Das glückliche Ende: Der Prinz und die Hochzeit
Ohnmacht und Trauer: Tiefe Unbewusstheit aus Negativität
Liliana war traurig und niedergeschlagen. Sie trug die schönen Gewänder, welche ihr bereitgelegt wurden und liess sich frisieren.
Wieder hatte die Königin einen Bewerber eingeladen. Er verehrte Liliana. Er war kultiviert und intelligent, ja er brachte Liliana sogar zum Lachen!
Dies machte ihm Mut. Eines Tages kniete er vor ihr nieder und sagte:
– Ich will, dass ihr meine Königin werdet! Ihr seid so schön und so edel. Wenn ich euch doch bloss glücklich machen könnte …!
Aber Liliana lächelte traurig und blieb unnahbar. Die Königin begann jedoch, die Hochzeit vorzubereiten.
Auferstehung (der innere Held/Prinz: Aufstehen für die Liebe)
Liliana konnte jedoch Johan nicht vergessen. Ihr wurde klar: Sie musste ihn nochmals sehen! Sie musste wissen ….
Am nächsten Morgen wurde Liliana von einem Sonnenstrahl auf ihrem Gesicht geweckt. Auf dem Fenstersims sass eine Taube und gurrte. Sie blickte aus dem Fenster in den blühenden Garten hinab und sah den Schlossbrunnen glitzern, umsäumt von den schönsten Blumen.
– Ich muss hinausgehen! sagte sie sich: Das wird mir guttun!, sagte sie sich.
Als sie ihren Kleiderschrank öffnete, entdeckte sie in der hintersten Ecke ihre alten Hosen und das Hemd. Schnell streifte sie sie über. Denn verliess sie ihr Zimmer und gelangte über den Dienstbotengang ins Freie. Sie eilte zum Pferdestall, wo Diamant sie freudig schnaubend begrüsste. Schnell streifte sie ihm das Zaumzeug über, das an einem Haken hing. Den Sattel wollte sie nicht holen, denn sie wollte niemandem begegnen. Sie führte Diamant hinaus, schwang sich auf seinen Rücken und ritt langsam zum Tor. Als sie draussen war, versetzte sie Diamant in Galopp und sprengte über die Ebene.
Das Zwergenhäuschen im Wald
Erst im Wald verlangsamte sie das Tempo. – Die Hütte … ob sie sie wiederfinden würde? Sie liess die Zügel los in der Hoffnung, dass Diamant sie führen würde. Tatsächlich! Es dauerte nicht lange, da erblickte sie das Häuschen zwischen den Bäumen. Sie führte Diamant hinter das Häuschen. Dort befand sich ein kleiner Teich, auf welchem Seerosen blühten. Sie stieg ab und setzte sich ins weiche Gras. Diamant entfernte sich grasend. Doch plötzlich schnaubte er.
Der Prinz
Da hörte sie Pferdehufe. Durch die Bäume sah sie einen edlen Ritter nahen. Er trug glänzende Gewänder, einen roten Umhang und sass auf einem weissen Pferd. Sie wollte sich verstecken, doch Diamant wieherte. Sie blickte an sich hinab – die alten Hosen, das viel zu weite Hemd …
Schon stand der Ritter vor ihr:
– Liliana!
Lilianas Herz machte einen Sprung.
ER war es! Es war Johan!
Das Stolpern
Liliana erzählte von den Machenschaften der Königin und sagte aufgebracht:
– … und dann zeigte sie mir die Kette, die ich dir geschenkt hatte und sagte, du hättest mit ihr geschlafen!
Johan erbleichte:
– Diese Hexe!, rief er aus, dann verfiel er wieder in finsteres, grüblerisches Schweigen. Schliesslich sagte er:
– Ich hatte die Kette verloren! Ich war sehr unglücklich, als ich es merkte. Es war wegen deiner Stiefmutter. Sie kam genau in dem Moment, als ich wegreiten wollte. Sie sagte ein paar giftige Bemerkungen. Ich wollte nicht hinhören, sondern steckte das Kettchen ein und ergriff rasch die Zügel und gab Domino die Sporen. Bei der hastigen Bewegung muss das Kettchen aber aus meinem Wams gerutscht sein. Ich kam sogar einmal zurück, um es zu suchen – erfolglos.
Wieder schwieg er, dann brach aus ihm hervor:
– Niemals hätte ich mit ihr geschlafen! Aber sie! Sie versuchte mehrmals, mich zu verführen! – Was denkst du denn von mir?! Nur über meine Leiche!!! Sie hat dich belogen! Und mehr noch: Als sie merkte, dass sie mich nicht haben kann, wollte sie mich auf dich hetzen …
Die letzten Worte sprach er sehr leise mit gesenktem Kopf aus.
Der Bissen im Hals
Liliana schüttelte verständnislos den Kopf. Sie dachte an ihre letzte Begegnung im Häuschen, als er ihr mitteilte, dass er fortgehen müsse. Schliesslich sagte sie:
– Ich wollte nicht, dass du gehst. Ich wollte, dass du bleibst. Dass wir zusammenbleiben.
Er nickte, schwieg und hielt noch immer seinen Kopf gesenkt. Da wollte sie wissen:
– Wo gingst du denn hin, nachdem du uns verlassen hattest?
In ihrem Herzen bangte sie, dass er eine andere gefunden hätte.
– Ich ging nachhause, antwortete er.
Lilianas Herz sank in den Keller. Er hatte also eine andere! So musste es sein.
Der Sohn des Königs
Aber Johan fuhr fort und erzählte:
– Ich bin der Sohn eines Königs. Aber als mein Vater krank wurde, stellte mir sein hinterhältiger Berater Schlangenzunge nach und wollte mich umbringen lassen. Darum floh ich vom väterlichen Schloss. – Nachdem ich dann von euch weggegangen war, entschied ich, nach Hause zurückzukehren und mich Schlangenzunge zu stellen. Ich fand Vater. Er war sehr schwach, aber er war noch am Leben. Zusammen mit ein paar Leuten, die ihm treu geblieben waren, gelang es mir, Schlangenzunge und seine üblen Machenschaften zu entlarven und ihn fortzujagen. Vater wurde wieder gesund!
Liliana blickte ihn an. Ja, er sah wirklich aus wie ein Prinz! Sie war verwirrt und konnte seinem Blick nicht standhalten. Da kniete Johan vor ihr nieder und sagte:
– Liliana! Immer habe ich an dich gedacht und dich in meinem Herzen getragen! Nun finde ich dich hier! Willst du meine Königin werden?
Nun leuchteten ihre Augen auf, sie strahlte und rief:
– Ich will!
Dabei umarmte sie ihn stürmisch.
Hochzeit
Bald wurde geheiratet, und im Schloss gab es ein grosses Fest, zu dem auch die umliegenden Königreiche eingeladen waren.
Wie gross war Lilianas Freude, als auch ihr Vater zum Fest erschien. Die böse Königin war nicht mit ihm. Sie war an einem Herzversagen gestorben.
Die beiden Reiche wurden zusammengelegt und dem jungen Paar übergeben.
Und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute.