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Der Ewigkeit auf der Spur

Die Integration der Anima: die Seele und das ewige Leben

Die Integration der Anima

By on 16. November 2023

Integration der Anima

Die Integration der Anima

Die Integration der Anima und damit des Weiblichen stellt eine Herausforderung dar, denn in unserer Welt ist Weiblichkeit mit Schwäche assoziiert und darum wenig attraktiv.

Die Anima – Inspiration und Motivation

Die Anima als der weibliche Geist oder die Göttin stellt den Antrieb der Seele dar. In ihrer starken Ausstrahlung ist sie Inspiration und Motivation. Doch in ihrer negativen Gestalt, solange sie noch nicht integriert ist, steht sie für den Geist der Verführung und Verblendung aus dem Schatten (s. Die negative Anima als Hure oder Schlange).

Positive Weiblichkeit!

Die Integration der Anima bedeutet darum, dass die positiven Eigenschaften von Weiblichkeit, allem voran die sanfte Kraft der reinen Liebe, zum Tragen kommen, symbolisiert durch die Jungfrau. Dadurch gewinnt die Persönlichkeit die bedingungslose und vergebende Liebe des Vaters.

[Zurück zu: Die Anima – Inspiration und Motivation (Seele).]

Lena und der Ritter (John Bauer) für die Göttin und ihr Heldenkönig

 7 Fragen zur Integration der Anima (Überblick)

Um das komplexe Thema zu umreissen, werden hier nun zunächst die wesentlichen Aspekte als kurze Antworten auf Fragen beschrieben:

1. Was bedeutet die Integration der Anima? – Das Weibliche annehmen

Die Integration der Anima bedeutet, einen positiven Zugang zu Weiblichkeit zu erhalten. Dies ist wertvoll, denn das Weibliche ist die Liebe und das Leben der Seele. (Im Altertum wurden die Worte Leben und Seele synonym verwendet).

2. Wozu die Anima integrieren? Was bringt das? Leben und Liebe!

  1. Wozu die Anima integrieren? Was bringt das? Leben und Liebe!

Die Anima stellt die immaterielle Seite der Persönlichkeit, die Seele dar. Zudem ist die weibliche Seite des Geistes reine wunderwirkende Liebe, symbolisiert durch den Archetypen der Jungfrau. Die Liebe überwindet den Tod. Dadurch befreit die Integration der Anima aus der Verhaftung an die Materie und führt in den unendlichen und ewigen Bereich des ewigen Geistes der Ganzheit, welcher ewiges Leben und Vollmacht über die Materie verleiht.

Die negative Anima und die Gefangenschaft in der Materie

Solange die Anima jedoch noch nicht integriert ist, wirkt sie mit negativer Energie aus dem Schatten ins Leben hinein. Sie überflutet mit anderen Worten die Person, welche ein negatives Bild von Weiblichkeit hat, mit deren negativen Eigenschaften, welche durch die beiden Archetypen der Hure und der Schlange symbolisiert werden. Dabei steht die Hure für Liebe als Konsumgut und die Schlange steht für listige Manipulation des Gegenübers (s. Die negative Anima als Hure oder Schlange).

3. Welche Herausforderungen gibt es bei der Integration der Anima? Schwäche …

Die Schwierigkeit ist, dass Weiblichkeit in unserer Welt mit Schwäche assoziiert ist und darum nicht besonders beliebt ist. Darum ist es eine Herausforderung, sich seiner eigenen Schwäche zu stellen und zu lernen, sich selbst darin zu lieben und anzunehmen. Meistens ist es eine Krise, die diesen Prozess einleitet. Er wird jedoch zur heilenden und heiligen Wunde, welche den Menschen für den Geist öffnet (s. unten).

