Beispiel: Das Unbewusste und Emotionen in der Mann-Frau-Dynamik
1. Frustration und Zorn einer Frau
In einer bestimmten Situation merkt eine Frau, dass sie mit Liebenswürdigkeit und Charme nicht das erreicht, was sie möchte. Sie wird frustriert oder ärgert sich. Sie realisiert auch unbewusst, dass nun andere Fähigkeiten gefragt sind, nämlich «männliche» Qualitäten, wie Autorität und Durchsetzungsvermögen. Das ist die Gelegenheit für ihren inneren Mann, aus dem Schatten hervorzukommen, um auf die Bühne ihres Lebens zu treten. Er taucht relativ unvermittelt aus dem Nichts auf und überschwemmt sie mit Aggressionen und unreifer Macho-Männlichkeit.
2. Lähmung des Mannes
Der reale Mann, dem die Frau auf diese Art gegenübertritt, ortet sie automatisch – ebenfalls unbewusst, reflexartig, auf körperlicher Ebene – als «Feind» und «Gefahr». Sein erster Impuls ist, sie zu bekämpften und mit der gleichen Aggression zurückzuschlagen. Weil er aber weiss, dass sich dies nicht gehört, ist er zu Untätigkeit verdammt. Damit verfällt er seinerseits seiner negativen inneren Frau: Er wird wie gelähmt durch den Biss einer Schlange (ein Symbol für die negativen ANIMA) und kann nicht mehr seinen Mann stehen, sonder greift vielleicht stattdessen zu hinterhältigem Verhalten (ausführlich zu solchen Mechanismen unter negative Paardynamik).
Wenn die Frau lernt, mit ihren männlichen Energien umzugehen, gewinnt sie Kraft und Durchsetzungsvermögen (zur weiteren Veranschaulichung s. Der entwichene Gefangene).
Auf der anderen Seite gewinnt der Mann, der seine weiblichen Anteile integriert hat, die Liebe und Warmherzigkeit. Mit solcher Vater-Liebe weiss und versteht er entsprechend, dass das Verhalten der Frau letztlich in Frustration wurzelt und dass verständnisvolle Wertschätzung sie beruhigen und wieder mit ihrer eigenen Liebe in Verbindung bringen.