Thomas erzählt weiter:
Eine unglaubliche Geschichte, sage ich euch, was sich an diesem Wochenende, das heisst am vergangenen Freitag ereignete! Ich bin noch immer sprachlos. Es war fast wie im Märchen …
Vor dem König
Die Wahrheit am Licht (wieder die Königstochter)
Es begann damit, dass Richard, der CEO unserer Firma, mich in sein Büro rief. Linda war auch da. Er sprach ohne Umschweife und wollte wissen: «Thomas! Warst du derjenige, der unseren Konkurrenten Gavin dazu bewegte, seinen Fehler einzugestehen und unser Produkt wieder in unsere Hände zu geben?»– «Die Umstände fügten sich so, dass ich sein Vertrauen gewann,» antwortete ich. Nun blickte Richard Linda an und nickte: «Es ist also, wie du sagtest». Linda lächelte mich ermutigend an.
Anerkennnung
Da machte Richard plötzlich einen Schritt auf mich zu und legte väterlich den Arm um meine Schulter. Es kam für mich völlig unerwartet, doch es ging noch weiter. Richard sagte mit fester Stimme: «Thomas, ich bin froh, dass du bei uns gelandet bist! Auf dich ist Verlass. Weisst du, ich habe schon lange nach einem zweiten Junior-Partner Ausschau gehalten. Es würde mich sehr freuen, wenn du diese Stelle annehmen würdest.»
Ich war überrascht und zunächst sprachlos.
«Was ist denn mit Leo?», wollte ich wissen, «er ist doch schon viel länger bei euch und hat eine höhere Position? » Wieder lächelte Richard und sagte: «Diese Niederlage bleibt ihm erspart. Er hat gekündigt. Er will sich selbstständig machen.»
Zusammenarbeit?
Als sich meine Augen mit Lindas trafen, spürte einen Stich im Herzen, denn ich fragte mich, wie sich wohl eine Zusammenarbeit mit ihr gestalten würde, und was jetzt mit Anna war. Linda schien mein Zögern wahrzunehmen und schenkte mir wieder dieses Lächeln, das Zuversicht ausströmte.
Farbe und Liebe bekennen
Ohne meine Antwort oder mein Einverständnis abzuwarten, sagte Richard: «So! Jetzt wird gefeiert! Es ist schon alles bereit. Wir haben diesmal unsere Mitarbeiter mit Partnern eingeladen!»
Er öffnete die Tür zum Konferenzraum, wo bereits ein fürstlicher Imbiss aufgedeckt war. Es befanden bereits schon viele Leute im Raum, darunter auch Leo. Er kam geradewegs auf mich zu und an seiner Seite war … Ich war völlig überrumpelt: Anna!
Beide strahlten.
Vor langer Zeit
Leo sagte: «Ich muss mich bei dir entschuldigen, dass ich dich bei Anna anschwärzte. Weisst du, als wir uns wieder trafen, nach so vielen Jahren, da habe ich wohl ein bisschen den Verstand verloren …» Ich verstand gar nichts mehr. «Nach so vielen Jahren?» – «Ja!», warf Anna eifrig ein: «Wir gingen zusammen zur Schule!» – «Anna war immer meine Traumfrau», fügte Leo stolz hinzu.
Eine neue Freundschaft
Mit schwirrte der Kopf und kurz fühlte es sich an, als würde ich den Boden unter den Füssen verlieren. Ich war sprachlos. Leo rückte nun ganz nahe an mich heran und sagte leise: «Ich habe noch etwas in Ordnung zu bringen». Er räusperte sich und meinte: «Es tut mir leid, dass ich manchmal so unfreundlich zu dir war. – Danke umso mehr, dass du niemandem etwas von meinen „Beziehungen“ zu Gavin gesagt hattest, das rechne ich dir hoch an!» «Ist schon ok,» murmelte ich und es war mir noch immer mulmig zumute.
