Goldspur

Der Ewigkeit auf der Spur

Die Frau als Göttin und der Mann als ihr Heldenkönig

John Bauer: Lena und der Ritter (die Göttin und ihr Held)

By on 6. Juni 2020

Illustration von John Bauer, 1915, Ausschnitt («Lena und der Ritter tanzen»)

Die Göttin und ihr Heldenkönig

Schon in den ersten menschlichen Überlieferungen spielen die Göttin und ihr Heldenkönig als archtetypisches Paar eine zentrale Rolle. Die Frau hat als «Göttin» oder «Jungfrau» Liebe und Leben zu verschenken. Der Mann legt als wahrer Held, der zum König berufen ist, seine ganze Existenz in die Waagschale, rettet sie aus Unfreiheit und Gefahr und gewinnt sie so. 

Der Mann als Heldenkönig – aufopfernde Hingabe

In Märchen, Mythen und Überlieferungen gewinnt der Mann als Heldenkönig die «Göttin», die Jungfrau oder die Königstochter. Später kehrt er als reifer Mann nach langen «Irrwegen» und «Abenteuern» nach Hause zurück, wo seine geliebte Frau geduldig und treu auf ihn gewartet hat und ihn wieder annimmt.

Die Traumfrau des Helden – seine Anima (Seele)

Die junge Frau oder «Jungfrau» entspricht dem Archetyp der Göttin der Liebe und der inneren Frau des Mannes (Anima). Sie ist die wunderbare Erscheinung. Der Mann träumt davon, sie als Held zu erobern und ihr Heldenkönig zu werden. Denn in ihrer sanften Kraft ist sie so anders als er. Sie hat alles, was ihm zur Ganzheit noch fehlt. Sie ist seine Quelle der Inspiration und seine Motivation, für die es sich lohnt, alles zu geben, sich ganz hinzugeben, ja sogar zu sterben.

Das versprochene Land

Sie ist auch sein Land, das er erobert. Er zieht für sie in den Krieg, kämpft und überwindet Feinde, bis er endlich sein versprochenes Land erreicht, das Land wo Milch und Honig fliessen. Es ist der Ort, wo er von all seinem Streben und Ringen endlich zur Ruhe kommt und wo er zusammen mit seiner geliebten Frau die Früchte seiner Bemühungen geniessen kann.

Die Frau als «Göttin der Liebe»

Die Liebe gibt der Frau Schönheit und eine «himmlische» Ausstrahlung. Bereits in den ersten Überlieferungen ist die Frau «höher» als der Mann. Sie ist die «Göttin», die «Königstochter», die er gewinnt. Sie macht ihn zu ihrem König. – Und bereits die ersten Mythologien handeln davon, dass er sie kurz darauf wieder verlässt, um seine Macht als «König» zu missbrauchen, indem er Leid über das Land und die Frauen des Landes bringt.

Die Frau muss nicht erstreben, was sie schon hat: Leben und reine Liebe.
Ihre Herausforderung ist vielmehr, ihr Leben und ihre Liebe nicht zu verlieren (auf ihrem Weg durch die Niederungen des Lebens in der irdischen Realität).
Sie ist eine wahre Heldin, wenn sie in der Liebe bleibt, wenn es ihr gelingt, immer wieder zu vergeben und sich neu hinzugeben. So ist sie eine Quelle des Lebens, der Erfrischung und der Fülle und hat Liebe im Überfluss zu verschenken.

Die Frau – Quelle des Lebens und der Liebe

Ein «höheres» Wesen

In Märchen und Mythen erscheint die junge Frau häufig als höheres Wesen, als himmlisches Geschöpf, rein und makellos. Sie ist das Ziel des Helden, der noch geschliffen werden und sich bewähren muss. Sie ist insofern «höher» als er, als sie reine, göttliche, bedingungslose Liebe in ihrem Herzen trägt und göttliche Lebenskraft in ihrem Schoss.

Das Leben – im Schoss der Frau

Das Geheimnis des Lebens ist im weiblichen Körper verborgen. Denn hier kann neues Leben heranwachsen und hier findet auch der Mann Erfrischung für seine Seele, neue Lebenskraft und Motivation zu Hingabe. Das Leben und die Liebe sind beides geistige Aspekte, welche der Held für sich und auch in sich gewinnen muss.

