Goldspur

Der Ewigkeit auf der Spur

Der Ring der Macht und der dunkle Herrscher

Der Ring der Macht

By on 8. August 2024

Ring der Macht in J.R. Tolkiens Epos

Der Ring der Macht und der dunkle Herrscher

Dieser Beitrag handelt von der dunklen Seite, von der Macht, welche die Menschen immer wieder lockt und ins Verderben treibt. Dabei dient hier der Ring der Macht aus Tolkiens Epos Der Herr der Ringe der Veranschaulichung fundamentaler Prinzipien.

Die Macht des Rings

Übernatürliche Kräfte

H.R. Tolkiens Trilogie «Der Herr der Ringe» handelt von einem Ring der Macht, welcher von einem dunklen Herrscher in einem Feuerberg geschmiedet wurde. Der Ring verleiht übernatürliche Kräfte, wenn auch zunächst nicht klar ist, auf welche Art. Als erstes erfährt man, dass der Ring seinen Träger unsichtbar machen kann und auch seinen Alterungsprozess verlangsamt.

Die dunkle Seite

Doch schnell versteht man auch: der Ring korrumpiert. Denn je länger jemand in seinem Besitz ist und je häufiger er ihn angezogen hat, umso stärker gerät er in seinen Bann. Dabei wird der Ringträger unweigerlich auf die dunkle Seite gezogen, wird süchtig nach dem Ring und begehrt nichts anderes mehr. Hinzu kommt, dass – während er für Normalsterbliche unsichtbar wird – er für die dunklen Mächte umso sichtbarer und auch greifbarer wird.

Schwarze Magie: FEUER!

Ausserdem hat der Ring eine bemerkenswerte Eigenschaft: Er lässt sich durch normales Feuer nicht erhitzen, sondern bleibt kalt. Hingegen erscheint dabei in feurigen Lettern diese Inschrift, die auf seine Bestimmung hinweist:

«Der Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.»

Der Ring der Macht

Knechtschaft und die Macht des dunklen Herrschers

Die Stichworte “Dunkel” und “Binden” sprechen Unbewusstheit («Dunkel») und Unfreiheit (“Knechtschaft”) an. So gehört zur “dunklen” (weil verdichteten) Seite der Bereich der Materie, des Körpers und der Triebe. – Tatsächlich kann der Mensch von seinen Trieben geknechtet sein. Dahinter steckt dann das Ego als der dunkle Schattenherrscher, das als negativer Antrieb in der Materie durch den Teufel oder Schmerzkörper symbolisiert ist.

Das Epos “Der Herr der Ringe” als Variante des babylonischen Gilgamesh-Epos

Die Bilder und Symbole, die im Epos “Der Herr der Ringe” verwendet werden, sind sehr anschaulich und zeigen die Dynamik des “Bösen” auf.
Darum im Folgenden nun also eine Betrachtung der Mechanismen der Macht im Zusammenhang mit Tolkiens geheimnisvollen Ring.
Dabei gilt zu erwähnen, dass Tolkiens Epos “Der Herr der Ringe” eine fantasievolle Ausgestaltung und tiefgründige Interpretation des Babylonischen Gilgamesh-Epos darstellt (s. Tolkien und das Gilgamesh-Epos im Vergleich).

Grundlage: die Bedeutung des Rings

Zugang zu den Schätzen der Existenz

Der Ring als Öffnung zum innersten Kern

Der Ring symbolisiert die Öffnung ins Weibliche und damit den Zugang zur lebendigen Materie und zum Geheimnis des Lebens. Dieses ist nämlich im Schoss des Weiblichen verborgen, im innersten Kern der Materie.

Zum grossen Weiblichen gehören: die Frauen, das Volk, das Land, die Erde ...

