Goldspur

Der Ewigkeit auf der Spur

Sargon von Akkad und die Göttin: vom Wilden zum Weltherrscher

By on 31. Oktober 2024

Die Sargon-Legende: Göttin Ishtar erscheint dem Gärtnersgesellen

Die Göttin Inanna-Ishtar erscheint dem jungen Gärtnersgehilfen Sargon [1]. Die Taube gilt als der Vogel der Göttin der Liebe, die Lilie symbolisiert die Frau, hier Seerosen (“Wasser-Lilien”).

Sargons Aufstieg und die Gunst der Göttin

Vom Findelkind zum Weltherrscher

“Bei meiner Gärtnerarbeit gewann mich die Ishtar wahrlich lieb.”

In den verschiedenen Legenden um Sargon kommt zum Ausdruck, dass er seinen Erfolg der Göttin der Liebe, Inanna-Ishtar, verdankt.
Zudem kommen darin auch weitere mächtige Archetypen vor. So wird erzählt, dass Sargon als Neugeborenes von seiner Mutter, einer Verstossenen (Priesterin) in einem Körbchen aus Schilf im Fluss Euphrat ausgesetzt worden war. Als Gärtnersjunge aufgewachsen, begann Sargon seine Karriere damit, dass er zum Mundschenk des Königs aufstieg (weil “die Ishtar mich wahrhaft lieb gewonnen hatte”). Auch sein Weg zum König wurde durch Inanna ermöglicht, die ihn vor Mordanschlägen beschützte.  

Die Gunst der Göttin und Sargons kometenhafter Aufstieg

Überhaupt erweist sich Sargon in vielfacher Hinsicht als ein Günstling der Göttin. Als mächtiger Archetyp steht diese für die lebendige Materie in ihrer Ganzheit. Diese kann wiederum in drei Aspekte aufgeteilt werden, nämlich in die Archetypen der Jungfrau (für das Potenzial), der Mutter (Realität) und der grossen Mutter/Grossmutter (für das Schicksal und Naturgewalten (s. Die Göttin – Weibliche Ganzheit 3-in-1).
Die Gunst der Göttin bedeutet also grundsätzlich, dass es Sargon schicksalsmässig gegeben ist, in der materiellen Existenz Oberhand und Erfolg zu haben – und darüber hinaus auch, dass er einen Zugang zu Frauen und ihrer Liebe hat. Dies kommt denn auch in allen Überlieferungen um Sargon immer wieder zum Ausdruck.

Zahlen und Fakten zu Sargon von Akkad

Sargon, 2300 v. Chr. – 800 Jahre vor dem babylonischen Gilgamesh-Epos

Sargons Regierungszeit beläuft sich auf ca. 50 Jahre (von 2356 bis 2300 v. Chr. oder 2292 bis 2236 v. Chr.) je nach Art der Zeitrechnung. Mit anderen Worten lebte Sargon ca. 800 Jahre vor der Entstehung des Gilgamesh-Epos und auch 500 Jahre vor der Niederschrift der sumerisch-akkadischen Mythologie von Inanna (um ca. 1800 v. Chr.), der sumerischen Göttin der Liebe. Diese bezieht sich auf eine Zeit, als Inanna als Stadtgottheit Uruk zu neuem Glanz verhelfen sollte (um ca. 2100 v. Chr.).

Mythologische Grösse: mehrere Sargon-Legenden

Um Sargon und sein Leben ranken sich einige Legenden, welche ihn als einen von den Göttern auserwählten Herrscher darstellen. Die akkadische Sargon-Legende ist in der Ich-Form geschrieben und erzählt, wie Sargon vom Findelkind zum König aufstieg. Dies dank der Hilfe der Göttin der Liebe Inanna/Ishtar. Es finden sich aber auch weitere Quellen zu Sargon, wie die sumerische Sargon-Legende oder die sumerische Königsliste.

Erster Weltherrscher

Nach Sargons wundersamem Aufstieg zum König von Kish und seiner Eroberung Uruks vereinte er die Stadtstaaten im Zweistromland wohl teilweise auch unter seine administrative Herrschaft. Auf diese Weise wurde er zum ersten «Weltherrscher» in einem Reich, das nahezu die ganze damalige Welt bedeutete. Denn es erstreckte sich vom Mittelmeer bis zum Persischen Golf (“vom oberen bis zum unteren Meer”).

Zudem gründete Sargon seine neue Hauptstadt, Akkad, die zum Zentrum seiner Regierung wurde.

Begründer der akkadischen Kultur

Mit Akkad wurde Sargon zum Begründer der akkadischen Kultur, deren Bevölkerung aus der Verschmelzung der Sumerer mit den semitischen Einwanderern entstanden war.

