Goldspur

Der Ewigkeit auf der Spur

Der Gral und der Kelch Christi: Blut für Leben

Hilma af Klint (1908), Evolution Nr. 3 für den Gral

By on 12. April 2022

Mann und Frau und das Geheimnis des Lebens

Hilma af Klint (1908), Evolution Nr. 3, Gruppe 4, Serie die WUS/Siebengestirn
Gral oder Kelch Christi? Mann und Frau halten gemeinsam einen Kelch in die Höhe

Blut für Leben: Der Gral und der Kelch Christi

Das Wort „Gral“ bedeutet Kelch. Der sagenumwobene Gral, der in den Legenden um König Arthus und Parzival eine Rolle spielt, soll wunderbare Fülle und ewige Jugend schenken. Was ist sein Geheimnis? – Und hat er etwas mit dem Kelch Christi zu tun?

Grundlagen für diesen Beitrag:

Der weibliche Schoss als Gral und Christus / Messias, der Gesalbte
Vater und Mutter, Geist und Materie und Gott, Ganzheit, 3-in-1, männlich und weiblich

Hier  geht es direkt zu einem freien Text:

Ich bin die Hüterin des Grals

Der Gral – Fülle und ewige Jugend

Der Gral, getragen von der Jungfrau: Fülle im Überfluss

Der Heilige Gral galt in Mutter-Kulturen als wunderwirkendes und Fülle schenkendes Gefäss. Indem er durch eine Jungfrau in den Raum getragen wurde, deckte sich der Tisch wie von Zauberhand mit Speisen und das ganz Land erblühte in Fruchtbarkeit.

Der Gralskönig, Hüter des Grals

Diesem wundersamen Gefäss wurden Segen in Gestalt von Reichtum, Kraft und auch ewige Jugend nachgesagt. Doch nur solange es dem Gralskönig, dem Hüter des Grals, gut ging. War er gesund und präsent, so ging es dem Land gut, war er hingegen oder abwesend oder sogar krank, dann darbte das Land. 
Dies ist natürlich auch ein Bild für die Beziehung ebenso wie das Land ein Bild für das Weibliche, für die Frau, aber auch für das Volk ist.

Die Sagen und Legenden um den Heiligen Gral

Keltische Legenden und König Artus 

Die Erzählungen um den Gral stehen im Zusammenhang mit den Legenden von der Tafelrunde des Königs Artus. Sie wurzeln in älteren keltischen Überlieferungen aus den ersten Jahrhunderten und sind zum Teil in christliches Gedankengut eingeflossen, so zum Beispiel in Wolfram von Eschenbachs „Parzival“, ein Werk, das um das Jahr 1200 entstand.

Parzival von Wolfram von Eschenbach

Parzival ist der Held, der die Wahrheit sucht. (In diesem Namen klingt das französische Wort percevoir an: wahrnehmen oder perce val für das dunkle Tal durchqueren). Er ist der Sohn eines Königs, doch seine Mutter hat ihn mitten im Wald weit abseits des Hofes aufgezogen. Parzival kennt seine wahre Identität nicht, aber sein Traum ist es, Held und Ritter der Tafelrunde des Königs zu werden. Er macht sich auf den Weg, um Abenteuer zu bestehen. Der geheimnisvolle Gral erscheint ihm, doch er verschwindet ebenso schnell wieder, weil Parzival nicht die richtigen Fragen gestellt hat.

Parzivals Weg zum König und zum Gral führt über viele Hindernisse und Wirrungen letztlich doch zum Ziel.

[S. Parzival von Wolfram von Eschenbach.]

Doch was bedeutet dieses wundersame und «heilige» Gefäss?

Der Gral, der weibliche Schoss und das Blut

Das gemeinsame Heiligtum

Neues Leben und neuen Realität

Das Land und die Jungfrau auf der einen Seite, der Gralskönig auf der anderen und in ihrer Mitte der Gral, aus welchem Fülle, neues Leben und neue Realität wächst: Diese grossen Archetypen weisen auf die Liebe zwischen Mann und Frau hin, welche im gemeinsamen Heiligtum, im Schoss der Frau, ihre Erfüllung findet. Hier kommt auch der Held von seinem Streben zur Ruhe und findet neue Lebenskraft.

[S. Die Göttin und ihr Heldenkönig | Der weibliche Schoss als Gral | Die Jungfrau – Wunder wirkende Liebe und Potenzial und Männlich und weiblich und die Erschaffung neuer Realität.]

Das Leben – verborgen in der Materie

Man kann sagen, dass die Liebe und das Leben im grossen Weiblichen, das heisst in der Materie “begraben” worden ist. Das Grosse Weibliche ist lebendige Materie, ist die Göttin! 