Das kollektive Weibliche als “Göttin”

Als «weiblich» im Sinn von empfangender und Realität gebärender Materie sind zu bezeichnen:

  • Frauen: Sie können Samen aufnehmen und neues Leben gebären.
  • Der menschliche Körper: Er nimmt Impulse des Bewusstseins („männlich“) auf und setzt sie in Worte, Taten und neue Realität um.
  • Das Kollektiv (Gruppe, Volk, die ganze Menschheit): Es reagiert auf Impulse (zum Beispiel in Form von Informationen wie Nachrichten) mit Stimmungen und Handlungen. Es nimmt auch die Instruktionen des Herrschers auf und gestaltet diesem entsprechend neue Realität (führt Weisungen aus, wie zum Beispiel den Bau von Strassen).
  • Die Erde: Sie nimmt Samen auf und lässt wachsen. Zudem reagiert sie ebenfalls auf unterschiedlichste Impulse (“Geist”), zum Beispiel aus dem Kosmos (wie Sonnenaktivität) oder auf menschliches Verhalten mit globalen Erscheinungen wie Klimaerwärmung oder Vulkanismus und Abkühlung. (Dabei bedeutet der “Kosmos” in den Überlieferungen mehr als das Universum. Ihm wird das Element des Feuers zugeschrieben und darum auch göttlich-geistige und initiierende Kraft, s. Die vier Elemente, Bedeutung.)
  • Die ganze Schöpfung: Sie ist der Vergänglichkeit preisgegeben und damit in der „Unterwelt“ (s. Das Grosse Weibliche in der Unterwelt).

 [S. Weibliche Ganzheit, lebendige Materie – Potenzial, Realität und Schicksal.]

Das Weibliche kann als lebendige Materie Impulse des Bewusstseins («Samen») aufnehmen und neue Realität gebären und gehört per Definition zum Unbewussten (s. Das Bewusstsein und das Unbewusste und Männlich und weiblich, die beiden Ur-Kräfte der Schöpfung.)

Die Göttin symbolisiert als das grosse Weibliche in der Unterwelt auch die unterdrückte Menschheit und die ausgebeutete Schöpfung, die in den Dynamiken der Macht ausgeliefert, geknechtet und gefangen sind.

Beispiele aus Überlieferungen für den unermesslichen Schatz im Weiblichen

Beispiele für diese Wunder wirkende Materie, welche Macht, unermesslichen Reichtum und ewige Jugend verleihen kann sind Überlieferungen wie der Heilige Gral, die Wunderhöhle in Alibaba und die 40 Räuber und insbesondere auch die Zauberhöhle in Aladin und die Wunderlampe.
Diese Schätze, die darin verborgen sind, entsprechen dem (ewigen) Königreich, das es (mit der Jungfrau als Symbol für das Potenzial) zu gewinnen gilt, welches Selbstwirksamkeit in Freiheit bedeutet.

Der Besitz des Rings ist ein Bild für Vollmacht über die Materie zur Erschaffung von neuer Realität.

sVollmacht über die Materie

Das Geheimnis des Lebens

Der Ring bedeutet also Zugang zum Innersten, zum Allerheiligsten, nämlich zur lebendigen Materie und dem Leben, das darin verborgen, ja begraben ist. Er steht für den Eintritt ins Innerste und Höchste der Existenz und führt damit zu Vollmacht, Einheit, Ganzheit und ewigem Leben.

[S. Das Heiligtum 3-in-1 und der Weg zu Ganzheit.]

Vollmacht für den wahren Helden

Das Leben, vergraben in der Materie und die Macht

Denn in unserer irdischen Realität ist das Geheimnis des Lebens gewissermassen in der Materie versenkt. Doch wem es gelingt, den Zugang dazu zu haben, hat Macht, nahezu unbegrenzte Macht. Es ist, als könnte er zaubern, denn die Materie muss seinem bewussten Willen gehorchen (wie der Dschinni in Aladins Wunderlampe).

Wahre Vollmacht für den wahren Helden

Doch damit ist ein Problem verbunden. Weil das Wissen dieses Geheimnisses bereits seit den Anfängen der menschlichen Kultur vom Bestreben nach Macht missbraucht wurde, welche eine grosse Versuchung darstellt, wurde es versiegelt und mit einem Schlüssel versehen. Der vollständige Zugang zur Materie, also Vollmacht über die Materie, wird nur jenen Menschen gewährt, die sich in der Liebe bewährt haben.

[S. Vollmacht über die Materie; Das Heiligtum 3-in-1 und der Weg zu Ganzheit und Der Heldenweg, der Weg der Liebe.]