Dies passt auch zu Sargons eigener Geschichte, war er doch selbst ein “Mischling”, nämlich das uneheliche Kind einer Priesterin und eines Wilden aus den Bergen. Sein Aufstieg zum König, ja zum Weltherrscher, war eine fulminante Erfolgsgeschichte und begründete eine neue Ära.

Von Akkad zu Babylon – von Gilgamesh zu Sargon

Die akkadische Kultur ging rund 500 Jahre später nahtlos in die babylonische über. Entsprechend hatte Sargon in Babylon eine Art göttlichen “Gründer”-Status.

Nicht zuletzt darum erscheint es mehr als wahrscheinlich, dass das babylonische Gilgamesh-Epos eine Hymne auf genau diesen mächtigen König darstellt. – Und tatsächlich finden sich darin – neben den Elementen aus der sumerischen Mythologie – auch Parallelen zur Sargon-Legende.

Die Sargon-Legende (Keilschrift)

Tontafel in Keilschrift über die Geburt Sargons in (ca. 6 x 7 cm), Musée du Louvre. [2]

Quellen zu Sargon von Akkad

Die akkadische Sargon-Legende: Sargons Aufstieg

In der akkadischen Sargon-Legende (Wiki), deren älteste Schriftstücke ca. 4000 Jahre als sind, wird die Kindheit Sargons und sein Aufstieg zum König erzählt. Wörtlich:

Sargons Aufstieg zum König

Scharrukin (= Sargon), der starke König, der König von Akkade bin ich.

Geburt und Aussetzung auf dem Fluss

Meine Mutter war eine Verstoßene, meinen Vater kannte ich nicht. Die Verwandtschaft meines Vaters wohnt im Gebirge. Meine Geburtsstadt ist die Stadt Safran, die am Ufer des Euphrat liegt.
Es empfing mich die Mutter, die Verstoßene gebar mich heimlich.
Sie legte mich in einen Korb aus Schilf, mit Asphalt verschloss sie meine Öffnungen. Sie ließ mich auf dem Fluss nieder, aus dem ich nicht mehr selbst emporsteigen konnte. Der Fluss trug mich, zu Aqqi dem Wasserschöpfer brachte er mich.

Vom Gärtnersjungen zum König dank Ishtar

Aqqi der Wasserschöpfer holte mich wahrlich durch ein Eintauchen des Eimers herauf. Er nahm mich zu seiner Sohnschaft an, Aqqi der Wasserschöpfer zog mich wahrlich groß. Er setzte mich wahrlich in seine Gärtnerarbeit ein.
Bei meiner Gärtnerarbeit gewann mich die Ishtar wahrlich lieb. (x?) Jahre übte ich wahrlich die Königsherrschaft aus. Die schwarzköpfigen Menschen beherrschte und regierte ich wahrlich.“

Deutungen der Symbole der akkadischen Sargon Legende
  • Der Name Scharrukin: von Schah-Ruk-(N)in; SHAH = Herrscher; RUK umgekehrt = KUR = Erde; IN von NIN (wie in Inanna = NinAnNa) = Königin. Also Herrscher der Königin der Erde = initiierte Frau (s. Inanna, Königin der Erde, Episode 4).
  • Safran-Stadt, Azupiranu: Dieser Name geht auf das Wort für Safran zurück, das eine abortive Wirkung hat. Damit steht diese Stadt wohl bildhaft für einen Ort, an welchem unerwünschte (weil aussereheliche, nicht standesgemässe) Kinder abgetrieben, also «entsorgt» wurden. Vielleicht war dieser Ort in den Tempelanlagen der Göttin der Liebe, von deren Priesterinnen?
  • Korb aus Schilf: Man denkt dabei auch an die Moses-Geschichte, die wie viele Geschichten im Gebiet des fruchtbaren Halbmonds zirkulierten.
  • Aqqi, der Wasserschöpfer – tönt lautmalerisch nach «Aqui» – von Aqua = Wasser. Er war ein Angestellter des Königs von Kish.
  • Gärtnerarbeit: Gehörte offenbar auch zu Aqqis Aufgaben am Hof des Königs. Der Junge, den er gerettet hatte (Sargon) half ihm dabei.
  • Ishtar: die babylonische Göttin der Liebe oder am Ende eine Frau als Priesterin der Göttin der Liebe? (Mehr s. unten.)

Die sumerische Sargon-Legende

Sargons Eroberung von Ur-Zababas Thron

Die sumerische Sargon-Legende heisst so, weil sie in sumerischer Sprache abgefasst war (eine Sprache, die immer weniger gesprochen wurde und damals schon eine «klassische» Sprache darstellte). Diese Legende handelt davon, wie die «Gunst der Göttin» Sargon beschützte, indem sie alle Versuche Ur-Zababas, Sargon loszuwerden, zunichte machte [A].

Sargon und Ur-Zababa

Ur-Zababa, König von Kish, machte Sargon aufgrund eines Traums zum Mundschenk. «Die heilige Inanna hörte nicht auf, zu ihm zu stehen». Doch nach 5 oder 10 Tagen wurde Ur-Zababa schwer krank und sein Urin war voller Blut und Eiter.

Sargon träumte und wurde zum König gerufen, um ihm seinen Traum zu erzählen. Wörtlich:

Sargons Traum von Ur-Zababas Tod

Segment B, Verse 12-24. Ur-Zababas Krankheit

Dann legte sich Sargon, der Mundschenk von Ezinas Weinhaus, nicht zum Schlafen, sondern zum Träumen. Im Traum ertrank die heilige Inanna Ur-Zababa in einem Fluss aus Blut. Der schlafende Sargon stöhnte und nagte am Boden.
Als König Ur-Zababa von diesem Stöhnen hörte, wurde er in die heilige Gegenwart des Königs gebracht. Sargon wurde in die Gegenwart von Ur-Zababa gebracht. “Mundschenk, wurde Ihnen in der Nacht ein Traum offenbart?”
Sargon antwortete seinem König: “Mein König, das ist mein Traum, von dem ich Ihnen erzählen werde: Es gab eine junge Frau, die so hoch wie der Himmel und so weit wie die Erde war. Sie war fest wie das Fundament der Wand. Für mich ertrank sie dich in einem großen Fluss, einem Fluss von Blut.”

Verse 23-34

Ur-Zababa kaute auf seinen Lippen, er bekam ernsthafte Angst. Er sprach mit …, seinem Kanzler: “Meine königliche Schwester, die heilige Inanna, wird (…) meinen Finger in Blut verwandeln. Sie wird Sargon, den Mundschenk, im großen Fluss ertränken.

Fragen und Bemerkungen zum Originaltext

Dieser Text ist wahrhaft seltsam. Eine Frau, hoch wie der Himmel, ertränkt Männer? Ist sie die Göttin Inanna? Wobei Sargon träumt, das Ur-Zababa ertränkt werden soll und dieser sagt, dass Sargon ertränkt werden wird. Wie kommt es, dass Ur-Zababa Sargons Traum zu seinen Gunsten verdreht? Und was soll das mit der Göttin der Liebe, dem Fluss aus Blut und dem blutigen Finger???

Der Finger für das männliche Glied

Der Finger symbolisiert in Überlieferungen immer wieder einmal das männliche Glied, manchmal “der 11. Finger” genannt. So darf zum Beispiel der Junge im Märchen “Der Eisenhans” auf keinen Fall seinen Finger in den Goldbrunnen eintauchen. Er kann’s aber dann doch nicht lassen, was für ihn fatale Konsequenzen hat. Oder man denke an den Bond-Song “Goldfinger” auf YouTube (gesungen von Shirley Bassey) …

Der Fluss aus Blut: eine Geschlechtskrankheit! "Tripper" (Gonorrhoe)

Dieser Originaltext wirft Fragen auf:

  1. Warum soll die Göttin der Liebe Männer ertränken?
  2. Was hat es mit dem blutigen Finger und dem Fluss aus Blut auf sich?
  3. Was hat es mit den 5 – 10 Tagen auf sich?
  4. Warum erwartet Ur-Zababa, dass Sargon dasselbe Schicksal wie ihn treffen wird?

Ur-Zababa mit Tripper angesteckt

Dazu diese Hypothesen:

1. “Tripper” (Gonorrhoe), die häufige Geschlechtskrankheit

Im Tempel der Göttin der Liebe grassiert eine Geschlechtskrankheit, nämlich Tripper, zu welcher die Symptome passen (Harnröhrenentzündung mit eitrigem Ausfluss, teilweise blutig).

2. Der blutige Finger und der Fluss aus Blut: Mens oder Krankheit?

Der “blutige Finger” mag vielleicht auch daher kommen, dass die Frauen auch bei Menstruation Geschlechtsverkehr hatten, sogar bevorzugt, weil sie dann gewiss kein Risiko eingingen, schwanger zu werden. (Dies mag auch die tiefere Bedeutung des Wortes “Blutbräutigam” in der Bibel sein, 2 Mo 4,24, s. Der Auszug aus Ägypten). Wenn sie zudem behaupteten, sie hätten gerade ihre Menstruation, konnten sie so die Symptome der Krankheit kaschieren.

