötet auch den Himmelsstier, der die Göttin der Liebe (seine Gattin!) in Raserei symbolisiert. Dafür muss sein «bester Freund» Enkidu sterben.
- König David verfällt der Schönheit von Bathseba und schickt ihren Mann in den Tod.
- Im Märchen der Eisenhans lässt der König den wilden Mann, den er gefangen hat, einsperren und stellt ihn öffentlich an den Pranger (Projektion des Schattens).
Kunst:
- Die griechische Göttin Medusa stellt ebenfalls starke Weiblichkeit dar, vor welcher die Männer davonlaufen (s. Garbatis Medusa und #MeToo).
… und viele weitere.
Emotionen in der Paardynamik
1. Frustration und Zorn einer Frau
Eine Frau stellt fest, dass sie in einer bestimmten Situation mit Liebenswürdigkeit und Charme nicht das erreicht, was sie möchte. Sie wird frustriert oder ärgert sich. Unbewusst realisiert sie auch, dass nun andere Fähigkeiten gefragt sind wie Autorität und Durchsetzungsvermögen. Das ist nun die Gelegenheit für ihren inneren Mann, aus dem Schatten hervorzukommen, um auf die Bühne ihres Lebens zu treten. Er taucht jedoch zunächst recht unvermittelt aus dem Nichts auf und überschwemmt die Frau mit Aggressionen und unreifer Macho-Männlichkeit.
Hier gilt es zu lernen, mit diesen Energien weise umzugehen und sie konstruktiv einzusetzen (s. Die Integration des Animus).
2. Lähmung des Mannes
Auf der anderen Seite kann ein Mann, der mit einer Frau, die ihn im Griff ihrer männlich-aggressiven Macho-Energie angreift, seinerseits negativer Weiblichkeit verfallen. Sie bewirkt, dass er wie gelähmt, empfindlich oder gar intrigant wird. Er ist nämlich in einer Zwickmühle: Unbewusst und reflexartig, auf körperlich-intuitiver Ebene, ortet er die Frau als «Feind» und «Gefahr». Darum wäre sein erster Impuls, sie zu bekämpften und mit der gleichen Aggression zurückzuschlagen. Weil er aber gelernt hat, dass sich dies nicht gehört, ist er zu Untätigkeit verdammt. Damit verfällt er seinerseits seiner passiv-negativen inneren Frau (ANIMA): Wie gelähmt durch den Biss einer Schlange kann er darum nicht mehr seinen Mann stehen, sondern greift vielleicht stattdessen zu hinterhältigem Verhalten (List, s. Der Sündenfall-Bericht und das Geheimnis der Schlange und negative Paardynamik).
Die Integration der weiblichen Anteile des Mannes geschieht meistens durch eine Erfahrung der Schwäche (s. Die heilige Wunde / Wunde des Königs.) Auf diese Weise gewinnt er Vater-Liebe, die durch Warmherzigkeit und Verständnis zum Ausdruck kommt (s. Die Integration der Anima).