Vollmacht zur Erschaffung von neuer Realität

Zeichen und Wunder

Es ist ein Geheimnis, dass die Lebenskraft der Materie im Innersten des Weiblichen versenkt worden ist. Darum gilt: Wer mit seinem liebenden Bewusstsein (“männlich”) ins Weibliche eingeht, gewinnt Vollmacht über die Materie und besitzt alles, denn er besitzt mit dem Ganzen auch die Ganzheit (männlich und weiblich, Geist und Materie). Diese Vollmacht bedeutet, dass die Materie auf die Liebe des Bewusstseins mit Wundern, also mit neuer Realität, antwortet.

In der Partnerschaft: Ganzheit in Einheit

Häufig wird als Zeichen der Verbindung und geschlechtlichen Einheit ein Ring am Finger getragen.  Der auserwählte Partner, dem die Frau als Göttin der Liebe den Zugang zu ihrem inneren Heiligtum gewährt, wird ihr «Heldenkönig», der mit ihr ihr Wunderland hegen und pflegen darf. Dabei ist die «Salbung» der Frau das Zeichen, dass ihr Geliebter ihr auserwählter Held ist. Hier findet er Erfrischung und neue geistige Kraft. Zudem ist es ihre wunderwirkende Kraft der Liebe, die hilft, die gemeinsamen Träume zu verwirklichen.
Und darüber hinaus kann natürlich hier, in der Mitte ihres Körpers, auch neues menschliches Leben, ein Kind, heranwachsen.

[S. Die Frau als Göttin und der Mann als ihr Heldenkönig und Die Jungfrau – Wunder wirkende Liebe und Potenzial.]

Im kollektiven Kontext: Herrschaft über Ressourcen (Land und Leute)

Analoges gilt auch für den Herrscher (als Träger des Bewusstseins, Regent, König oder Priester) und sein Volk. Letzteres stellt das empfangende Weibliche dar, welches die Instruktionen des Herrschers aufnimmt und in neue Realität umsetzt (eine solche «gebiert», zum Beispiel durch den Bau von Palästen, Strassen …).

Hier ist der Ring durch die Krone als Reif auf dem gesalbten Haupt des Herrschers verkörpert.

[Weitere Links s. Die Salbung – Vollmacht über die Materie; Der weibliche Schoss als Wunder wirkendes Gefäss; Das Paradies als Garten (oder Schoss) der Göttin; Die Jungfrau – Wunder wirkende Liebe und Potenzial; Ring und Stab als Zeichen der Königsherrschaft und Die Insignien der Macht.]

Der biblische Sündenfall-Bericht

Der Ring der Macht: der Fall aus der Liebe

Sich der Liebe bemächtigen: Macht statt Liebe

Aufgrund des sorgfältig geheim gehaltenen Wissens um diese Prinzipien war es immer schon das Bestreben der Mächtigen, nicht mit Liebe und der Hingabe einzugehen, sondern sich in egoistischer Absicht des Weiblichen zu bemächtigen – mit List oder Gewalt. Dies ist bereits in den ersten Überlieferungen das Thema ebenso wie im “Sündenfall-Bericht” der Bibel.

[S. Missbrauch und Erlösung in menschlichen Überlieferungen.]

Wer die Schwäche des Anderen durch die Gabe der Liebe erkennt (Erkenntnis!) und sie mit egoistischer Absicht ausnutzt, übt Missbrauch aus, indem er sich der Liebe des Gegenübers bemächtigt. (Dazu das “allsehende Auge” im  Ring, Abb. unten und Macht und Missbrauch in menschlichen Überlieferungen.)
So gilt: Wer ungebeten eindringt, ohne dass die “Salbung” gegeben ist, ist ein Vergewaltiger und ein Mörder. Denn er nimmt Leben, insbesondere das Leben, das im Schoss des Weiblichen verborgen ist (s. Der weibliche Schoss als Gral und Die Frau, 3-in-1). Das ist schwarze Magie (s. Foto unten).

Der Hirte oder der Tyrann, Christus und der Antichristus

So wurde im babylonischen Gilgamesh-Epos, der ersten menschlichen “Heldengeschichte”, vor rund 3500 Jahren, erstmals der Machtherrscher als Despot oder Tyrann legitimiert und sogar gefeiert.
Die Versuchung der Macht ist jedoch auch heute noch eine omnipräsente Realität.
Dabei steht der Gewaltherrscher als Anti-Gesalbter im Gegensatz zum guten Sohn des Vaters, dem Hirten und Gesalbten, der sich – gemäss dem Willen des liebenden Vaters – aus Liebe dem Weiblichen hingibt.