3. Auftreten der Krankheitssymptome innerhalb von 5 bis 10 Tagen

Ur-Zababas Schwester (oder Ehefrau?) als die Hohepriesterin oder eine andere Dienerin der Göttin der Liebe hatte den König – durch Geschlechtsverkehr – angesteckt und 5 bis 10 Tage danach waren bei Ur-Zababa die Symptome aufgetreten.

4. Ebenfalls Ansteckung Sargons durch die “heilige Schwester”?

Ur-Zababa erwartete nun, dass sich dieselben Symptome nach der entsprechenden Frist auch bei Sargon zeigen würden. Das bedeutet mit anderen Worten, dass er vermutete, dass Sargon sich ebenfalls – durch Geschlechtsverkehr – angesteckt hatte. Weshalb? Der König hatte die “wahrhaftige Liebe” seiner “heiligen Schwester gesehen” und sie als sexuelle Liebe interpretiert und damit angenommen, dass sie den Jungen “vernascht” hatte. Aber dann machte er sich andere Gedanken, weil Sargon keine Symptome aufwies …

Der Fluss aus Blut: eine Geschlechtskrankheit! "Tripper" (Gonorrhoe)

Dieser Originaltext wirft Fragen auf:

  1. Warum soll die Göttin der Liebe Männer ertränken?
  2. Was hat es mit dem blutigen Finger und dem Fluss aus Blut auf sich?
  3. Was hat es mit den 5 – 10 Tagen auf sich?
  4. Warum erwartet Ur-Zababa, dass Sargon dasselbe Schicksal wie ihn treffen wird?

Ur-Zababa mit Tripper angesteckt

Dazu diese Hypothesen:

1. “Tripper” (Gonorrhoe), die häufige Geschlechtskrankheit

Im Tempel der Göttin der Liebe grassiert eine Geschlechtskrankheit, nämlich Tripper, zu welcher die Symptome passen (Harnröhrenentzündung mit eitrigem Ausfluss, teilweise blutig).

2. Der blutige Finger und der Fluss aus Blut: Mens oder Krankheit?

Der “blutige Finger” mag vielleicht auch daher kommen, dass die Frauen auch bei Menstruation Geschlechtsverkehr hatten, sogar bevorzugt, weil sie dann gewiss kein Risiko eingingen, schwanger zu werden. (Dies mag auch die tiefere Bedeutung des Wortes “Blutbräutigam” in der Bibel sein, 2 Mo 4,24, s. Der Auszug aus Ägypten). Wenn sie zudem behaupteten, sie hätten gerade ihre Menstruation, konnten sie so die Symptome der Krankheit kaschieren.

3. Auftreten der Krankheitssymptome innerhalb von 5 bis 10 Tagen

Ur-Zababas Schwester (oder Ehefrau?) als die Hohepriesterin oder eine andere Dienerin der Göttin der Liebe hatte den König – durch Geschlechtsverkehr – angesteckt und 5 bis 10 Tage danach waren bei Ur-Zababa die Symptome aufgetreten.

4. Ebenfalls Ansteckung Sargons durch die “heilige Schwester”?

Ur-Zababa erwartete nun, dass sich dieselben Symptome nach der entsprechenden Frist auch bei Sargon zeigen würden. Das bedeutet mit anderen Worten, dass er vermutete, dass Sargon sich ebenfalls – durch Geschlechtsverkehr – angesteckt hatte. Weshalb? Der König hatte die “wahrhaftige Liebe” seiner “heiligen Schwester gesehen” und sie als sexuelle Liebe interpretiert und damit angenommen, dass sie den Jungen “vernascht” hatte. Aber dann machte er sich andere Gedanken, weil Sargon keine Symptome aufwies …

Sieg über Ur-Zababa und Lugal-Zagesi

Ur-Zababa bekam es nun mit der Angst zu tun und wollte darum Sargon eine Falle stellen, ihn vergiften, doch dies misslang. Nach 5 bis 10 Tagen kam Sargon wieder in den Wohnsitz Ur-Zababas, der darüber sehr erschrak, denn er verstand, was Sache war. Doch er sprach mit niemandem darüber.

Daraufhin schickte Ur-Zababa Sargon mit einer Tontafel zu Lugal-Zagesi, dem König von Uruk. Auf dieser stand die Aufforderung, Sargon zu ermorden. Doch wiederum wurde Sargon beschützt, diesmal von dessen Frau Nisaba. Sargon besiegte Lugal-Zagesi (es heisst in 34 Schlachten) und liess ihn mit dem Hals in einer Nackengabel zum Enlil-Tempel in Nippur zur Schau stellen und hinrichten.

Jedoch keine Symptome bei Sargon ...

Die “wahrhaftige” Liebe der Göttin? – Mutterliebe!

