5. Scheitern, Feuerprobe (7 Aspekte)
Der Sturz aus der Höhe: «Hochmut kommt vor dem Fall» (höheres Bewusstsein, 7)
In meinem Wagen legte ich meinen Kopf auf das Lenkrad. Ich fühlte mich elend:
– So weit ist es gekommen, sagte ich mir: Um ein Haar hätte ich Debbie betrogen … – Was soll ich tun??? Ich beschloss, den Tatsachen ins Auge zu sehen und Debbie nichts zu verschweigen. Schlimmer konnte es mit uns ohnehin nicht werden … oder doch?
Als ich nach Hause kam, war Debbie noch auf. Sie hatte offensichtlich wieder getrunken, sah kampflustig aus und durchbohrte mich mit ihrem Blick:
– Wo warst du denn so spät?
– In einer Bar … mit meiner Sekretärin, antwortete ich wahrheitsgetreu.
– Ach …!, sagte sie und es fiel mir schwer, ihren Tonfall zu deuten.
Ich erzählte ihr, dass wir noch etwas zu besprechen gehabt hätten, dass ich genug von den Abenden im Büro hatte und darum die Bar vorgeschlagen hatte:
– Das war aber nicht wirklich eine gute Idee, schloss ich und blickte Debbie unsicher an.
– Oh! Hat sie sich an dich rangeschmissen?, wollte sie wissen und in ihrer Stimme schwang Neugierde mit.
– Ja, sagte ich.
– Und???, bohrte sie weiter.
– Nichts! – Du bist meine Frau, antwortete ich.
Debbie sah fast etwas enttäuscht aus. Zögernd und nachdenklich meinte sie schliesslich:
– Dann bist du ja besser als ich …
Als ich sie fragend anblickte, rückte sie mit der Sprache raus:
– Ich habe mich verliebt … Wollte schon länger mit dir darüber reden … Sorry …!!!
– Wie bitte ???
Bewusstsein verloren – (Bewusstwerdung: 1)
DEBBIE
Sie erzählte mir, dass sie eine intime Beziehung mit einem etwas älteren Mann angefangen hatte.
– Kenne ich den Typen?, wollte ich wissen.
– Nur flüchtig. Du hast ihn mal bei unseren Freunden, den Hubers, getroffen. Es ist ihr Architekt: Robert Meier, ein sanfter, verständnisvoller Mann. Seine Gegenwart tut mir gut, denn er ist anders als du, nimmt sich Zeit, und hat immer ein Ohr für mich …
Ich suchte in meinen Erinnerungen und schüttelte schliesslich innerlich den Kopf. Den Mann hatte ich als eitle, eher etwas hilflose Gestalt wahrgenommen. Debbie fuhr fort:
– Ich möchte von hier ausziehen, in eine eigene Wohnung. Denn ich empfinde, dass ich Zeit brauche für mich, Zeit um nachzudenken. – Ich weiss nicht, wie’s weitergehen wird, fügte sie hinzu.
– Debbie! Lass uns nichts überstürzen!, sagte ich und blickte sie flehend an.
Aber ich sah Entschlossenheit und Abwehr in ihren Augen, darum lenkte ich widerstrebend ein.
– Ok! Nimm Dir eine Wohnung. Wir trennen uns vorübergehend und ich gebe dir Zeit! Besprechen wir in drei Monaten, wie’s weitergehen soll?
Sie lächelte mich dankbar an.
– Ok! Du bist wirklich ein grosszügiger Mensch, sagte sie und fügte hinzu: Danke, dass du mir keine Vorwürfe machst!
MEIN EGO
Es war hart für mich. Ich war zornig und sehr gekränkt. Brigitte nahm natürlich meinen Zustand wahr und erkundigte sich, ob es mir nicht gut gehe. Ich antwortete ihr wahrheitsgemäss, dass ich in einem Prozess der Selbstklärung sei.
Wie konnte es nur so weit mit uns kommen?, fragte ich mich. Gewiss, vieles war nicht richtig gelaufen. Ich musste mir eingestehen, dass ich Debbie vernachlässigt hatte. Wenn ich doch bloss die Zeit zurückdrehen könnte!
Ein ungutes Gefühl beschlich mich. Die drei Monate erschienen mir wie eine Ewigkeit. Als die Zeit um war, wartete ich eine Woche und noch eine weitere.