Zum grossen Weiblichen gehören: alle Frauen, alle Menschen, das Land, die Erde und die ganze Schöpfung
Lebendige, empfangende und Realität gestaltende Materie (weiblich):
  • Die Frau, alle Frauen: Sie können Samen aufnehmen und neues Leben gebären.
  • Der menschliche Körper: Er nimmt Impulse des Bewusstseins („männlich“) auf und setzt sie in Worte, Taten und neue Realität um.
  • Das Kollektiv (Gruppe, Volk, die ganze Menschheit): Es reagiert auf Information, zum Beispiel auf Nachrichten, mit Stimmungen und Handlungen. Es nimmt auch die Instruktionen des Herrschers auf und gestaltet diesen entsprechend neue Realität (führt Weisungen aus, wie zum Beispiel den Bau von Strassen).
  • Die Erde: Sie kann Samen aufnehmen und Wachstum ermöglichen. Sie reagiert auch auf unterschiedlichste Impulse aus dem Kosmos oder aus menschlichem Verhalten, z. B. mit Klimaerwärmung.
  • Die ganze Schöpfung: Sie ist der Vergänglichkeit preisgegeben und damit in der „Unterwelt“.

 

Das Weibliche als lebendige Materie, die Samen oder Impulse aufnehmen und neue Realität gebären kann, gehört per Definition zum Unbewussten.

Die Göttin 3-in-1: Jungfrau (Potenzial), Mutter (Realität), Grosse Mutter (Schicksal und Naturgewalten)

Die Göttin als das grosse Weibliche symbolisiert die lebendige Materie in drei Aspekten, welche den drei Lebensphasen der Frau entsprechen:

  1. Die Jungfrau als Potenzial, Äther oder Meer aller Möglichkeiten (weiss)
  2. Die Mutter als lebendige Realität und materielle Wirklichkeit (rot)
  3. Die Grosse Mutter, Lebenskraft in der Materie, als Naturgewalten und Schicksal (schwarz)

[S. Weibliche Ganzheit – die Göttin 3-in-1.]

Der Gral als Leben spendendes Gefäss gehört zu den beiden ersten, also zur Jungfrau und Mutter, deren Schoss fruchtbar ist.

Doch was hat nun also der Gral konkret mit dem Kelch Christi zu tun?

Blut für Leben: ganze Hingabe

Weibliches Blut und männliches Blut

Menstruationsblut und Herzblut 

Die Fähigkeit der Frau, neues Leben hervorzubringen, hängt mit ihrer Monatsblutung zusammen. So sagte der antike Mensch: “Die Seele (das Leben) ist im Blut”. Dass Leben und Blut zusammenhängen, kann man auf auch bildhaft interpretieren, denn … 

Einerseits wächst im weiblichen Schoss neues Leben heran. Andererseits kann der liebende Mensch auch Lebenskraft schenken, indem er Herzblut gibt, sein Leben in Beziehungen investiert, indem er Menschen Liebe, Ermutigung und Empathie und auch Nahrung und Wärme gibt.

Fünf Prüfungen der Hingabe: Der Heldenweg

Hingabe zum Leben und Sterben des Egos

Die ist denn auch der Heldenweg des liebenden Bewusstseins: Er bedeutet, die Liebe in allen Bereichen der Existenz zu leben. Dabei geht die Hingabe an das Leben häufig mit einem inneren Sterben einher, nämlich mit dem Sterben des Egos, der Identität der Trennung und der Macht. In fünf Prüfungsphasen wird der Mensch geprüft, ob er bereit ist, sein ganzes Sein für ein höheres Ziel in die Waagschale zu legen. Besteht er diese Prüfungen, gewinnt er Zugang zum umfassenden Geist (VATER) und das ewige Leben (MUTTER). [S. Vom Ego zum Selbst und Sterben und Auferstehen: Im Hier und Jetzt!.]

Der Schoss der Frau als Gral (Hilma af Klint, Evolution Nr. 4)

“Evolution Nr. 4” von Hilma af Klint für den weiblichen Schoss als Gral.

Der Kelch Christi: Blut und Leiden

Hingabe an das Weibliche, das Leben selbst 

Der Wille des Vaters

Auch die Lebenskraft, die Christus/Messias als der Gottesheld verschenkt, steht mit Blut und Leiden im Zusammenhang. Dabei kommt in der Überlieferung auch ausddrücklich das Wort Kelch zum Tragen.
So betete Jesus im Garten Gethsemane zu seinem Vater im Himmel:

Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber! Doch nicht wie ich will, sondern wie du. […] Wiederum, zum zweiten Mal, ging er hin und betete und sprach: Mein Vater, wenn dieser ⟨Kelch⟩ nicht vorübergehen kann, ohne dass ich ihn trinke, so geschehe dein Wille![1]

Doch warum?

Die Frage ist:

Weshalb verlangt der liebende Vater etwas Derartiges von seinem Sohn? Und warum erscheint es in der Gestalt eines Kelches?