[S. Christus/Messias, der Gesalbte und der Antichristus.]

Das allsehende Auge und der Ring der Macht

Tolkiens Ring der Macht im Einzelnen

Und damit nun zu einer genaueren Prüfung dieser Mechanismen anhand von Tolkiens bildhaften Aussagen über dem Ring der Macht:

1. Der Ring macht seinen Träger unsichtbar – wie ist das zu verstehen?

Eingang in den Bereich des Geistes

Tatsächlich wird der Ringträger in dem Augenblick, da er den Ring anzieht, unsichtbar, ja er «verschwindet», wie das Glied von aussen nicht mehr sichtbar ist, wenn es ins Weibliche eingeht. Da drinnen, im “Heiligtum”, wo Realität erzeugt werden kann, befindet man sich im heiligen Bereich der Einheit von Geist (Absicht, schöpferische Potenz) und Materie (Potenzial).

Geist bewegt Materie – welcher Geist?

Die Absicht ist also von entscheidender Bedeutung und damit die Frage nach geistigen Haltung, welche diese bestimmt: Ist es Macht oder Liebe? Denn …

Macht erzeugt Schmerz, Mangel und Negativität; Liebe erzeugt Leben und Wachstum.

Der schöpferische Impuls, der mit der Absicht in die Materie gelangt, stellt eine geistige Initialzündung dar, welche sich als neue Realität manifestieren wird (in einer “Geburt” des Neuen). So gilt denn auch das Prinzip:

Was der Mensch sät, wird er ernten.

Schwarze Magie

2. Die dunkle Seite: Abhängigkeit und Sucht

Wachsendes Begehren

Da es sich beim besagten Ring der Macht um die dunkle Seite handelt, kommen entsprechend die dunklen Mächte ins Spiel. Das bedeutet mit anderen Worten: der Ringträger wird von diesen «gefunden». Dies ist ein Bild dafür, dass er durch Macht korrumpiert wird. Macht über Menschen, über Frauen und über die Materie führt zum Begehren nach mehr Macht und diese wiederum zu noch mehr Begehren … So ist das allsehende Auge (der Erkenntnis) auf das Grosse Weibliche gerichtet (s. Abb. unten).

Abhängigkeit und Sucht

Als geistige Kraft nimmt der negative Animus als destruktiver Antrieb in der Materie von jenen Besitz, die Macht durch Unterdrückung ausleben wollen. Das bedeutet mit anderen Worten, dass sie dann damit identifiziert und auch selbst im Griff davon sind. Dies wird durch Tolkiens Ring der Macht anschaulich dargestellt, indem der Ring seinem Träger nicht wirklich dient, sondern einen eigenen Willen hat, je länger, je mehr über ihn herrscht und ihn immer stärker abhängig macht.

Hunger und Durst nach dem wahren Leben

Dies wird zur Sucht. So beschreibt Tolkien auch, dass der Ring seinen Träger abhängig, ja süchtig macht.

Doch was eine Sucht? Und warum soll Penetration süchtig machen statt zu befriedigen???

Der Zusammenhang zwischen Geschlechtsverkehr und Macht liegt wie erwähnt in dem Geheimnis des Lebens, das im Schoss des Weiblichen und im Innersten der Materie verborgen ist. Denn hier kann neues Leben und neue Realität entstehen. Doch erstens hat eine Frau, die ihren Körper als Machtmittel verwendet, ihr Leben daraus zurückgezogen und zweitens hält das Leben, das der Machtmensch konsumiert, nicht lange an.

[S. Der Schoss der Frau als Wunder wirkendes Gefäss; Das Paradies als Garten (oder Schoss) der Göttin und Die Jungfrau – Wunder wirkende Liebe und Potenzial.]

Liebe gibt und schenkt Leben. Doch Macht nimmt Leben. Der treibende Faktor hinter der Sucht nach Macht ist der Hunger und Durst nach dem wahren Leben.

Das allsehende Auge der Erkenntnis

3. Der Ring korrumpiert zu Macht

Der Machtmensch getrennt vom wahren Leben

Wer der Macht dient, dient dem Ego, welches ihn von der Ganzheit trennt. Darum hat er auch kein eigenes Leben in sich und darum muss er folgerichtig Leben von anderen nehmen, ja stehlen, indem er ungebeten eindringt, nimmt und konsumiert.