4. Was ändert sich, wenn die Anima integriert ist? Empathie!

Die Begegnung mit der eigenen Schwäche zwingt die Persönlichkeit in die Suche nach neuem Vertrauen. Dabei wird der Blick auf das Grössere gerichtet, welches die eigene Existenz überdauert und übertrifft. So kann es sich plötzlich tröstlich anfühlen, Teil dieses Grösseren zu sein und sogar Dankbarkeit daraus wachsen. Zudem entsteht auch Mitgefühl für die Schwäche anderer.
Auf diese Weise führt Integration der Anima aus einer machtorientierten Macho-Existenz hinein in die Liebe des Vaters, welche annehmend und vergebend, heilend und rettend ist.

5. Müssen Frauen ebenfalls ihre Anima integrieren? Nein und Ja …

Ja und nein. Nein, weil der Frau die reine Liebe von Anfang an ins Herz gelegt ist. Wenn diese Liebe jedoch aufgrund von Verletzungen gestorben ist, dann tritt die Frau ebenfalls ins Machtspiel ein. Das heisst, sie wird von innerer negativer Macho-Männlichkeit bestimmt, was in Überlieferungen durch die Stiefmutter, Hexe oder zornige Herrin der Unterwelt dargestellt ist.
Um ihre ureigene reine Liebe wiederzugewinnen, muss dann die Frau nun ebenfalls ihre Schwäche integrieren. Indem sie sich zur Liebe des Vaters durchringt, kann sie sich selbst und anderen vergeben (s. Die Integration des Animus.)

6. Was hilft Männern, ihre Anima zu integrieren? Die Mutter?

Ja und Nein. Männer müssen sich zuerst von ihrer Seele in Gestalt ihrer inneren herrischen Übermutter als Drache lösen und zudem in ihrer selbstherrlichen Macht beschnitten werden (s. Die Befreiung von der Mutter und Der Drache, die alte Schlange und ihre Überwindung).
Das Staunen über die Erhabenheit der Natur sowie das Mysterium und die Unendlichkeit des Universums können sie jedoch mit der grossen Mutter, dem Leben selbst, in Verbindung bringen. Zudem hilft auch die Begegnung mit zarter und feinfühliger Weiblichkeit dem Mann, seine eigene Seele zu entdecken (, … die sich ja noch zur Stärke entwickeln muss.)

7. Wie lange dauert es, bis ein Mann seine Anima integriert hat? 40 Jahre 🙂

Die gegengeschlechtlichen Persönlichkeitsanteile werden meistens erst in den mittleren Jahren so ab 40 integriert. Zuvor erfährt das Paar Einheit in der Ergänzung, wobei der eine Teil die weibliche und der andere die männliche Seite lebt.
Dabei gilt: Jene Seite, die am Licht des Lebens und damit positiv konnotiert ist, wird jeweils von der Schattenseite des anderen Geschlechts kompensiert. Letztere wird auf dem Weg durch die Unterwelt integriert, wodurch das Paar zu Einheit in Ganzheit findet. [S. Die Integration von Anima und Animus und Die heilige Hochzeit.]

Fazit:

 Die grosse Aufgabe des Mannes ist, das Weibliche nicht nur im Sex mit Frauen zu suchen, sondern es in sich selbst zu wecken. Mit der inneren Jungfrau integriert er reine, wunderwirkende Liebe und wächst so zu warmherziger, vergebender und verständnisvoller Weisheit des Vaters heran.

Wichtige Botschaft an Frauen, welche sich nach wahrer Liebe sehnen ...

Ein junger Mann kann nicht lieben …

… so wie eine Frau (es sich vorstellt)! Denn dazu muss er zuerst seine weiblichen Anteile integrieren. Dies geschieht aber meistens erst in der Krise der mittleren Jahre im Zusammenhang mit der Erfahrung einer Schwäche.

Was nun?

Früher wurde der junge Mann durch Religion und Tradition in eine feste Beziehung eingebunden und durch gesellschaftliche Normen verpflichtet. Heute nimmt zwar – vor allem in der westlichen Kultur – Bewusstsein und Akzeptanz für Schwächen und Minderheiten zu. Doch hoffentlich werden diese guten Ansätze nicht in emotionaler Prinzipienreiterei oder durch Gewalt-Eskalationen erstickt.