Anna strahlte Leo an und sagte: «Siehst du, ich sagte dir ja, es würde kein Problem sein, Tom ist nicht so.»
Raum für Liebe
Da Linda stand plötzlich Linda neben mir. Sie legte ihre Hand auf meinen Arm und drückte mir ein Glas Champagner in die Hand. Ich nahm einen Schluck und blickte in ihre dunklen Augen. Dabei fühlte ich, dass ich plötzlich ruhig wurde. Einem Impuls folgend beugte ich mich zu ihrem Ohr und hauchte: Danke!», wobei meine Lippen mit einem Hauch ihre Wange berührten.
Der Eisenhans und drei Königreiche
Erstes Königreich
Richard hatte sein Glas erhoben, liess es klingen und sagte mit lauter Stimme: «Hiermit verkündige ich eine Veränderung in der Geschäftsleitung. Seit geraumer Zeit haben wir einen neuen Mitarbeiter, den man nicht unterschätzen darf. Er hat viel dazu beigetragen, dass wir heute hier feiern können!» Damit legte er die Hand auf meine Schulter und blickte wieder in die Runde: «Es freut mich, euch unseren neuen Junior Partner vorzustellen: Thomas! – Du bist doch einverstanden – oder?» lachte er. Einige klatschten Beifall.
Das innere Kind
«Und ich habe noch eine Überraschung für euch alle!», fuhr Richard fort. Er ging zu Tür und öffnete sie. Herein kam Gavin – ebenfalls in Begleitung. An seiner Seite war Lilo! Ihre Augen leuchteten und sie lächelte mich an. Gavin kam direkt auf mich zu und klopfte mir in seiner überschwänglichen Art auf die Schulter.
«Leute, ich muss euch etwas mitteilen!», ergriff er das Wort: «Es ist Zeit, dass unsere beiden Firmen wieder mehr zusammenarbeiten. Aber ich habe mich entschlossen, mich zurückzuziehen, denn ich will meinen Lebensabend geniessen …». Dabei wandte er sich zu Lilo, die ihn anlächelte und sagte: «Mit dieser Frau!»
Zweites Königreich
Gavin richtete sich an die Versammelten und fuhr fort: «So habe ich die Sache mit Richard besprochen. Er meinte, bei einem Zusammenschluss könnte Thomas meinen Zweig übernehmen. Das halte ich für eine gute Idee! Schliesslich war Thomas ja entscheidend daran beteiligt, dass wir uns wieder näher kamen!» Dabei wandte er sich an mich blinzelte er mir zu.
Laut sagte er: «Thomas, ich habe dich als kompetenten, zuverlässigen Mann erlebt, und du strahlst auch eine natürliche Autorität aus. Was meinst du? Bist du dabei?»
Es war nun wirklich alles etwas viel für mich. Ich zuckte die Schultern und lachte:
«Na ja, wenn ihr meint … Natürlich!»
Drittes Königreich
Nun erhob Linda ihr Glas und liess es mit meinem zusammenklingen. «Darauf wollen wir anstossen!, rief sie.
«Das Buffet ist hiermit eröffnet!», verkündete Richard: «Bedient euch!»
Dann kam er zu uns sagte: «Ich werde mich auch langsam aus dem Betrieb zurückziehen. Aber ich bin zuversichtlich, dass ihr die Sache gut weiterführen werdet. Linda kennt den Betrieb und hat mich schon lange kompetent vertreten.» Dabei blickte er sie väterlich an.
«So ist es!», antwortete sie und zwinkerte mir zu: «Gemeinsam werden wird das packen.»
Hochzeit
Nun nahm Paul mich etwas zur Seite und sagte:
– Wie du wohl gemerkt hast, Thomas, halte ich grosse Stücke auf Linda. Sie ist wie eine Tochter für mich. Und nun – nun habe ich noch einen Sohn gewonnen! Ich bin sehr glücklich darüber – für sie, für euch beide!»