Goldspur

Der Ewigkeit auf der Spur

Der weibliche Schoss als Gral oder Wundergefäss

Der weibliche Schoss als Gral - Wasser des Lebens (Karen Salicath Jamali)

By on 14. Mai 2020

Der weibliche Schoss als Gral - Wasser des Lebens (Karen Salicath Jamali)

Karen Salicath Jamali, Water of Life, Bronze, 32 x 24 x 24 IN

Der weibliche Schoss als Gral

Ein Leben spendendes Gefäss

In alten Texten wird die Frau immer wieder auch als «Gefäss» bezeichnet. Ein altes Wort dafür ist «Gral».

Der Gral und der Schoss des grossen Weiblichen

Das Wort «Gral» ist eine altertümliche Bezeichnung für einen Kelch.
Der heilige Gral gilt als wunderwirkendes und Fülle schenkendes Gefäss, welches wie durch Zauberhand den Tisch mit Speisen deckt und das Land zum Erblühen bringt. Er materialisiert Fülle und Reichtum, schenkt lebenslange Kraft oder sogar ewige Jugend.

Die Legende um den Heiligen Gral wurzelt in matriarchalen Gesellschaftsformen, welche eine weibliche Gottheit verehrten. So flossen insbesondere Inhalte aus keltischen Überlieferungen der ersten Jahrhunderte in die spätere Artus-Legende ein und wurden im Roman Parzival von Wolfram von Eschenbach (um 1200) weiterbearbeitet.

Der Gral ist ein Symbol für die wunderwirkende Kraft des Weiblichen, der lebendigen Materie und insbesondere der Jungfrau, welche das Potenzial und Meer aller Möglichkeiten symbolisiert.

[S. Die Jungfrau – Wunder wirkende Liebe und Potenzial.]

Zum grossen Weiblichen gehören: alle Frauen, alle Menschen, das Land, die Erde und die ganze Schöpfung
Lebendige, empfangende und Realität gestaltende Materie (weiblich):

Das Weibliche ist (passiv-empfangende) lebendige Materie, die Samen oder Impulse aufnehmen und daraus neue Realität gebären kann. Es gehört per Definition zum Unbewussten und ist der Gegenpol zum männlich-initiierenden Geist.
Als «weiblich» in diesem Sinne sind:

  • Die Frau, alle Frauen: Sie können Samen aufnehmen und neues Leben gebären.
  • Der menschliche Körper: Er nimmt Impulse des Bewusstseins („männlich“) auf und setzt sie in Worte, Taten und neue Realität um.
  • Das Kollektiv (Gruppe, Volk, die ganze Menschheit): Es reagiert auf Information, zum Beispiel auf Nachrichten, mit Stimmungen und Handlungen. Es nimmt auch die Instruktionen des Herrschers auf und gestaltet diesen entsprechend neue Realität (führt Weisungen aus, wie zum Beispiel den Bau von Strassen).
  • Die Erde: Sie kann Samen aufnehmen und Wachstum ermöglichen. Sie reagiert auch auf unterschiedlichste Impulse aus dem Kosmos oder aus menschlichem Verhalten, z. B. mit Klimaerwärmung.
  • Die ganze Schöpfung: Sie ist der Vergänglichkeit preisgegeben und damit in der „Unterwelt“.
  • Alle Materie, sei sie in Form von Potenzial («Wellen im Meer aller Möglichkeiten», Äther, «JUNGFRAU«) oder in Gestalt von Quanten als Realität («MUTTER»).
Die Göttin 3-in-1: Jungfrau (Potenzial), Mutter (Realität), Grosse Mutter (Schicksal und Naturgewalten)

Das Weibliche als lebendige und Realität gebärende Materie ist darauf angelegt, den Impuls des Männlichen (des Bewusstseins) in Realität umzusetzen (s. Männlich und weiblich, die beiden Ur-Kräfte der Schöpfung). Es manifestiert sich in den drei Aspekten der Göttin, welche den drei Lebensphasen der Frau entsprechen:

  1. Die Jungfrau als Potenzial, Äther oder Meer aller Möglichkeiten (weiss)
  2. Die Mutter als lebendige Realität und materielle Wirklichkeit (rot)
  3. Die Grosse Mutter, Lebenskraft in der Materie, als Naturgewalten und Schicksal (schwarz)

[S. Weibliche Ganzheit – die Göttin 3-in-1.]