Grundsätzlich gilt: Liebe dich selbst!

Die Integration des Schattens führt immer zu einer Wertschätzung und Achtung des Andersartigen wie auch zum Vertrauen, dass das Leben schenkt, was gebraucht wird. Und wer die Liebe in sich selbst trägt, braucht nicht Liebe von Andern zu nehmen. Dies nach dem Prinzip: «Liebe dich selbst, dann können die andern dich gernhaben» (Eckhart von Hirschhausen).

Finde den erlösenden Prinzen, Christus in dir! Dazu:
HERO, gesungen von Mariah Carey.

Die Integration der Anima

Vertiefende Gedanken

Durch Schwäche zu wahrer Stärke

Grenzen erweitern!

Die Integration der Anima ist also eine anspruchsvolle Sache, welche an die Substanz geht, denn man begegnet dabei seiner eigenen Schwäche. Doch gerade in dieser Erfahrung der Schwäche liegt wahre Stärke! Denn sie zwingt die Persönlichkeit, ihre Grenzen zu erweitern und eine neue Sicht der Dinge zu gewinnen. Der Blick auf das Grössere aus der Warte der eigenen Hilflosigkeit schenkt neues Verständnis und warmherziges Mitfühlen.

Die Integration der Anima – ein Feuerordal

Häufig entdeckt der Mann die Attraktivität zarter Weiblichkeit in einer jüngeren Frau. Handelt es sich dabei um seine eigene Tochter, ist das meistens kein Problem. Führt es jedoch in eine Aussenbeziehung, ist seine Beziehung zur Partnerin gefährdet.
So schrieb C.G. Jung in diesem Zusammenhang:

Ist die Auseinandersetzung mit dem Schatten das Gesellenstück, so ist diejenige mit der Anima das Meisterstück. Denn die Beziehung zur Anima ist wieder eine Mutprobe und ein Feuerordal für die geistigen und moralischen Kräfte des Mannes. [1]

Herbe Auseinandersetzungen mit der Götter-Gattin

Wenn nämlich der Mann seine Anima in einem Gegenüber erkennt, kann es sein, dass er sich Hals über Kopf verliebt (s. Die Projektion des Schattens). Dann steht unter Umständen alles, wofür er sich im Leben abgemüht hat, auf der Kippe. Dies zu bewahren kann darum ein langer und schmerzhafter Weg sein, der nur durch Verzicht und Selbstbeherrschung erfolgreich bestanden wird.

Dies ist das Thema der ersten Überlieferungen. Die verletzte Frau, die ihrem Partner heftig zusetzt, erscheint darum in furchterregenden Gestalten wie die zornige Göttin der Unterwelt, als Monstrum, wütender Stier, Medusa oder gar als Sintflut!

[S. Inanna und die Herrin der Unterwelt; Inanna und die Galla; Gilgamesh und der Himmelsstier; Gilgamesh und der Mann, der die Flut überlebte und Medusa, #MeToo und die Rache der Göttin.]

Tabuisierte Weiblichkeit

Weiblichkeit hat also unter Männern einen schweren Stand. Entweder erscheint sie als bedrohliches Monstrum oder als verachtenswerte Schwäche. Dazu schrieb der geistliche Lehrer und Franziskanerpartner Richard Rohr:

Weibliches Verhalten war mit einem so strengen Tabu belegt, dass es den Männern unmöglich war, die weibliche Dimension in sich selbst zu entdecken und zu entwickeln. [2]

Wahre weibliche Stärke

Weil Weiblichkeit in dieser Welt mit Schwäche assoziiert ist, ist sie wenig attraktiv, – auch für Frauen. Letztere haben zwar in der männlichen Welt von Leistung und Erfolg erheblichen Raum gewonnen, doch bekämpfen sie im Griff ihrer inneren Macho-Männlichkeit Frauen, welche Weiblichkeit leben (und «nur» Mütter sein wollen).
Doch die wahre Stärke des Weiblichen liegt eben in der wunderwirkenden Kraft der reinen sanften Liebe und in der Fähigkeit, Leben zu schenken und Wünsche in Realität herbeizulieben.