Erstmals in Babylon zum neuen Standard erhoben

So wird gleich zu Beginn des babylonischen Gilgamesh-Epos geschildert, dass der Gewaltherrscher als Königgott von Uruk genau dies tut: Er nimmt das Leben von Männern, indem er sie im Kampf umbringt und von Frauen, indem er sie vergewaltigt.

4. Zerstörung und Krieg

Destruktiven Konsequenzen: Auflehnung und “Monster”

Wird die Materie der Macht unterworfen, versucht sie zunächst noch verzweifelt, in Antwort auf den Druck etwas herzugeben, wie der Flaschengeist in Aladins Wunderlampe, in der Hoffnung, dass die Liebe irgendwann befreit wird.
Doch wird sie bei fortsetzender Enttäuschung in Negativität geraten, das heisst Schmerz, Zorn, Auflehnung, Hass und Rache “gebären”. So wird sie bildhaft gesprochen zum “Monstrum”, zur gefürchteten Medusa mit den Schlangenhaaren, zur rachsüchtigen Stiefmutter-Königin, zur Hexe, die der Jungfrau den vergifteten Apfel reicht, zur 13. Fee (Maleficent), zum rasenden Himmelsstier (wie im Gilgamesh-Epos oder auch Tolkiens “Balrog”).

Die männliche Seite ist in Tolkiens Epos dargestellt durch die schrecklichen Uruk-Hais, die aus den Orks gezüchtet” wurden: Die Orks sind schon scheusslich, aber sie treiben wenigstens nur im Dunkel (im Unbewussten) ihr Unwesen. Doch die Uruk-Hais sind noch grausamer und können am Licht sein und kämpfen. Dies ist ein Bild dafür, dass das babylonische Gilgamesh Epos in seinen späteren Versionen Gewalt legitimiert und verherrlicht (s. Einführung ins Epos).

Die Existenz in Negativität, Krankheit und Tod

Es läuft darauf hinaus, was die ersten Überlieferungen bereits beschreiben: Das grosse Weibliche, das Leben selbst, ist in die Unterwelt geraten! Dies ist ein Symbol für die Tatsache, dass das Leben mit Negativität, Fluch, Krankheit und Tod  behaftet ist.

[S. Das Grosse Weibliche, das Leben selbst, in der Unterwelt.]

Zweimal gesamthaft zehn Ringe? 

Tolkien erzählt von 2 x 10 „Ringen“, welche geschmiedet wurden. Eine erste Gruppe von zehn Ringen ging an die Menschen, wovon einer der Ring der Macht war, welcher alle anderen Ringe kontrollierte. Eine zweite Gruppe von 10 Ringen ging an die Elben und die Zwerge. Dabei erhielten die Elben 3 und die Zwerge 7 Ringe.

Wie kann das gedeutet werden?

Vorbemerkung: 10 für Fluch und Erlösung

Marduk und der Baum des Lebens

Die Zahl 10 steht einerseits für die doppelte Negativdynamik (2 x 5; Eis und Feuer), andererseits ist sie die Zahl Marduks, der als Gott der Macht auch mit dem Macho-Gott der Luft identifiziert ist (s. Marduk – oder hat der Teufel die Welt geschaffen?).

Nicht zuletzt stellt die Zehn auch den Baum des Lebens als Symbol für die erlöste Schöpfung dar. Es ist nichts als logisch, dass Erlösung ebenso viele Aspekte wie die korrumpierte Schöpfung aufweist (also 10), denn Erlösung zu Ganzheit muss ja in jedem Aspekt zum Tragen kommen.

Der Baum des Lebens der jüdischen Kabbala

So stellt der Baum des Lebens der jüdischen Kabbala mit seinen 10 Aspekten, also “Ziffern” (Sephiroth), die zur Ganzheit erlöste Schöpfung dar (nachdem die 12 Aspekte des Paradieses verloren gegangen waren, s. Die Zwölf und die Dreizehn (Überblick)).

Die 10 Ziffern (Sephiroth)

Die zehn Ziffern stellen die unterschiedlichen Aspekte der Ganzheit dar. Oben und unten sind die Gegensätze Geist und Materie, Vater und Mutter zu finden. Rechts und links die Pole männlich-aktiv (rechte Seite) und weiblich-passiv (linke Seite). In der Mitte ist  (6), das Selbst, der innere göttliche Kern, der eins mit Christus (8), dem Antrieb in der Materie aus Liebe, ist.