Bei Sargon blieben also die Symptome aus und Ur-Zababa dachte weiter über die Sache nach. Es dämmerte ihm, … doch er sprach mit niemandem darüber. Worüber? Über die Liebe der “heiligen Schwester” (seiner Schwester, Frau oder Tochter?) zum Gärtnersjungen … Hatte sie am Ende gar einen anderen Ursprung? – Wenn der Junge nun ihr Sohn wäre, … ihr ausserehelicher Sohn – vielleicht sogar mit dem Gärtner??? Das würde auch erklären, weshalb er das Findelkind im Körbchen im Fluss gefunden hatte.

Sargons Aufstieg Dank der Liebe der Göttin

Auch würde eine Mutter-Sohn-Beziehung erklären, weshalb die “Göttin-Gattin” alles daran setzte, den jungen Gärtnerlehrling zu fördern. Und ebenso, weshalb Ur-Zababa den Mundschenk nun erst recht loswerden wollte, weil er nämlich damit ein legitimes Recht auf seinen Thron hatte. So versuchte er ihn mehrmals umzubringen, was aber dank der Hilfe der Göttin misslang.

Biblische Parallelen: Mose und Joseph und die Frau des Potifar

Grosse Archetypen

Der Neugeborene im Körbchen im Fluss, der Mundschenk, die Verführung der Frau … Dies alles sind Geschichten, welche die Bibel auch kennt. So wurde Mose in einem Körbchen aus dem Fluss gezogen (2 Mo 2,1 ff. im Bibelserver). Josef wurde durch die Gunst Gottes zum Mundschenk beim Kämmerer des Pharaos, Potifar. Und dessen Frau versuchte (erfolglos) ihn zu verführen und verleumdete ihn, sodass er in Schwierigkeiten geriet. (1. Mo 39,7 ff. im Bibelserver).

Weitere Quellen zu Sargon

Die sumerische Königsliste: Sargon als Gärtner und Mundschenk

Die sumerische Königsliste erwähnt ebenfalls, dass Sargons Vater Gärtner war und zudem, dass Sargon Mundschenk Ur-Zababas war sowie dass er Lugal-Zagesi von Uruk besiegte (zum (Wikipedia-Beitrag).

Königsinschriften: Sargons Sieg über Lugal-Zagesi

Altbabylonische Kopien der Königsinschriften aus der Zeit Sargons erzählen von seinem Sieg über Lugal-Zagesi, König von Uruk, der als erster die Stadtstaaten des Zweistromlandes unter seine Herrschaft zusammengefasst hatte:

Im Kampf hat er [=Sargon, der hier in der dritten Person von sich redet] Uruk besiegt, die Stadt erobert. Lugalzaggesi, den König von Uruk, hat er im Kampf gefangen genommen, ihn in einem Holzblock zum Tore des Enlil (-Tempels) geführt.

Sargon und Nisaba, Lugal-Zagesis Frau

So wurde also Lugal-Zagesi hingerichtet, und Sargon nahm dessen Frau Nisaba zur Frau. Man ging davon aus, dass sich damit der Fluch eines Priesters Urukagina erfüllte, nachdem Lugal-Zagesi die Stadt Lagash verwüstet hatte:

Dieses Vergehen, was Lugal-Zagesi, der En-Si von Umma, begangen hat, möge seine Göttin Nisaba auf ihrem Nacken tragen.

(Zu Nisaba als Nin-Saba oder Königin von Saba mehr unten zu Sargon und den Frauen.)

Sargon von Akkad (Seitenansicht)
Sargon von Akkad (Quelle: Wikipedia)
Sargon-Gilgamesh, Auge fototechnisch wiederhergestellt

Bronzekopf von Sargon von Akkad, Seitenansicht [3]

Sargon mit (schon zu historischer Zeit) zerstörtem Auge [3]

Sargons Auge fototechnisch wiederhergestellt

Sargon von Akkad – Facts and Fictions

Zusammenfassend ergeben sich diese Fixpunkte aus Sargons Leben:

Sargons Aufstieg vom Findelkind zum König

  • Ein Findelkind von ausserehelicher Geburt: Sargons Mutter war eine verstossene Priesterin, sein Vater ein Wilder aus den Bergen. Als Neugeborenes wurde Sargon in einem Körbchen aus Schilf im Euphrat ausgesetzt.
  • Als Gärtnergehilfe: Der Gärtner des Königs von Kish fand das Neugeborene im Fluss, holte ihn heraus und zog ihn auf. Damit gehörte Sargon zunächst zur Unterschicht (den Rechiten).
  • Aufstieg zum Mundschenk: Nach der sumerischen Königsliste wie auch nach der akkadischen Sargon-Legende war Sargon, bevor er selbst König wurde, Mundschenk des Königs Ur-Zababa von Kish, einer der sumerischen Stadtstaaten.
  • Die Gunst der Göttin: Ur-Zababas Frau, Schwester oder Tochter? Dieser “Göttin” verdankt Sargon seinen Aufstieg zum Mundschenk und später zum König von Kish. (S. auch unten zu Sargon und die Göttin/Frauen).

