Thomas erzählt weiter:
Krieg
Wir haben ernste Probleme in der Firma. Wir hatten dieses neue Produkt, an dem wir lange geforscht und gearbeitet haben. Doch nun ist unsere Partnerfirma genau mit diesem Produkt an den Markt gelangt und verkauft es als ihr eigenes. Dies ist natürlich eine Katastrophe für uns!
Hunkepus und die verborgenen Ressourcen
An einer Krisensitzung sagte Richard, der CEO, er wolle die Bande vor Gericht ziehen. Linda räumte richtigerweise ein, dass wir dazu Beweise bräuchten. Die Diskussion ging hin und her. Ich weiss nicht, was mich dazu trieb, aber ich sagte: „Man sollte sich bei denen mal ein bisschen umschauen …“. Leo, unser Teamleiter, grinste und sagte ironisch: „Natürlich! Du wirst da reinspazieren und sagen: Zeigt mir mal, wie ihr unsere Idee geklaut habt … und sofort werden sie dir alles auf den Tisch legen!“ Er lachte laut, und die Anderen stimmten mit ein.
«Eisenhans!»
Da kam mir der Zufall zur Hilfe. Es war Freitagabend und so ging ich in eine Bar in der Nähe. Da traf ich auf Gavin, den CEO von unserer Konkurrenzfirma! Er kam gleich zu mir herüber und sagte laut: „Na, da haben wir ja unseren Branchenneuling!“. Dabei klopfte er mir jovial auf die Schulter und wollte wissen: „Wie läufts denn so im Geschäft?“ – „Na ja, nicht so gut …“, antwortete ich ausweichend. „Probleme – ha?“, gluckste er angeheitert. Offensichtlich hatte er schon einiges getrunken. „Ach, mach dir nichts draus!!», fuhr er fort: «Ist ja auch ein Saftladen! Die lassen kein gutes Haar an einem … Hast wohl einen schweren Stand da?!“ Er grinste mich vielsagend an.
Ein Schlachtross
Als ich ihn fragend anblickte, meinte er: «Na ja, spricht sich so einiges rum …», um gleich wohlwollend fortzufahren: „Bei uns läuft’s gut! Schau doch mal bei uns rein! Wir finden schon noch ein Plätzchen für dich!“. Ich nickte und sagte: „Das werde ich tun». Entschlossen, die Gelegenheit gleich beim Schopf zu packen, fragte ich ihn: «Wann kann ich denn kommen?“ Gavin zuckte mit den Schultern: „Wann immer du willst!“
… und ein ganzes Heer
Am Montag meldete ich mich von der Arbeit ab und erschien stattdessen in der Partnerfirma. Gavin kam herbeigestürmt und begrüsste er mich mit seiner überschwänglichen Art: „Ah! Tom! Das ging aber schnell! Bist du desertiert? Haha! Willkommen bei uns!!!“ Er führte mich kurz durch das Gebäude und zeigte mir alle Räumlichkeiten. Dann brachte er mich in ein Büro: „He Leute! Wir haben hier einen Neuling, der etwas bei uns schnuppern will!“ – „Das stimmt!“, nickte ich und konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Gavin klopfte mir auf die Schulter und sagte: „Also! Zeig mal, was du kannst!“. Dann verschwand er wieder in seinem Büro.
Ansonsten schien sich aber niemand wirklich für mich zu interessieren. So hatte ich Zeit und Gelegenheit, rumzuspazieren und mich gründlich umzuschauen. Es war nicht schwierig, an die Informationen zu unserem Produkt zu kommen. Sie lagen überall herum. Dabei entdeckte auch zufällig auf einigen Unterlagen Leos Kontaktdaten.
Eisenhans und der Sieg über den Feind
Nachdem ich genug gesehen hatte, ging ich zu Gavin und konfrontierte ihn. Ich sagte: «Ich habe gesehen, dass ihr unser Produkt gestohlen habt, und habe nun genug Beweise.“ Gavin holte Luft, aber ich liess ihm keine Zeit, etwas zu sagen, sondern fuhr fort, dass er sich bei Richard entschuldigen solle. Zudem verlangte ich, dass er öffentlich richtigstellen solle, dass wir das Produkt entwickelt hatten. Als Letztes riet ich ihm Richard auch allfällige Gewinne aus den Verkäufen zurückzuerstatten. «Wenn nicht, werden wir dich und deine Firma vor Gericht ziehen!“
Richard war erbleicht und so räumte noch ein: „Weil du wohlwollend und grosszügig zu mir sein wolltest, werde nichts von unserem Gespräch verlauten lassen, wenn ich bald höre, dass du die Bedingungen erfüllt hast.“
Weiterhin bedeckt
Am nächsten Tag erschien ich wieder wie gewohnt zur Arbeit. Im Laufe des Vormittags wurden wir zu einer Sitzung einberufen. Als wir kamen, waren bereits Richard und Linda im Gespräch. Richard strahlte, als er sich an uns alle richtete. Er sagte: „Etwas Unglaubliches ist geschehen …“ Er berichtete, dass Gavin ihn kontaktiert hatte, um uns zu unserem guten Produkt zu gratulieren. Einiges sei falsch gelaufen, weshalb es irrtümlicherweise so ausgesehen habe, als sei es sein Produkt, aber er werde das natürlich offiziell richtigstellen.“ Die meisten starrten Richard ungläubig an. Aber unter allen war grosse Erleichterung spürbar.
Wer ist der fremde Ritter? Neugierde der Königstochter
Leo wandte sich zu mir und sagte ironisch: „Ah, bist du heute auch wieder zurück? Na, hast du dich an deinem verlängerten Wochenende gut erholt?!» – „Es gab einiges zu tun“, sagte ich nur.
Linda blickte mich überrascht an und meinte: «Ach! Du warst gestern gar nicht hier …?!»