Die Ringe der Macht und der Baum des Lebens

Sämtliche Faktoren von Macht korrumpiert

So stellt der Baum des Lebens auch die Antwort auf Tolkiens 10 Ringe dar. Denn er erklärt die Zahl Zehn, ebenso wie die Verteilung der Ringe.

In der Abbildung unten sind die menschlichen Ringe schwarz-weiss gesprenkelt dargestellt, als Hinweis darauf, dass die irdische Existenz wie auch der Mensch beides ist: Körper (Materie, schwarz) und Seele (Geist, weiss), s. Der Mensch 3-in-1, Körper, Seele und Geist).

2 x 10 Ringe für Mittelerde

Für die Menschen: zehn Ringe und der Ring der Macht in der Mitte (o. links)

Die Menschen sind von allen Wesen in Tolkiens Epos diejenigen, die für Mechanismen der Macht am empfänglichsten sind. Dabei dominiert der Ring der Macht, der in der Mitte an der Stelle des göttlichen Selbst (6) ist, die anderen neun Ringe. Er stellt das Ego als den dunklen Schattenherrscher dar, welcher durch negativen Antrieb (Animus) in der Materie (9), das heisst durch Mangel, Schmerz und Zorn herrscht.

3 Ringe für die Elben, 7 für die Zwerge (o. rechts)

Die Elben und Zwerge symbolisieren unterschiedliche Aspekte der Ganzheit. Die Elben stehen dabei für die geistigen (weiss), denn sie haben etwas Übernatürliches, verfügen über «himmlische» Kräfte, (wobei auch sie durchaus ambivalent, also nicht immer “gut” sind). Im Baum des Lebens haben diese drei “Ringe” die Bedeutung des umfassenden Bewusstseins («Vater»); der aktiven Weisheit (Tatkraft, Erlösung: Sohn/Geist) und der passiven Weisheit (Motivation aus Liebe: Anima, Jungfrau).

Die Zwerge (dunkelgrau) sind hingegeben der Erde verhaftet, ja sie graben im Inneren der Erde nach Schätzen. Sie symbolisieren jene, die in und von der Materie leben.

Abschliessende Gedanken

Der Ring der Macht – starke Symbolik

Tolkiens faszinierender Ring der Macht zieht ebenso in den Bann, wie die Macht selbst. Zudem zeigen seine beschriebenen Attribute ein tiefes Verständnis für die geistigen Kräfte der Existenz wie sie schon seit allem Anfang in den menschlichen Überlieferungen beschrieben sind.

Vulkan für schöpferische Urgewalt (Oliver Spalt, Wikipedia)

Zerstörung im Feuer des Leidens

Tolkiens Epos dreht sich auch um die zentrale Frage:

Gibt es eine Erlösung aus der Macht des Rings? Und wenn ja, wie soll das gehen?

 

Der lange Weg zum Feuerberg

Tolkien beschreibt die Aufgabe des Ringträgers, der das Gute sucht, als einen beschwerlichen Weg der Läuterung. Dabei stellt der sanftmütige Frodo den “Sohn” (das gesalbte Glied) dar, das den Ring bis zum bitteren Ende an seinem Herzen tragen muss und dabei der Versuchung widerstehen muss, ihn überzuziehen. (Abbildung: das süchtige Ego als Gollum-Gestalt, von Hilma af Klint; Parcival-Series).
Hilma af Klint, Serie Parcifal, Gruppe 1, Nr. 3, "Gollum"

Die endgültige Zerstörung des Rings

Denn der Ring kann nur in jenem Feuer zerstört werden, in welchem er geschmiedet wurde, nämlich im Feuerberg. Er steht für feurige, verzehrende Leidenschaft, die im Verzicht zu Leiden wird. Dabei stürzt zuletzt das ganz und gar von Sucht durchdrungene Ego, symbolisiert durch Gollum, mit dem verhängnisvollen Ring ins Feuer und geht in Flammen auf. – Sinnigerweise nachdem er den Ring von Frodos Finger gebissen hat.