Sargons Weg zum Herrscher über das ganze Zweistromland

  • Sieg über Lugal-Zagesi von Uruk: Um 2334 v. Chr. besiegte Sargon Lugal-Zagisi von Uruk, der zu diesem Zeitpunkt bereits die Oberherrschaft über mehrere sumerische Stadtstaaten innehatte und auch den Titel “Hirte” trug. Er liess ihn danach in einem Holzblock zum Tor des Enlil-Tempels führen und hinrichten (zu Enlil s. Der Gott der Luft – eroberungswütige Männlichkeit). (Zum Namen: Lugal = König; Za = Shah = Herrscher?; über … die lebendige Materie? Ge = ?; Si/Zi = Leben?)
  • Zagesis Frau Nisaba – die Königin von Saba? Sargon nahm Zagesis Frau als Beute oder Eroberung, womit sich der Fluch eines Priesters über Lugal-Zagesi und seine Frau erfüllte (s. u. Sargon und die Göttin/Frauen).

Herrschaftsanspruch vom oberen bis zum unteren Meer

  • Einsetzung von loyalen Statthaltern (Gouverneuren): Gemäss dem Zeugnis der Inschriften soll Sargon „vom oberen Meer zum unteren Meer“ Verwandte oder Vertrauensleute aus Akkad eingesetzt haben, um auch auf diese Weise ältere Herrschaftsstrukturen zu zerschlagen.
  • Errichtung einer zentralen Verwaltung in Akkad. Von da unternahm Sargon eher Beutezüge als Eroberungen ins Gebiet des mittleren Euphrats (Mari) oder nach Syrien (Ebla). Eine dauerhafte Herrschaft errichtete er dort nicht.
  • Import von Gütern aus fernen Ländern, zum Beispiel Meluha (Indien) nach Akkad, um daraus auch eine wichtige Hafenstadt zu machen.

Sargons Familie

  • Sargons Mutter, die Verstossene (Priesterin-Königin): War sie verstossen oder wäre sie verstossen worden, wenn sie das Kind behalten hätte? Sargon war gemäss der Überlieferung in der “Safran-Stadt” geboren, was symbolhaft für einen Ort der Abtreibungen stehen kann (s.o.).  Als Priesterin der Göttin der Liebe war sie wahrscheinlich unwillentlich schwanger und hatte darum das Kind auf dem Fluss ausgesetzt.
  • “Ishtar-Inanna”, königliche Schwester des Ur-Zababa und Hohepriesterin (“heilige Inanna”)? Sie gewann Sargon bei Gärtnerarbeiten wahrhaft lieb … Wie ist das zu verstehen? War er ihr Geliebter oder nicht eher ihr (geheimer) Sohn und damit rechtmässiger Anwärter auf Ur-Zababas Thron? (S. o. im Klapptext zu “Ein Fluss aus Blut”.)
  • Sargons Frau Tashlultum: Nisaba? Tashlultum soll «ich nahm dich zur Beute» bedeuten (was gemäss den Silben wenig Sinn macht, s. o. Klapptext zu Nisaba und unten). So war sie nach einer Legende zuerst die Gemahlin von Lugal-Zagesi, der von Sargon besiegt und hingerichtet worden war.
  • Zwei Söhne, Rimush und Manishtushu und ein Enkel führten Sargons Herrschaft zur Dynastie weiter.
  • Encheduanna, Sargons Tochter, Gelehrte und geistige Dichterin (Wiki). Der Name klingt nach einer Synthese von “Enkidu und Inanna”. Sie war also mit anderen Worten “die Tochter des Wilden und der Göttin”. Enkiduanna war eine schriftkundige Gelehrte und die erste grosse Dichterin.

Sargon, der Liebling der Göttin und die Frauen

Sargons Mutter, Priesterin-Königin – wer war sie?

Sargon kam in der “Safran-Stadt” zur Welt, was wahrscheinlich symbolhaft für einen Ort der Abtreibungen steht, wie zum Beispiel eine Tempelanlage der Göttin der Liebe? Denn es wird wohl immer wieder einmal der Fall gewesen sein, dass eine Priesterin der Göttin unwillentlich schwanger und darum verstossen wurde. Sargons Mutter war eine Verstossene oder wäre möglicherweise verstossen worden, hätte sie das Kind behalten. Vielleicht war sie aber noch viel mehr, nämlich …

Die “heilige Inanna” – königliche Schwester des Ur-Zababa und Hohepriesterin?

