Goldspur

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Das Thomas-Evangelium – Sprüche zur Selbsterfahrung

Thomas und Jesus (Joh 20,24-29)

By on 12. November 2020

Thomas und Jesus (Joh 20,24-29)

Das Thomas Evangelium

Das Thomas-Evangelium wurde nicht in den Kanon aufgenommen, sondern zählt zu den apokryphen Schriften. Seine Quelle ist aber ebenso belegt wie die der anderen Evangelien.

[Zum Wikipedia-Artikel über das Thomas-Evangelium]

Entstehung des Thomas Evangeliums

Dazu einen Auszug aus einem Text der Deutschen Bibelgesellschaft zum Thomas-Evangelium:

Das Thomasevangelium ist Teil eines Handschriftenfundes in der Nähe der ägyptischen Stadt Nag Hammadi, wo im Dezember des Jahres 1945 eine ganze Reihe frühchristlicher Schriften entdeckt wurden.

Die in Nag Hammadi gefundene Sammlung von 13 Codices, die in Tonkrügen verwahrt worden waren, enthält mehr als 50 verschiedene Schriften. Allen dort gefundenen Handschriften ist gemeinsam, dass sie nicht allgemein von der damaligen Christenheit akzeptiert waren.
[…]
Über die Abfassungszeit des Textes gibt es unterschiedliche Ansichten. Einige Forscher gehen so weit, anzunehmen, dass das Thomasevangelium als reine Spruchsammlung sogar älter sein müsse als die biblischen Evangelien. Meist wird jedoch die Zeit um die Mitte des zweiten Jahrhunderts angenommen, in der Überlieferung ist ein Werk mit diesem Titel seit der Mitte des dritten Jahrhunderts bekannt. Einzelne Sprüche können in frühere Zeit zurückreichen. Und damit wäre dieser Text um einiges jünger als die kanonischen Evangelien.

Das Thomas-Evangelium und Selbsterfahrung

Der Quantenphysiker und Philosoph Ulrich Warnke schreibt in seinem Buch „Quantenphilosophie und Spiritualität“, in Kapitel 9 („Alchemieweist den Weg“):

Während des Konzils von Nicäa im Jahre 325 wurden die zur Selbsterfahrung aufrufenden apokryphen Schriften von den zur Macht gekommenen Kirchenfunktionären ausgesondert, weil man gezielt einen an Dogmen orientierten Glauben etablieren wollte. Menschen, die auf eigenen Bewusstseinswegen zu besonderen Erkenntnissen gelangen konnten, wären nicht so beherrschbar gewesen, wie es vorgesehen war. Deshalb wurden diese Erfahrungswege als Irrlehre bezeichnet[…].

Zum Inhalt des Thomas-Evangeliums

Das Thomas-Evangelium ist in 114 Logien (Sprüche) eingeteilt.
Es enthält neben Sprüchen, die den Aussagen der biblischen Evangelien entsprechen, auch solche, die zur Selbsterfahrung aufrufen.

[Zum ganzen Inhalt des Thomas-Evangeliums]

Ein paar Beispiele von Sprüchen aus dem Thomas-Evangelium:

Logion 3

Aber das Königreich ist in euch, und es ist außerhalb von euch. Wenn ihr euch erkennen werdet, dann werdet ihr erkannt, und ihr werdet wissen, daß ihr die Söhne des lebendigen Vaters seid. Aber wenn ihr euch nicht erkennt, dann seid ihr in der Armut, und ihr seid die Armut.“

Logion 11

Die [seelisch] Toten leben nicht und die [wahrhaft] Lebendigen werden nicht sterben. Damals seid ihr aus einem zwei geworden. Aber nun, da ihr zwei seid, was sollt ihr jetzt werden? [wieder eins..?]

Logion 19

Im Paradies gibt es fünf Bäume [des Lebens], die sich weder im Sommer noch im Winter verändern. Ihre Blätter fallen nicht ab. Wer sie wahrnimmt, wird nicht sterben. [S. 5 Bäume des Lebens.]

Logion 22

Jesus sprach zu ihnen: „Wenn ihr die zwei zu eins macht und wenn ihr das Innere wie das Äußere macht und das Äußere wie das Innere und das Obere wie das Untere und wenn ihr das Männliche und das Weibliche zu einem einzigen macht, so daß das Männliche nicht männlich und das Weibliche nicht weiblich ist, und wenn ihr Augen macht anstelle eines Auges und eine Hand anstelle einer Hand und einen Fuß anstelle eines Fußes, ein Bild [ει̉κών] anstelle eines Bildes, dann werdet ihr in [das Königreich] eingehen.“

Lg 22: Deutung/Erweiterung:

Jesus sprach zu ihnen: „Wenn ihr die zwei [männlich und weiblich] zu eins macht und wenn ihr das Innere [Seele = geistig, «weiblich»] wie das Äußere [Körper = Materie, «männlich»] macht und das Äußere wie das Innere und das Obere [Geist] wie das Untere [Materie] und wenn ihr das Männliche und das Weibliche zu einem einzigen macht [durch Liebe integriert und vereint], so daß das Männliche nicht männlich und das Weibliche nicht weiblich ist, und wenn ihr Augen [Erkenntnis des Verstandes und des Herzens] macht anstelle eines Auges [Erkenntnis nur des Verstandes oder der Gefühle] und eine Hand [Symbol für emotionale Einheit des Herzens, weiblich und männlich] anstelle einer Hand und einen Fuß [Symbol für körperlich-sexuelle Einheit, männlich und weiblich] anstelle eines Fußes, ein Bild [Einheit, Ganzheit] anstelle eines [Götzen-]Bildes, dann werdet ihr [in das KönigreichGottes] eingehen.“
(Kursive Hervorhebungen und Anmerkungen in Klammern durch die Autorin).

 [S. Männlich und weiblich, die beiden Ur-Kräfte der Schöpfung und Vater und Mutter, Geist und Materie.]

Logion 24

Seine Jünger sprachen: „Zeige uns den Ort [τόπος], an dem du bist, da es notwendig ist für uns, daß wir ihn suchen.“
Er sprach zu ihnen: „Wer Ohren hat, möge hören! Es ist Licht drinnen im Menschen des Lichts, und er erleuchtet die ganze Welt. Scheint er nicht, ist er Finsternis.“

Logion 67

Jesus sprach: „Wer das All erkennt, sich selbst aber verfehlt, verfehlt das Ganze.“

Logion 106

Jesus sprach: „Wenn ihr die zwei zu eins macht, werdet ihr Söhne des Menschen werden. Und wenn ihr sagt: Berg, bewege dich fort, wird er sich fortbewegen.“

Nachweis: Titelbild (Inhaltsangabe und Quelle)

«Christus erscheint dem Thomas»: Buchmalerei (um 1472 ? zu Joh. 20, 24-29) aus der «Devotionale Abbatis Ulrici Rösch:, in der Stiftsbibliothek St. Gallen. Quelle: Joachim Schäfer – Ökumenisches Heiligenlexikon.


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