[S. Die Jungfrau – Wunder wirkende Liebe und Potenzial.]

Blut für Leben und Liebe

Um die weibliche Seite zu integrieren, muss darum gerade ungezähmte männliche Macho-Kraft eine Schwächung oder eine Verletzung erleiden und auf diese Weise mit den eigenen Grenzen konfrontiert werden. (Wie Frauen sie schon bei der ersten Menstruation im Zusammenhang mit dem Blut erfahren, s. Der Gral und der Kelch Christi: Blut für Leben).

Der Gral - ein Kelch als Symbol für den weiblichen Schoss

Die Wunde des Königs (die Heilige Wunde)

Spätestens in den mittleren Jahren …

Aus diesem Grund führten denn auch alte Traditionen die jungen Männer jeweils durch eine rituelle Verletzung in die Welt der Erwachsenen ein (s. Übertritt in die Welt der Erwachsenen in Die Initiation).
Dazu Robert Bly:

Eine alte Überlieferung besagt, dass kein Mann erwachsen wird, bevor er sich nicht der Welt der Seele und des Geistes geöffnet hat und dass diese Öffnung durch eine Wunde an der richtigen Stelle, zur richtigen Zeit und in der richtigen Gemeinschaft erfolgt. Eine Wunde ermöglich es dem Geist oder der Seele einzudringen.[3]

So ist es also spätestens in der Krise der mittleren Jahre für den Mann Zeit, seine weiblichen Anteile zu integrieren. Dazu C.G. Jung:

Nach der Lebensmitte hingegen bedeutet dauernder Animaverlust eine zunehmende Einbusse an Lebendigkeit, Flexibilität und Menschlichkeit.[1]

Die Verwundung des Helden als alltägliches Ereignis

In Überlieferungen ist die Erfahrung der Schwäche, die diesen Prozess einleitet, durch eine Verwundung des Helden dargestellt (s. Die heilige Wunde – der Weg zu Ganzheit).

Konkret kann dies im alltäglichen Leben sehr unterschiedlich aussehen. Sie kann den Verlust der Arbeitsstelle oder einer geliebten Person bedeuten, aber auch ein Burn-out, eine Depression, Krankheit oder eine unglückliche Verliebtheit. So konfrontieren schwierige Erfahrungen männliche Potenz und Macht mit den Grenzen und bringen sie mit dem Weiblichen in Verbindung.

Die Natur für die Grosse Mutter

Beispiele für die Integration der Anima in Überlieferungen

In Überlieferungen geschieht die Verwundung des Helden meistens kurz vor seinem Ziel (s. Die heilige Wunde – der Weg zu Ganzheit).

Der innere Held: das liebende Bewusstsein!

Liebe statt Macht – ein Thema für Männer

Der Heldenweg ist der Weg der Liebe. Während der Frau die Liebe schon ins Herz gegeben ist,  muss der Mann zusammen sie mit seiner Seele noch gewinnen (s. Der Weg des Mannes). Auf dem Heldenweg wird er in allen Bereichen des Lebens geprüft, ob er Liebe statt Macht wählt.

Das liebende Bewusstsein: männlich-initiierende Energie

Hinzu kommt, dass, wenn vom Helden die Rede ist, damit im weitesten Sinn das liebende Bewusstsein gemeint ist (personifiziert im Christus/Messias als Archetyp). Es bildet die männlich-initiierende Seite der schöpferischen Kräfte, welche die Information (Geist) als den «Samen des Wortes» in die lebendige Materie (weiblich-empfangend) sät. Das Neue entsteht aus der Synthese der beiden Kräfte männlich und weiblich.

[S. Männlich und weiblich, die beiden Ur-Kräfte der Schöpfung und Männlich und weiblich und die Erschaffung neuer Realität.]