Ausgangslage: die verlorene Schöpfung, dem Tod geweiht

Eine gefallene und geknechtete Schöpfung in der Unterwelt

Ausgangslage ist die schmerzhafte Tatsache, dass sich die Schöpfung mythologisch gesprochen «in der Unterwelt» befindet. Dies ist ein Bild dafür, dass sie aufgrund von Ausbeutung und Unterdrückung in Negativität (Leiden, Krankheit und Tod) geraten ist, und damit in tiefe Unbewusstheit. Dies ist erstaunlicherweise bereits in den ersten Überlieferungen ein Thema.

[S. Der sumerische Schöpfungsbericht und Das Grosse Weibliche, das Leben selbst, in der Unterwelt.]

Rettung durch den liebenden Vater

Der Weg in die Unterwelt, in das Reich des Todes

Doch der liebende Vater sieht die Not. Um das grosse Weibliche aus der Negativität und Herrschaft des Todes erlösen, muss er sich selbst dorthin, in die Unterwelt, das Reich der Schatten und des Todes begeben. 

Der Kelch Christi: die Hingabe des Sohnes 

In der Kraft seines Sohnes gibt er sich mitten hineine in die lebendige Materie (das Grosse Weibliche), unter die Menschen und ins innerste der Existenz, in das Reich der Schatten und des Todes.  Der Sohn (der auch die Potenz des Vaters symbolisiert) sät die Samen des Wortes von der Liebe des Vaters, die in Heilung und Vergebung zum Ausdruck kommen.

Sterben und Auferstehung

Danach “stirbt” er (die Potenz) folgerichtig, löst sich auf und vereints sich so mit dem grossen Weiblichen, dem Leben selbst das in der Unterwelt ist. So zeugt er die neue Schöpfung der Liebe, die aus diesem innersten Schoss der Existenz zum Licht empor wächst. 

Der Gral als der Kelch Christi bedeutet die Tatsache des Leidens der Welt (des grossen Weiblichen) an Gewalt, Missbrauch, Ungerechtigkeit und Ausbeutung. Der Gesalbte identifiziert sich damit und vereint sich im Sterben mit dem Weiblichen. Dabei gibt sich in der Kraft der Liebe des Vaters hin, die stärker ist als der Tod und eine neue Schöpfung erzeugt.

Der Gral und der Kelch Christi: Das Leben im Blut

Läuterung auf dem Weg durch die Unterwelt, inneres Sterben

Auferstehung am dritten Tag

Die Überlieferungen verwenden häufig drei Tage als die göttliche Zahl, die ein neues Bewusstsein andeutet. So steht die sumerische Göttin der Liebe am dritten Tag aus ihrer Teenager-Depression auf, um ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen (s. Inanna und Gilgamesh). Später macht sie sich aus eigener Entscheidung auf den Weg in die Unterwelt, wo sie getötet und am dritten Tag vom liebenden Vater wieder auferweckt wird (s. Inannas Auferstehung).

Die jüdische Überlieferung erzählt von drei Tagen Finsternis als der neunten Plage und Rettung jener, die das Blut des Lammes an die Türe gestrichen haben. (Was dies mit der Paarbeziehung zu tun hat, s. Die 10 Plagen Ägyptens).

Die christliche Überlieferung erzählt von der Auferweckung von Jesus am 3. Tag nach seiner Kreuzigung.

Der Weg durch die Unterwelt ist das Symbol für die Integration des Schattens, welche zu Versöhnung und Ganzheit führt. Das geht meistens nicht ohne Leiden, denn das Ego muss sterben.

Die tiefen Weisheiten der Überlieferungen gelten immer im Kleinen wie auch im Grossen. So beschreiben sie den männlichen und weiblichen Weg einerseits als Weg des Kollektivs (des Herrschers und seines Volkes) und andererseits auch als den persönlichen Weg von Mann und Frau.

[S. Brot und Wein: Läuterung männlich und weiblich, Körper und Seele.]

So haben beide, sowohl die weibliche wie auch die männliche Seite, den Weg durch die Unterwelt gemacht. Aus ihrer Vereinigung entsteht die neue Schöpfung der Liebe, welche ewig währt.

Und zu meinem ganz persönlichen Zugang zu diesem grossen Thema:

Der Morgenstern und meine Reise durch Raum und Zeit

Tulpe-Gral-Kelch

Endnoten:

[1] Evangelium nach Matthäus, Kapitel 26, Verse 39-42

[2] Evangelium nach Matthäus, Kapitel 26,31 mit Verweis auf den Propheten Sacharja, Kapitel 13, 7: “Wach auf, Schwert, gegen meinen Hirten und gegen den Mann, der mein Gefährte ist!, spricht der HERR der Heerscharen. Schlage den Hirten, dass die Schafe sich zerstreuen! Und ich werde meine Hand den Kleinen zuwenden.”


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