Widerstand des Egos gegen Bewusstwerdung
Dieser Weg wird vom Menschen häufig als «Krise» wahrgenommen, denn die Begegnung mit den eigenen Schatten ist keine angenehme Sache. Sie geht häufig an die Substanz. Das eigene Ego und der persönliche Stolz werden dabei empfindlich getroffen. Das Ego, das im Schatten seine Macht ausübt, setzt sich mit Empörung gegen die Bewusstwerdung zur Wehr. Es inszeniert Lähmung und Müdigkeit oder heftige Ablehnung und innere Aufregung mit dem Ziel, diesen Prozess schon im Keim zu ersticken.
Aus Gründen wie diesen setzt man sich darum selten freiwillig seinem Schatten aus, obwohl dies heilsame Prozesse anstossen und positive Veränderungen bringen kann.
Die Krise als Anstoss zur Veränderung
Und darum bringt das Leben selber den Menschen in Situationen, in denen er einfach nicht mehr anders kann, als sich mit dem Schwierigen auseinander zu setzen. In einer Krise, in welcher die normalen Bewältigungsressourcen nicht mehr genügen, braucht der Mensch plötzlich andere Ressourcen. Nun kommen die Schatten ins Spiel. Sie tauchen – im negativen Aspekt der Eigenschaft – aus dem Unbewussten auf und sorgen zunächst für Unruhe. Werden sie jedoch integriert, dann stehen dem Menschen neue, erweiterte Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Spätestens in der Krise der mittleren Jahre («midlife crisis») ist es für den Menschen an der Zeit, sich auf den Weg zu machen, seine Schatten zu integrieren.