Dabei ist festzuhalten, dass eine Frau, welche zu ihrer strategisch-schöpferischen Kraft Zugang haben möchte, dazu ihre männlichen Anteile und damit ihren inneren Helden integrieren muss (s. und Maria Magdalena und die Frau als Heldin und Die Integration des Animus).

[S. HERO, gesungen von Mariah Carey.]

Die Verwundung des Helden und die Jungfrau

So gewinnt der Held im Märchen der Eisenhans zwar die drei goldenen Äpfel und die Jungfrau, wird dabei jedoch durch die Männer des Königs verwundet. Dies bringt ihn aber vor den König, welcher ihn anerkennt und ihm seine Tochter zur Frau gibt.
Auch im nordischen Märchen vom Drachentöter wird der betrügerische Freund des Helden verletzt und dieser hat nun die Gelegenheit, an ihm die Warmherzigkeit des Vaters zu zeigen, indem er ihn rettet.

Die Integration der Anima in der sumerischen Überlieferung

Doch bereits in der sumerischen Überlieferung von Inanna, der Göttin der Liebe, wird anschaulich dargestellt, wie sich die Anima des Mannes von negativ zu positiv wandelt. Als der treulose Partner mit dem Zorn seiner Gattin konfrontiert wird, will er nur noch fliehen. Dabei lässt er sich in eine Schlange verwandeln, was so gedeutet werden kann, dass er seine Frau belügt (s. Der Hirte wird geschlagen). Als nächstes gelingt ihm die Flucht in der Gestalt einer Gazelle (s. Der schwarze Hund und die alte Belili). Diese ist bereits ein sympathischeres Symbol für die noch nicht entwickelte Seele des Mannes, graziös, leichtfüssig und mit grossen verschreckten Augen. Doch zuletzt ist es die Grossherzigkeit seiner kleinen Schwester(-Geliebten), welche die Versöhnung des Paares ermöglicht (s. Traurigkeit in der inneren Kammer). Als Göttin des Weinstocks stellt sie nun seine gereifte Seele dar, welche endlich in der Lage ist, mit der Frau auf positive Art in Beziehung zu treten.

Das babylonische Gilgamesh-Epos: der gescheiterte Tyrann

Und der babylonische König-Tyrann Gilgamesh integriert seine Anima, indem er als geschlagener Held und verwahrloster Wanderer der Schenkin Siduri begegnet. Sie weist ihn zunächst ab, wird jedoch dann zu seiner Schwester-Geliebten. Gilgamesh hört auf sie und erfährt den Weg über die Wasser des Todes zum Mann, der mit seiner Frau die grosse Flut überlebt hat. Als nächstes muss er sein Scheitern erkennen und weint zuletzt darüber bittere Tränen. Dies wird zugleich die Grundlage für seinen Neu-Anfang, und so befindet sich Gilgamesh nach langen Irrwegen zuletzt wieder vor seiner Stadt Uruk (s. Die Schlange und das Unsterblichkeitskraut). 

Mit der Integration seiner weiblichen Anteile kann nun der Held mit seiner Göttin auf der Ebene der Seele und der Beziehung in Kontakt treten.

Heilige Hochzeit

Heilige Hochzeit und Ganzheit

Die Integration des Unbewussten

In einem weiteren Sinn bedeutet die Integration der Anima auch die Integration des Unbewussten auf dem Weg durch die Unterwelt. Sie führt zum glücklichen Ende mit der Vereinigung von König und Königin, bewusst und unbewusst. Diese «Heilige Hochzeit» ist das mythologische Bild für den Menschen, der mit der Integration seiner weiblichen Anteile Ganzheit erlangt hat. Denn mit der Herrschaft über seine Triebe und Emotionen hat er nun Königsherrschaft im eigenen Leben und auch Vollmacht über die Materie erlangt.

Die Integration der kollektiven Anima und Erlösung

Die Erfahrung von Schwäche zur Integration des Schattens ist natürlich auch für das gesamte menschliche Kollektiv ein Thema. Und wieder sind es bereits die ersten Überlieferungen, welche dazu wichtige Aussagen machen. Sie beschreiben, dass die ganze Existenz aufgrund von männlichem Machtmissbrauch in die Unterwelt, also in Negativität, Krankheit und Tod geraten ist.