Der Gral als Leben spendendes Gefäss gehört zur Jungfrau, deren Schoss fruchtbar ist (und allenfalls auch noch zur Mutter als der «guten Königin», bevor sie, genauer ihre Liebe, «stirbt» und sie somit durch «die böse Stiefmutter» ersetzt wird).

Das Wunder neuer Realität im Schoss der Frau als Gral

Als geheimnisvolles Gefäss birgt insbesondere der Schoss der Frau dieses himmlische Geheimnis des Lebens. Und mehr noch: Es ist eine Kraft, welche Realität erschaffen und so die kühnsten Träume des Geliebten verwirklichen kann.
In Märchen erscheint dieses «Gefäss» darum auch als «Zauberbrunnen», der alles in Gold verwandelt (wie in Der Eisenhans), oder als «Wunderlampe», in welcher ein dienstbarer, allmächtiger Geist wohnt (wie in Aladin).

Der Gralskönig

Der Besitzer dieses Gefässes war gemäss der Legende der sogenannte Gralskönig. Er musste sich aber des Grals als würdig erweisen und seine Liebe durch gute Taten, Treue und Empathie unter Beweis stellen. Dies ist das Thema der Parzival-Legende, die Wolfram von Eschenbach in seinem Roman bearbeitet hat.

Der Gesalbte und die Salbung

Der Schoss als Gral: ein Wunder wirkendes Gefäss

Quelle des Lebens und neuer Realität

Der Gral als Gefäss

In alten Kulturen wurde der weibliche Schoss als Gral und Quelle des Lebens verehrt.
So wurde auch im Altertum das Wort „Gefäss“ sogar stellvertretend für die Frau als Ganzes verwendet [1].

Die Einheit von männlich und weiblich zur Erschaffung von neuer Realität

Der Gral wird als «heilig» bezeichnet, weil er im Zusammenhang mit Ganzheit und mit der Erschaffung von neuer Realität steht. Sie kommt durch die Vereinigung der Urkräfte männlich und weiblich zusammen, welche durch das mythologische Paar der Göttin (des Lebens) und ihres Heldenkönigs dargestellt sind. Dabei setzt der «Same» des liebenden Bewusstseins (männlich) im «Gefäss» der lebendigen Materie (weiblich) den Impuls und für das Neue, welches entstehen soll.

[S. Männlich und weiblich und die Erschaffung neuer Realität.]

Neues Leben, neue Kraft, neue Realität

Neue Realität entsteht sowohl auf einer geistigen wie auch auf der irdischen körperlich-realen Ebene. So wächst im Schoss der Frau ein Kind heran. Doch hier findet auch der Geliebte neue Lebenskraft und Liebe. Darüber hinaus hilft die geistige Kraft der Liebe der Frau dem Mann, dessen Träume zu verwirklichen, wie im Märchen Aladin und die Wunderlampe sehr anschaulich dargestellt wird. Die Sehnsucht nach dieser wunderwirkenden und heilenden Kraft der Ganzheit, in welcher Gott wohnt, kommt in der Legende von Parzival und der Gral zum Ausdruck. 

[S. Das Paradies als Garten (oder Schoss) der Göttin und Die Jungfrau – Wunder wirkende Liebe und Potenzial.]

In Klammer: (Wie) kann eine Frau auch ihre eigenen Träume verwirklichen?

Weiblich: passiv-empfangende, Realität gebärende Energie

Primär, das heisst in seiner ursprünglichen Form, ist Weiblichkeit darauf angelegt, die Impulse des Bewusstseins («männlich») zu verwirklichen. Denn es gilt das Prinzip, dass die Verwirklichung von Träumen, das heisst neue Realität, durch die Vereinigung von männlich und weiblich zustande kommt. (Der Geist ist «männlich», die lebendige Materie ist «weiblich», s. Männlich und weiblich, die beiden Ur-Kräfte der Schöpfung). Dies ist auch der tiefere Grund dafür, dass Frauen Männern «gefallen» wollen und ihre Wünsche ermöglichen wollen, und sei es, dass sie dabei sich selbst aufgeben (was natürlich nicht gut ist). Und darin liegt denn auch die Gefahr von Missbrauch.

Integration der männlichen Anteile!

