Der weibliche Schoss als Gral
Ein Leben spendendes Gefäss
Der Gral und der Schoss der grossen Mutter-Gottheit
Das Wort «Gral» ist eine altertümliche Bezeichnung für einen Kelch.
Der Heilige Gral gilt als wunderwirkendes und Fülle schenkendes Gefäss, welches wie durch Zauberhand den Tisch mit Speisen deckt und das Land zum Erblühen bringt. Er materialisiert Fülle und Reichtum, schenkt lebenslange Kraft oder sogar ewige Jugend.
Die Legende um den Heiligen Gral wurzelt in matriarchalen Gesellschaftsformen, welche eine weibliche Gottheit verehrten. So flossen insbesondere Inhalte aus keltischen Überlieferungen der ersten Jahrhunderte in die spätere Artus-Legende ein und wurden im Roman Parzival von Wolfram von Eschenbach (um 1200) weiterbearbeitet.
Der Gral ist ein Symbol für die wunderwirkende Kraft des Weiblichen, welches als lebendige Materie die grosse Mutter darstellt.
[S. Weibliche Ganzheit – die Göttin, Weiss / Rot / Schwarz.]
Das Wunder neuer Realität im Schoss der Frau als Gral
Als geheimnisvolles Gefäss birgt insbesondere der Schoss der Frau dieses himmlische Geheimnis des Lebens. Und mehr noch: Diese Kraft kann Realität erschaffen und so die kühnsten Träume des Geliebten verwirklichen.
In Märchen erscheint dieses «Gefäss» darum auch als «Zauberbrunnen», der alles in Gold verwandelt (wie in Der Eisenhans), oder als «Wunderlampe», in welcher ein dienstbarer, allmächtiger Geist wohnt (wie in Aladin).
Der Gralskönig
Der Besitzer dieses Gefässes war gemäss der Legende der sogenannte Gralskönig. Er musste sich aber des Grals als würdig erweisen und seine Liebe durch gute Taten, Treue und Empathie unter Beweis stellen. Dies ist das Thema der Parzival-Legende, die Wolfram von Eschenbach in seinem Roman bearbeitet hat.