Hingebungsvolle Liebe

Die Liebe wohnt in Herzen der Frau, von Anfang an, denn als potentielle Mutter braucht sie «göttliche» Liebe, nämlich die Bereitschaft, für ihre Kinder ihr Leben hinzugeben. (In diesem Sinn ist da am Anfang tatsächlich ein «Gefälle» zwischen Mann und Frau. Es wird sich aber noch ändern, wenn der Mann zum weissen Ritter wird und die Frau mit der roten Phase in Negativität gerät, s. Die drei Farben und Paardynamik).

Das Geheimnis der Jungfrau: die Wunder wirkende Kraft der reinen Liebe

Die reine Liebe kann Wunder wirken, denn sie allein hat die Kraft, die äussersten Gegensätze, Männlich und weiblich, die beiden Ur-Kräfte der Schöpfung zu vereinen. Aus dieser Einheit entsteht neues Leben (ein Kind) und auch neue Realität. In der Beziehung bedeutet dies, dass die Frau an ihren Geliebten und an die Verwirklichung seiner Träume glaubt. So gibt sie ihm Flügel und verleiht ihm die innere Kraft, um seine Pläne umzusetzen. Er gibt seinen Körper, sie gibt ihre Liebe, die entscheidend daran beteiligt ist, dass die gemeinsamen Träume wahr werden (s. Die Frau als Wunder wirkendes Gefäss).

Das Geheimnis des Lebens liegt im Schoss der Frau verborgen. Hier sprudelt Leben spendende Kraft! Hier wächst neues Leben heran und hier findet der müde Wanderer Erfrischung!

«Dein König kommt» – der Heldenkönig und die Rettung der Göttin

Zerstört die Liebe nicht!

Die liebende Frau gibt sich dem Mann ganz hin, mit Körper, Seele (Schoss, Unterleib) und Geist (Herz, Liebe). Wenn der Mann sie egoistisch nimmt und konsumiert, um sie gleich darauf wieder zu verlassen, bleibt ihr gar nichts mehr. Dann ist sie «wie tot». Er hat ihren Körper genommen, ihre Lebenskraft, die in ihrem Schoss wohnt, und auch ihre Liebe. Sie geht leer aus. Es dauert lange, bis sie ihre Liebe wieder findet. Im Märchen Dornröschen dauert es 100 Jahre. Im Märchen Schneewittchen müssen sieben Berge überwunden werden.

Der rettende Prinz

Der rettende Prinz symbolisiert die männlichen Anteile der Frau. Zu diesen gehören ihr Körper, ihre Kraft (Animus) und auch strategisches Denken und Durchsetzungsvermögen. Wenn die Frau beginnt, sich selber zu lieben, lernt sie auch, für sich und ihre Bedürfnisse einzustehen. So gewinnt sie ihr Leben und ihren Körper wieder für sich und findet auch den Zugang zu ihrer Körperkraft und zur Kraft ihrer Liebe wieder. Die Frau kann ihre männlichen Anteile aber erst integrieren, wenn sie sich mit der männlichen Seite der Existenz versöhnt hat.

Vergebung – rettende Vaterliebe

Bedingungslose Vaterliebe, bei welcher Sex nicht das Thema ist, rettet die Liebe der Frau. Sie bringt die Frau aus Mangel und Minus zurück ins Plus, nämlich in die Liebe, und lässt die «Jungfrau» in ihr wieder aufstehen. Darum geht es schon in der sumerischen Mythologie. Die Frau, die sich zu «billig» hergegeben hat und so erlaubt, missbraucht zu werden, muss sich selber vergeben. Und sie muss auch jenen vergeben, die sie verletzt haben, damit sie wieder zu ihrer wahren Kraft der Liebe aufstehen kann.

Der Sohn des Vaters

Der gehorsame Sohn kommt im Namen des liebenden Vaters kommt, um sich hinzugeben (und nicht um zu nehmen). Die Liebe gehört per Definition zum Archetyp des «Vaters», denn er hat sie durch seine Tochter integriert. Der Sohn, der sich im Namen des Vaters hingibt, zeigt rettende Liebe. Er gibt sich hinein in das Weibliche, um darin den Samen der Liebe zu säen und so die neue Existenz anzustossen (s. Der Gesalbte).

«Siehe, dein König kommt…»[i] – In einem kollektiven Sinn symbolisieren die Göttin und ihr Heldenkönig die Menschen und ihren Erlöser.

Dies ist das Thema von Märchen und Mythen und religiösen Überlieferungen.[i]

Nachweis:

[i]Bibel, Altes Testament, Buch des Propheten Sacharja, Kapitel 9,9  mit Querverweis auf Bibel, Neues Testament, Evangelium nach Johannes, Kapitel 12,15


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