So sprach Ur-Zababa selbst von seiner “königlichen Schwester, der heiligen Inanna”. Sie soll Männer, namentlich Ur-Zababa und allenfalls auch Sargon in einem Fluss aus Blut ertränkt haben? Dies kann in dem Zusammenhang so erklärt werden, dass in der Stadt Kish eine üble Geschlechtskrankheit (Tripper eben, s.o.). grassierte, und zwar vor allem unter jenen, die den Tempel der Göttin der Liebe frequentierten …

Inanna/Ishtar – Geliebte oder …

Als erstes gilt festzuhalten, dass Inanna und Ishtar identisch sind (als der sumerische beziehungsweise der babylonische Name der Göttin der Liebe). Ishtar gewann also gemäss der Legende Sargon bei Gärtnerarbeiten wahrhaft lieb und Inanna verhalf ihm zum Aufstieg und rettete ihn vor Mordanschlägen … Wie ist das zu verstehen? Aufgrund dessen, was nachher folgt (nämlich, dass Sargon Ur-Zababa als König von Kish ablöst), würde die Vermutung naheliegen, dass Sargon mit der Tochter oder Frau des Königs ein Liebesverhältnis hatte … Aber vielleicht war es ja ganz anders. Vielleicht war sie …

… Sargons Mutter?!

Mutterliebe wäre ebenfalls eine Erklärung für diese “wahrhaftige” Liebe der “Göttin”. Vielleicht war Sargon der Sohn (des Gärtners mit) der Schwester(-Frau) des Königs und als solcher der rechtmässige Anwärter auf Ur-Zababas Thron? (S. auch Parzival oder Ägypten und der Weg aus der Knechtschaft.)
Für diese Annahme spricht, dass Sargon eben nicht (wie Ur-Zababa) an Tripper erkrankte (s. Klapptext oben). So dachte Ur-Zababa zwar zunächst, dass seine Frau (und Schwester) sich an dem Gärtnerjungen vergangen hätte, als er ihre Liebe sah. Doch da Sargon nicht von der Geschlechtskrankheit angesteckt worden war, dämmerte ihm eine andere Möglichkeit (dass also seine Frau ein uneheliches Kind ausgetragen hatte). Er sprach jedoch mit niemandem darüber, sondern versuchte vielmehr, Sargon auf unterschiedliche Weise umzubringen, was von der Mutter(-Göttin) erfolgreich vereitelt wurde.

Sargons Frau Tashlultum – Nisaba und Ex-Frau des Zagesi

Tashlultum soll anscheinend «ich nahm dich zur Beute» bedeuten (was gemäss den Silben wenig Sinn macht, s. u.). So war sie denn nach einer Legende zuerst die Gemahlin von Lugal-Zagesi, der von Sargon besiegt und hingerichtet worden war.

Silbenrätsel Tash-Lul-Tum: die unterworfene Göttin

Silbendeutung des Namens Tashlultum

Der Name Tashlultum ist auch mit Ashlultum wiedergegeben. Die Bedeutung «ich nahm dich zur Beute» ergibt sich wohl weniger aufgrund der Silben als vielmehr durch den Hintergrund dieser Ehe Sargons, indem er die Frau seines besiegten Feindes Lugal-Zagesi zu seiner Frau machte.

Zu den Silben:

ASH ist eine andere Bezeichnung für die ägyptische Göttin der Liebe, auch Ashet. Dabei ist das T eine ägyptische weibliche Endung. Bei (T)ASH ist diese Silbe jedoch umgekehrt, das kann als das Gegenteil von “Göttin der Liebe” gelesen werden: eine (zur Liebe) Unterworfene.  LUL als Abkürzung von Lugal bedeutet König (wie auch in Lugal Zagesi = König Zagesi). Und zuletzt die Silbe Tum = Dum = Sohn (wie in babylonisch “Tammuz” für sumerisch “Dumuzi” = Sohn des Lebens, s. in Inanna und der Hirte Dumuzi, Episode 9).
Die Bedeutung des Namens ist demnach eher «Die Göttin, die unterworfen wurde (T-ASH) und dem König (LUL – Lugal) einen Sohn (TUM/Dum) gebar.».

Sargon und Nisaba – Salomon und die Königin von Saba und ein Silbenrätsel

Handelt es sich bei Nisaba um die Königin von Saba aus der Bibel?

Dies würde zur Hypothese passen, dass es sich bei Sargon um ein Modell für den späteren Salomon handelt. Nisaba, die Frau des von Sargon besiegten Lugal-Zagesi, König von Uruk, wurde jedoch Sargons Frau, ganz anders als die als «Königin von Saba» in der Bibel, die eine selbstständige Königin gleich einer Göttin war (1 Kö 10,1 ff. im Bibelserver).