Die Feuerprobe des Helden

So wird also der Weg zum Schicksalsberg zur endgültigen Zerstörung des Rings zum Bild für die Läuterung auf dem Heldenweg, nämlich für die letzte Prüfung des Helden, die Feuerprobe, welche dessen Entschlusskraft existenziell herausfordert und zum Durchbruch zur Ewigkeit führt.
Der innere Held: das liebende Bewusstsein!

Liebe statt Macht – ein Thema für Männer

Der Heldenweg ist der Weg der Liebe. Der Frau ist die Liebe schon ins Herz gegeben (s. Der Heldenweg der Frau).
Der Mann muss hingegen noch seine Seele und mit der Liebe auch die weibliche Seite des Geistes gewinnen (s. Der Weg des Mannes). Auf dem Heldenweg wird er in allen Bereichen des Lebens geprüft, ob er Liebe statt Macht wählt.

Das liebende Bewusstsein: männlich-initiierende Energie

Hinzu kommt, dass, wenn vom Helden die Rede ist, damit im weitesten Sinn das liebende Bewusstsein gemeint ist (personifiziert im Christus/Messias als Archetyp). Es bildet die männlich-initiierende Seite der schöpferischen Kräfte, welche die Information (Geist) als den «Samen des Wortes» in die lebendige Materie (weiblich-empfangend) sät. Das Neue entsteht aus der Synthese der beiden Kräfte männlich und weiblich.

[S. Männlich und weiblich, die beiden Ur-Kräfte der Schöpfung und Männlich und weiblich und die Erschaffung neuer Realität.]

Dabei ist festzuhalten, dass eine Frau, welche zu ihrer strategisch-schöpferischen Kraft Zugang haben möchte, dazu ihre männlichen Anteile und damit ihren inneren Helden integrieren muss (s. und Maria Magdalena und die Frau als Heldin und Die Integration des Animus).

[S. HERO, gesungen von Mariah Carey.]

Tongariro-Crossing 9/14

Der Weg zurück zum Baum des Lebens im Paradies

Ein anderes Bild für die Feuerprobe ist die “Flamme des zuckenden Schwertes” in der Bibel, welche den Weg zurück zum Baum des Lebens versperrt (1 Mo 3,24). Denn es gibt daran kein “Vorbei”, sondern nur ein “Hindurch”.

Die Integration des Unbewussten: Heilige Hochzeit

Es ist der Weg durch die Unterwelt, der durch die schmerzhafte Begegnung mit den eigenen Schatten führt und das Sterben des Egos mit sich bringt. Dies bedeutet zugleich das Anerkennen der schmerzhaften Wahrheit über sie selbst und damit die Integration des Schattens (Frodo bringt Gollum Liebe und sogar Vertrauen entgegen). Darauf folgt die Auferstehung in die ewige Existenz des Geistes zu Vollmacht und Fülle. So gewinnt der Held mit der Jungfrau (Symbol für das Weibliche und das Unbewusste) sein versprochenes Land. Dies ist in den Überlieferungen durch die Heilige Hochzeit symbolisiert, so wie am Schluss des Epos die Vermählung zwischen Aragorn und Arwen gefeiert wird.

Ganzheit durch die Vereinigung der Gegensätze

Denn Ganzheit ist nur durch die Vereinigung der ultimativen Gegensätze in Liebe zu erreichen: Geist und Materie, männlich und weiblich, bewusst und unbewusst, Licht und Schatten.
Sie ermöglicht das Wunder des Lebens und überhaupt die Erschaffung einer neuen Realität, welche in die Ewigkeit hinüberträgt. (Abbildung: Schechina von Zak Yitro, s. auch Ruach, Geist Gottes – männlich und weiblich.)

Schechina (Zak Yitro) für Ruach

Weiter geht es mit:

Der Herr der Ringe von J.R. Tolkien   
Der Herr der Ringe und das Gilgamesh-Epos im Vergleich   
Marduk, höchster Gott in Babylon – Hat der Teufel die Welt erschaffen?   
Die Insignien der Macht   
Schwarze Magie, Macht durch Unterdrückung
Tongariro Crossing – eine Wanderung zum Schicksalsberg


Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Top

Newsletter Abonnieren

We respect your email privacy

Newsletter abonnieren

You have successfully subscribed to the newsletter

There was an error while trying to send your request. Please try again.

Goldspur will use the information you provide on this form to be in touch with you and to provide updates and marketing.