[S. Der sumerische Schöpfungsbericht oder wie alles begann und Das Grosse Weibliche, das Leben selbst, in der Unterwelt.]

Daraus ist später die Lehre vom Sündenfall und der Erbsünde entstanden und ist auch Erlösung zum Thema geworden.

Corona-Christus Schatten

Der leidende Gottesknecht

Aus der jüdischen Lehre stammt der Gedanke, dass dem wahren Helden, welcher seiner göttlichen Bestimmung folgt, das Leiden nicht erspart bleiben wird. (S. Jesaja, Kapitel 53 im Bibelserver zum leidenden Gottesknecht.)

Das Christentum und der sterbende Gott

Auch Jesus Christus betonte, dass er aus Liebe und Gehorsam gegenüber dem Vater leiden müsse (Lk 9,22 und 24,46 im Bibelserver).
Wenn er zudem davon sprach, dass er das Wasser des Lebens sei, ist dies ein Hinweis darauf, dass er seine weiblichen Anteile integriert hatte, denn Wasser ist das Symbol der weiblichen Seele (s. Joh 4,7; ff. Off 21,6). Dasselbe gilt auch für seine Aussage: «Ich bin der Weinstock …». (Denn die Göttin des Weinstocks wie auch der Wein symbolisieren die zu Geist gereifte Seele; s. Brot und Wein, Symbole der Läuterung).

Heilung durch Identifikation mit der leidenden Schöpfung

Jesus nahm also als der gehorsame Sohn des liebenden Vaters Schmerz und Schwäche auf sich und identifizierte sich so mit der leidenden Schöpfung. Dies ist ein mächtiges Zeichen für die Integration der Schatten, welche zu Ganzheit führt. Auch wurde es zum Zeichen der Versöhnung, denn im Sterben der Kraft vereinte er sich mit dem grossen Weiblichen, dem Leben selbst, in der Unterwelt, in Negativität und Tod. Dabei sät er den Samen des Wortes von der Liebe (des Vaters) und initiierte die neue Schöpfung der Liebe, welche aus der Hoffnung geboren ist.

[S. Christus / Messias, der Gesalbte; Das Weibliche in der Unterwelt und kollektive Erlösung und Der Gral und der Kelch Christi: Blut für Leben.]

Kirchenschiff (die Unterwelt, Schoss des Weiblichen)

Ein Kirchenschiff als Symbol für den Eingang in den Tempel, das grosse Weibliche und in das innerste der Existenz, wo der «Sohn», Symbol für Kraft und Potenz des Vaters in der Hingabe und im säen des Samens des Wortes «stirbt».

Nachweise:

[1] C.G. Jung (gesammelte Werke), Band 9/I, Die Archetypen und das kollektive Unbewusste, S. 38 ff.; S.86 f.

[2] Rohr, Richard. Vom wilden Mann zum Weisen Mann (2. Auflage). München: Claudius, S. 27

[3] Bly, Robert. Eisenhans. Ein Buch über Männer (7. Auflage). Kindler Verlag GmbH, München, S. 274

Erwähnte Überlieferungen:

Die sumerische Überlieferung von Inanna, der Göttin
Der sumerische Schöpfungsbericht oder wie alles begann 
Inanna und die Herrin der Unterwelt
Episode 3 für die Integration der Anima:
Der Hirte wird geschlagenDer schwarze Hund und die alte Belili; Traurigkeit in der inneren KammerDie Göttin des Weinstocks   

Das babylonische Gilgamesh-Epos zur Integration der Anima
Gilgamesh und der Himmelsstier; Die SchenkinGilgamesh und der Mann, der die Flut überlebteDie Schlange und das Unsterblichkeitskraut   

Der Eisenhans 
Die drei goldenen Äpfel und die Jungfrau
Ritter Georg, der Drachentöter
Der betrügerische Freund 


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