Doch:  Ja! Eine Frau kann auch ihre eigenen Träume verwirklichen! Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sie ihre männlichen Anteile integriert. Zu diesen gehören Kreativität, Strategie, Entscheidungsfreude und Durchsetzungsvermögen. Ihr innerer Mann als Liebender («Christus») ist ihr «erlösender Prinz. In seiner Kraft beginnt sie auch, sich selbst zu lieben. Weiter kann sie durch ihre männlichen Anteile, also Kraft ihres Bewusstseins (Geist, «männlich») ihr eigenes Potenzial (Materie, «weiblich) mobilisieren. Zudem ist es ihr dann auch möglich, zum Beispiel durch Glauben oder Visualisierungen schöpferische Impulse in den Äther, das kollektive «Meer aller Möglichkeiten» hineinzugeben und so neue Realität hervorzubringen.

[S. Die Integration des Animus und Maria Magdalena und die Frau als Heldin.]

Hilma af Klint (1908), Evolution Nr. 3 für den Gral

Der Gralskönig und die Salbung

Wasser des Lebens: die Salbung der Frau

Gralskönig ist derjenige, dem dieses wunderwirkende Gefäss, das der Schoss der Frau ist, geschenkt wird. Nur ein wahrhaft Liebender hat es verdient. Er muss mit anderen Worten ein Gesalbter sein. Denn es ist die Liebe, welche das Herz der Frau berührt und so die «Salbung» hervorbringt. (Auf diese Weise materialisiert sich das «Wasser» ihrer Seele und ermöglicht dem Geliebten den reibungslosen Eingang ins gemeinsame «Heiligtum».)

[S. Christus / Messias, der Gesalbte und Der Gral und der Kelch Christi: Blut für Leben.]

Vollmacht über die Materie und der Lampengeist

Der Besitzer dieses Gefässes hat mit der Liebe der Frau darum Vollmacht über die Materie zur Erschaffung neuer Realität. Das Märchen Aladin und die Wunderlampe zeigt den Kampf um dieses Gefäss der Wunderlampe, welche den dienstbaren Geist der Liebe enthält. Während Gier und Egoismus versuchen, sich dessen zu bemächtigen (symbolisiert durch den Zauberer aus Afrika als schwarzen Magier) so siegt zum Schluss doch die Liebe zwischen dem Paar.  

[S. Die Salbung – Vollmacht über die Materie.]

Aladin und die Wunderlampe und schwarze Magie

Die Anweisungen des Zauberers aus Afrika: Vergewaltigung

In diesem Märchen wird erzählt, dass der böse Zauberer aus Afrika, der schwarze Magier, ein unschuldiges Paar für seine Zwecke instrumentalisiert. Er weist den jungen Mann (Aladin) an, in die Wunderhöhle einzudringen, ohne etwas anzufassen, sondern vielmehr geradewegs vorwärtszugehen, um sogleich die Öllampe zu stehlen. Die Lampe als Gefäss, das Öl enthält und Licht spenden kann, ist ebenfalls ein Symbol für die Liebe und Lebenskraft der Frau. Der junge Mann soll dabei das Öl, Symbol für die Salbung der Frau, fortschütten und die Lampe dann einstecken. Das ist eine verdeckte Anweisung, sie zu vergewaltigen, das heisst in sie einzudringen, ohne dass ihre Salbung da ist. Damit nimmt er nicht nur ihren Körper, sondern auch ihre Seele (Unterleib) und ihren Geist (Liebe; s. Die Frau, 3-in-1, Körper, Seele und Geist). Das ist schwarze Magie, symbolisiert durch den Zauberer aus Afrika.

[S. Christus / Messias, der Gesalbte und der Anti-Christus.]

Zusammenfassung: Wunderwirkende Lebenskraft auf drei Ebenen

Diese Lebenskraft im Schoss der Frau als Gral wirkt sich in den drei verschiedenen Ebenen der Existenz aus (s. Die Frau, 3-in-1 und ihre Lebenskraft):

Auf der Ebene des Körpers: ein Kind

Im Schoss der Frau kann neues körperliches Leben heranwachsen: das gemeinsame Kind.

Auf der Ebene der Seele: neue Kraft und Mut 

Der Geliebte, dem Eintritt ins gemeinsame Heiligtum gewährt wird, kommt darin zur Ruhe, erlebt Fülle und erfährt die Leben spendende Kraft im Schoss der Frau als Erfrischung. Sie weckt seine Seele zu neuem Leben, zu neuer Schaffenskraft und zu neuer Hingabe. Er fühlt sich wieder stark, belebt und zuversichtlich.