Silbenrätsel zur Namensbedeutung:

Die Silbe NI/NIN bedeutet Göttin. Möglicherweise wurde auch NinShubur (Göttin des Landes Ur) aus der sumerischen Mythologie (Episode 7) akkadisch-babylonisch zu Nin-Shaba – Nin-Shaua … und daraus wurde (ohne NIN) hebräisch Chawwa für Eva, was “Mutter” bedeutet – also doch eine “Göttin” …

Enheduanna, Sargons Tochter: Gelehrte und Dichterin

Die letzte Frau, die in Sargons Leben eine bedeutende Rolle spielte, war seine eigene Tochter. Der Name Enheduanna – Encheduanna oder “Enkiduanna” klingt nach einer Synthese von “Enkidu und Inanna” – mit anderen Worten also: “die Tochter des Wilden (Enkidu) und der Göttin (Inanna)”? Dies passt, indem Sargon sich selbst wiederum als Wilden und seine Frau Nisaba als Göttin bezeichnet. Enkiduanna half ihrem Vater bei seinen Verwaltungsaufgaben und schrieb auch spirituelle Texte wie Hymnen auf die Göttin Inanna.

Der göttliche Sargon als Modell für Gilgamesh?

Enkidu – der wilde Teil von König Gilgamesh

Dass bereits im Zusammenhang mit Sargon der Name “Enkidu” erscheint, ist nicht weiter erstaunlich, denn es bedeutet nichts anderes als “Sohn (DUM) des EnKi”, des Gottes (EN) der Erde (KI). Enki kommt schon in der sumerischen Überlieferung als Gott der Weisheit, durchaus auch mit schamanischen Kräften, vor. Im babylonischen Gilgamesh-Epos spielt Enkidu eine überaus wichtige Rolle, indem er den “besten Freund” des Königs darstellt und auch seine wilde, triebhafte Seite symbolisiert. Dies mag als weiterer Hinweis darauf gelten, dass das Epos Sargon als Modell für den König Gilgamesh verwendete (s. auch Einführung ins babylonische Gilgamesh-Epos).

Die Göttin als Hure im Gilgamesh-Epos

Zudem beschimpft laut dem Epos Gilgamesh die Göttin der Liebe als eine Hure, die unter vielen anderen auch den Gärtner verführt hätte (in Verkennung der verschiedenen Namen und Funktionen desselben Königs in der sumerischen Überlieferung; s. Ishtar als Hure).

Die Sargon-Legende: grosse Archetypen

So stehen mit Sargon auch grosse Archetypen im Raum, welche mit den grossen Geschichten im Gebiet des fruchtbaren Halbmonds kursierten. Zu diesen gehören die Legende um seine Herkunft und Geburt, der Auserwählte ausgesetzt im Schilfkörbchen im Fluss, die Liebe der Göttin und ihre Hilfe, welche Sargon zu einem unüberwindbaren Sieger machten. Ob er jedoch so skrupellos war wie Gilgamesh, ist aufgrund der noch erhaltenen Quellen nicht mit Sicherheit zu sagen.

Links:

Wikipedia zu Sargon von Akkad

Wikipedia zu Ur-Zababa und zu Lugal-Zagesi

[A] Quellen zur Sargon-Legende:
https://www.sumerianorigins.com/post/the-legend-of-sargon-of-akkad;
https://www.worldhistory.org/article/746/the-legend-of-sargon-of-akkad/; https://etcsl.orinst.ox.ac.uk/section2/tr214.htm 
http://altorientale-mythologie.blogspot.com/2019/04/sargon-und-ur-zababa.html
https://etcsl.orinst.ox.ac.uk/cgi-bin/etcsl.cgi?text=t.2.1.4#

Abbildungen:

Quelle sämtlicher Illustrationen in diesem Beitrag: Wikipedia-Beitrag (englisch) zu Sargon of Akkad

[1] Titelbild aus: “The Legend of Sargon (The Goddess Ishtar Appears to Sargon, the Gardener’s Lad)” By the contempoarary artist, Edwin J. Prittie”, The story of the greatest nations: 1913 (1910s):  Ellis, Edward Sylvester, 1840-1916 Horne, Charles F. (Charles Francis), 1870-1942

[2] Tontafel in Keilschrift über Sargons Geburt: 2. Jahrtausend v. Chr., 6,2 x 7,2 cm, Louvre

[3] Bronzekopf Sargons: By Unknown author – Mallowan (1936) “The Bronze Head of the Akkadian Period From Nineveh”, Iraq Vol. 3(1) pp. 104–110, Public Domain


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