Auf der geistigen Ebene – neue Realität

Wenn die Frau mit der körperlichen Liebe des Mannes erfüllt wird, fliesst ihr Herz mit geistiger Liebe über (s. Geschlechtlicher Magnetismus.) Ihre Liebe weckt die Seele des Mannes zu neuem Leben und sein «Herz aus Stein» wird zu einem «Herz aus Blut». Er wird neu zu Hingabe motiviert.

Der Schoss der Frau als Gral (Hilma af Klint, Evolution Nr. 4)

«Evolution Nr. 4» von Hilma af Klint für den weiblichen Schoss als Gral.

Der Wunsch, dieses Gefäss zu besitzen …

Das Wissen um diese Wunder wirkende Kraft im Schoss der Frau ist ein grosses Geheimnis, das sehr lange verborgen war. Dies ist der Grund, warum Männer immer wieder Frauen besitzen wollen und sie teilweise auch unterdrücken.

Hunger und Durst des Mannes nach wahrem Leben und Liebe

Männer suchen in Frauen Leben und Lebenskraft, solange sie ihre eigene Seele, das heisst ihr eigenes innewohnendes Leben noch nicht gefunden haben. (Sie gewinnen dieses durch die Integration ihrer weiblichen Persönlichkeitsanteile). Darum sind gerade Männer der Macht, welche in sich keine Liebe haben, so «süchtig» nach Sex, wollen Frauen besitzen und konsumieren (s. Missbrauch, das gestohlene Leben).

Hilma af Klint, Serie Parcifal, Gruppe 1, Nr. 3

Der weibliche Schoss als Gral – ein grosser Schatz

Der ganze Reichtum der «Zauberhöhle»

Ein immenser Schatz

Der suchende Held gewinnt den Schoss der Frau als Gral in der Kraft der Liebe. Sie ist in Märchen häufig durch die Jungfrau symbolisiert. Die Autorität über jenes wunderwirkende Gefäss verschafft ihm „übernatürliche“ Kräfte und unermesslichen Reichtum. Dieser ist in Märchen durch eine Zauberhöhle oder Schatzhöhle symbolisiert (wie in Ali Baba und die 40 Räuber).

Die Zauberformel und der Ring

Wenn der Suchende also alle Widerstände überwindet und das richtige «Zauberwort» ausspricht, dann gehören ihm «alle Schätze der Welt». Die Zauberformel ist das Versprechen von Treue, zu welchem die Ring-Gabe gehört. Aladin hat diese Handlung gemäss der Tradition der Väter zu vollziehen, damit er mit einem grossen Ring den Stein heben kann, der die Höhle versperrt. Die Sucht nach dem Ring, Symbol für Penetration ist auch in Tolkiens Trilogie der Herr der Ringe das zentrale Thema.

Der Gottesheld und auserwählte König

Das Königreich Gottes und das ewige Leben

Der Held, der in der Kraft des liebenden Bewusstseins die Macht überwindet und die Liebe findet, erhält Vollmacht, im grossen Weiblichen (der lebendigen Materie) die eigenen Träume zu verwirklichen. Dabei hilft ihm seine Partnerin mit der Kraft ihrer Liebe.

Ganzheit durch Integration des Unbewussten: Heilige Hochzeit

In der Sprache der Märchen gewinnt der/die Suchende auf dem Heldenweg das Königreich und die Jungfrau. Sie sind Symbole für Selbstwirksamkeit im Leben, Vollmacht über die Materie und für die reine Liebe,  welche den Tod überwindet.
So gewinnt der Held, Symbol für das Bewusstsein, Ganzheit (sein göttliches Selbst) und ewiges Leben, indem er das grosse Weibliche, das Unbewusste integriert. Dies ist die tiefere Bedeutung des Grals, der mit der heiligen Hochzeit seine Bestimmung erfährt.

Überlieferungen zum Thema:

Parzival und der Gral   
Der Eisenhans, der Goldbrunnen

Aladdin und die Wunderlampe
Der Drachentöter Georg und die Jungfrau
Der Herr der Ringe von J.R.R. Tolkien   

Nachweis:

[1] Bibel, Neues Testament, 1. Brief des Petrus, Kapitel, 3,7 (Elberfelder: Ihr Männer ebenso, wohnt bei ihnen [den Frauen] mit Einsicht als bei einem schwächeren Gefäß*, dem weiblichen, und gebt ihnen Ehre als solchen, die auch Miterben der Gnade des Lebens sind, damit eure Gebete nicht verhindert werden! (* Anmerkung dazu: o. Gerät. – Das griechische Wort wurde im übertragenen Sinn für den menschlichen Leib, aber auch für die Frau gebraucht.)


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